Traumhaft ausgerichteter BRAUTALARM

Dies ist der letzte Film mit Jilly Clayburgh, in dem sie bis zuletzt bewiesen hat, warum sie in Glitzerstadt etwas Besonderes war.

Eine Braut und ihre fünf Jungfern. Da versteckt sich einiges Potenzial, und Annie Mumolo hat sich mit Kristen Wiig vorgenommen, dieses Potenzial freizulegen. Und damit niemand dazwischenquatscht, haben Wiig und Mumolo gleich dazu die Produzentenrollen übernommen. Als Absicherung fungiert dabei der moderne Kalauerkönig Judd Apatow. Wie man auf TV-Regisseur Paul Feig kam, bleibt anfangs etwas unklar, der allerdings übernimmt noch zur Regie den Ausführenden Produzenten. Somit bleiben alle Entscheidungen schön im inneren Kreis. Chick-Flicks nennt man Filme, die auf ein weibliches Publikum zugeschnitten sind. Schmachtfetzen und Beziehungskomödien, eben nichts, was die harte Männerwelt anspricht. „Brautalarm“ ist so ein Chick-Flick, wird aber so manchen männlichen Kinobegleiter verblüfft vor der Leinwand sitzen lassen.

2011 könnte das Jahr der Raunchy Comedys werden. Raunchy übersetzt man am besten mit ‚vulgär‘, oder auch mit ‚anzüglich‘. Im Gegensatz zu den ‚American Pie’s, oder den unermüdlichen ‚Road Trips‘, ist ein ordentlicher ‚Hangover‘ und ein ‚Bad Teacher‘ ganz klar auf ein Publikum zugeschnitten, das normalerweise aus dem Raster der demografischen Zielgruppe fällt. Und die Brautjungfern setzen noch eines drauf. Nicht nur das sie den Film für ein erwachsenes Publikum ausrichten, sie sprechen explizit Frauen an, die in diesem Subgenre schon immer zu kurz kamen.

2011 könnte das Jahr der Raunchy Comedys werden. Raunchy übersetzt man am besten mit „vulgär“ oder auch mit „anzüglich“. Im Gegensatz zu den ‚American Pie’s oder den unermüdlichen „Road Trips“ sind ein ordentlicher „Hangover“ und ein „Bad Teacher“ ganz klar auf ein Publikum zugeschnitten, das normalerweise aus dem Raster der demografischen Zielgruppe fällt. Und die Brautjungfern setzen noch eines drauf. Nicht nur, dass sie den Film auf ein erwachsenes Publikum ausrichten, sie sprechen explizit Frauen an, die in diesem Subgenre schon immer zu kurz kamen.

Derber, anzüglicher Humor auf hohem Niveau beginnt, als Whitney ihre beste Freundin Annie zur Trauzeugin kürt. Eine Aufgabe, die nicht nur den Beistand während des Ja-Wortes voraussetzt, sondern sämtliche Aktivitäten im Vorfeld einer Trauung und das Ausrichten der Hochzeit beinhaltet. Für Annie etwas problematisch, weil sie im Augenblick ihr eigenes Leben in Ordnung bringen müsste und zudem über keine finanziellen Reserven verfügt. So verliert sie manchmal nicht nur das eigentliche Ziel aus den Augen, sondern bringt mit schäbigen Improvisationen immer wieder die gesamte Brautschar in Bedrängnis.

Einen Furz- und Scheißfilm betitelten Kritiker diese rundherum gelungene Komödie im Vorfeld und wurden enttäuscht. Die in Werbung und Trailer viel zu oft zitierte Szene in einem Laden für Brautkleider ist exzellent inszeniert und hervorragend ausgespielt. Und, wer hätte das gedacht, sie passt perfekt in den Kontext der gesamten Geschichte. Jawohl, es gibt diese eine Szene, in der gerülpst, gepupst, und heftig fäkalisiert wird, doch die gesamte Szene ist stimmig und dominiert zu keinem Zeitpunkt den Film. Doch wo sind Kritiker, wenn es darum geht, Fehler einzugestehen?

Aber „Bridesmaids“ ist nicht einfach nur offensiv vulgär, sondern erzählt seine Geschichte auch mit sehr viel Gefühl und durchaus auch Tiefgang. Schon die Einstiegssequenz ist die komischste Sex-Szene in Jahren, aber nur, weil sie so echt und ehrlich ist. Und das ist ein Merkmal, das der Film konsequent beibehält, ohne Schwächen oder Durchhänger zu zeigen. Er ist ehrlich zum Zuschauer und geht gleichermaßen mit seinen Figuren um. Keine übertriebenen Comic-Gestalten, sondern echte Charaktere. Und egal ob derb oder feinsinnig, ob abgefahren oder nachdenklich, viele dieser Szenarien haben die meisten Zuschauer genau so schon erlebt.

Dieser Chick-Flick ist nicht nur brüllend komisch und ohne Übertreibung die bisher beste Komödie in diesem Jahr, sondern wird sein männliches Publikum ebenso begeistern. Und das gelingt gerade bei Komödien sehr selten. Diese hemmungslose Mädchenbande hat es in sich, denn der Film ist keine reine Schenkelklopfer-Abfolge, sondern ein stimmig inszeniertes Ganzes, in dem Rhythmus und Ton perfekt gehalten werden. Spätestens nach der Vorstellung wird die Wahl von Paul Feig als Regisseur ganz deutlich. Davon hat Kristen Wiig ganz besonders profitiert, die ihr Talent als Darstellerin und gleichzeitige Autorin weiter ausgebaut hat. Laut, anrüchig, obszön, schmerzfrei und trotzdem Tiefgang? Geht jetzt auch für Frauen, von Frauen. Und das perfekt.

Darstellerinnen: Kristen Wiig, Maya Rudolph, Rose Byrne, Chris O’Dowd, Ellie Kemper, Wendi McLendon-Covey, Melissa McCarthy, Matt Lucas, Jon Hamm und Jill Clayburgh
Regie: Paul Feig – Drehbuch: Annie Mumolo, Kristen Wiig – Kamera: Robert D. Yeoman – Bildschnitt: William Kerr, Michael L. Sale – Musik: Michael Andrews
USA / 2011 – zirka 120 Minuten

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