COLOMBIANA ist eine schwache Züchtung

Cataleya = Cattleya ist eine Orchideengattung, die in Südamerika heimisch ist. Sie wurde nach dem britischen Orchideengärtner William Cattley benannt und umfasst circa 45 Arten, die epiphytisch (baumbewohnend) oder lithophytisch (felsbewohnend) wachsen. Wikipedia

Wenn auf einer Verpackung Luc Besson steht, dann bekommt man auch 100% Besson. Ob als Regisseur, Autor oder Produzent. Und mit dem Konzept von „Colombiana“ könnte man auf dieser Packung noch den Schriftzug erwarten: Jetzt mit 25% mehr Inhalt. Aber das wäre etwas zu hoch gegriffen, denn Inhalt war für Besson vielleicht noch bei „La Grande Blue“ von Bedeutung. Heute ist es stilistischer Overkill, der mit „Fifth Element“ zum Glück nur kurzfristig über das Ziel hinausschoss. Von Nikita über Mathilda und Johanna von Orleans bis Adele Blanc-Sec hat Besson immer wieder das Wesen der starken Frau propagiert. Was könnte da schon bei „Colombiana“ schiefgehen, die zudem noch von einer atemberaubend anzusehenden Zoe Saldana verkörpert wird?

Mit neun Jahren muss Cataleya ansehen, wie ihre Eltern von den Killern eines kolumbianischen Drogenkartells niedergemetzelt werden. Da Cataleyas Vater selbst groß in dem unbarmherzigen Geschäft mitspielte, hat das kleine Mädchen beste Verbindungen, um für die nächsten Jahre sicher unterzutauchen. Es kommt, was kommen muss, kein bisschen mehr, kein bisschen weniger. „Colombiana“ ist ein Rachethriller in reinster Form, ohne Schnörkel, ohne Hintersinn. Tatsächlich stockt das Tempo des Films nur, wenn Regisseur Megaton versucht, der erwachsenen Cataleya ein bisschen Liebesglück zukommen zu lassen. Besson schrieb diese Szenen, um aus ihrem Zusammenhang heraus eine zu erwartende Standardsituation zu schaffen. Letztendlich ist es genau diese Situation, die sofort als extrem konstruiert heraussticht.

Selbstverständlich entpuppt sich das gesamte Konstrukt als Anordnung von lose zusammengewürfelten Versatzstücken. Doch „Colombiana“ hat ein sehr ansehnliches Tempo, das es versteht, den Zuschauer an die Hand zu nehmen, die man dann nicht loslassen möchte. Camille Delamarre hat schon „Transporter 3“ im Schnitt zu einer Orgie von Geschwindigkeit geschnitten. „Colombiana“ ist in der Schnittrate deutlich zurückgenommen, bestimmt aber Tempo und Stimmung der Szenen. An einigen Stellen rettet der Schnitt auch Olivier Megatons manchmal nicht so straffen Inszenierungsstil. Bestimmend für das einnehmende Wesen, zu dem sich der Film entwickelt, ist eindeutig Camille Delamarres Schnitt.

Olivier Megaton inszeniert für einen Film dieser Größenordnung extrem routiniert. Das ist keine positiv gemeinte Aussage. Er versteht es nicht, mit Talenten wie Saldana oder Cliff Curtis weitere Ebenen zu öffnen. So schön und kurzweilig der Film dann auch anzusehen ist, bleibt er bedeutungslos und ohne bleibenden Eindruck. Natürlich füllt Zoe Saldana ihre Rolle zur größten Zufriedenheit des Publikums aus, aber ihre Rolle, genau wie die Umsetzung der gesamte Geschichte, erschöpft sich in einer längst bekannten Aneinanderreihung von Versatzstücken.

Eine Frau mit Waffen, die dunkle Haut zart glänzend überzogen mit Schweiß, da werden Männerträume wahr. Noch dazu ihre Zurschaustellung von körperlicher Beweglichkeit, die sehr verletzend sein kann, da bekommt man was für sein Geld. Leider ist dann da auch nicht mehr. Besson hat uns zusammen mit Megaton eine Parade von Standards vorgesetzt, die man schon besser, aber auch an vielen Stellen wesentlich schlechter aus anderen Filmen in Erinnerung hat. Anspruchsloses Kino, das zu unterhalten versteht. Tatsächlich wären in dieser Verpackung 25% mehr möglich gewesen. Aber zumindest ist reichlich Luc Besson drin, wo auch Besson drauf steht. Das ist schon mal ein Garant, um nicht enttäuscht zu werden. Oder vielleicht doch ein klein wenig Enttäuschung? Andere Regisseure und Autoren entwickeln sich doch auch weiter.


Darsteller: Zoe Saldana, Jordi Molla, Lennie James, Amandla Stenberg, Michael Vartan, Cliff Curtis, Beto Benites, Jesse Borrego, Graham McTavish u.a.
Regie: Olivier Megaton – Drehbuch: Luc Besson, Robert Mark Kamen – Kamera: Romain Lacourbas – Bildschnitt: Camille Delamarre –  Musik: Nathaniel Mechaly – Produktionsdesign: Patrick Durand
Frankreich / 2011 – zirka 107 Minuten

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