Harte Landung für FINAL DESTINATION 5

Nach dem dritten Teil ist Schluss. Zu viele Probleme mit dem Drehbuch. Nachdrehs, die viel Zeit und Kraft raubten. Verschobene Starttermine. Und dann konnte nicht einmal in dem angedachten 3-D gedreht werden. Und was macht sich besser, als bei einem dritten Teil das große D hinter die Zahl zu setzen? Aber man soll doch Schluss machen, wenn es am Schönsten ist. Und die Produktion von „Final Destination 3“ war alles andere als schön. Dann kam Teil 4. Man setzte einen Artikel vor den Titel, um zu signalisieren, DAS ist nun „The Final Destination“, und drehte tatsächlich in 3-D. Schon hatte man eine hübsche Ausrede für Teil 5, weil man ja aufhören sollte, wenn es am Schönsten ist, und die Kritiker bezeichneten Teil 4 als groben Unfug, der nichts taugt. Und kaum hat man sich versehen, ist er auch schon da. „Final Destination 5“, wieder blutig, wieder bizarr, und wieder in fantastischem 3-D.

In diesem Kapitel springen die acht Kandidaten in der Vorahnung von der Brücke und anschließend dem Teufel von der Schippe. Da birst der Asphalt, reißen die Spannseile, brechen die Knochen, es verdrehen sich die Brückenpfeiler und Eisenstangen bohren sich in Körper, ein Segelboot tut auch noch mit, es wird gestorben wie nur in dieser Filmreihe gestorben werden kann. Zum vermeintlichen Glück war es nur eine Vorahnung, so kann noch rechtzeitig geflüchtet werden, aber dann kommt Tony Todd und sagt mit sonorer Stimme, dass der Tod es nicht mag, wenn man ihn betrügt.

Ein komplett neues Team vor und hinter der Kamera hat sich hübsche Sachen einfallen lassen, um den anspruchsvollen Splatter-Fan angenehm zu  überraschen. So sind wenigstens die Todessequenzen auf bizarr hohem Niveau. Bei jedem Klingenspringer wird der Zuschauer wunderbar in die Irre geführt. Immer, wenn man glaubt zu wissen, wie der Abschied aussehen wird, schlägt die Inszenierung doch noch einen perfiden Haken. Apropos Haken, solch einer spielt auch eine ekelhafte Rolle. Das Spiel mit List und Täuschung funktioniert sehr gut und ist als geschlossene Sequenzen hervorragend inszeniert. Aber leider hat auch der neue Autor es nicht fertiggebracht, den Figuren wenigstens annähernd vernünftige Dialoge zu schreiben. So scheint die Zeit zwischen den Szenen, wegen denen man gekommen ist, kaum zu vergehen. Und Regieneuling Steven Quale kommt in seiner Inszenierung auch nicht gegen diese Defizite im Drehbuch an. Die Charaktere sind Blaupausen, um die man sich nicht sorgt, geschweige denn, dass man mit ihnen fühlt. Dabei sind es gerade solche Dinge, die einen Horrorfilm aufwerten, beziehungsweise einen guten Horrorfilm ausmachen.

In Teil Nummer vier hat man versucht, die Struktur der bisherigen Serie etwas aufzubrechen, indem man während der Flucht vor dem vorbestimmten Ende eine zweite Sequenz mit Visionen einbaute. Das war ein schöner Einfall mit genialer Wendung. Bei Teil 5 versucht Eric Heisserer, eine Ebene hinzuzufügen, in dem er eine Sequenz mit Psycho-Killer-Elementen füllt. Dieser psychopathische Mörder lutscht nicht nur an jedem nur hinlänglich ausgelutschten Klischee, sondern reißt den Film auch auseinander, weil Regisseur Quale ganz offensichtlich nichts mit dieser Szenenfolge anzufangen wusste. „Final Destination“ ist eben immer nur dann am besten, wenn er einfach nur „Final Destination“ zum Besten gibt, und das sind eben die bizarr schönen Kettenreaktionen von Gevatter Tods Ernte.

Brian Pearsons wunderbare 3-D-Aufnahmen machen einiges wett, was der Film sonst an Unzulänglichkeiten vermiesen könnte. Hier zeigt sich erneut, dass Filme wirklich in 3-D gedreht werden müssen, um eine überzeugende Optik zu erreichen. Und „Final Destination“ ist auch ein Manifest dafür, bei welcher Art von Filmen 3-D letztendlich Sinn macht. Es ist ein reines Spaß-Element, und als solches funktioniert es auch, wenn es sich schon nicht vermeiden lässt, dem Publikum die Brille aufzuzwingen. Ein Nagel, viele Eisenstangen, Laser, Grillspieß, Feuer und Explosionen, Asphaltbrocken und ganze Autos. Da kommt einiges auf den Zuschauer zu, und weil Brian Pearsons seinen Job beherrscht, hat man trotz nervender Polarisationsbrille eine Menge widerwärtiger Freude daran.

Nicholas D'Agosto, Emma Bell, Arlen Escapeta, Miles Fisher v.l.

„Final Destination 5“ ist qualitativ und vom Unterhaltungswert innerhalb der Serie mit seiner eigenen Nummer einzureihen. Er hat aber immer noch genug Potenzial, das man einen unterhaltsamen Kinoabend geboten bekommt. Zudem hat er ein Ende, das wirklich überrascht. Dieses Ende hätte man kommen sehen, wäre geneigter Zuschauer auch aufmerksam genug. Aber sieht man diese Art von Filmen, um auf unwichtige Kleinigkeiten zu achten? Trotzdem wird niemand sagen können, diese überraschende Wendung wäre an den Haaren herbeigezogen. An den Haaren herbeigezogen? Das war bei „Piranha 3-D“, und auch kein sehr schöner Tod. Bei „Final Destination“ hat sich jetzt jedenfalls der Kreis geschlossen, man könnte die Serie beenden. Weil es am Schönsten war? Wohl kaum, darüber entscheidet immer noch die Kasse.

Darsteller: Nicholas D’Agosto, Emma Bell, Miles Fisher, Ellen Wroe, Jaqueline MacInnes Wood, P.J. Byrne, Arlen Escarpeta, David Koechner, Courtney B. Vance und Tony Todd
Regie: Steven Quale – Drehbuch: Eric Heisserer – Kamera: Brian Pearson  – Bildschnitt: Eric Sears – Musik: Brian Tyler
USA / 2011 – zirka 92 Minuten


Die Besprechungen von „Final Destination“ und „The Final Destination“ sind bereits zu den jeweiligen Filmstarts erschienen.

The Final Destination

Die Sache ist kompliziert. Man hat ja schon bei FINAL DESTINATION 3 daran gedacht, dass man diesen in 3-D drehen könnte. Es wäre das alte Spiel in billiger Tradition: die Nummer des Teils mit dem großen D zu verbinden. Wie originell. Aber 3-D ist nun mal teuer und die Technik war auch noch nicht so auf der erforderlichen Höhe. Die Produktion selbst war nur mit Schwierigkeiten behaftet, welche die Arbeiten daran über zwei Jahre streckten. Dem eher schlechten Film hätte selbst die neueste 3-D-Technologie nichts geholfen.

Technik und Finanzen sind bei Teil vier keine Probleme mehr, doch FINAL DESTINATION 4 3-D sieht einfach blöd aus und verfehlt wirklich seinen Zweck. Allerdings waren die Produzenten sowieso der Meinung, dass die Serie langsam alles hergegeben hat, was man zeigen kann. Da kommt der Artikel vor dem FINAL DESTINATION gerade recht.

Mit THE FINAL DESTINATION kreierte man einen sehr eigenständigen Titel, konnte auf eine nach Abnutzung klingende 4 verzichten und implizierte, dass dies die finale FINAL DESTINATION sein wird. Wobei letzteres sich noch beweisen muss, es gibt Leute, die hören doch zu gern die Kassen klingeln.

Was gibt es schon viel zu sagen über einen Film, der auf der einen Seite der kürzeste in der Reihe ist, aber mehr Todesszenen als alle anderen zeigt? Man muss sich einfach nur vorstellen, wie man auf keinen Fall zu Tode kommen möchte, und bei FINAL DESTINATION bekommt man es zu sehen. Es ist schon bizarr, was allein bei einem Autorennen alles passieren kann. Doch wenn dann eine Gruppe vorwitziger junger Menschen Gevatter Tod einfach von der Schippe springt, dann ist Schluss mit lustig. Ob Swimmingpool-Pumpe oder Rolltreppe, der mit überhöhter Geschwindigkeit fahrende LKW oder ein kleiner Stein. Gregory Nicotero und Howard Berger von der KNB Efx Group mussten so einige Eimer Innereien über die Sets verteilen.

Auch wenn dieser Film einzig darauf ausgelegt ist, dem Publikum ein schaurig brutales Vergnügen zu bereiten, sind Handlung und Charakterzeichnungen doch gruselig dünn. Natürlich sollte man nicht unbedingt Logik in einem Film ausgerechnet dieser Art erwarten, doch viele Szenen und Dialoge passen schlichtweg nicht zum eigentlichen Konzept, wie der Tod doch noch zu seinen Seelen kommt. Das Buch gibt sich nur Mühe, möglichst schnell von einer Blutspur auf die nächste zu wechseln.

Mit einem der Höhepunkte in einem Multiplex-Kino hingegen haben sich die Macher etwas sehr Originelles ausgedacht und schießen schöne Spitzen gegen Massenstarts und den Hype um 3-D. Und das, während man im Kino sitzt, mit einer Brille auf der Nase. Dabei erweitern sie das Konzept von Vorahnung und dem Tod-Entgehen zu einer weiteren Ebene. Es ist also da, was man beim Rest des Films einfach versäumt hat, nämlich diese Plausibilität innerhalb der comicartigen Überzeichnung.

Während Regisseur Ellis die Action-Sequenzen perfekt inszeniert hat, weiß er mit seinen Figuren nur sehr wenig anzustellen. Die Dialogszenen sind so ausgelegt, dass es den Anschein erweckt, der Regisseur wollte den  Zuschauer zu einer weiteren Figur innerhalb dieses Films werden lassen. Das funktioniert nur bedingt und nützt sich auch sehr schnell ab. Und das, obwohl es ja gar nicht so viele ruhige Momente gibt.

Die 3-D-Photographie ist sehr gelungen und lässt den Zuschauer auch immer wieder die Möglichkeit, die Räumlichkeit zu genießen. In einigen schnelleren Schnittphasen bleibt das Auge oftmals zu träge, um den Effekt richtig wahrzunehmen. Doch das wird ausgeglichen von reichlich spitzem Zeug und knalligem Gedärm, die dem freudig erregten Publikum quasi das Gesichtsfeld verdunkeln. Nur die Jungs am Computer hätten nachsitzen sollen. Viele Animationen, wie zum Beispiel die Explosionen, wirken sehr billig und stechen sofort ins Auge.

Es ist aberwitzig makaber, hoffnungslos überzogen und schaurig brutal. Alles, was man eigentlich nie sehen wollte, hat man jetzt innerhalb von vier Teilen zu Gesicht bekommen. Ob es gerechtfertigt ist, sich vor Vergnügen auf die Schenkel zu klopfen, wenn die Nagelmaschine wieder zuschlägt, können die Sittenwächter bei grünem Tee ausdiskutieren. Viel witziger ist eigentlich, dass dieser Film trotz grandioser Schwächen einfach funktioniert, weil er sein eigentliches Ansinnen zur höchsten Zufriedenheit erfüllt. Und ohne Titel sind es eben nun mal nur 75 Minuten Laufzeit, da hat ja wohl der Tod Vorfahrt.

Darsteller: Bobby Cambo, Shantel Van Santen, Nick Zano, Haley Webb, Mykelti Williamson, Krista Allen, Andrew Fiscella, Justin Welborn u.a.

Regie: David R. Ellis – Drehbuch: Eric Bress  – Kamera: Glen MacPherson  – Bildschnitt: Mark Stevens – Musik: Brian Tyler – Produktionsdesign: Jaymes Hinkle

USA / 2009 – circa 82 Minuten

 

Final Destination 3

Gevatter Tod hat wieder mächtig Ärger mit einer Bande von uneinsichtigen Teenagern. In diesem dritten Aufguss der absurden Maschinerie von möglichst originellen, perversen Tötungsarten haben sich wieder die Urväter James Wong und Glen Morgan zusammengetan. Aber diesem Projekt, das bereits 2003 seinen Produktionsanfang nahm, war keine glückliche Geburt beschienen, was man letztlich dem Endresultat anmerkt.

Der spektakuläre Aufmacher mit der Achterbahn ist ein Szenario, welches erst nach einer unbefriedigenden Fertigstellung des Filmes hinzugefügt wurde. Durch eine Vorahnung verlassen einige Teenager dieses Höllengefährt noch vor dem Start, welches schließlich mit fatalen Folgen entgleist. Durch diese Vorahnung rutschen dem Tod aber einige Seelen an der Sense vorbei. Dieser gibt keine Ruhe, bis bei allen vorher angedachten Lebensuhren der Sand durch das Glas geronnen ist. Sonnenbänke, Fitnessgeräte, eine elektrische Nagelmaschine (das Werkzeug!), ein Hinweisschild und ein PKW-Motor, Wong und Morgan haben sich einiges einfallen lassen, um blutdürstige Jungzuschauer zu erfreuen.

Auch wenn Handlung und Plausibilität bei dieser Art von Filmen wirklich keine tragende Rolle spielen, verliert sich diese Ansammlung von Splatter-Momenten in nicht durchdachter Aneinanderreihung bloßer Showeffekte. Die Darsteller dürfen das, was schon immer das große Manko bei Filmen wie diesem war, nämlich nichts. Die Reaktionen und Gegenmaßnahmen auf jeden neuen Erfolg von Herrn Tod sind haarsträubend und lächerlich. Nicht, dass man grundsätzlich viel erwarten dürfte, aber da haben sich die Macher von Teil zwei wesentlich originellere und realere Überbrückungsszenarien ins Drehbuch geschrieben. Jener originellere und weit bessere zweite Teil wird hier weitgehend ignoriert, da Wong und Morgan nicht involviert waren.

Wo auf der einen Seite eine wunderbare Hommage an den verstorbenen Robert Wise versteckt ist, entgleist an anderer Stelle die Geschmacksgrenze in Bezug auf den elften September vollkommen. Bereits 2004 waren die Dreharbeiten offiziell beendet, Neubesetzungen und Nachdrehs in der Post-Produktion verschoben die Endfertigung allerdings bis Herbst 2005. Ob es ‚Final Destination 3’ besser gemacht hat, ist schwer zu sagen. Empfehlenswerter ist er dadurch nicht geworden.

Wo auf der einen Seite eine wunderbare Hommage an den verstorbenen Robert Wise versteckt ist, entgleist an einer Stelle die Geschmacksgrenze in Bezug auf den elften September vollkommen. Bereits 2004 waren die Dreharbeiten offiziell beendet, Neubesetzungen und Nachdrehs in der Post-Produktion verschoben die Endfertigung allerdings bis Herbst 2005. Ob es ‚Final Destination 3’ besser gemacht hat, ist schwer zu sagen. Empfehlenswerter ist er dadurch nicht geworden.

Darsteller: Mary Elizabeth Winstead, Ryan Merriman, Kris Lemche, Texas Battler, Alexz Johnson, Jesse Moss u.a.
Regie: James Wong; Drehbuch: Glen Morgan, James Wong; Kamera: Robert McLachlan; Musik: Shirley Walker; Bildschnitt: Chris Willingham
USA / 2006; circa. 92 Minuten

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