WIE AUSGEWECHSELT wirkt am Ende wie ausgewechselt

Sie sind beste Freunde, und ihre Leben könnten nicht unterschiedlicher sein. Mitch ist der frivole Lebemann, ohne Beziehung, ohne Verpflichtungen und als Schauspieler ohne Job. Dave ist glücklich verheiratet, mit viel Verantwortung, mit zwei sehr einnehmenden Babys und einem fordernden Job. Bei einem ihrer trinkreichen  Männerabenden schütten sie sich ihr Herz aus. Ja, der eine beneidet das Leben des anderen. Und als beide sturzbetrunken in einen öffentlichen Brunnen pinkeln und gleichzeitig rufen, sie wünschten, sie hätten das Leben des anderen, passiert etwas Seltsames. Es ist nicht klar, an welchem Tag Mitch und Dave in den Brunnen pissen, aber wer schon von den unzähligen „Freaky Friday“-Variationen gehört hat, erkennt schnell, dass dies die sehr derbe, sehr erwachsene Version davon werden soll.

Die Seelen beider stecken nun im Körper des jeweils anderen. Und das macht richtig Freude, wenn der krude Humor auf dem Level der Judd-Apatow-Schmiede serviert wird. Da folgt eine zotige Derbheit der anderen, und Fäkalhumor erreicht in seiner Bedeutung einen neuen Höhepunkt. Der brave Ehemann Dave muss sich gegen Mitchs aufdringliche Verehrerinnen erwehren, während der selbst Kind gebliebene Mitch mit gleich zwei Babys überhaupt nichts anfangen kann. Doch wer bei Judd Apatow abschaut, der selbst seine besten Tage hinter sich zu haben scheint, sollte das auch etwas genauer tun. „Wie ausgewechselt“ beginnt wie ein geölter Blitz mit rigoroser Hemmungslosigkeit, wandelt sich dann aber ganz langsam, fast unmerklich in ein schlichtes Rührstück. Der Film bleibt immer noch witzig, vergisst aber mehr und mehr seine Art von speziellem Humor, der einen schließlich ins Kino gelockt hat.

Die technischen Ausführungen sind tadellos auf hohem Niveau und die Darsteller durchweg sympathisch und in ihren Rollen perfekt. So wird „Wie ausgewechselt“ zu einem Filmvergnügen, das nicht enttäuscht und zu keinem Zeitpunkt das Tempo verliert. Doch er bleibt hinter den Erwartungen zurück, wenn er die „Freaky Friday“-Prämisse im vollen Umfang erfüllt und jeden zur Einsicht bringt, wie traumhaft doch das eigene Leben ist. Da spült sich dann der eigene Anspruch selbst weich, wo dieser doch zu Anfang dem Publikum zur Freude mit rüpeliger Indiskretion zu überraschen verstand. So macht der Film viel mehr Schlagzeilen mit den am Computer nachgeformten Nacktheiten für seiner Darstellerinnen, als mit dem, was für die zweite Hälfte an rücksichtslosem Humor noch möglich gewesen wäre.

Darsteller: Jason Bateman, Ryan Reynolds, Leslie Mann, Olivia Wilde, Craig Bierko, Gregory Itzin, Alan Arkin u.a.
Regie: David Dobkin
Drehbuch: Jon Lucas, Scott Moore
Kamera: Eric Edwards
Bildschnitt: Lee Haxall, Greg Hayden
Musik: John Debney
USA / 2011
zirka 112 Minuten

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