CHAOS-DAD ist so gar nicht unser Junge

THAT’S MY BOY

Eine Komödie von und mit Adam Sandler. Das muss man sich erst auf der geistigen Zunge zergehen lassen. Wenn Happy Madison als Produktionsfirma einen Film auf den Markt wirft, ist allseits bekannt, dass Vorsicht angebracht ist. Nun ist es nicht so, dass der CHAOS-DAD im Gegensatz zum Adam-Sandler-Vorläufer JILL & JACK ein ebenso schlechter Film wäre. Aber nur wenn man alle moralischen Bedenken über Bord wirft, kann man dem CHAOS-DAD einige sehr humorige Seiten abgewinnen.

Lässt man sich den Plot einmal durch den Kopf gehen, wird aus dem derben Spaß eine sehr fragwürdige Geschichte. Han Solo ist das biologische Produkt des dreizehnjährigen Schülers Donny und seiner pädophilen Lehrerin McGarricle. Nicht der Han Solo, sondern ein armes Kind, das mit seinem Namen Opfer des infantilen Vaters wird. Am Ende des Films, wenn alle Höhen und Tiefen einer mehr oder weniger gelungenen Komödie überwunden sind, soll man die Prämisse einer sträflichen Beziehung zwischen einer Lehrerin und ihrem Schüler nicht einfach nur vergessen haben, sondern auch noch gutheißen.

Der ungesetzlich gezeugte Han Solo hat seinen Namen auf Todd geändert, ist erfolgreicher Finanzmakler und kurz vor seiner Hochzeit. Mit seiner Volljährigkeit hat er auch schnellstmöglich den Kontakt zu seinem unterentwickelten Vater abgebrochen. Seine Mutter verbringt ihre dreißigjährige Haftstrafe noch immer im Gefängnis. Todd will in die Welt der Reichen und Schönen einheiraten, aber da taucht der mittlerweile zu Adam Sandler mutierte Vater Donny auf, der in Finanznöten steckt. Die altbekannten Verwirrungen gehen hin und her, bis der undankbare, aber vernünftige Sohn seinem alles gebenden, aber unfähigen Vater endlich verzeiht.

Technisch gesehen ist dieser Adam-Sandler-Streifen über alle Zweifel erhaben. Kamera, Schnitt und die etwas eigenwillige Musikauswahl sind makellos und Hollywood angemessener Standard. Sean Anders‘ Regie ist auf den Punkt der Inszenierung, wenngleich 115 Minuten für eine Komödie bekannterweise 15 Minuten zu viel sind. THAT’S MY BOY ist im Sinne einer klassischen Screwball-Komödie entwickelt. Und mit klassisch sind  tatsächlich die alten Vorbilder der 30er- und 40er-Jahre gemeint, wo jede noch so einfache Handlung in ein unrealistisch übertriebenes Durcheinander abdriftet. In diesem Sinne ist THAT’S MY BOY überhaupt nicht zeitgemäß. Die nicht enden wollenden Wellen an vulgären Zoten täuschen sehr leicht darüber hinweg, dass dieser Film in seiner technischen und künstlerischen Umsetzung am Ende doch nur den obligatorischen Ansprüchen gerecht wird. Ja, dieser Film steckt voller geschmacklosem Humor und überraschender Hemmungslosigkeit. Das macht durchaus Laune, keine Frage. Aber zum einen ist Adam Sandler als Darsteller weiterhin im Boot, was dem Film in der Kür einiges an Punkten kostet. Zudem ist die fragwürdige Prämisse einfach zu präsent, als dass man diese nur als störenden Faktor beiseiteschieben könnte.

THAT’S MY BOY ist eine gelungene  Komödie, die aufgrund einer sehr ungelungenen Ausgangssituation funktioniert. Und man muss einfach sagen, dass der nach dem Gesetz definierte Kindesmissbrauch einfach keine Grundlage für eine undifferenzierte Komödie sein kann. Aber Happy-Madison hat den Film produziert, dahinter steckt bekanntlich Adam Sandler, und das ist es mit THAT’S MY SON auch schon. Alles in allem ein Film, der durchweg demonstriert, was er sein könnte, sich aber zu selbstverliebt und selbstüberzeugt gibt, um auch nur ansatzweise über seine Schwächen hinwegtäuschen zu können. Diese Schwächen beinhalten eben auch einen dreizehnjährigen Schüler und seine erwachsene Lehrerin. Eine Beziehung dieser Art mag ein feuchter Jungen-Traum sein, aber keine moralisch vertretbare Ansicht. THAT’S MY BOY versucht jede Art von moralischer Verantwortung zu ignorieren, indem er laufend über die Stränge schlägt. Dabei ist er in seiner Erzählstruktur so herkömmlich, dass der Humor von seicht bis grandios derb gar nicht zum Film passen will. Happy Madison eben, mit Adam Sandler. Genug gesagt.

THAT’S MY BOY

Darsteller: Adam Sandler, Andy Samberg, Leighton Meester, Vanilla Ice, Tony Orlando, Will Forte, Milo Ventimiglia, sowie Eva Amurri Martino, James Caan und Susan Sarandon
Regie: Sean Anders
Drehbuch: David Caspe
Kamera: Brandon Trost
Bildschnitt: Tom Costain
Musik: Rupert Gregson-Williams
Produktionsdesign: Aaron Osborne
USA / 2012
zirka 115 Minuten

Bildquelle:  Columbia Pictures (Amerika) / Sony Pictures Release (Deutschland)
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