KISS THE COACH im Abseits

PLAYING FOR KEEPS – Bundesstart 11.04.2013

Die Vita des sechsmaligen Drehbuchautors Robbie Fox enthält unter anderem eine Komödie mit Pauly Shore. Schon vergessen, wer Pauly Shore war? Oder das unlustige Mike-Myers-Vehikel, von einem Mann, der sich in eine Axt-Mörderin verliebt. Nur zwei Beispiele, die den geneigten Zuschauer aufmerken lassen sollten. Robbie Fox hat KISS THE COACH geschrieben, der im deutschen Titel wieder einmal das Publikum narrt. Die Verkaufspolitik der deutschen Verleiher bestätigt sich wieder einmal als unglaublich. Jetzt lässt sich PLAYING FOR KEEPS schwer als Titel übersetzen, der soviel bedeutet, dass man gewisse Dinge sehr ernst nehmen sollte. Aber mit einem in englisch verfassten deutschen Titel zu kontern, ist einfach unseriös und der kreativen Filmkunst abträglich. Man stelle sich vor GONE WITH THE WIND wäre bei uns unter DIE GROSSE LIEBE IHRES LEBENS veröffentlicht, oder TERMINATOR mit GEFAHR AUS DER ZUKUNFT beworben worden. Aber das führt vom eigentlichen Thema ab, welches Gerard Butler ist, der als abgewrackter Ex-Fußball-Profi  sein Leben neu ordnen muss, um die wirklich wichtigen Dinge ernst zu nehmen.

George war ein Held des britischen Fußballs. Und wie das mit Fußball-Profis ist, vergeigen sie gerne ihr Leben. Mit dem Ausscheiden aus dem Geschäft folgt auch die Scheidung. Zurück bleibt ein desillusionierter Sohn, der von einem Stiefvater erzogen wird. Aber, das ist der eigentliche Freistoß des Films, George ist ein sehr gutaussehender Ex-Fußballer, der von Denise, Barb und Patti stark umworben wird. Dahinter verbergen sich Catherine Zeta-Jones, Uma Thurman und Judy Greer. Aber Georges Ex wird von Jessica Biel dargestellt. Und spätestens da läuten die Emotionssensoren, wenn sich das zur Komödie gekonterte Drama als gefälliges Stück von vielfach verschossenen Klischees präsentiert.

Es ist schon fast etwas ärgerlich, mit wie wenig Ambition dieser Film realisiert wurde. Jedes Ereignis in der Handlung lässt die folgende Szene bereits erahnen. So stolpert Gerard Butler von Standardsituation zu Standardsituation. Da gibt es die frustrierte Ehefrau, das tollpatschige Anhängsel, und die dominante Karrierefrau. Alle hinter dem begehrenswerten George her. Aber da ist auch immer wieder die Ex, die seine Bemühungen um den gemeinsamen Sohn immer mehr zu schätzen weiß. Ganz abgesehen vom kleinen Lewis selbst, ein großartiger Noah Lomax, der sich anfänglich vom Vater enttäuscht zeigt, in ihm aber dann doch den besten Freund findet. Es ist haarsträubend und von Anfang an im Abseits. Die allesamt gut aufgelegte Mannschaftsaufstellung kann nicht wett machen, was die Trainerbank in den Wind geschossen hat. Zum Ärgernis gesellt sich noch der Umgang mit Jessica Biels Film-Angetrauten, gespielt von James Tupper. Es hat schon beim stacheligen Kindermädchen MRS. DOUBTFIRE sehr sauer aufgestoßen, dass der vernünftige, zu keinem Fehltritt zu verführende, und treusorgende Nebenbuhler des Hauptdarstellers, einfach Mal so einen Abschiedstritt verpasst bekommt. Das tut man nicht mit seinen Figuren, erst recht nicht in einem als romantischen Komödie gedachten Film.

Was das Ganze noch abrundet, ist die Mittelmäßigkeit selbst in Kamera und Bildschnitt, die sich ebenfalls in den eigenen Raum zurückziehen, um das Spiel nicht etwas mit einer individuellen Bildsprache zu gefährden. Von der ersten bis letzten Minute ist KISS THE COACH ein uninspirierter Diskurs von romantischer Komödie, wie sie jedes Jahr dutzendfach in die Kinos kommen. Am erstaunlichsten bleibt dabei die Mannschaftsaufstellung, aber mit dieser Taktik sind sie für keine Liga bereit.

Darsteller: Gerard Butler, Noah Lomax, Jessica Biel, Catherine Zeta-Jones, Judy Greer, Uma Thurman, Dennis Quaid, James Tupper u.a.
Regie: Gabriele Muccino
Drehbuch: Robbie Fox
Kamera: Peter Menzies Jr.
Bildschnitt: Padraic McKinley
Musik: Andrea Guerra
Produktionsdesign: Daniel T. Dorrance
USA / 2012
zirka 105 Minuten

Bildquelle: Sony Pictures / Splendid Films
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