DOM HEMINGWAY

DOM HEMINGWAY  – Bundesstart 17.04.2014

Dom-1, Copyright 20th Century Fox of GermanyEr ist Choleriker. Und ein maßloser Egozentriker. Und er ist ein Mann, den Jude Law scheinbar schon immer spielen wollte. Dom Hemingway kommt nach 12 Jahren aus dem Knast. 12 Jahre, weil er nicht gepfiffen hat. Und nach 12 Jahren glaubt Dom, dass die Straßen noch immer ihm gehören. Er ist genau einer jener Charaktere, die Guy Ritchie mit seinen Filmen so populär machte, und zahllose Nachahmer fand. Aber DOM HEMINGWAY ist kein Film von Guy Ritchie, und das tut dem von Richard Shepard geschriebenen und inszenierten Film richtig gut. Anstelle einer überzogenen Schlachtplatte, erwartet den Zuschauer eine skurrile, aber nicht unwitzige Zurschaustellung menschlichen Versagens. Wenn Dom erst einmal anfängt zu reden, dann steigert sich das meist in eine nicht enden wollenden Schimpftirade gegen seinen Gesprächspartner. Das da nicht längst jemand bei ihm den Stecker gezogen hat, ist nur verwunderlich.

Eine wirklich stringente Handlung hat DOM HEMINGWAY nicht. Der Film teilt sich viel mehr in drei ungleiche Teile, die ebenso als einzelne Episoden gesehen werden können. Zuerst will er sich holen, was ihm seit 12 Jahren als Anteil zusteht. Und damit beginnt auch schon Doms Odyssee, wo er wegen seines soziopathischen Verhaltens, an jeder Hürde scheitert. Jude Law spielt ihn fantastisch. Wie er sich immer wieder bewusst wird, dass er selbst für den gerade entstandenen Schaden verantwortlich ist, macht aus dem eigentlichen Kotzbrocken, eine für den Zuschauer sympathische Figur. Die spürbare Freude an diesem Charakter, gibt Law mit einer bravourösen Leistung an sein Publikum weiter. Das Gegenteil von Doms Charakter, ist dessen bester Freund Dickie, der mit lakonischer Ruhe das Schlimmste immer wieder abwenden kann. Es ist sehr schön Richard E. Grant wieder einmal in einer längeren Rolle sehen zu können, für den Dickie auf den Leib geschrieben worden zu sein scheint. Zusammen sind sie ein an Wahnsinn grenzendes Gespann, das einem die wahre Freude am Versagen von Dom beschert. Was weniger mit Schadenfreude zu tun hat, vielmehr will man wissen, wie Dom sich da wieder aufrappeln wird.

Richard Shepard hat seine Film eher langsam inszeniert. Seine Konzentration liegt hauptsächlich auf den von ihm geschriebenen Charakteren, dabei streut er immer wieder haarsträubend skurrile Szenen ein. Die mit dem Autounfall, gehört jetzt schon zu einem der ikonischsten Momente in diesem Kinojahr. Shepard verzichtet dafür auf grobe Gewaltdarstellung und explizite Sexszenen, entblößte Brüste sind kaum zu sehen. Und das bei einem Stoff, wo es sich geradezu aufdrängt. Aber es ist zugunsten von DOM HEMINGWAY, dass Shepard der Versuchung nicht nachgegeben hat. Es reichen schon Jude Laws extreme Dialog-Eskapaden, und die machen viel von dem Spaß aus, der dieser Film im Gesamten macht.

Dom-2, Copyright 20th Century Fox of Germany

Darsteller: Jude Law, Richard E. Grant, Demian Bichir, Emilia Clarke, Kerry Condon, Jumayn Hunter, Madalina Ghenea, Nathan Stewart-Jarrett u.v.a.
Regie & Drehbuch: Richard Shepard
Kamera: Giles Nuttgens
Bildschnitt: Dana Congdon
Musik: Rolfe Kent
Produktionsdesign: Laurence Dorman
Großbritannien / 2013
zirka 93 Minuten

Bildrechte: 20th Century Fox of Germany
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