ZULU

ZULU – Bundesstart 08.05.2014

Die französiche BluRay-Fassung in englischer Sprache und Africaans ist Grundlage dieser Besprechung

Zulu-01, Copyright Studio Hamburg EnterprisesAli Sokhele musste im Kindesalter den grausamen Mord an seinem Vater beobachten, der Opfer konkurrierender Parteien in Südafrika wurde. Jahrzehnte sind vergangen, die Apartheid ist längst Geschichte, und Ali Chefermittler der Mordkommission in Cape Town. Jérôme Salle ist der arme Regisseur, der den hinreißenden, aber wenig beachteten ANTHONY ZIMMER geschrieben und inszeniert hat, dessen Geschichte in der unsäglichen Depp und Jolie Verfilmung THE TOURIST noch einmal gegen jede Vernunft gebürstet wurde. Zwischenzeitlich hat Salle mit zwei LARGO WINCH Filmen sich und dem Publikum einen Gefallen getan. Und vergessen ist das Debakel um den TOURIST, für welches er eigentlich nichts konnte. Und mit ZULU legt er erneut im Thriller-Genre nach, der ebenfalls den Schwerpunkt auf die psychologischen Tiefen seiner Charaktere legt.

Was ZULU sofort als den etwas anderen Thriller ausmacht, ist sein Dreigespann an Ermittlern, wo sonst ein an persönlichen Problemen sorgsam aufeinander abgestimmtes Duo den Buddy-Movie bestimmt. Brian Epkeen ist dabei mit seinem Alkoholproblem und einer schwierigen Trennung der Risikofaktor im Team. Die Drei beginnen in einer Reihe von brutalen Morden zu ermitteln, die scheinbar mit einer neuen Droge in Zusammenhang stehen.  Hier ist es der akkurate und besonnene Dan Fletcher, der den Zuschauer daran erinnern wird, dass in diesem Film alles möglich sein kann. Und als die Ermittler tiefer in das Milieu vor dringen, wird schließlich der stoische Ali von seiner Vergangenheit eingeholt. Die Apartheit mag abgeschafft sein, die Menschen dahinter sind allerdings noch fleißig am Werk.

Mit seinem Kreativ-Team aus LARGO WINCH II, setzt Jérôme Salle auch bei ZULU auf bewährte Partner. Künstlerisch hebt sich ZULU allerdings nicht aus dem Genre hervor, wenngleich Denis Roudens Kamerabilder stets auf das Wesentliche bedacht sind, und mit keinen unnötigen Gimmicks ablenken. Zudem konnte Stan Collet am Schneidetisch glücklicherweise dem Drang widerstehen, mit eigenwilligen Schnittfolgen, das Geschehen voran zu treiben. Dafür sorgt schon Salle mit seiner konzentrierten Regie, die nichts überstürzt, aber auch keinen Leerlauf zulässt. Er gewichtet seine Charakterstudien gleich zu den wenigen aber effizienten Actionszenen und Thriller-Elementen.

Alles in allem ist ZULU ein wirklich solider Krimi und Thriller, der mit gewissen Abstrichen überzeugt. Orlando Bloom als Brian Epkeen ist in seiner abgewrackten Art sicherlich keine neu erfundene Figur, allerdings spielt er diese mit unaufdringlicher Zurückhaltung, die den Zuschauer auch näher an diesen Charakter lässt. Lediglich die Beziehung zu seiner Ex-Frau, und wie sie in die Handlung involviert wird, entspricht einem eigentlich leicht zu umgehenden Klischee, welches nicht notwendig war. Forest Whitaker ist fast schon selbstredend eine Klasse für sich, der mit ganz wenig, so viel transportieren kann. Und für europäische Ohren funktioniert sein steter Wechsel von Englisch zu Africaans ganz hervorragend. Allerdings hängt auch an seinem Charakter ein stilistisch nicht ganz schlüssiges Handlungselement. In einer Rückblende, wird Alis Schicksal vom Anfang aufgelöst, und erklärt dabei seine eigentlichen Motivationen. Diese entscheidende Szene hätte stärker in den Kontext der laufenden Handlung eingewoben werden müssen. In dieser Reihe sollte man allerdings auch Conrad Kemp als Dan Fletcher positiv erwähnen, der einzige Südafrikaner im Trio, der sich immerhin gegen zwei Zuschauerlieblinge durch zu setzen hat. Dies tut er unglaublich elegant, in dem er eben nicht gegen sie anspielt, sondern die korrekte Form seiner Figur als integralen Bestandteil des Trios einbindet.

ZULU im allgemeinen, erfindet weder Krimi, noch Thriller wirklich neu, aber er ist intensiv und schnörkellos inszeniert. Jérôme Salle wusste einfach worauf es ankam und hat seine Gradwanderung zwischen psychologischen Studien und unvorhersehbarem Thriller ganz geschickt ausgewogen. Und hier liegt die eigentliche Größe des Films, weil er sich einfach nicht in die Karten sehen lässt, und erfolgreich, fast, alle Offensichtlichkeiten zu umgehen versteht. Das sich der Film auch noch an tatsächlichen Begebenheiten orientiert, die noch in den 1980er Jahren in Südafrika statt gefunden haben, macht die Geschichte zusätzlich brisant. Denn was zuerst wie ein maßgeschneidertes Handlungselement aussieht, und den Showdown bestimmt, ist auch in Wahrheit eine weiteres bitteres Stück, unter welchem die mehrheitlich schwarze Bevölkerung ebenfalls zu leiden hatte.

Zulu-02, Copyright Studio Hamburg Enterprises

Darsteller: Forest Whitaker, Orlando Bloom, Conrad Kemp, Tanya von Graan, Natasha Loring, Roxanne Prentice, Patrick Lyster, Sven Ruygrok, Kelsey Egan u.v.a.
Regie: Jérôme Salle
Drehbuch: Jérôme Salle, Julien Rappeneau
Kamera: Denis Rouden
Bildschnitt: Stan Collet
Musik: Alexandre Desplat
Produktionsdesign: Laurent Ott
Frankreich – Südafrika / 2013
zirka 110 Minuten

Bildrechte: Studio Hamburg Enterprises
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