CITY OF McFARLAND

McFARLAND, USA – 18.06.2015

McFarland-1, Copyright Walt Disney Studios Motion PicturesDie Besprechung basiert auf der amerikanischen BluRay-Fassung in originaler Sprachfassung.

Eigentlich sollte der Film einfach nur McFARLAND heißen. Aber mit dem Zusatz USA bekommt das Ganze dann doch noch eine zusätzliche, ironische Note. Die Stadt McFarland führt den Spitznamen ‚Obstschüssel von Kalifornien‘, ein großes Anbaugebiet von Obst und Gemüse. Aber wie es sich eben auf solchen Feldern verhält, braucht es Erntehelfer, wo Maschinen nichts ausrichten können, oder zu teuer werden. Und so wird es zur bitteren Ironie, dass in dem 13.000 Seelen Kaff McFarland, USA, 11.000 legale Hispanics und Lations wohnen. Bitter für den Sportlehrer Jim White, der mit seiner Familie gerade angekommen ist, um an der hiesigen High School zu lehren. Denn die verwöhnte weiße Familie hat mit allem gerechnet, aber nicht mit einer ärmlichen Nachbarschaft von Mexikanern, oder Restaurants wo es keine Hamburger gibt. Und das Huhn als Einzugsgeschenk setzt dem Ganzen die Krone auf. Willkommen in McFarland, USA.  

Dies ist eine wahre Geschichte. Zumindest inspiriert, von wahren Ereignissen. Denn wie es sich bei solchen Produktionen immer verhält, muss man die Wahrheit immer etwas biegen, um eine filmreife Dramatik zu erreichen. Bei Jim Whites Geschichte in McFarland, wurden einige Fakten bereinigt und dramatisiert, aber das soll an dieser Stelle kein Thema sein, weil die Veränderungen tatsächlich zum besseren für den Film wirken. Der hitzköpfige Jim überwirft sich schnell mit dem Co-Trainer der Footballmannschaft, erkennt dafür in einigen der ausschließlich hispanischen Schülern ein ungeheures Laufpotential. Um vom Football weg zu kommen, möchte er ohne jede Vorkenntnis, ein Team von Geländeläufern aufbauen. Es beginnt eine emotionale Erfolgsgeschichte, die bei den Disney Studios besten aufgehoben ist. Eine Geschichte mit allen bekannten Zutaten. Eine von Misstrauen geprägte Annäherung der verschiedenen ethnischen Gruppen. Erste Erfolge, gefolgt von schweren Rückschlägen. Die Festigung der Vertrauensbasis, welche schließlich die Gruppe über sich hinaus wachsen lässt.

Das hat man sicherlich schon genau in dieser Struktur schon oft gesehen.  Aber McFARLAND ist ein sehr guter Beweis dafür, dass die alten Formeln ihre Rechtfertigung finden, wenn sie in der rechten Form und der angemessenen Umsetzung dargeboten werden.  Es ist die typische ‚Fisch aus dem Wasser‘ Geschichte, dieses mal allerdings mit vertauschten Rollen. Das der bis dahin ahnungslose Trainer White, mangels Erfahrung, eine Eieruhr anstelle einer richtigen Stoppuhr benutzen muss, ist eines der witzigsten, dafür unaufdringlich in Szene gesetzten Details des Films. Immer wieder tappt die Familie White in die Fallen von Vorurteilen, was die Hispanics aber mit sehr viel Humor nehmen. Am Ende wird Jim White selbstredend ein veränderter Mann sein. Aber auch seine sieben Läufer, die sich gegen jede Erwartung gegen die großen und finanziell gestärkten Schulen durchsetzt, erfahren neue Erkenntnisse. Das erste mal in ihrem Leben, wird ihnen Respekt entgegen gebracht. Sei es anfangs nur von einem Mann, später noch von den konkurrierenden Schulen. Wie in allen einschlägigen Erfolgsgeschichten, sind es sich gegenseitig befruchtende Beziehungen.

Die beiden Bildgestalter Arkapaw und Stacey haben gerade die Lauf-Szenen, sei es beim Training, oder den eigentlichen Rennen, in zauberhaftes Licht getaucht. Immer wieder sorgen die starken Gegenlichtaufnahmen für eine besonders dichte Atmosphäre. Eine Atmosphäre welche den Schmerz im Kampf ebenso vermittelt, wie die Ästhetik des Geländelaufs. Niki Caro darf man durchaus als Ausnahmeregisseurin bezeichnen. Denn wie die Neuseeländerin McFARLAND inszeniert hat, beweist ein immenses Fingerspitzengefühl für Charaktere gleichermaßen, wie für die Erzählung einer Geschichte, und wie man beides überzeugend und ansprechend ineinander fließen lässt. Caro führt mit leichter Hand, und versucht erst gar nicht Drama oder Humor zu strapazieren. In einem leichten Fluss erzählt sie ehrlich und vor allem realistisch ihre Geschichte. Da kommt ein Charakterkopf wie Kevin Costner natürlich noch wesentlich besser zum tragen. Allerdings sind es die eher unbekannten Gesichter der hispanischen Darsteller, welche dem Film eine erquickliche Authentizität verleiht. Allen voran Carlos Pratts, als ein von Misstrauen und zerrütteten Familienverhältnissen geprägter Schüler.

CITY OF McFARLAND ist ein erstaunlich unterhaltsamer, sehr einnehmender Film, obwohl er Versatzstück um Versatzstück bemüht. Aber er macht Spaß, ist trotz seiner fast 130 Minuten extrem kurzweilig, und überzeugt mit seinem homogenen Ensemble. Und da macht es auch nichts, dass man den obligatorischen Ausgang der Geschichte schon im Ansatz erahnt. Man hätte es auch auf keinen Fall anders gewollt. Nicht bei dieser überaus sympathischen Truppe.

McFARLAND, Copyright Walt Disney Studios Motion Pictures

Darsteller: Kevin Costner, Ramiro Rodriguez, CarlosPratts, Johnny Ortiz, Maria Bello, Elsie Fisher u.a.
Regie: Niki Caro
Drehbuch: Christopher Cleveland, Bettina Gilios, Grant Thompson
Kamera: Adam Arkapaw, Terry Stacey
Bildschnitt: David Coulson
Musik: Antonio  Pinton
Produktionsdesign: Richard Hoover
USA / 2015
129 Minuten

Bildrechte: Walt Disney Studios Motion Pictures
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