BURNT – Bundesstart 03.12.2015
Es ist das Sechs-Gänge-Menü der Filme, die Kochen als Thema haben. Held wird zum Star, Star stürzt aus Überheblichkeit ab, Versager rappelt sich zusammen, ehemaliger Star schafft es glänzend auf die Beine, jetzt kommt der Star durch Einflüsse von außen erneut zu Fall, Star erhebt sich als geläuterter Phönix aus der Asche. Steven Knight zeigt sich nicht sehr originell in seinem Drehbuch. Ein Drehbuch, das einer vielfach gesehenen Formel folgt. Gerade eben auch im Kochfilm. Steven Knight versucht das etwas zu kaschieren, in dem er vorgaukelt, die ersten beiden Gänge weg zu lassen. Aber deren Gewürze streut er dann doch genüsslich über die folgenden Speisen. Originell geht wirklich anders. Was IM RAUSCH DER STERNE allerdings spannend macht, ist sein Ensemble, und wie Regisseur John Wells die Klischees umsetzt.
Adam Jones war die ganz große Nummer unter den Gourmet-Köchen. Als er in den Drogen berauschten Abgrund gerissen wurde, hat er mit seinem Lebenswandel viele anderen die Karriere versaut. Genau an diese Leute wendet sich Adam, weil sie mit ihm gemeinsam das beste Restaurant in London betreiben sollen. Der Groll gegen ihn ist noch nicht verflogen, aber die Vorstellung wieder mit ihm zu arbeiten ist auch sehr verlockend. Mit einem miesen Trick bringt Adam den Restaurantbesitzer Tony dazu, ihn als Chef und Leiter der Küche einzustellen. Ziel ist der dritte Michelin-Stern für das Restaurant. Zuerst läuft alles hervorragend, doch dann holen Adam immer wieder die Geister seiner Vergangenheit ein, und versalzen ordentlich seinen Traum.
IM RAUSCH DER STERNE ist angenehme, wenngleich oftmals sehr vorhersehbare Unterhaltung. Die Geschichte ist etwas düsterer, als man zuerst annehmen würde, war der Film eigentlich als Komödie gedacht. Dennoch bleiben einige Lacher durch wortwitzige Dialoge nicht aus. Interessanter ist allerdings das Ensemble. Bradley Cooper ist immer ein Sympathie-Garant, wenn er nicht gerade mir David O. Russell arbeitet. Und Sienna Miller an seiner Seite macht keine schlechte Figur. Ihr Charakter ist allerdings ziemlich dünn geschrieben, und Miller erhält keine Chance, mehr Tiefe einfließen zu lassen. Etwas mehr kann sich noch Matthew Rhys als Reece behaupten, dessen immer nur kurze Auftritte sehr tief in seinen Charakter blicken lassen, der sich durchaus als sehr vielschichtig auszeichnet. Vergeudet sind allerdings die Talente von Emma Thompson, Alicia Vikander, Omar Sy und Uma Thurman. Wo andere Filme von einem Killer-Cast sprechen würden, verkommen diese Profis zu Stichwortgebern, die sehr wenig, oder überhaupt nichts zur Handlung beitragen.
IM RAUSCH DER STERNE ist einer der Filme über das Kochen, wie man sich einen Film über das Kochen vorstellen würde. Die Leidenschaft für das Kulinarische kann natürlich nicht über den Geschmack vermittelt werden. So greift auch Adriano Goldmans Kamera auf das Stilmittel zurück, was im Grunde jeden Kochfilm inne wohnt. In schnell geschnittenen Kollagen wird Fleisch gebraten, Gemüse geschnitten, Soßen gerührt, und am Ende ein wunderbar dekorierter Teller über den Tresen geschoben. Das funktioniert hier nur sehr bedingt, weil sich Adam Jones‘ Restaurant als eines jener Lokalitäten erweist, die jene sehr übersichtliche Portionen servieren, die man als lächerlich bezeichnen kann. Jetzt erklärt sich die Figur des Adam Jones immer wieder damit, das es nicht auf das Essen als solches ankommt, sondern auf die Explosion der Geschmackssinne. So kann man natürlich die Motivation auch rechtfertigen. Das Drehbuch begeht allerdings den Fehler, das Jones seine Anregungen ständig aus gewöhnlichen Imbiss-Buden und Schnell-Restaurants holt. Das gibt nicht nur dem Charakter, sondern auch der eigentlichen Geschichte eine Spur von Verlogenheit. Schließlich hält der Chef seinen Gästen nicht den Spiegel vor, sondern will mit aller Gewalt einen Michelin-Stern holen.
Die angenehme Unterhaltung mit IM RAUSCH DER STERNE stellt sich ein, wenn man sich einen gemütlichen Filmabend ohne großen Tiefgang gönnen möchte. Also keine vollkommene Zeitverschwendung. Wenn man allerdings bedenkt, das Regisseur John Wells für Serien-Klassiker wie WEST WING, E.R., oder MILDRED PIERCE verantwortlich war, dann stellt man schnell fest, dass IM RAUSCH DER STERNE eine grundlegend vertane Chance war.
Darsteller: Bradley Cooper, Sienna Miller, Daniel Brühl, Omar Sy, Riccardo Scamarcio, Emma Thompson, Alivia Vikander, Uma Thurman u.a.
Regie: John Wells
Drehbuch: Steven Knight
Kamera: Adriano Goldman
Bildschnitt: Nick Moore
Musik: Rob Simonsen
Produktionsdesign: David Gropman
USA / 2015
101 Minuten