THE BOY NEXT DOOR

THE BOY NEXT DOOR – Bundesstart 19.03.2015

Boy-next door-1 Copyright, Universal Pictures InternationalRob Cohen ist ein Regisseur, der sich in allen Genres wohl zu fühlen scheint. Richtig durchgestartet ist er beim Fernsehen, von MIAMI VICE, bis hin zu HOOPERMAN, oder THIRTYSOMETHING. Mit DRAGONHEART und DAYLIGHT wurde er zum Action-Spezialist, dessen beste Arbeit letztendlich der Anstoß für die FAST AND FURIOUS Reihe war. Ein Thriller würde bei Rob Cohen auch sehr gut aufgehoben sein. Das Drehbuch hat die Debütantin Barbara Curry verfasst. Sehr weit ist Jennifer Lopez Schauspiel-Karriere in den letzten Jahren auch nicht gekommen, also hat sie die Verfilmung gleich mit produziert. Wahrscheinlich um sicher zu gehen, auch wirklich die Hauptrolle zu bekommen. Produzenten haben ja da einen gewissen Einfluss. 45 Jahre ist Lopez mittlerweile, da braucht es auch spezielle Rollen, um eine Besetzung für dieses Alter zu rechtfertigen, wie man aus Hollywood weiß. Dafür gibt es ja einen knackigen jungen Mann, in der athletischen Form von Ryan Guzman, eben der Junge von nebenan.

Gerade hat Claire Peterson ihren sie betrügenden Ehegatten vor die Tür gesetzt. Eigentlich wollte sie mit ihrem zwölfjährigen Sohn Kevin ihr Leben erst einmal geregelt bekommen, als nebenan Noah einzieht, der seinen kranken Onkel unterstützen will. Noah ist mit seinen 17 Jahren schon der richtige Kumpel Typ. Kann alles, ist außerordentlich charmant, und sieht sehr gut aus. Eine richtige Identifikationsfigur für den Sohn. Und ein richtiger Hingucker für die Mutter. Aber auch Noah bleibt Claires Attraktivität nicht verborgen. Über die Kumpelmasche mit Kevin, kommt er ihr immer näher. Und sie muss sich eingestehen, sich durchaus zu ihm hingezogen zu fühlen. Immer geschickter nutzt Noah seinen Charme, bis Claire unvermittelt nachgibt. Was sie bitter bereuen wird. Zuerst zeigt er sich verständnisvoll, schließlich wird Noah bald Schüler an der Schule wo Claire unterrichtet. Doch als sie beginnt, sich zaghaft mit ihrem Mann auszusöhnen, beginnt Noah langsam Gas zu geben. Denn eines hatte er bestimmt nicht vor, und das war, es bei einem One-Night-Stand zu belassen. Und wenn Noah Gas gibt, kann er auf ordentliche Touren kommen.

Auch wenn BOY NEXT DOOR den Vorwurf gefallen lassen muss, nicht sehr originell zu sein, ist er immerhin sehr unterhaltsam. Zuweilen greift sogar die Thriller-Maschinerie ziemlich effektiv. Denn was Noah als nächstes tun wird, um Claire soweit einzuschüchtern, dass sie gefügig zu ihm zurückkehrt, das sind die spannenden Fragen in diesem Spiel. Auch wenn es oftmals nicht schlüssig ist. Warum ein ganzes Klassenzimmer mit einem Foto des Beischlaf schmücken, wenn er ihre Laufbahn wesentlich effizienter beenden könnte, sollte er es tatsächlich beabsichtigen. Als reiner Einschüchterungsversuch bleiben zu viele Variablen, die Claire dann doch ans Messer liefern könnten. Hier kommt der Thriller immer ein klein wenig ins Straucheln, weil die Szenen an sich spannend und wirkungsvoll inszeniert sind, aber dann wieder zu leicht in Frage gestellt werden können. Wo BOY NEXT DOOR aber wirklich der Sprit ausgeht, dass sind die letzten zehn Minuten. Es ist seit Jahren nicht mehr zeitgemäß, das Böse erfolgreich nieder zu strecken, ohne sich dann schlau zu machen, ob es wirklich tot ist. Nur um daraus einen vermeintlichen Spannungsmoment zu zaubern. Das funktioniert schon lange nicht mehr, und es vermiest die Stimmung.

Ein kleiner, bescheidener Thriller, der genug Potential frei legt, um nicht wirklich zu enttäuschen. Etwas  mehr Innovation hätte das Drehbuch durchaus vertragen, dass die eigentliche Strafrechtlerin Barbara Curry auf Grund verschiedener Fälle, und ins Besondere eines Jungen aus ihrer persönlichen Nachbarschaft, geschrieben hat. Und wenn Jennifer Lopez einen Film produziert, weil sie eine 45 jährige Mutter spielen will, dann sollte sie gewillt sein, sich diesem Alter zu stellen. Aber Kostüm und Make-up verjüngen die Schauspielerin derart, dass die eigentliche Absicht des Altersunterschiedes vollkommen verloren geht. Dafür kann Lopez schauspielerisch sehr viel auffangen, und die zuerst neugierige, dann reuige, und schließlich verzweifelte Claire sehr überzeugend und einnehmend verkörpern. Ryan Guzman als unberechenbarer Psychopath steht da schon weit hinten an. Doch da hilft ihm Rob Cohens Inszenierung sehr geschickt aus der Ring-Ecke. Er fordert ihn nicht zu sehr, sondern verlagert die Effekte die psychotischen Ausbrüche seinerseits, auf die emotionalen Reaktionen ihrerseits.

THE BOY NEXT DOOR ist eine Wochenend-Thriller, der für ein erstes Date sehr gut geeignet ist. Auch für einen sinnbefreiten Abend, um sich einfach mal unangestrengt zu unterhalten. Der große Wurf ist Rob Cohen nicht gelungen, aber über Langeweile kann man sich auch nicht beschweren. Das Problem ist, dass der Film selbst immer aufzeigt, dass wesentlich mehr möglich gewesen wäre. Hier ein wenig intensiveres Tuning, dort ein bisschen Tieferlegen. Der Film hätte es vertragen, und einem größeren Zuschauerkreis hätte es gefallen.

Boy-next door-2, Copyright Universal Pictures International

Darsteller:  Jennifer Lopez, Ryan Guzman, Ian Nelson, Kristin Chenoweth, John Corbett, Lexi Atkins, Hill Harper u.a.
Regie: Rob Cohen
Drehbuch: Barbara Curry
Kamera: David McFarland
Bildschnitt: Michel Aller
Musik: Nathan Barr, Randy Edelman
Produktionsdesign: Charles Varga
USA / 2014
91 Minuten

Bildrechte: Universal Pictures International
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