DESTROYER

Destroyer-1, Copyright Concorde FilmverleihDESTROYER – Bundesstart 14.03.2019

Erin Bell ist Detective beim Los Angeles Police Department. Mit ihrem Kollegen Chris schleust sie sich bei einer Bande ein, die im Verdacht steht, immer wieder erfolgreich Banküberfälle auszuführen. Sie und Chris geben vor ein Pärchen zu sein. Und das tun sie nur allzu gut. Mehr als ihnen eigentlich lieb sein sollte. Um ihre Deckung zu wahren, beginnt auch für Erin der Teufelskreis von Drogen und Alkohol, während Chris scheinbar kein Problem damit zu haben scheint. Lange nachdem ihr Auftrag erledigt ist, bekommt die mittlerweile total heruntergekommene und ständig betrunkene Erin eine verschlüsselte Nachricht. Sie ist von Silas, den für tot geglaubten Anführer der damaligen Bande. Für die Polizistin ist sofort klar, das sie zuerst handeln muss, wenn nicht nur sie, sondern auch ihre Familie überleben soll.


Mit einem Team von erprobten Mitstreitern, hat Karyn Kusama einen an vielen Stellen verstörenden Thriller gemacht, der zeitgleich auch als eindringliches Drama funktioniert. Und so einfach sich eine Inhaltsbeschreibung lesen lässt, der Film selbst ist es nicht. Die Autoren Phil Hay und Matt Manfredi springen in Zeit und im Verlauf der Handlung immer wieder zurück und vor. Erst dadurch formt sich daraus nach und nach die eigentliche Tragödie in Erins Leben im Zusammenhang mit ihrem Auftrag. Das ist spannend, erfordert aber auch die Bereitwilligkeit des Zuschauers, sich darauf einzulassen. So einnehmend der Film im Gesamten auch sein mag, die Figur der Erin ist keine leichte Kost. Dazu wurde sie von Kusama und ihrer Kamerafrau Julie Kirkwood viel zu intensiv und konzentriert auf die Leinwand gebracht.

Kirkwood taucht ihre Szenen in goldenes Sonnenlicht, ein ewiges Synonym für ein romantisiertes Los Angeles. Besonders gerne setzt sie die Hauptdarstellerin in starkes Gegenlicht, doch bei einem Idyll wird man da nicht ankommen. Es ist eher der ständige Begleiter für das Unheilvolle. Nicole Kidman wird von Kirkwood ständig in extremen Close-Ups gezeigt, lange anhaltende Einstellung, die den Zuschauer zu hypnotisieren scheinen, aber auch die Geduld strapazieren können. Als 2002 THE HOURS in die Kinos kam, war das Publikum irritiert, weil man Kidman als Virginia Woolf mit Nasen-Prothese nicht erkannte. Kurze Zeit später überraschte Charlize Theron in MONSTER, wo sie bis zur Unkenntlichkeit zu einer heruntergekommenen und nicht gerade ansehnlichen Frau geschminkt wurde. Mit DESTROYER hat nun Kidman wieder die Nase vorn (nicht die von Virginia Woolf). Ausgemergelt, fransige Haare, Augenhöhlen die jeder Beschreibung spotten, spröde Lippen. Es kann vorkommen, dass der Zuschauer durchaus einmal abgelenkt wird, weil immer die Frage im Raum steht, wie Makeup Künstler Cary Ayers das so erschreckend überzeugend hinbekommen hat.

Intensiv und eindringlich, dramatisch und spannend ist DESTROYER geworden. Aber Drehbuch und Regie muss sich die Frage gefallen lassen, wie es die abgewrackte Erin immer wieder schafft im entscheidenden Moment 100 Prozent zu geben. Aber verlieren tut der Film dadurch keineswegs, die gesunde Mischung von realistisch inszenierter Action und kompromisslosem Drama ist auch der besondere Reiz von DESTROYER. Mit den Darstellern Scoot McNairy, Sebastian Stan, Zach Villa und Bradley Whitford sind nur einige zu nennen, die sich tadellos in das glaubwürdige, manchmal unangenehme Szenario einfügen. Kein Film für das erste Rendezvous.

Destroyer-2, Copyright Concorde Filmverleih

Darsteller: Nicole Kidman, Toby Kebbell, Sebastian Stan, Scoot McNairy, Bradley Whitford, Tatiana Maslany u.a.
Regie: Karyn Kusama
Drehbuch: Phil Hay, Matt Manfredi
Kamera: Julie Kirkwood
Bildschnitt: Plummy Tucker
Musik: Theodore Shapiro
Produktionsdesign: Kay Lee
USA / 2018
121 Minuten

Bildrechte: Concorde Filmverleih
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