K & L

 

 

 Kaltes Land

North Country

 Keine halben Sachen

The whole nine Yards 

King Kong 2005

 
Knowing
Krabat
Krieg des Charlie Wilson Charlie Wilsons War
Land Of The Dead
Lara Croft: Tomb Raider  

Lebenslänglich

Life

Legende von Bagger Vance

the Legend of Bagger Vance

Legende von Beowulf

Beowulf

Letters from Iwo Jima

Die Liebe der Charlotte Gray

Charlotte Gray

Lilo & Stitch

 

Long Walk Home

Rabbit-Proof Fence

The Love Letter

 
Lucky Numbers  

 

Abgeschminkt ; Allgemeines Archiv ; Kritikarchiv ; Globes & Oscars

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Kaltes Land - North Country

Darsteller:Charlize Theron, Frances McDormand, Sean Bean, Sissy Spacek, Richard Jenkins, Woody Harrelson u.a.

Regie: Niki Caro; Drehbuch: Michael Seitzman anch dem Buch von Clara Bingham und Laura Leedy Gansler; Kamera: Chris Menges; Bildschnitt: David Coulson; Musik: Gustavo Santaolalla

USA / 2005 ; circa 126 Minuten

In ihrer dritten Regiearbeit, und gleichzeitig ihrem Debüt in Amerika, greift Niki Caro wieder tief an die Wurzeln uralter Traditionen. War es in ‚Whale Rider’ ein Mädchen, das nicht Stammesoberhaupt bei den Maori werden kann, ist es in diesem ‚kalten Land’ das Mädchen, das nicht Minenarbeiterin sein soll.

Festgefahren in einer vornehmlichen Männer-Domäne, haben sich Frauen in den Erz- und Stahlminen einzig dadurch Respekt verschafft, indem sie sich allen Anfeindungen, sexuellen Übergriffen und provokanten Anzüglichkeiten unterwarfen. Bis Josie Aimes kam. Vom Glück selbst nicht gerade begünstigt, möchte sie ihr loderhaftes Leben in den Griff bekommen und eine wohlsorgende Mutter für ihre beiden Kinder werden. Und gerade in den Minen verdient sie sechsmal mehr, wie in ihrem Friseusen Job.

Jedoch vom Aussehen her äußerst begünstigt, wird Josie schnell das Ziel der schlimmsten Übergriffe. Sie beginnt sich zu wehren, auch als ihr Vater ihr selbst die Schuld dafür einzureden versucht. Mit dem zynischen Rechtsanwalt Bill White zieht sie gleich gegen den mächtigen Konzern selbst vor Gericht. Im wahren Leben endete dieser Prozess erst 1991 mit der ersten Gesetzesvorlage welche die Arbeitgeber verpflichtet gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz vorzugehen.

Weder so leicht inszeniert, noch märchenhaft angehaucht wie ihr international wahrgenommener ‚Whale Rider’, verlässt sich Niki Caro gerade in der zweiten Hälfte dieses Filmes auf eine auffallend konventionelle Erzählweise. Tatsächlich bedient die Geschichte auch schon sehr oft gesehene Klischees und Handlungspunkte. Die Ereignisse aus dem Leben der wirklichen Lois Jenson muten auch wie ein standardisiertes Hollywood-Drama an. Nur am Anfang durchbricht sich die Struktur noch sehr geschickt, in dem Geschehnisse schon mit Gerichtsszenen unterbrochen werden und somit eine direkte Reaktion auf die Ereignisse zu zeigen. Ein wunderbaren Stilmittel, welches leider nicht konsequent verfolgt wird.

Dafür hält ‚Kaltes Land’ schauspielerisch, was seine Schauspieler versprechen. Und manchmal scheinen sie auch über sich selbst hinaus zu wachsen. Einen zurückgenommeneren und dadurch kraftvolleren Sean Bean blieb einem bisher verwehrt. Frances McDormand ist geradezu genial als die sich in der Männerwelt behauptende Frauenstimme. Doch bei allen überzeugenden Darstellungen, natürlich auch einer tief bewegenden Charlize Theron, ist nicht die Einzelleistung so auffallend, sondern das fließende, reale Zusammenspiel der Protagonisten. Erzählerisch hat ‚Kaltes Land’ nicht die überraschende Leichtigkeit einer ‚Erin Brokovich’, oder packende Kraft von ‚Norma Rae’, um andere Frauen-Power Filme zu vergleichen, aber er ist der mit Abstand am überzeugendsten und greifbarsten Gespielte.

Für eine stimmige Atmosphäre sorgen Chris Menges graue, traumwandlerische Bilder der Mesabi Iron Range, welche das zerklüftete, geschundene Land fremd, aber geheimnisvoll interessant erscheinen lassen. Mit all diesen viel versprechenden Zutaten, beweist sich Niki Caro letztendlich doch als Regisseurin von der noch einiges zu erwarten ist. Denn egal wie viele Schwächen ‚Kaltes Land’ auch haben mag, er bleibt schlicht sehenswert.

Mainstream
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Keine halben Sachen - The Whole Nine Yards

Darsteller: MATTHEW PERRY, BRUCE WILLIS, MICHAEL CLARKE DUNCAN, NATASHA HENSTRIODGE, AMANDA PEET, KEVIN POLLACK; Drehbuch: MITCHELL KAPNER, Regie: JONATHAN LYNN; 101 Minuten

Es werden keine Handlungsteile angesprochen!

Als erstes muß man den Produzenten dickes Lob aussprechen, das die 'whole nine Yards' einer der ganz wenigen Filme ist der tatsächlich in einer kanadischen Stadt spielt und eine solche nicht als schlechten Ersatz für New York, oder Chicago hernimmt. Umso überraschender, da Mitchell Kapners fertiges Script in Miami angesiedelt war.

Das Thema der Auftragskiller-Komödie scheint ja ein längst abgedroschenes Genre, hatte es mit John Cusacks 'Ein Mann, ein Mord' einen hintersinnigen Höhenflug erreicht. Aber Mitchell Kapners Drehbuch macht eine angenehme Überraschung möglich und entführt den Zuschauer in eine absurde Farce von scheinbar ganz gewöhnlichen Menschen, wo jeder irgendwie einen anderer töten möchte. Ein durchweg gelungener roter Faden, in dem das heile Weltbild immer wieder aufgerissen wird, wenn die Selbstverständlichkeit des gegenseitigen Tötens an die Oberfläche kommt. Gespickt mit Screwball-Anleihen und bestem Slapstick hält Regisseur Johnathan Lynn den Film auf einer schnurgeraden Linie, die allerdings mit temporeichen Einfahrten gespickt ist, welche immer wieder mit Drehungen und Wendungen den Zuschauer auf einer kuriosen Strecke halten. In den letzten dreissig Minuten nimmt das Tempo leider merklich ab, die Rollen von rasanter Komik und Spannung werden zugunsten der Handlung vertauscht. Doch Gesamt gesehen bleibt der Film eine zufriedenstellende Komödie, ein ehrbarer Krimi und solider Thriller.

Doch wenn man von Überraschungen spricht, dann ist die Größte wohl der Dreh und Angelpunkt der Geschichte: Matthew Perry. Willis braucht sich nur zurück lehnen und er selbst sein, der Vorteil seines charismatischen Bekanntheitsgrades, aber Perry hat alle Lacher auf seiner Seite und macht aus dieser Farce erst, was diese so verdient macht. Hat der 'Friends' Co-Star mit seinen bisher handvollen Leinwandauftritten die Gemüter eher mit gequältem Lächeln unterhalten, zuletzt in dem vorher gedrehten 'Three to Tango - Ein Date zu dritt', ist es in 'Whole nine Yards' allein sein Verdienst, das die Lacher wirklich zünden. Perrys Komik-Timing verspricht schon jetzt eine steile Zukunft, wenn er seine zukünftigen Drehbücher dementsprechend auswählt.

Ein angenehmer Zeitvertreib mit sympathischen Darstellern die eine sichtliche Freude am Spiel zeigen, bei denen höchsten Rosanna Arquette mit ihrem unmöglichen französischen Akzent daneben liegt. Und wenn eben in jenen letzten dreissig Minuten einen Gang herunter geschalten wird, kann der Film trotzdem bis zum Ende überraschen.

 


 

KING KONG

Darsteller: Naomi Watts, Adrien Brody, Jack Black, Thomas Kretschmann, Colin Hanks, Jamie Bell und Andy Serkis

Regie: Peter Kackson; Drehbuch: Fran Walsh, Philippa Boyens, Peter Jackson nach der Geschichte von Merian C. Cooper und Edgar Wallace; Kamera: Andrew Lesnie; Bildschnitt: Jamie Selkirk, Jabez Olssen; Musik: James Newton Howard; Ausstattung/Bühne: Dan Hennah; Supervisor visuelle Effecte: Joe Letteri

Neuseeland / 2005 ; ca. 187 Minuten

Was ‚King Kong’ seinem Publikum zeigt, hatte bis dahin noch niemand gesehen. Ein Abenteuer-Film wie er in seiner Entstehung einmalig ist. Das Größte sollte es werden, das Beste, Bilder die noch niemand gesehen hat. Auf der einen Seite das Verhältnis von Biest und Mensch, das aufkeimende Verständnis untereinander. Es ist die verlorene Seele und die einsame Kreatur, deren Leben sich so dramatisch ineinander verweben, das nur der Tod die Erlösung bringt. Auf der anderen Seite ist ‚King Kong’ nicht nur dramatische Hochkultur, es ist auch der höchste Standart tricktechnischer Raffinessen. Eine abenteuerliche Hatz jagt die nächste, ein Urwelt-Reptil nach dem anderen beherrscht die Leinwand. Tatsächlich sind es Bilder die als Effekt-Orgie bezeichnet werden müssen. Kreaturen wurden erzeugt, die dem Publikum das Fürchten lernen. Ein Rausch des noch nie da gewesenen. Die sehr weitläufige Variation von der Schönen und das Biest ist die erste Reinkultur des Kinos. Das war 1933, und was auf der Leinwand zu sehen war bestimmte über Jahrzehnte die Tricktechnik der kinematographischen Kunst. Modellaufnahmen, Stop-Motion Tricks, Matte-Painting, Rückprojektionen und pure Lust an der Gigantomanie.

Peter Jackson wollte 1996 ‚King Kong’ neu verfilmen und er hat es aus einem einzigen Grund nicht machen können: Er wäre damit ins Wasser gefallen, wie das zu unrecht verteufelte Remake von 1976. Eine Neuverfilmung wahrt immer den Anspruch neue Aspekte der Geschichte auszuarbeiten und meist erhebt sie die Absicht, das Geschehen in die aktuelle Zeit zu transportieren. 1976 näherte man sich nach diesen Regeln der Kunst dem Riesenaffen noch einmal an. Aus dem Filmteam wurde, nach der Ölkrise fastschon selbstverständlich, eine Öl-Expedition, die sich nach Skull-Island verirrte. Offensichtlicher und glaubhafter als im Original, musste man die Beziehung zwischen Schönen und dem Biest in den Vordergrund rücken. Ausgedünnt wurde die überflüssige Parade urzeitlicher Kreaturen und Gefahren. Bis auf wenige sehr peinliche Einstellungen mit einem in Originalgröße errichteten Modell, wurde diese Neuauflage seinem Anspruch gerecht und konzentrierte tatsächlich die Essenz der 43 Jahre alten Geschichte.

Aber ‚King Kong’ ist 1933 auf seine Art etwas Besonderes gewesen. Das achte Weltwunder war für das Kino erfunden und geschrieben worden. Es war ein Konzept purer Unterhaltung, bei dem mit bis dahin unvorstellbarsten Mitteln, die Seele des Kinos an sich gerissen wurde. Die ‚Sturmhöhen’, oder ‚Frankenstein’ und ‚Dracula’, waren auf ihre bestimmte Art schon Neuauflagen alter, bekannter Geschichten. Die oft erfolgreiche Ausbeute beliebter Klassiker. ‚King Kong’ war eigenständig und damit selbst zum Klassiker aufgestiegen. Was 1976 produzierte werden sollte, hatte seine Unschuld verloren und wurde selbst zum Räuber eines klassischen Stoffes. Aber letztendlich scheiterte der neue Kong an seiner eigenen Innovation. Denn plötzlich gab es einen Riesenaffen mit naturalistischen Bewegungen und glaubhaften Gesichtsausdrücken, aber niemand wollte einen Menschen im Affenkostüm sehen. Egal wie perfekt die Illusion auch wurde, es blieb Rick Baker im Kostüm. Es war wie Verrat an Willis O’Briens bahnbrechenden Leistungen der Tricktechnik. Das DeLaurentiis Produkt konnte dem aus der Sicht des Cineasten nichts entgegen setzen.

Welche Möglichkeiten hatte Peter Jackson? 1996 waren die ersten Diskussionen im Gange, ob nicht bald der Computer reale Schauspieler überflüssig machen würde. Diese Auseinandersetzungen waren natürlich absurd. Aber Jackson war ein fanatischer Spinner und hätte zu dieser Zeit niemals Möglichkeiten aufbauen können, die er heute wie selbstverständlich nutzt. Es wagte sich niemand an die ‚Ring’ Trilogie, keiner wollte etwas mit einer Superlative wie dieser zu tun haben. Zum Glück, denn für den Neuseeländer hat gerade dieses tollkühne Unternehmen den Weg für einen neuen Kong geebnet. Zum einen möchte jeder Cineast, oder auch normale Konsument, das Nachfolgewerk der ‚Ring’ Trilogie sehen. Zum anderen ließ sich durch diese Umstände das Budget um ein vielfaches erhöhen. 175 Millionen stellte Universal bereit, den Überziehungswahnsinn konnte Jackson mühelos privat ausgleichen. Schließlich hatte dann Jackson noch ein Team um sich versammelt, das mit unbändiger Leidenschaft seinen Visionen erlegen war. Und am Ende stand dem Regisseur mit dem `76er Film ein sehr hilfreiches Lehrstück zur Seite.

Peter Jackson arbeitete ebenfalls mit einem Mann im Affenkostüm, aber gleichzeitig wollte er wie es das Original vermochte, alle bisherigen Maßstäbe sprengen. Die Kombination eines realen Schauspielers der vom Computer überarbeitet wurde ist nicht neu, aber niemals zuvor, und in den kommenden Jahren schwer zu erreichen, so perfekt umgesetzt. Dann machte das Drehbuch aus einem, gleich drei T-Rex. Brachte Jessica Lange ihrem Gegenüber wenigstens mehr Verständnis entgegen, erwidert Naomi Watts sogar die Zuneigung Kongs. Die Manie zum Original brachte dem aktuellen Kong sogar eine Sequenz, die Merian C. Cooper 1933 gedreht hat, aber nie zeigen wollte. Aus einem einzelnen Brontosaurus, wurde eine ganze Herde, die in einer grotesken Hatz die Helden in Gefahr bringt. Gab es 1933 einen Tag vor der Premiere zufällig den großen Börsensturz, musste Jackson unbedingt diese Ära der Depression spürbar machen. Jeder Aspekt der Geschichte, jeder Handlungsfaden, alle Effekte die in dem Klassiker enthalten waren und diesen auch ausmachten, wollte das Team mit den neuesten Mitteln übertreffen, und als es nicht mehr größer, bunter, aufregender, lauter ging, setzten die Neuseeländer noch eins drauf.

Ein Aspekt des Originals war, das es ein Film über das Filme machen war. Jackson fügt dem Ganzen eine sehr persönliche Variante hinzu. Dieser Film über die Obsession des Filme machen, musste die Quintessenz des gesamten modernen Kinos werden. Er hatte zuvor die aufwendigste Filmproduktion aller Zeiten gestemmt, was überboten werden sollte. Die Computertechnik musste zur noch nie dagewesenen Auslastung getrieben werden. Es konnte nur ein Budget geben, welches so schnell nicht übertroffen wird. Längst veraltete, teilweise auch unnötig aufwendige Tricktechniken mussten mit einfließen. Für wirklich jeden noch so unterschiedlichen Zuschauertyp bedurfte es einen Identifikationscharakter. Der Fanatismus geht sogar soweit, dass Jackson das Original als lächerliche Bühnenshow in seinem eigenen Film darstellt, wenn die Opferung Ann Darrows vor den Augen des New Yorker Publikums exakt der Inszenierung der Eingeborenen von `33 nachempfunden ist. Zudem war auch wirklich jedes zur Verfügung stehendes Medium schon weit im Vorfeld der Produktion mit eingebunden.

‚King Kong’ von Peter Jackson, und egal wie viel Menschen auch an der Produktion beteiligt waren, es bleibt ein Peter Jackson Film, dieser ‚King Kong’ hatte eine kaum auffallende Werbekampagne. Dieser Film ist ein monumentaler Selbstläufer, der in seiner Monstrosität in den nächsten Jahren nicht überboten werden kann, nicht mit derselben Akzeptanz. Auch wenn Jackson weit davon entfernt ist, einen perfekten Film gemacht zu haben. Langweilig ist ‚King Kong’ an wirklich keiner Stelle, doch hinterher bleibt das unbestimmte Gefühl, das die Laufzeit von 188 Minuten um einiges zu lang war. Da sind zum einen Jamie Bell und Evan Parke, die so zu sagen als Roman im Film, ihre eigene Variante von Conrads ‚Herz der Finsternis’ ausspielen, was sich in netten, letztlich aber unerheblichen Sequenzen niederschlägt. Bis schließlich Kong selbst auftaucht vergehen schon 70 Minuten, in denen hauptsächlich die New Yorker Atmosphäre und die Auswirkungen der Depression beleuchtet werden, was wunderbar inszeniert, aber für die Geschichte belanglos ist. Auch die Herde Brontosauren im Amoklauf sind visuell überwältigend, aber szenisch katastrophal überzogen. Dann natürlich die beim Original verschollene ‚Spinnen-Grube’, eine Sequenz die den Zuschauer vollkommen aus dem zuvor funktionierenden Ambiente der Insel herausreißt und mit der Darstellung der Inselbewohner zu den unstimmigsten Szenen in der Kontinuität des Filmes zählt.

Aber dann ist da Kong und da ist die atemberaubende Naomi Watts. Hier funktioniert der Film in einer sensationellen Chemie von Schauspielerei, Inszenierung und Effekten, dass selbst das Original weit zurück bleibt. Wie diese klassische Schönheit und die künstlich erzeugten Bilder interagieren lässt zweifellos den Atem stocken. Hier ist der Film unübertroffen, nichts an Aufwand und Handlungsüberschuss kann dieser Verbindung das Wasser reichen. Es ist eine lange nicht einzuholende Meisterleistung, wie grandios dieses ‚achte Weltwunder’ jeden Zweifel an Künstlichkeit beiseite fegt, wo jeder Blick, jede Geste und Reaktion nicht nur real erscheinen, sondern einfach real sind. In den Szenen von der ersten Begegnung, zu den ersten Annäherungen, bis hin zum dramatischen Finale einer innigen Beziehung, macht der Film alles andere vergessen. Der technische Stand von 2005 ist der Grund, warum Peter Jackson einen King Kong 1996 niemals inszenieren konnte. Und mit einer sensationell berührenden Naomi Watts geht diese Filmpaarung schon jetzt als die Überzeugendste in die Kinogeschichte ein. Wie bei der klassischen Oper, sind die Arien als Handlungstillstand die besten Szenen.

Peter Jackson hat den aufregendsten, technisch überragendsten Film seit Jahren auf die Leinwand gebracht. Das liegt daran, dass er jeden Zuschauer gleichermaßen zufrieden stellen wollte und dies konsequent umsetzte. Aber der Film als Ganzes funktioniert nur teilweise, ist an vielen Stellen zu lang, wälzt sich selbstverliebt in überzogenen Sequenzen und möchte mehr sein, als er letztlich ist. Aus der vermeintlichen Neuinterpretation ist am Ende ein vollkommen eingeständiger Film mit überraschenden Anleihen geworden. Doch muss man auch kleinlaut zugeben, dass man sich dieser Orgie an Gigantomanie schwerlich entziehen kann. Schließlich gibt es auch noch viele überzeugende Schauspieler, überwältigende Kameraeinstellungen, traumhafte Kulissen und eine fesselnde Dramaturgie. Und es gibt noch Naomi und Kong im Sonnenuntergang. Wunderschön.

Bandit

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Wenn man nicht will, dass Geld in die falschen Taschen wandert, dann muss man sich genau überlegen, was man sagt. Viele böse Stimmen zu der neuen Katastrophe von Nicolas Cage waren vernichtend und sie wurden laut ausgesprochen. Die Leute sind ins Kino geströmt.

Was will man aber auch erwarten, wenn die Welt zugrunde geht. Da lässt sich niemand halten, das will jeder sehen. Auch wenn man annehmen muss, dass die Welt gar nicht wirklich aufhört zu existieren, denn schließlich ist Nik Cage der Sache auf der Spur und der hat auch das Vermächtnis der Tempelritter gehütet und das geheime Buch gefunden. Und ein Engel war er ja auch schon und hat Meg Ryan gerettet. Eigenartig nur, dass der Engel Cage damals die gleiche Aufmachung trug wie die finsteren Albino-Gestalten in diesem Film.

Vor fünfzig Jahren hat die kleine Lucinda anstelle eines Bildes ein Blatt mit scheinbar wirren Zahlenreihen in die Zeitkapsel getan, die anlässlich der Einweihung ihrer Schule im Boden versenkt wurde. Zurück in der Gegenwart erhält der Halbwaise Caleb nach der Öffnung der Zeitkapsel die Niederschrift aus der Vergangenheit. Da sein Vater John Koestler zum einen Astrophysiker ist und zum anderen wegen des Verlustes seiner Frau niedergeschlagen ist und viel Alkohol konsumiert, löst dieser im volltrunkenen Zustand in nur einer Nacht das Rätsel fast aller Zahlenreihen von Lucindas Nachricht. Und die Nachricht verheißt nichts Gutes.

Innerhalb einer Woche wird die Erde untergehen. Und dem voraus, geschehen noch zwei tragische Unglücke. Mit Hilfe von Lucindas Tochter Diana und deren Tochter Abbey müssen John und Caleb versuchen, den Weltuntergang aufzuhalten. Lucinda hat jeweils Tag, Anzahl der Opfer und den genauen Ort von Katastrophen der letzten fünfzig Jahre exakt vorhergesagt. Da wird die Jagd nach einer Lösung natürlich besonders brisant, denn wie will jemand so einen scheinbar überirdischen Plan vereiteln können. Regisseur Alex Proyas tut zumindest sein Bestes, dies alles stimmig und auch den Besucher bei Laune zu halten.

Der zur Diskussion bereite und geneigte Zuschauer wird natürlich naserümpfend die vielen Ungereimtheiten und geistlosen Zufälle, die die Geschichte unentwegt mit sich führt, in Frage stellen. Doch dafür hat das Drehbuch sofort zu Beginn des Films den Determinismus angesprochen, was von seinem Hauptdarsteller sofort als irrationales Weltbild abgetan wird. Und das aus gutem Grund, denn er soll ja im Lauf des Films bekehrt werden. Und damit verrät man wider Erwarten nicht einmal zu viel.

Nichts ist also Zufall, behauptet letztendlich der Film, alles was geschieht, geschieht wegen seiner Vorherbestimmung. Nimmt man sich das im wirklichen Leben zu Herzen, hatte Alex Proyas mit seinem Film eigentlich gar keine Chance. Obwohl weitere drei Drehbuchschreiber mit am Werke waren, hatte der Regisseur die Oberhand über das Buch und somit die Geschichte behalten, doch dabei sind drei verschiedene Filme herausgekommen, die einfach nicht ineinander greifen wollen.

Da ist zum einen der spektakuläre Katastrophenfilm. Hinein gewebt wurde ein nur leidlich spannender Mystery-Thriller. Und daraus ergibt sich ein Irgendwas, das mit den beiden Filmen in den vorangegangenen 110 Minuten nichts mehr zu tun hat. Es könnte Zuschauer geben, die das Ende erlösend finden. Andere werden es als übertriebenen Kitsch abtun. Eine logische oder gar befriedigende Auflösung der Geschichte ist es aber auf keinen Fall. Hier werden esoterische Endgültigkeiten prophezeit, die bei Proyas DARK CITY, weniger explizit ausgearbeitet, für viel mehr Gedankenspiel sorgten.

Während andere Filme mit einzelnen Schwächen kämpfen, über die ein milde gestimmtes Publikum gerne mal hinweg sieht, hangelt sich KNOWING von einer Unzulänglichkeit in die nächste. Dies beginnt mit dem visuellen Konzept. Kameramann Simon Duggan hat für KNOWING die Red-One-Kamera eingesetzt, die erste ultra-hochauflösende Digitalkamera, die eine Bildtiefe analog eines 35mm-Negativs erfassen kann. Insgesamt wirkt das Bild dieses Films aber stets zu konturlos und sieht so aus, als wäre mit Weichzeichner-Filtern gearbeitet worden. Doch das eigentliche Problem an der Kamera ist die Arbeit an sich. Während viele Szenen in ruhigen Einstellungen inszeniert wurden, wechselt in den unpassendsten Momenten die Kamera vom Stativ auf die Schulter, zum Beispiel in Johns Unterrichtsstunde. Das macht weder dramaturgisch noch bildlich einen Sinn. Der stete Wechsel geschieht ganz offensichtlich ohne Konzept.

Wer Katastrophenfilme mag, wird an KNOWING seine helle Freude haben. Die Fährenexplosion in DEJA VU bleibt unübertroffen, doch KNOWING kommt nahe dran, ebenso reale Abläufe eines Unglücks zu zeigen. Zum Teil sehr schockierende Eindrücke und Szenen entstehen während des Flugzeugabsturzes und der U-Bahn-Entgleisung. Bilder, die durchaus verstören und haften bleiben. Das die Ausarbeitung dieser Sequenzen den größten Stellenwert in der Produktion einnahmen, lässt sich leicht an den wirklich überraschenden und innovativen Schockmomenten festmachen. Das die Logik dabei zum größten Teil vollkommen ausgeschaltet wurde, wird ob der optischen Eindrücke leicht vergessen gemacht. Bei der U-Bahn hätte man sich einmal Gedanken machen müssen, mit welcher Geschwindigkeit so ein Schienenfahrzeug unterwegs sein muss, um tatsächlich auch nur einen Bruchteil des gezeigten Schadens anrichten zu können. Und das die Trickeffekte in sehr vielen Sequenzen nicht wirklich nach dem neusten Stand der Dinge umgesetzt wurden, wird bei entsprechenden Stellen leider sehr schnell sichtbar. Allzu oft gibt sich der Film mit Effekten zufrieden, die in einem Projekt dieser Größenordnung nicht sein dürften. Am auffälligsten gerade beim geringsten Einsatz von Computertechnik, wenn die Protagonisten nachts im Wagen unterwegs sind und die Beleuchtung auf den Gesichtern der Schauspieler überhaupt nicht mit der digitalen Rückprojektion der Fahrszene abgeglichen wird. Das bekommt dann schon wieder den Fünfzigerjahre-Charakter, der sicher nicht beabsichtigt war.

Wer diesem Film eine Chance geben will und dennoch bis hierher gelesen hat, sollte sich nicht entgehen lassen, dass die gesamte Flugzeugsequenz in einer einzigen Einstellung gedreht wurde.

Während es Handlungselemente gibt, die für manchen wirklich überraschend sind, wie der Grund für Lucindas blutige Hände oder die erste Katastrophe, geizt das Drehbuch nicht mit allen möglichen Klischees. Es ist sich auch nicht zu billig, leicht Vorhersehbares tatsächlich eintreten zu lassen. In seiner fast schon langsamen Erzählweise wird der Versuch unternommen, die mysteriös gedachte Stimmung tiefer wirken zu lassen, aber an vielen Stellen wünscht man sich doch nur eine straffere Erzählstruktur. Allein die einführenden zwanzig Minuten hätten eigentlich mit einem Erzähler wie Alex Proyas bereits nach fünf Minuten erledigt sein müssen. Der Stimmung jedenfalls tun sie nichts Gutes.

Was von den Protagonisten ihren Kindern hier zugemutet wird, was sie von ihnen verlangen, wie sie sie vernachlässigen, belügen und einfach allein lassen, beruht hoffentlich nicht auf tatsächlichen Ereignissen. Ständig werden Handlungselemente damit vorangetrieben, dass hier Elternteile tun, was weder ein Vater noch eine Mutter jemals tun würde. Selbst wenn man wieder die allumfassende Entschuldigung des Determinismus heranziehen will, dass sowieso alles vorherbestimmt ist, könnte der Film überhaupt nicht so funktionieren, wenn die Drehbuchschreiber darauf geachtet hätten, Charaktere zu erfinden, die sich wenigstens auch nur entfernt wie Eltern verhalten. Candler Canterbury und Lara Robinson als Caleb und Abbey können mit ihren Rollen sehr viel anfangen und durchaus ehrliche Sympathien wecken. Doch leider ist dieser Film zu sehr darauf ausgelegt, Nicolas Cage als Star regelrecht in den Vordergrund zu pressen, dass selbst die talentierte Rose Byrne nur zur netten Staffage verkommt und lediglich in der Szene im Haus ihrer Filmmutter aus dem Schatten des ewig gleich agierenden Cage zu treten vermag.

Je weiter der Film voranschreitet und seine eigentlichen Absichten und Hintergründe offensichtlicher werden, beginnt man sich zu fragen, wieso eigentlich eine biblisch anmutende Geschichte einzig mit Katastrophen erzählt werden kann. Vielleicht, weil es sich um einen Katastrophenfilm handelt? Sicherlich, aber es passt eben einfach nicht zusammen, und man zieht auch kein Überraschungsmoment daraus. Während das versöhnliche, spirituelle Ende in seiner unverrückbaren Konsequenz eher dem Typus von Proyas ersten beiden Filmen, THE CROW und DARK CITY entspricht, mutet die Ausgangssituation von KNOWING dadurch umso willkürlicher an.

Hier werden Effekte nur um des Effektes willen fabriziert und sind, wie schon angesprochen, nicht sehr geglückt. Grundsätzlich hat dieses Genre durchaus seine Berechtigung und auch ein dankbares Publikum. Aber KNOWING glaubt leider zu unrecht, viel weiter ausholen zu müssen und die eigentlichen Absichten mit halbherzig umgesetzten Ambitionen unterstreichen zu müssen. Die Vermischung von Katastrophe, Mystery und Paranoia funktioniert einfach nicht, weil man viel zu konventionell an einen Stoff gegangen ist, der sich jenseits des Mainstreams bewegen müsste.


KNOWING
Darsteller: Nicolas Cage, Chandler Canterbury, Lara Robinson, Rose Byrne, Ben Mendelsohn u.a.
Regie: Alex Proyas – Drehbuch: Ryne Douglas Pearson, Juliet Snowden, Stiles White - Kamera: Simon Duggan – Bildschnitt: Richard Learoyd – Musik: Marco Beltrami – Special Effects Supervisor: Angelo Sahin
USA / 2009 – circa 121 Minuten
 

 


 
 

mit David Kross, Daniel Brühl, Christian Redl, Hanno Koffler, Robert Stadlober, Paula Kalenberg u.a.
Regie: Marco Kreupaintner
Drehbuch: Michael Gutmann Kreuzpaintner nach dem Roman von Ottfried Preussler
Musik: Annette Focks
Kamera: Daniel Gottschalk
Bildschnitt: Hansjörg Weissbrich
Ausstattung und Set: Daniel Chour Christian Schaefer, Ernestine Hipper
ca. 120 min.

Deutschland 2008


Der Name Ottfried Preussler wird ziemlich wenig fallen, wenn es dieser Tage um den Film ‚Krabat‘ geht. Wer einen großen Film an ein großes Publikum verkaufen will kann ja nicht werben mit ‚vom Autor von Räuber Hotzenplotz‘. Nicht, wenn man sein Zielpublikum erreichen will. Regisseur und Koautor Marco Kreuzpaintner hat sich alle Mühe gegeben, die Altersspanne des Zielpublikums ziemlich weit zu halten. Heraus gekommen ist eine gelungene Umsetzung, die in höchstem Masse positiv überrascht, und am Ende dennoch etwas Mehlstaub auf die Lungen legt. Im Übrigen habe ich Koautor bewusst so geschrieben, weil auch im Abspann von ‚Krabat‘, zumindest die erste Hälfte aller Film bezogenen Berufsbezeichnung in ihrer wahren deutschen Schreibweise aufgelistet sind. Und das ist zweifelsfrei eine Verbeugung vor dem Mann, der diesen Stoff nach einer alten Sage 1971 zu Papier brachte. Den Preußlers Ottfried sollte man nämlich nicht unterschätzen.

Jetzt könnte man ohne weiteres beginnen, die Vorlage mit der Verfilmung zu vergleichen und herauskommen würde eine endlose Litanei von künstlicher Aufregung. Wer einigermaßen bei Verstand ist, hat längst kapiert, das Buch und Film, und somit eine filmische Umsetzung, zwei extrem unterschiedliche Medien sind. Und doch kommt man nicht daran vorbei, Kreuzpaintners Drehbuchversion der Vorlage wenigstens einmal kurz gegenüber zu stellen. Sehr geschickt hat er die Geschichte gekürzt, Geschehnisse ineinander verwoben und zwangsläufige Zugeständnisse an das Publikum gemacht, dass an Büchern weniger interessiert ist. Letzt genannte Zugeständnisse sind zum Glück nicht zu einem Nackenschlag für die Freunde der Literatur geworden. Beim Film, da mahlen die Mühlsteine gleich etwas schneller und dem Zuschauer offenbart sich ein spannendes, düsteres Märchen, das trotz seiner sehr simplen Botschaft einem modernen Publikum gerecht wird.

Eine Gruppe von sehenswerten Talenten hat der Regisseur vor die Kamera geholt und Otto Sander als Erzähler tut ein Übriges. Christian Redl als schwarzer Müller ruft zu seiner eindringlichen Spielweise kurioserweise auch noch optische Erinnerungen an die Trickfilmfassung von 1977 hervor. Aber auch Otto Sanders einnehmende Stimme scheint sich an Christian Brückners Darbietung von `77 zu orientieren. Mit dem Dreigestirn Kross – Brühl – Koffler sind junge Menschen vor der Kamera, die man gerne als Hoffnungsträger des deutschen Filmes benennt. Das wird allerdings die Zeit beweisen müssen. Bei ‚Krabat‘ aber bekommt man ein gutes Gefühl dafür, was man noch von den Jungs erwarten kann. Mit der schwarzen Mühle ist den Designern eine stimmige Kulisse gelungen, die allerdings optisch weniger ihren ‚Charakter‘ verkörpern darf. Die düstere Atmosphäre der dunklen Hexerei geht allein von Christian Redls charismatischem Auftreten aus. Wobei größerer Respekt den Jungs vom Computer abverlangt werden muss. Die Trickeffekte sind sehr sparsam, dabei äußerst effektiv und bemerkenswert unaufdringlich verwendet. Das die Zauberei dabei eine untergeordnete Rolle spielt, ist nicht nur werkgetreu, sondern auch überraschend angenehm. Ein Film wie dieser, hätte leicht zu einem Spektakel werden können, dass seine Rechtfertigung verliert.

Es gibt diese eine Sequenz, die sich wie ein Anachronismus zum gesamten Film verhält, doch sie ist verschmerzbar und schnell vergessen. Ansonsten ist ‚Krabat‘ in seiner Stimmung durchaus ansprechend und herrlich düster. Hier muss man sich allerdings auch ein wenig eingestehen, dass ab und an ein Ausbrechen aus der schweren Stimmung und seiner chromatisierten Farbgebung für das Publikum angenehmer wäre, auch wenn es die Vorlage nicht unbedingt vorsieht. Daniel Gottschalk an der Kamera zeigt, wie viele deutsche Kameraleute, dass bei großem Kino zwanghaft amerikanische Vorbilder zitiert werden müssen. Für eigene Bildideen und -sprachen fehlt wieder einmal der Mut. Und wenn jemand einen Film in der Oberlausitz spielen lässt, wo er auch hingehört, dann sollten die Macher nicht unbedingt Schnee bedeckte Alpengipfel zeigen.

Noch heute ist der Koselbruch, in welchen das Sagengebilde die schwarze Mühle setzt, ein für die Verhältnisse relativ unberührtes Gebiet. Doch ein Produktions-Designer muss sich einfach für etwas mystischer angehauchte Landschaften entscheiden. Das Geld einer heimischen Produktion deswegen aber zur Realisation nach Rumänien zu tragen, weckt kein keine magischen Gefühle. Damit schmälert man absolut zu Unrecht, die Attraktivität von eigenen Kapazitäten, die schon von ausländischen Produktionen gemieden werden, weil man sich nicht zu verkaufen versteht.

Aber: ‚Krabat‘ ist gelungen. Er funktioniert als Verfilmung und er ist ebenso eigenständiger Film. Es regiert allgemein noch immer der grobe Unfug, auf einen Markt zu schielen, der sowieso nicht an deutschem Kino interessiert ist. Zur Freude der Interessierten, ist bei diesem Filmbeispiel relativ wenig davon zu spüren. Werkgetreu, trotz notwendiger Änderungen, und mit sehr viel merklicher Hingabe inszeniert, ist ‚Krabat‘ längst kein Meisterwerk, beweist aber, das in deutschen Landen schon lange möglich ist, was andere nur noch durch Routine am Zuschauer vorbei produzieren. Wie üblich, wenn man einen Film im Nachhinein betrachtet, hätte Marco Kreuzpaintner durchaus einen besseren Film machen können. Doch ‚Krabat‘ ist stimmungsvoll, unterhaltsam, bestes Handwerk und überzeugt als Jugendfilm durchaus auch andere Altersgruppen. Dem Film seine Fehler als Versagen unterstellen zu wollen, wäre somit überhaupt nicht gerechtfertigt.

Mit einem so überzeugenden Werk, mahlen die Mühlen gleich wieder. Zum Beispiel gibt es da noch die Erzählung vom Hexer Pumphutt, der bereits bei Krabat Erwähnung fand. Formt sich da aus dem Mehlstaub Ottfried Preußler? Am Ende wird er noch massentauglich und die Werbung prahlt „Vom Autor des Räuber Hotzenplotz“. Und sollte dies die werberelevante Zielgruppe verschrecken, kann man jetzt beruhigt den Titel ‚Krabat‘ einsetzen.

 

 


 

Der Krieg des Charlie Wilson - Charlie Wilsons War

Darsteller: Tom Hanks, Philip Seymour-Hoffman, Julia Roberts, Amy Adams, Ned Beatty, Om Puri, Ken Stott u.v.a.

Regie: Mike Nichols; Drehbuch: Aaron Sorkin nach dem Buch von George Crile; Kamera: Stephen Goldblatt; Bildschnitt: John Bloom, Antonia Van Drimmelen; Musik: James Newton Howard

USA / 2007; circa 97 Minuten

Der Krieg des Charlie Wilson ein furios schnelles Stück, das auf eine epische Länge verzichtet, wo man es anderorts eher erwartet. Mike Nichols hat mit seiner letzten Polit-Satire ‚Primary Colors – Mit aller Macht‘ gut dazugelernt. Nur weil es um große Dinge geht, muss man es nicht genauso aufblasen. So hat der Film um den Politiker Charles Nesbitt Wilson den Effekt, der vielen Filmen abhanden kommt: Man ist überrascht wie kurzweilig er ist. 

Aber Vorsicht, wer die absurde Komödie sucht wie sie Nichols mit ‚Catch 22‘ gemacht hat. Oder wer glaubt die Leichtigkeit von ‚Working Girl‘ zu finden. ‚Charlie Wilsons War‘ hat eher was von diesen Frank Capra Komödien, die so unscheinbar daher kamen und einen doch diesen sozialen Würgegriff spüren lassen. Das berühmte Lachen, das im Hals stecken bleibt. Das kann man selten über ein Sachbuch sagen. Doch dies ist nun mal die Quelle für Aaron Sorkins Drehbuch, das sich an ein paar wenigen Stellen schwer tut, den charakterlichen Eigenschaften des realen Charles Wilson gerecht zu werden.

Hoch über dem Strip von Las Vegas, im Whirlpool mit Sekt und sehr leichten Mädels, sieht sich Kongressabgeordneter Charlie Wilson 1980 das erste Mal mit den Zuständen in Afghanistan konfrontiert. Als Trinker und bekennender Playboy ist Wilson alles andere, als der typische Politiker im konservativen Staat von Texas. Aber Wilson ist auch nicht der typische Trinker und Frauenheld, und hier wird Nichols Regie ein bisschen wage, denn in der Realität ist Wilson ein wissbegieriger und hellwacher Beobachter von politischen Situationen außerhalb der amerikanischen Sichtweisen. Man spürt in Tom Hanks Spiel diese unerwartete Feinfühligkeit des eigentlichen Lebemannes, Nichols aber überlässt es dem Zuschauer, die Charakterisierung zu entschlüsseln. An sich kein schlechter Ansatz, wäre da nicht Julia Roberts als schwerreiche Lobbyistin Joanne Herring, die von der Regie unumstößlich konkretisiert wird. Roberts alias Herring ist ein fast schon brüllend komisches Beispiel, wie unverändert Politik heute noch wie damals betrieben wird. Wenn sie nach dem Sex vor dem Schminkspiegel sitzend militärisches Handwerkzeug herunter betet als wäre es ein altbekannter Kinderreim, dann ist das nicht nur ‚unser Mädchen Julia‘ wie sie besser wirklich nicht sein könnte, sondern der Spiegel unserer absurden Welt, der wir uns täglich anvertrauen, weil wir diese so gewählt haben.

Doch Hanks hin und Roberts her, nichts geht bei ‚Charlie Wilson‘ ohne Philip Seymour Hoffman. Als einer der vielseitigsten Darsteller unserer Zeit, zeigt Hoffman mit dem CIA Agenten Gust Avrakotos was wirkliche Schauspielkunst ausmacht. Zusammen mit Hanks, der stets weiß, wann er seinem Mitstreiter die Leinwand überlassen muss, entfacht Hoffman ein Panoptikum dynamischer Präsenz, wie man es selten erleben darf. Erstaunlicherweise sind des keine kleinen Gesten, keine ruhigen Sequenzen, sondern pures Ausleben und -spielen eines unwirschen Charakters, welches Hoffmans Darstellung bestimmt. Und das zur maximalen Freude des Publikums.

Gerade die flotte Leichtigkeit von Inszenierung und Spiel, macht aus dem Film das eigentliche Drama, um welches es geht. Im scheinbaren Alleingang des Trios von Abgeordneten, Lobbyistin und CIA-Agent wird in Afghanistan der kalte Krieg zugunsten Amerikas gewonnen. Aus dem Budget für verdeckte Operationen, knappt Wilson erst einmal 5 Millionen Dollar ab, um die Mudschahidin im Guerilla Kampf gegen die Sowjets zu unterstützen. Im Laufe der Jahre werden diese Summen von Jahr zu Jahr verdoppelt. Am Ende, wenn die besiegten Truppen der ehemals zweiten Weltmacht aus Afghanistan abziehen, hat Charles Wilson erreicht, das der Kongress 1 Milliarden Dollar gegen den Erzrivalen zu Felde getragen hat, in Form von verdeckten Operationen.

Diese Erfolgsgeschichte hat etwas rühriges, ist wunderschön und macht Spaß. Nur das aus dem Schachbrett des benutzten, mittellosen Staates Afghanistan plötzlich eine andere Macht heranwächst, die das zusammenbrechende Sowjetreich als Staatsfeind Nummer eins ablöst. Doch selbst als 1997 der reale Wilson endgültig aus dem Amt schied, war davon noch nicht wirklich etwas zu merken. Der Alleingänger als Schuldiger für einen neuen Krieg, der auf amerikanischen Boden beginnt? Wohl kaum, denn genau da sorgt der Film dafür, dass der Zuschauer hart auf den Boden zurückgeholt wird. Im großen Geflecht der Weltpolitik scheint jeder nur eine Schachfigur zu sein, so wie Wilson andere Abgeordnete für seine Sache über die Felder springen ließ, muss sich der Aktivist und Partylöwe eingestehen, selbst nur dorthin ziehen zu können, wo es die Oberen wirklich wollen. Die bittere Wahrheit für den in Amerika gefeierten Wilson sieht so aus, das dieser Mann nach 1 Milliarde Dollar Kriegskasse, nicht einmal 1 Millionen Dollar für den Aufbau von Schulen in Afghanistan zugestanden bekommt.

Weit gefehlt, wer glaubt, ‚Charlie Wilsons Krieg‘ könnte zu einem Lehrstück ausarten. Er zieht seine Kurzweiligkeit aus dem Aspekt, dass er eine eigentlich typische Erfolgsgeschichte erzählt, wie man sie schon so oft gesehen hat. Das amerikanische Musterstück eines Mannes der es im Alleingang schaffen kann. Gleichzeitig wird das monumentale Gebilde des Heroen immer wieder gestürzt. Gust Avrakotos ist dabei wie das Fleisch gewordene Gewissen, welches Wilson immer wieder die wirklichen Sachverhalte um die Ohren hauen muss. Und da ist Joanne Herring, die nach eigenem Ermessen die Fäden an Wilsons Geist und Körper zieht. Die Strukturen des großartigen Amerikas, zusammengefasst zu einem Mikrokosmos von drei Personen. Bitter, das diese Geschichte nicht reine Fiktion ist. Oder man stelle sich vor, der im Film erwähnte spätere Bürgermeister von New York Rudolph Giuliani hätte mit der Anklage wegen Drogenkonsum gegen Wilson Mitte der Achtziger Erfolg gehabt. 

So ist der Krieg des Charlie Wilson ein durch und durch amerikanischer Film, der von Amerikanern geschätzt, oder verteufelt wird. Für den weltweiten Markt ist er eine amüsante Satire, in dem sich der liberal gebende Europäer wieder herablassend mit einem ‚hab‘ ich es nicht gesagt‘ selbst auf die Schulter klopfen darf. Aber der damalige pakistanische Präsident Zia hat seinen Vorgänger General Bhutto nicht ermordet, behauptet Joanne Herring in einer Laudatio im Film, obwohl die Geschichte anderes erzählt. Kurz nach der Premiere fiel Bhuttos Tochter als angehende Präsidentin von Pakistan, einem Attentat zum Opfer. Alles hängt zusammen, und niemand sollte in Überheblichkeit über andere urteilen, weil es so populär und einfach ist. Charlie Wilsons Krieg ist ein ur-amerikanisches Thema, mit politischen Strukturen die überall in der Welt anzutreffen sind. Deswegen bleibt einem, bei diesem unbeschwertem Spaß, das Lachen im Halse stecken.

bandit

 


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LAND OF THE DEAD

Darsteller: Simon Baker, Asia Argento, John Leguizamo, Robert Joy, Eugene Clark, Jennifer Bayter, Dennis Hopper u.a.

Drehbuch, Regie: George A. Romero; Kamera: Miroslaw Baszak; Bildschnitt: Michael Doherty; Musik: Reinhold Heil

USA (filmed in Canada), ca. 93 Minuten

So richtig hat ja niemand mehr daran geglaubt. Nach zwanzig Jahren hat sich George Andrew Romero endlich dazu durch gebissen, den vierten Teil der Trilogie zu liefern. Und dass der ultra liberale Filmemacher aus Pittsburgh immer noch am besten mit seinem eigenen Stoffen umgehen kann, beweist er mit einem furiosen ‚Land der Toten‘. ‚Monkey Shines‘, oder ‚Stark – the dark half‘ waren erfreuliche Gruselstücke, doch der mit aufgerissener Haut und Haaren verschriebene Romero Fan wollte schon immer zurück in die Welt wo einem das Herz höher schlägt - solange man es noch im Körper trägt.

Romero wollte damals Grenzen wie Bäuche aufreißen, brach Tabus und hatte dazu den Drang sich zu engagieren. Dies ging soweit, dass er sein Publikum nicht mit Botschaften totschlagen wollte, aber diverse Handlungspunkte seiner Filme stets in einen aktuellen, greifbar aktuellen Bezug setzte. Von der amüsanten Variation des Konsumterrors 1976 in ‚Zombie – Dawn of the Dead‘, blieb zum Beispiel im funktionierenden, aber sinnfreien Remake 2004 eine blutleere Hülle.

Die Handlung setzt deutlich nach den Ereignissen von Teil drei ‚Day of the Dead‘ ein. Ohne Umschweife, oder langwierigen Erklärungen ist die Erde von den lebenden Toten übersät. Das Leben der noch warmen Menschen hat sich zu einer gewissen Normalität mit widrigen Umständen entwickelt. Der kümmerliche Rest an Menschheit lebt in einer verbarrikadierten Stadt in der sich bereits die zwei Klassen Gesellschaft gebildet hat. Langsam keimt der Funke von Revolution zwischen den anarchistischen Verhältnissen auf der Strasse und dem abgeschirmten, luxuriösen Leben im höchsten Gebäude der Stadt.  Zu sehr ist der Mensch wieder mit sich und gegen sich beschäftigt, dass er der Bedrohung von Außen nicht wahrnimmt.

Romero hat die sich schnell bewegenden Zombies anderer Verfilmungen, von welchen er zu Recht als Ur-Vater angesehen werden muss, akzeptiert. Für sein grundsätzliches Konzept war dies allerdings vollkommen abwegig. Es ist die buchstäblich schleichende Bedrohung, die nicht von ungefähr den augenscheinlichsten Bezug seiner Filme zu den Verhältnissen schafft, welche das Heimatland des Regisseurs in seine derzeitige weltpolitische Situation brachte. Wohlgemerkt hatte Romero bereits vor dem elften September ein Auge auf die Thematik geworfen.

Filmisch ist ‚Land of the Dead‘ wesentlich radikaler als seine drei Vorgänger. Zum einen bedient er sich bei den Stilmitteln des aktuellen Kinos, scheut nicht vor abgedroschenen Genre-Klischees zurück und macht auch vor heftigster Phrasendrescherei nicht halt. Zum anderen stellt er das von ihm selbst entworfene Bild einer Welt voller Untoter wieder auf den Kopf, indem er den Wandelnden erste kognitive Fähigkeiten zugesteht und schließlich sind die Aussagen offener und direkter geworden. Im übrigen erst der zweite Film nach ‚StarWars-Episode 3‘ der genüsslich den Satz „wir verhandeln nicht mit Terroristen“ gebraucht. Überraschend wird für viele das Ende sein, in dem einem gegen jede Erwartung tatsächlich etwas Versöhnliches angeboten wird. Blieb in den drei Vorgängern nur die Flucht ohne jeden Hoffnungsschimmer, dreht Romero hier den Spieß des geliebten Trends im Horrorkino um und beschert die Aussicht auf neue Möglichkeiten des Miteinanders. Wer den Weg der Parabel sucht, findet darin eines der auffälligsten Merkmale die sich Romero an der augenblicklichen Weltsituation gönnt.

Aber man sollte sich nicht das Hirn zermartern lassen, das ‚Land of the Dead‘ intellektuelles Kino par excellence sei. Das vom Verleih ‚ultimative Meisterwerk‘ benannte Stück ist in erster Linie Unterhaltung die unter die Haut geht. Ungewöhnlich oft erschreckt der Autor mit schriller Musik und ins Bild fallenden Zombies, wann immer benötigt, ist auch ein Untoter sofort und zum richtigen Spannungsmoment zur Stelle. Damit gewinnt George Romero genau die Zuschauer, welche die ersten drei Dead Filme noch gar nicht im Kino sehen konnten. Äußerst geschickt verbindet die Blutspur den eingefleischten Fan, mit dem reinen Konsument und hin zum Zuschauer mit sozial-politischem Anspruch.

Leider bleibt am Ende ein leichter Geschmack von Unfertigem. An einigen Stellen der Handlung tun sich Logiklöcher auf, oder glaubt man das Szenen der Schere zum Opfer gefallen wären. Die 93 Minuten Laufzeit vergehen dabei auch in ungewöhnlichem Tempo, das wenig Zeit zum Luft holen lässt und sich wieder als Zugeständnis an die heutigen Verhältnisse im Unterhaltungskino enthäutet. Die Freunde der blutigen Zunft brauchen sich aber nicht fürchten. Es gibt reichlich von platzenden Köpfen, ekelerregenden Bisswunden, abgerissenen Gliedmaßen und frischen Innereien. Herausragend sind dabei die Kamerabilder, welche eine scheinbar unendliche Palette von natürlichen Lichtstimmungen in einer zur Trostlosigkeit verdammten Umgebung wiederspiegelt. Und es gibt ein herrliches Wiedersehen mit einem Charakter, der erst in Teil 2 ‚Zombie - Dawn of the Dead‘ sein Leben lassen musste.

Der Hang zur Reflexionen über unsere Gesellschaft ist im heutigen Blockbuster, besonders beim Horrorfilm äußerst beschränkt. Nach dem thematisieren von Rassismus, Konsumrausch und militärischer Kontrolle, hätte ‚Land of the Dead’ keinen besseren Zeitpunkt für seinen Auftritt wählen können. Er trifft auf allen Ebenen den Nerv der Zeit, ist unterhaltend und wundervoll photographiert, hat eindringliche Musik und erfrischendes Potential an neuen, passenden Darstellern. Und der Regisseur, der nicht wie alle anderen seiner Filme in Pittsburgh drehen durfte, sondern nach Toronto ausweichen musste, beweist das 18 Millionen Dollar mehr als ausreichend sind, um richtig großes Kino zu machen. Daran kann man sein Herz verlieren – solange man es noch im Körper trägt.

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Lara Croft: Tomb Raider

Darsteller: Angelina Jolie, Noah Taylor, Iain Glen, Leslie Philips, Daniel Graig, Jon Voight u.a.

Regie: Simon West; Drehbuch: Patrick Massett, John Zinman Adaption von Simon West; Kamera: Peter Menzies Jr.; Musik: Graeme Revell; Filmschnitt: Dallas S. Puett, Glen Scantlebury

USA / 2001 , circa 100 Minuten

Zu versuchen Tomb Raider als sinnlos, überzogenes Spektakel herab zu würdigen, wäre der selbe Unfug, wie Schnee in die Wüste zu tragen. Über 'sinnlos' lässt sich immer im Allgemeinen streiten, 'überzogen' muss es sein und nichts anderes wie ein Spektakel will die Live Action Version der beliebtesten Computer Figur auch sein. Augen auf, die Hände in den Sitz gekrallt und los geht es. Die Cutter Puett und Scantlebury haben sich so am Stakkato-Schnitt übernommen, das beim Zuschauer keine Stirn trocken bleibt. Ohne Sinn und mit wenig Verstand geht es von einer Action Sequenz in die nächste, mit erheblichen Leerläufen im Mittelteil, aber da ist man sowieso längst am Ende der Aufnahmefähigkeit.

Angeline Jolie wird nun für einige Zeit mit einer schweren Bürde beladen sein. Eine Oscar-Gewinnerin, die beim Publikum am besten durch einen Film in Erinnerung bleibt, den die Kritiker am meisten hassen. Aber da hilft kein Schimpfen und kein Gezeder, selten ist ein Darsteller(in) in einer Rolle so glamourös aufgegangen, wie hier. Da stimmt jede Bewegung, jeder Sprung und jede Rolle, das Stöhnen und Ächzen, der Gebrauch der Waffen. Wer irgendwelche Zweifel gehegt hatte, der wird Angelina Jolie am Ende als die perfekte Inkarnation jener künstlichen Figur akzeptieren müssen, die gerade unter Fans als unverfilmbar galt. Die aufgepolsterten Lippen und die geflochtenen Haare, das überlegene Grinsen und der physikalische Dauereinsatz, nur ihre herausragensten Eigenschaften könnten manchen Kennern zu klein geraden sein.

Das Dreieck des Lichtes gilt es zu finden. Hinter dem ist nicht nur der Geheimbund der Illuminaten her, sondern nach kleinen Krisen der Vergangenheitsbewältigung auch der Welt beliebteste Grabjägerin. Eine Woche bleibt Zeit, bis wieder die erste linieare Planeten Konstellation seit 5000 Jahren stattfinden, welche in einer totalen Sonnenfinsternis gipfelt. Wer zu diesem Ereigniss das Dreieck des Lichts in den Händen hält, wird Herrscher über Raum und auch Zeit. Selbstverständlich geht es der vollbusigen Bungee-Tänzerin nicht um die Macht, als vielmehr um den blanken Ehrgeiz. Lady Crofts Gegenspieler ist dabei Manfred Powell (Glen), zweiter Kopf der Illuminaten und ein echt gerissener Hund, der den scheinbaren Ex-Lover Laras, Alex West (Craig), für seine Zwecke einspannen konnte.

Powell ist der klinisch perfekte Böse, West der Bilderbuch - Unschuldige und Croft gibt ihnen allen mächtig Feuer. Von London nach Kambodscha, bis hin in die unendliche russische Eiswüste. Und genau hier stösst Lara Croft an ihre offensichtlich optischen Grenzen. Ob ein buddhistischer Tempel, oder vom Dschungel zugewachsener Tempel. Ob das Steingebirge im ewigen Eis, oder die Strassen von London. Die Tricktechniker haben bei den Landschaftsaufnahmen so haarsträubende Arbeit geleistet, das es schlichtweg nicht mehr als Zeitgemäß zu betrachten ist und erheblich die Stimmung zerreissen kann.

Dafür lassen die Action-Sequenzen nichts zu wünschen übrig. Da stimmt bis ins Kleinste die ausgeklügelte Choreographie von Kamera, Schnitt, visuellen Effekten und hämmernden Techno-Beats. Leider wagen es die Produzenten nie, während der Action dem Zuschauer einen logistischen Überblick über die gesamte Szenerie innerhalb der kolossalen Set-Aufbauten zu gestatten. Ein bereits klassischer Inszenierungsfehler, der mit zu schnellen und harten Schnitten wettgemacht werden soll. Man hätte Jolie die Gelegenheit geben müssen, sich in besseren Kamerapositionen mit längeren Einstellungen zu profilieren.

Tomb Raider ist weit davon entfernt in irgend welchen versteckten Ecken irgendwelche Ansprüche zu erheben. Als pure Unterhaltung funktioniert er prächtig, steht sich mit sentimentalen Geplapper oft selbst im Wege und verzettelt sich im furiosen Showdown etwas zusehr im aufgesetzten Mystizismus. Bei all den Beteiligten an Script, Story und Adaption hätten diese Schwächen leicht vermieden werden können. Besonders schade ist es um die Szenen von Jolie zusammen mit Film- und Echt - Vater John Voight, die leider eher hämisches Gekicher wecken, als echtes Sentiment.

Mit Sicherheit hat Paramount den Grundstein für eine höchst erfolgreiche Reihe gelegt. All zu sehr sollten sich die Macher allerdings nicht auf die Schulter klopfen. Das Lara Croft: Tomb Raider überhaupt nicht so schlecht geworden ist, wie alle großen Kritiker gerne hinaus brüllen, ist einzig der charismatischen Darstellung Angelina Jolie zu verdanken, der man nicht nur den Spaß, sondern auch die ganze physikalische Anstrengung ansieht.

 


 

Lebenslänglich - Life

Darsteller: MARTIN LAWRENCE, EDDIE MURPHY, OBBA BABATUNDA, NED BEATTY, BERNIE MAC; Originalmusik: WYCLEF JEAN; Kamera: GEOFFREY SIMPSON; Drehbuch: ROBERT RAMSEY, MATTHEW STONE; Regie: TED DEMME; ca. 108 Minuten

Die Handlung wird besprochen, nicht die Auflösung!

Der eine ist der aufsässige Lebemann Rayford Gibson (Murphy), der andere der zurückhaltende Claude Banks (Lawrence). Was beide verbindet, sind ihre chronischen Geldsorgen. Keinen von beiden gefällt es für den Schnapsschmuggler Spanky (Rick James) einen kurzen Auftrag zusammen erledigen zu müssen, aber der Job könnte eigentlich schnell über die Bühne gegangen sein. Doch da kommen die beiden ungleichen Schwarzen im tiefsten Mississippi einem nicht ganz astreinen Sheriff in die Quere, der selbst einen unschuldigen Schwarzen kurz zuvor erschossen hat. Eine halbe Stunde nach Filmbeginn sind Rayford und Claude zu lebenslanger Haft verurteilt.

Man sollte sich durch die aggressive Werbekampagne nicht täuschen lassen, 'Life' ist keine dieser Zwerchfell erschütternden Comic-Strips, die Lawrence, oder auch Murphy die Gelegenheit zum haltlosen Herumalbern geben. Wie schon die erste gemeinsame Arbeit der beiden Publikum-Lieblinge 'Boomerang', wandelt auch dieser Film auf leisen Pfaden des Erheiterung. Die Geschichte beginnt 1932 und zieht sich über 55 Jahre hin. Eine Gradwanderung für das schauspielerische Talent von Lawrence und Murphy, sowie eine Herausforderung für Maskenbildner Rick Baker. Und alle drei meistern in ihrem jeweilige Terrain die Aufgaben mehr als perfekt. So altern die Stars nicht nur vom Äußerlichen, selbst ihre Stimmbändern passen sich altersentsprechend der gezeigten Periode an.

Aber der Witz kommt selbstverständlich nicht zu knapp, wenn auch etwas anspruchsvoller als in anderen filmen der beiden Protagonisten. Das beginnt schon mit dem Wortspiel im Titel 'Life', der eben nicht nur das 'Leben' ausdrücken soll, sondern gleichbedeutend mit 'Lebenslänglich' steht. Da Claude und Rayford ihr gesamtes 'Leben' eingesperrt verbringen, hat dies schon einen bitterbösen Beigeschmack. Da die Schuld der beiden nie so hundertprozentig nachzuweisen war, genießen sie einen freieren Strafvollzug. Immer wieder kommen sie in ihrer Laufbahn der Lebenslänglichkeit mit dem eigentliche Leben der freien Welt in Kontakt, spüren für kurze Augenblicke immer wieder, was ihnen 55 Jahre verwehrt bleiben wird.

Schon die Grundstimmung des Filmes erlaubt keinen kalauernden Witz. Ted Demmes Regie bewegt sich zielsicher mit viel Charme und Gespür durch die Jahrzehnte und den jeweiligen Perioden. Lucy Corrigans Kostüme und Geoffrey Simpsons Kamera scheren da niemals aus. Die zeitgenössischen Sequenzen sind fast schon tadellos in Aussehen und Atmosphäre.

Das eigentliche Drama, das seine positive Grundstimmung und seinen Humor halten kann, überzeugt mit allen technischen, kreativen und schauspielerischen Kräften. Okay, vielleicht hätte Martin Lawrence etwas mehr an sich arbeiten können, aber da der perfekte Film immer noch aussteht, kann man einfach darüber hinweg sehen. Verwunderlich bleibt, warum man zwei Jahre gebraucht hat, diese gelungene Tragik-Komödie in unsere Kinos zu bringen. Scheinbar hatten die Verleiher Angst davor, dem Publikum nicht einen vollkommen anderen, aber doch gewandelten Murphy zu präsentieren.

 


 

Die Legende von Bagger Vance - The Legend of Bagger Vance

Darsteller: Matt Damon, Charlize Theron, Will Smith, J. Michael Moncrief, Bruce McGill, Joel Gretsch, Lane Smith, Jack Lemmon u.v.a.

Regie: Robert Redford; Drehbuch: Jeremy Leven; Musik: Rachel Portman; Kamera: Michael Ballhaus; Filmschnitt: Hank Corwin

USA / 2000 ; circa 127 Minuten

Ob man durch das Feld der Träume wandelte, oder mit dem Natural über das Spielfeld. Ob in der Major League, oder beim Fliegenfischen. Der Sportfilm hat erst immer dann etwas Besonderes vermitteln können, wenn die Hindernisse der Realität ausgeschalten waren. All die Bull Durhams, oder Kid Callahads brachten uns eigentlich nie dem Sport näher, sondern führten uns mit dem Sport näher an unsere Menschlichkeit. Redfords Charakter in The Natural-Der Unbeugsame ist kein Mensch, der für den Sport lebt, wie man zuerst annehmen möchte Er lebt durch den Sport. Er findet sich nicht wegen des Spieles ansich, sondern durch seine Definition des Spieles als Gleichniss zum richtigen Leben. Vollkommen unterschätzt, aber aktueller als alle anderen Filme dieser Art war zuletzt Spike Lees He Got Game. Da werden Körbe geworfen und Bälle geschlagen, da werden Yards gelaufen und fliegen die Fäuste. Oder, um bei Redford zu bleiben, es rauschen die Angelruten über die wilden Wasser von Montana. Der Sieg gehört dazu, er ist schliesslich Hollywood. Der Sieg ist die Verkörperung des sichtbaren Triumphes. Aber der Schlag des Holzes gegen den Ball ist die innerliche Berfreiung. Der Wurf in den Korb das überwundene Hinderniss der menschlichen Unzulänglichkeit. Wenn Du es baust wird er kommen. Von der Floskel zur Philosophie. Wenn sich Costner in For Love of the Game innerhalb eines Spieles über seine Liebe bewußt wird, hat dies nicht mit Sieg, oder Niederlage zu tun. Es ist das Gleichniss von Leben zu Spielregel, von Spielzug zur Entscheidung, von Strategie zu Geschicklichkeit.

Ob das Eisen, oder der Schläger, sei es der Handschuh, oder das Ei. Wie man auch den Menschen dem Sport gegenüberstellt, man erkennt deren Durchsetzungsvermögen nicht an der Überlegenheit zu den Regeln, sondern am Selbstverständniss über sich hinaus zu wachsen. Nicht als Sportler, sondern als Mensch, ein Mensch der zufällig Sportler ist. Von der großen Flucht, bis zur Kampfmaschine erzählen Filme auch gerne vom Sport ansich. Von Gelegenheiten und Möglichkeiten, von Lebensträumen und Versagensängsten. Metapher und zentraler Punkt zugleich. Sport ist schon immer ein Thema gewesen, das im Film eine ebenso entscheidende Rolle inne hatte, wie das Verhältniss der Geschlechter zueinander. Rocky kann sich erst durch seine Sport selbst als Mensch finden, seinen Gefühlen folgen und durch die gestärkte Zuneigung zu der Frau, welche er liebt, seinen Träumen die Verwirklichung abringen. Aber Rocky Balboa war schon das Musterbeispiel des selbstbewußten Kämpfers. Einer mit Handschuhen, der sich mit den Fäusten wortwörtlich durchs Leben schlagen mußte. Eine wirklich grobe Version dessen, was den eher bescheiden anmutenden Golfschläger betrifft. Diese Kämpfer, die mit innerer Gelassenheit und überlegenem Charme Göttern gleich den Rasen überschreiten. Eins mit dem Schläger und dem Schlag, eins sein mit sich selbst und diese Überlegenheit nutzend. Früher da war es nicht so einfach, da konnte sich keiner keiner mit albernen Designer-Klamotten über den Platz mogeln, da zählte der Stil, die Persönlichkeit. Costner ist in Tin Cup zwecks Mangel dessen unangenehm aufgefallen. Wirklich interessant gestaltet sich das Spiel um Ball und Legende, wenn zwei ehemalige, tatsächliche Golf-Profis gegen eine Helden antreten, der nie existiert hat. Umgekehrt hat es in Space Jam ja auch funktioniert.

Von der grausamen Realität einer ganz normalen Familie, über die satirischen Seiten einer Quiz Show, bis veterinären Großeinsatz des Pferdeflüsterers. Redford hat mit seinen bisher sechs Filmen immer versucht neues Terrain zu entdecken, tiefer in die menschlichen Seelen vor zu dringen, dabei sich selbst und das Vertrauen des Zuschauers neu zu definieren. Das Fliegenfischen war eine Metapher, die Redford in den Bergen Montanas dem gebeutelten Leben seiner zwei Protagonisten gegenüber setzte. In der Mitte, aus der der Fluß entspringt, sitzen die Gemeinsamkeiten, das innere Selbstverständnis zweier verwandter Seelen, die sich immer wieder an den gegenüberliegenden Ufern treffen. Und das Gespür, das Redford dabei entwickelte, war so unterschwellig, so raffiniert verflochten mit einer eher banalen, dafür poetischen Geschichte, das der Film sogar ein Publikum ansprach, welches den harten Rhythmus einer Action-Kultur bevorzugte. Redford der Stille, der Umweltschützer, Robert der Naturalist. der Bekämpfer cineastischer Armut, ging gestärkter aus dem Rennen, als er es in seiner draufgängerischen Phase der siebziger Jahre schaffen konnte. Sundance Kid wurde Philosoph und mutiger. Er wagte einen Schritt weiter und nahm sich den Roman des Pferdeflüsterers zur Brust und vor die Kamera. Mit Bravour verwarf er sein hartes Cowboy-Image, indem er einen solche nicht einfach nur darstellte, sondern auch inszenierte. Evans Roman wurde zu Redfords Geschichte. Hemmungslos dem Kitsch überantwortet, war Robert der Erfolg darin beschienen, sich leidenschaftlich zu diesem Kitsch zu bekennen, ihn zu akzeptieren und damit die Grundlage des Filmes festigen. Es war die Ehrlichkeit zum Publikum und sich selbst. Aber dann trat Bagger Vance in das bewegte Leben von Robert Redford.

Wer ist dieser Bagger Vance? Mit Sicherheit eine der zurückhaltensten Rollen, die Will Smith je übernommen hat. Aber Bagger Vance ist auch der Fluch eines Filmes der so sehr ins sich selbst verliebt ist, das schon der dritte Abschlag beim Golf in Glorie und Edelmut das Publikum strapaziert. Und gespielt werden 54 Löcher. Matt Damon spielt einen desorientierten und desillusionierten Ex-Golf Pro, der schwerer an seiner Rolle zu kämpfen hat, als dessen bester Kumpel Ben Affleck in Bounce. Jedermann weiß, das Redford für diese Rolle Brad Pitt haben wollte, aber nur den Vergleich mit dem Fliegenfischer-Film scheute. Pech. Das alles könnte dennoch funktionieren, wenigstens einigermaßen, aber der Golfer Rannulph Junuh muß ja seinen 'authentischen Schlag' wieder finden, die Liebe und sein Leben. Darum geht es im Film, beim golfen und zwischen Redford, dem Autor Jeremy Leven und Matt Damon. Und damit Junuh nicht alleine da steht, schickt ihm der Himmel Bagger Vance, als Caddie und Ratgeber. Wobei Vance als Caddie wesentlich mehr taugt. Drei Runden muß der fiktive Junuh gegen die realen Hagen und Jones durchstehen und dabei den Weg zurück zu Liebe, Glück und Leben finden. Drei Runden, in denen Bagger Vance philosophiert und Ratschläge erteilt, die meist von dümmlich bis haarsträubend reichen. Leider nicht genug, den Michael Ballhaus erschöpft sein gesamtes Potential mit der Kamera schon nach einer halben Stunde. Was aus der Legende des Bagger Vance werden sollte, wird auf der einen Seite deutlich, wirkt aber schnell überfrachtet und schliesslich abgestanden. Der Film läuft sich schnell leer, was zu sagen ist weiß der Zuschauer bevor es das Drehbuch ihm serviert. Und in eigener Selbstverzückung lassen Radford und Ballhaus zum wiederholten male die Kamera als Golfball über das Grümn fliegen. Wer das Turnier letztendlich gewinnt, wird von Moment zu Moment uninteressanter, man wartet nur dringlich auf den endgültigen Schlag, der die Umkehr von Junuhs verdrehtem Leben bewirkt. Und dazu fiedelt unablässig Rachel Portmans Soundtrack, als gelte es damit irgendwelche Preise zu gewinnen. Was Bagger Vance letztendlich den Atem raubt, ist die Gleichschaltung aller filmischen Mittel. Was die Protagonisten sagen, lässt der Regisseur sie auch ausspielen, verdeutlicht die Kamera in Bildern und wird triumphal mit Musik überlegt. Viele kleine Szenen können sich durchaus sehen lassen. Wenn Will Smith auf einmal aus der Nacht heraus über die Felder spaziert kommt, wenn Charlize Theron versucht Matt Damon mit Sex zumTurnier zu überreden, oder auch die Herzlichkeit der drei Spieler untereinander, vermitteln den poetischen Charme von Geschichte und Regisseur. Das er soviel davon hat und dies auch zu geben versucht, bringt den Film aber doch zum scheitern. Wenn wir die Legende von Bagger Vance als solche bald vergessen werden, bleibt uns die Gewissheit, das unser Robert viel besser kann, und es bestimmt auch wieder so machen wird.

 


 

Die Legende von Beowulf – Beowulf

Darsteller: Ray Winston, Anthony Hopkins, John Malkovich, Robin Wright-Penn, Brendan Gleeson, Crispin Clover, Alison Lohman, Angelina Jolie

Regie: Robert Zemeckis; Drehbuch: Neil Gaiman, Roger Avary; Kamera: Robert Presley; Bildschnitt: Jeremiah O’Driscoll; Musik: Alan Silvestri

USA / 2007; circa 114 Minuten

Man kann dieser Variante des Heldengedichtes ‚Beowulf’ einen besonderen Reiz nicht absprechen. Gerade der hundertprozentige Einsatz von Computer generierten Bildern verleiht dem Film eine außerordentliche Note des Fremden und Fantastischen, wie man es bei bisherigen Verfilmungen nicht erlebt hat. Und gerade Beowulf, als eine der wichtigsten und einflussreichsten überlieferten Sagen, tut es sehr gut, von der realen Bildsprache Abstand zu halten. Leider ist die Zeit noch gar nicht reif, für diese Art der filmischen Umsetzung, wie sie Robert Zemeckis mit aller Gewalt vorantreiben möchte. Während der ‚Polar Express’ dank des Motion-Capture Verfahrens, bei dem die Schauspieler real gefilmt werden und im Rechner komplett nachgearbeitet werden, durchaus als kindgerechter Animationsfilm Legitimation fand, verliert sich ‚Beowulf’ im Photorealismus. 

Photorealismus ist gerade mit dem Computer eine der entscheidenden Punkte in der Tricktechnik von heute und wie zum Beispiel Zemeckis ‚Cast Away’ beweist, schon lange möglich. Was wiederum ‚Beowulf’ beweist, ist das totale Versagen der Computertricktechnik in den Augenpartien. Selbst wenn die feinsten Härchen und unreinsten Poren den Weg auf die Leinwand finden, brechen die Augen optisch aus dem Rahmen. Ob Tony Hopkins, Robin Wright-Penn, oder Ray Winston selbst, die Augen scheinen tot. Ein Umstand, der den Zuschauer optisch immer wieder aus der nicht gerade anspruchsvollen Handlung heraus reißt. ‚Beowulf’ versteht sich als episches Actionkino, welches seine Vorbilder leicht erkenntlich im Erfolg der ‚Herr der Ringe’ Trilogie und der Testosteron gesteuerten Orgie von ‚300’ sucht. 

Als Vorläufer für die anrollende 3-D Welle, verschenkt Cutter Jeremiah O’Driscoll viele gute Effekte an einen viel zu hektischen Schnitt. Hinzu kommen zu viele Einstellungen in Nahaufnahmen, die kaum Orientierung zulassen und dazu den 3-D Effekt zunichte machen. Presleys Kamera möchte viel mehr Jugendunterhaltung vermitteln, anstatt sich angemessen der epischen Breite des historischen, aber Fantasie durchsetzten Textes anzunähern. Nur wenige Bilder, wie die Totalen von den feiernden Helden, oder Überflüge bei Landschaften, lassen einen in den überzeugenden Genuss und die überwältigenden Glaubwürdigkeit vom räumlichen Sehen kommen. Der Rest sind die Genre üblichen Effekte von Dingen die in Richtung Zuschauer gehalten werden, nur um des Effektes Willen. 

Mit einer markanten Änderung in der Geschichte, schlagen die Drehbuchschreiber Gaiman und Avary sehr geschickt eine Brücke zwischen den zwei voneinander unabhängigen Teilen des Heldenepos. Im Gegensatz zu der Überlieferung, lässt Beowulf seinen zweiten Gegner am Leben. 
Das treibt vielleicht die Geschichtspuristen auf die Palme, findet hier aber ausnahmsweise seine Rechtfertigung, um die filmische Umsetzung funktional zu gestalten und komplex zu halten. Das moralische Dilemma, ein Leben als König aufgrund einer Lüge gelebt zu haben, treibt Beowulf im Film zum entscheidenden Kampf mit seinem letzten Gegner, und damit gegen sich selbst. 

‚Beowulf’ taugt als Testversion für das, was einen demnächst im Kino erwarten könnte und eröffnet eine Art filmischen Erlebnisses, welches wie dereinst das Cinemascope-Verfahren, das Heimkino wieder sehr unbedeutend wirken lässt. Aber wie jeder Versuch, kämpft auch Beowulf mit den Unzulänglichkeiten der falschen Herangehensweise. Ein Experiment, das durchaus seine Rechtfertigung findet, aber nicht wirklich zufrieden stellt. Die digitale 3-D Projektion macht so atemberaubend viel möglich, wenn die reitenden Pferde nichts so halbherzig gezeichnet aussehen würden. Und dann diese toten Augen…

bandit

 


 

Letters from Iwo Jima

Darsteller:Ken Watanabe, Kazunari Ninomiya, Tsuyoshi Ihara, Ryo Kase, Shidou Nakamura u.v.a.

Regie: Clint Eastwood; Drehbuch: Iris Yamashita unter Mitwirkung von Paul Haggis; Kamera: Tom Stern; Bildschnitt: Joel Cox, Gary D. Roach; Musik: Kyle Eastwood

USA / 2006; circa 141 Minuten


Selten in der Geschichte des Kinos hat ein Filmemacher einem ehemaligen Kriegsgegner in der Darstellung des jeweiligen Konfliktes soviel Sympathie entgegengebracht. Selbst Oliver Stone konnte sich derartigem Anliegen nur grob nähern, und dies nur in der Absicht zu provozieren.

Aber Clint Eastwood will nicht provozieren. Konnte man die 'Flags of our Fathers' noch mit gemischten Gefühlen sehen, weil sie Raum zur Interpretation liessen, sind die 'Briefe aus Iwo Jima' zusammen mit seinem Vorgänger eindeutige Plädoyers für die Sinnlosigkeit von Kriegen.

Unbewußt, für Eastwood genauso wie seine Kollaborateure Paul Haggis und Steven Spielberg, hat sich das Projekt 'Flags' und 'Letters' zu einem der ambitioniertesten Werke im modernen Kino entwickelt. Zum Nachteil von 'Flags', der nun im Vergleich zum Nachfolger, wie ein Übungstück wirkt. 'Letters' ist dichter erzählt, viel persönlicher und Tom Stern hat seinen Bildern noch viel mehr die Farbe entzogen.

Aufgebaut auf dem Kodex von Ehre und Unterwerfung, glauben die auf Iwo Jima stationierten Truppen der Japaner ein leichtes Spiel mit den Amerikanern zu haben, die strategisch gesehen, die winzige Insel als vorgeschobenen Posten besetzen müssen. Anfangs ist die Stimmung noch gelöst, der neu eingesetzte General Kuribayashi (Watanabe) lacht viel, ist freundlich zu seinen Untergebenen und ist einem amerikanischen Scotch nicht abgeneigt. Für die Fußsoldaten ist Kuribayashi die Erlösung von sinnlosen Graben von Schützenstellungen und der Garant von menschlicher Behandlung, welche die Kuribayshi unterstellten Obmänner im blinden Gehorsam an die Unfehlbarkeit des Kaisers ihren Untergebenen jede Würde absprechen. Und es wird sehr deutlich, das die untersten Ränge einfach nur zuhause sein möchten, auch wenn die bevorstehende Schlacht noch so einfach erscheint.

Kuribayshi findet in Leutnant Nishi einen Vernbündeten im Geiste. Beide waren in Amerika und haben dort auch Freundschaften geschlossen. Für die beiden ist klar, das die amerikanischen Truppen nicht verlieren werden, weil ihnen Ehre und Tradition fehlt. Die Nachrichten vom Mutterland sind ebenso nicht angetan die Stimmung steigen zu lassen, was bedeuten soll, das mit keinerlei Unterstützung zu rechnen ist. Schliesslich fällt der Gegner mit dreifacher Übermacht auf der Insel ein und Dank Kuribayashis und Nishis Weitsicht wird die Schlacht um Iwo Jima zur Längsten und Verlustreichsten im Pazifikkrieg. 

In Rückblenden verlässt Eastwood die Inseln nur selten und dann auch nur kurz. Seine Erzählung bleibt, mit Ausnahme der Rückblenden, auch chronologisch. Haggis' und Iris Yamashitas Geschichte zeigt wahre Helden, aber auch Versager die sich geknebelt sehen durch ihren blinden Eifer. Nur zwei szenische Berührungspunkte hat 'Letters' zu 'Flags' und eine davon ist verstörender als alles andere, was Eastwood in seinen zwei Filmen zeigt. Die zweite Szene hingegen, das Abschlachten eines amerikanischen Marine, macht klar, dass Empfindungen aus der Sicht des Betrachters entstehen. Hier manifestiert sich wieder Bedeutung beider Filme, die keineswegs als Gegenstück dienen, sondern in ihrer Gemeinsamkeit keine Beurteilung in Gut und Böse, oder richtig und falsch zulassen.

Nichtsdestotrotz ist 'Letters from Iwo Jima' der emotionalere Film, der dichter und konsequenter an seinen Figuren bleibt und diese greifbarer macht. Was auch einer gewissen Logik unterstellt ist. War in 'Flags' der Krieg und seine Folgen der zentrale Kern, geht es in 'Letters' um die Person selbst, die so einen Konflikt austragen muss. Als General hebt Kuribayashi den Kampf auf die persönliche Ebene des Soldaten, am Ende jeder Schlacht wird dieser Faktor auf die reine Statistik reduziert. Und Eastwood hat diese eigentliche Grausamkeit mit einem Feingefühl inszeniert, die überwältigend ist.

mainstream


 

Die Liebe der Charlotte Cray - Charlotte Gray

Darsteller: Cate Blanchett, Billy Crudup, Michael Gambon, Rupert Penry-Jones u.a.

Regie: Gillian Armstrong; Drehbuch: Jeremy Brock; Kamera: Dion Beebe

England / 2002 ; circa 120 Minuten

Das Jahr neigt sich dem Ende mit dem vorerst letzten Film einer ganzen Cate Blanchett Reihe. Zauberhaft wie immer und doch vollkommen fehl am Platz. Wer sich ‚Charlotte Cray’ nach der Vorstellung noch einmal ins Gedächtnis ruft, dem fällt nur eine Person wieder ein, deren Name die wenigsten wissen dürften. Morag Ross, Maskenbildner und Kostümdesigner, und gleichzeitig einziger Lichtblick in dieser zähen Geschichte um Liebe und Selbstfindung. Selten war Cate Blanchett so verloren und noch nie so unterfordert. Gillian Armstrong, wie Blanchett ebenfalls aus Australien, gibt sich sehr viel Mühe, jedes Bild bis ins kleinste gestylt aussehen zu lassen. Das macht auch sehr viel her, die Arbeit von Kameramann und Ausstatter muß eine wahre Freude gewesen sein und so ein Ergebnis ist auch etwas seltener im Kino geworden. Aber Gillian Armstrong hätte vielleicht mehr Gewichtung auf ihre Geschichte, und noch viel mehr auf ihre Charakteren legen müssen. Ein Ire und ein Amerikaner spielen Franzosen und die schottische Hauptfigur wird von einer Australierin verkörpert. Das macht wenig Sinn und verdeutlicht gleichzeitig, wie austauschbar und unwichtig der Hintergrund der Geschichte ist.

Als Agentin geht in den Kriegswirren von 1943 die Schottin Charlotte Cray nach Frankreich und schließt sich Inkognito der Resistance an. Dies alles tut die unsichere und von der Liebe gebeutelte Heldin eigentlich nur, um eine Bomberpiloten zu ausfindig zu machen, den sie in London kennen gelernt hat und der über Frankreich abgeschossen wurde. Aber da ist noch Julien von der Resistance, der Charlotte für eine Französin hält und ihr nicht uninteressiert zur Seite steht. Was diese Figuren wirklich im Krieg verloren haben, bleibt durchweg unklar. Juliens kümmerliche Erklärung „ich bin Kommunist“ ändert da wenig. Hintergründe für Charlottes manisches Interesse, ihre große Liebe als Agentin wiederzufinden sind mehr als wage. Die Atmosphäre bleibt angespannt, aber nie spannend. Der immer enger werdende Ring, den die deutschen Besatzer um das französische Landidyll ziehen überträgt sich nicht auf das Publikum. Vielmehr schwelgt die Regisseurin in bunten Bildern und atemberaubenden Nahaufnahmen der Hauptdarstellerin, die noch nie so fehl am Platze wirkte wie hier. So aufdringlich wurden MakeUp und Kostüm selten eingesetzt, und noch viel seltener so unpassend.

Am Anfang wird Charlotte einmal gefragt was das Wichtigste für sie sei, Glaube, Liebe, oder Hoffnung. Für Sie ist es Hoffnung und am Ende des Filmes, das nicht kitschiger inszeniert sein konnte, war es auch das Einzige der drei Möglichkeiten um endlich sich selbst zu finden und über sich hinaus zu wachsen. Aber da hat der Zuschauer längst den Faden verloren. Was wirklich bleibt, und das ist traurig in Betracht der Möglichkeiten, ist Morag Ross. Viele Filme hat diese zauberhafte Lichtgestalt Blanchett in den letzten Jahren gedreht, aber keiner hat ihr Talent so vergeudet.

 


 

Lilo & Stitch:

Darsteller/Sprecher: Lilo = Daveigh Chase, Stitch= Christopher Michael Sanders, Nani = Tia Carrere, Jumba = David Odgen Stiers, Pleakley = Kevin McDonald, Bubba = Ving Rhames u.a.

Regie: Chris Sanders, Dean DeBlois; Drehbuch: Chris Sanders, Dean DeBlois; Musik: Alan Silvestri; Filmschnitt: Darren Holmes; Production Design: Paul Felix

USA / 2002 ; circa 85 Minuten

Es dürfte einer der Filme sein, der die Zeichentrick- und Disney-Freunde am meisten überraschen wird. Herrlich verschroben und an vielen Stellen wunderbar politisch Unkorrekt. Unkorrekt auch zum Beispiel, das Touristen als übergewichtige, dämmliche Figuren gezeichnet werden. Eigentlich wie im richtigen Leben.

Leider geht Sanders und DeBlois Idee des amoklaufenden Experimentes 626 nicht so unverschämt respektlos auf, wie es sich die Kollegen von DreamWorks sich mit 'Shrek' erlaubten. Aber Experiment 626 wurde soviel Charakter zugesprochen, wie es selten in einer Zeichentrickfigur zu finden ist. Während die eher ermüdenten Disney Werte von Familie und Toleranz das erwachsene Publikum schon einmal zum gähnen bringen, sorgt 626 doch für ausreichend anarchischen Humor um den Film nie wirklich langweilig werden zu lassen.

Experiment 626 wird auf der Flucht vor intergalaktischen Jägern von der kleinen Lilo gefunden und irrtümlich als Hund adoptiert. Lilo wächst bei ihrer Schwester auf, die schon Schwierigkeiten hat ihr eigenes Leben in Ordnung zu halten. So hat das Jugendamt ständig ein Auge auf die beiden und der adoptierte 626, von Lilo Stitch getauft, trägt niocht dazu bei, Lilo vor dem Kinderheim zu bewahren. Denn Stitch ist ein eigentlich verbotenes genetisches Experiment. Einzig dazu gezüchtet, mit übernatürlichen Kräften zu zerstören und Chaos zu bringen.

Selbstverständlich kommt, was man in einem anständigen Disney Film zu erwarten hat, aber Spass und eine gehörige Portion überzeugender Emotionen sind garantiert und für Groß wie Klein wunderbar umgesetzt. Nicht zu vergessen, das es ein wahres Vergnügen in sich birgt, endlich wieder einmal einen Film zu sehen, der voll und ganz per Hand gezeichnet wurde.

Angesiedelt im Milieu hawaiianischer Ureinwohner der heutigen Zeit, greift der Film sogar die Unanehmlichkeiten sozialer Stellungen auf, wenn auch stark im Hintergrund versteckt. Bei 'Mulan' haben sich Sanders und DeBlois ihre ersten Lorbeeren verdient und mit dem Regie Debut 'Lio & Stitch' ihre Stellung bei Disney allemal gestärkt.

Wie Experiment 626 heimtückisch, aber auch provozierend radikal für Chaos und Zerstöhrung sorgt, das ist durchaus einen Besuch wert. Angereichert mit 6 originalen Elvis Hits, die einfallsreich die Handlung unterstützen, kann man sich diesem Abenteuer nur schwer entziehen und nimmt den moralischen Zeigefinger schon mal in Kauf.

 


 

Long Walk Home - Rabbit Proof Fence

Darsteller: Everlyn Sampi, Tianna Sansbury, Laura Monaghan, David Gulpilil, Kenneth Branagh, Jason Clarke u.a.

Regie: Phillip Noyce; Drehbuch: Christine Olson; Kamera: Christopher Doyle; Bildschnitt: John Scott: Original Musik: Peter Gabriel

Australien / 2001 ; circa 94 Minuten

Das Gesetz war einfach gestrickt und die Rechtfertigung in blumige Ausflüchte einer fehlgeleiteten Menschlichkeit getaucht. Mischlingskinder, von Aboriginis und weißen Siedlern, werden von der australischen Regierung Zwangs interniert und umerzogen. Ziel ist selbst diese Mischlingskinder nur mit Weißen zu vermählen, um Generation für Generation um das Blut der Rasse wieder 'rein' zu waschen.

Philip Noyce' Filmvorhaben hat viele Australier sehr nervös gemacht. Noyce war auf den Roman 'Follow the rabbit-proof fence' von Doris Pilkington Garimara aufmerksam, welcher die Geschichte ihrer Mutter Molly Graig wiedergab. Molly, ihre Schwester Daisy und Cousine Gracie sind im Alter von 14, 8 und 10 Jahren aus besagtem Umerziehungscamp geflohen. Das war 1931 und die Mädchen legten eine Strecke von 1500 Meilen zu Fuß durch das australische Outback zurück, verfolgt von den Behörden und einem eingeborenen Spurenleser. Die Mädchen, von ihren Müttern erzogen auch in der Wildnis zu überleben, orientierten sich auf ihrer Flucht an dem 1800 Meilen langen Zaun, welcher der Hasenplage Einhalt gebieten sollte, die sich von Osten her nach Westen ausbreitete. Der Film hat die erste Flucht aus den Klauen der Regierung ins heimatliche Jigalong zum Thema, wobei Molly Craig selbst insgesamt dreimal den strapaziösen Fußmarsch in ihrem Leben auf sich nehmen musste.

Das Drehbuch von Christine Olson nimmt sich fast spartanisch aus, verzichtet weitgehend auf Dialoge und lässt Christopher Doyle mit seiner Kamera erzählen, wo andere Filme aufgeben müssten. Phillip Noyce hat mit Doyle einen vierten Hauptdarsteller gefunden, der derart kraftvolle Bilder auf die Leinwand bringt, dass man sich darin verlieren kann. Nach einer schier endlos scheinenden Suche, fand Noyce mit Sampi, Sansbury und Monaghan drei junge Darsteller, die ihren Rollen mehr als gerecht werden. Die Natürlichkeit der Mädchen ist Anfangs kraftvoll und packt den Zuschauer bei den emotionalen Nerven. Letztendlich kann Noyce aber die Spannung nicht halten. 'Rabit-Proof Fence' spielt sich nach dem zweiten Drittel in eine Routine die dem Film trotz der anhaltend technischen und darstellerischen Leistungen nicht gut bekommt. Dazu kommt ein Kenneth Branagh der weit hinter seinen Möglichkeiten bleibt und somit dem Verlauf der Geschichte eine etwas unglaubwürdige Komponente verleiht.

Eine sehr interessante Geschichte, ein bestimmt gerne verdrängtes Kapitel australischer Vergangenheit und eigentlich noch Gegenwart, die sich Noyce ausgesucht hat, um nach seinen Action-Ausflügen in Hollywood wieder in seiner Heimat zu drehen.. Man muss dem Film hoch anrechnen, dass er keinen erhobenen Zeigefinger anbietet. Dank der Erzählung aus der Sicht der jungen Mädchen, erschliesst sich ein sehr differenzierter Blick auf das eigene Unrechtsbewusstsein und dieser Blick kommt ohne jede Polemik aus. Daran merkt man, dass die Inszenierung sich so weit wie möglich vom Hollywood-Mainstream entfernen will und auch kann. Aber dazu braucht man jemanden, der die Kunst der Bilder versteht und nutzen kann. Phillip Noyce beherrscht diese Kunst durchaus und dürfte insgesamt vielen Leuten sehr unangenehm auf den Schlips getreten sein, denn schließlich wurde dieses absurde Gesetz zur 'Erhaltung der weißen Rasse' erst 1976 abgeschafft.

 


 

The Love Letter:

Darsteller: Kate Capshaw, Ellen DeGeneres, Tom Selleck, Blythe Danner, Tom Everett Scott...; Drehbuch: Maria Maggenti; Regie: Peter Ho-Sun; 88 Minuten

Ein nicht adressierter und nicht unterschriebener Liebesbrief entfacht einen witzigen, dramatischen und vor allen tiefgängigen Reigen an Gefühlen und Beziehungen. Immer mehr Leute lesen durch Zufall den Brief und glauben, das dieser für sie bestimmt sei, ohne das einer mit dem anderen darüber redet. Affären beginnen, Beziehungen entstehen, Gefühle entdeckt und Freundschaften auf die Probe gestellt. Ein überwältigender Film für ein Publikum über Dreissig. Kate Capshaw, Tom Selleck, Ellen DeGeneres, Blythe Danner, Gloria Stuart... wer kann dazu schon nein sagen.

 


 

Lucky Numbers:

Darsteller: John Travolta, Lisa Kudrow, Tim Roth, Ed O'Neill, Michael Rapaport u.a.

Regie: Nora Ephron; Drehbuch: Adam Resnick; Kamera: John Lindley; Filmschnitt: Barry Malkin; Musik: George Fenton

USA / 2000 , circa 105 Minuten

Das bekannteste Gesicht in Harrisburg / Pennsylvania scheint Russ Richards (Travolta) zu sein. Wettermann beim lokalen Sender, mit prominent reservierten Tisch im billig Restaurant und dem Traum von der ganz grossen TV-Show, von ihm moderiert. Im Studio nebenan, müht sich Crystal Latroy (Kudrow) jede Woche ab, strahlend die Zahlen der stattlichen Lotterie zu verkünden, sie ist nicht prominent und denkt nur ans Geld. Das Russ seine schwer verdienten Dollar ausgerechnet in einen eigenen Laden mit Schneemobilen investiert, hat schwerwiegende Folgen, denn er selbst kann in diesem Winter nichts anderes als schönes, warmes Wetter im Fernsehen ansagen. Zwei unsympathische, Geld- und Karriere versessene Menschen die sich schon gefunden hatten, bevor sie es merkten. Mit Hilfe des undurchsichtigen Nachtclub Besitzers Gig (Roth) setzen sie einen verzwickten Plan um, die staatliche Lotterie mit gefälschten Zahlenkugeln zu betrügen. Aber die Probleme fangen erst damit an, das jemand gefunden werden muß, der als Mittelsmann den Lottoschein einlöst.

Vier Jahre zurück hat Nora Ephron schon einmal versucht, mit Michael John Travolta in den großen Komödienhimmel zu heben. Das ging an einer gewissen Lieblosigkeit und einem witzlosen Drehbuch nicht ganz auf. Seltsamerweise wiederholt sich mit dem selben Gespann die selbe Geschichte. Travolta und Kudrow sind zwei teuflisch unsympathische Menschen und anstatt daraus das wirkliche Potential zu schöpfen ergiesst sich Adam Resnicks Drehbuch in überholte Slapstick-Einlagen und keinerlei bösartigen schwarzen Humor. Mit Ausnahme von einem souveränen Tim Roth und einen umwerfenden Michael Moore, wirkt alles etwas altbacken, wenig durchdacht und gar nicht so komisch, wie es die Geschichte eigentlich hergeben könnte.

Lucky Numbers ist eine weniger schwungvolle Komödie, die ihre guten Stellen hat, dieser aber nicht genug. Alles in allem kann uns Nora Ephron dieses mal nicht überzeugen. Schade um Thema, Schauspieler und dem guten Willen der Zuschauer.

 

 

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