YOU’RE NEXT

YOU’RE NEXT – Bundesstart 07.11.2013

Die Besprechung bezieht sich auf die amerikanische Originalfassung im Rahmen des Fantasy Filmfest

Youre-Next-2, Copyright Lionsgate / Splendid FilmsNoch bevor Simon Barrett an der Tastatur und Adam Wingard vom Regiestuhl aus, Horrorfreunde mit zwei Teilen V/H/S und dem ABC OF DEATH erfreuten, war da ein besserer, weit unterhaltsamerer Film von ihnen, der allerdings verkümmernd auf Halde lag. YOU’RE NEXT war bereits 2011 produziert, und fand lediglich auf dem Toronto International Film Fest und dem Fantastic Fest ein begeistertes Publikum. Lionsgate hatte zwar umgehend die Rechte erworben, ließ sich aber trotz vehementer Nachfrage und einhergehenden Protesten zwei Jahre lang Zeit. Dabei waren die Macher mit A HORRIBLE WAY TO DIE bei Genre-Freunden schon vorher längst bekannt geworden,  so wäre YOU’RE NEXT eigentlich schon damals eine sichere Sache gewesen. Dafür ist die Freude nun umso größer, dass dieses durchaus ansehnliche Blut-Fest nun endlich doch den Weg in die Multiplexe weltweit findet. Nicht weil er den Slasher-Film neu erfindet, aber sich weit vom Horror-Einerlei im Allgemeinen abhebt.

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THOR 2 – THE DARK KINGDOM

THOR – THE DARK WORLD – Bundesstart 31.10.2013

Thor-2-1, Copyright Walt Disney Studios Motion PicturesZuerst einmal ist an dieser Stelle der deutschen Marketing-Abteilung der Walt Disney Studios Motion Pictures ein herzlicher Dank auszusprechen, die dem Volke im Titel nicht nur die 2 schenken, nein, sie übersetzen auch noch das amerikanische ‚World‘ mit ‚Kingdom‘ ins Deutsche. Ich frage nicht warum.

Die erste Phase kulminierte in einem furiosen Action-Spektakel, das zu Recht zum besten Superheldenfilm avancierte, den das Popcorn-Kino erleben durfte. THE AVENGERS war nicht einfach nur spektakuläres Kino, sondern eines der ausgewogensten, am besten durchdachtesten, und schlüssigsten Mainstream-Produkte seit langem, und noch lange Zeit danach. Und wer WATCHMAN immer noch für besser hält, der soll sich vor Augen halten, dass dieser nicht als Popcorn-Mainstream konzipiert war. THE AVENGERS haben das Sommer-Kino neu definiert, weil er alles vereinte, und auch alles richtig machte, was beste Unterhaltung ausmacht. Es war jedem klar gewesen, dass Phase Zwei, die selbstständigen Leckerbissen, die auf den zweiten Avengers-Film vorbereiten, aber dennoch eigene Geschichten erzählen, nur verzweifelte Versuche werden mussten. Größer, aber auch homogener wie AVENGERS, konnte kein nachfolgender Film werden. Und wenngleich dies nach wie vor zutrifft, so überraschte IRON MAN 3 doch über aller Maßen. Und als zweiter Post-Avenger-Film muss sich auch THOR: THE DARK WORLD nicht mehr verstecken. AVENGERS hat gezeigt, dass wesentlich mehr Potential in Darsteller und Figur des Thor steckt, als der flaue Erstling vermuten lassen wollte. Mit einem ausgeklügelten Drehbuch und einer pointierten Regie, beweist sich der nordische Held also doch als überzeugender Einzelkämpfer.

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Jackass presents: BAD GRANDPA

JACKASS PRESENTS: BAD GRANDPA – Bundesstart 24.10.2013

Bad-Grandpa-2, Copyright Paramount PicturesMit 86 Jahren steht Irving Zisman eine schwere Verantwortung ins Haus, und das, obwohl seine Frau gerade verstorben ist. Er muss seinen acht Jahre alten Enkel von Nebraska nach North Carolina zu seinem leiblichen Vater bringen, weil die Mutter des kleinen Billy wieder einmal ins Gefängnis muss. Das hört sich nach einem Drama mit Potential an, wäre im Titel nicht JACKASS und unter einer dicken Latexschicht Johnny Knoxville eingebettet. Nach drei Kinoauswertungen der beliebten Selbstzerstümmelungsserie von MTV, wagt der Trupp einmal etwas Neues, in dem sie so etwas wie eine Geschichte erzählen. Hauchdünn, aber doch eine Geschichte, wenngleich diese nur dazu dient, möglichst viele unbescholtene Bürger in Angst, und Schrecken, und Ekel zu versetzen. Der Erfolg dieses Versteckte-Kamera-Reigens ist manchmal brüllend komisch, meistens unfassbar, und teilweise über der Grenze des guten Geschmacks.

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RUNNER RUNNER

RUNNER RUNNER – Bundesstart 17.10.2013

Runner-Runner-1, Copyright 20th Century Fox of GermanyRichie Furst ist leidenschaftlicher Online-Pokerspieler. Nebenbei zockt er noch ein paar Kommilitonen ab, damit er sich sein Studium finanzieren kann. Glücksspiel ist allerdings auf dem Campus verboten, und so wird Richie vom Dekan vor die Wahl gestellt, entweder die Spiele einzustellen, oder von der Universität zu fliegen. In einem letzten großen Online-Turnier, will Richie alles auf eine Karte setzen, um mit einem Mal alles Geld für sein komplettes Studium zusammenzuhaben. Natürlich wird er dabei abgezockt. So spannend wie es sich anhört, ist es auch umgesetzt. Sehr viel Gespür für etwas Neues beweisen die Macher mit RUNNER RUNNER nicht. Mit einem Rucksack voller Naivität reist Richie ins Spiele- und Steuerparadies Costa Rica, in der absurden Annahme so ohne weiteres an den Online-Milliardär Ivan Block heran zu kommen, über dessen Pokerseite Richie abgezockt wurde. Und natürlich kommt er so ohne weiteres an Block heran, und natürlich gewinnt Richie das Vertrauen des undurchsichtigen Geschäftsmannes, und natürlich ist Richie sofort ein Teil dieses gefährlichen Systems.

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ENDER’S GAME gewinnt

ENDER’S GAME – Bundesstart 24.10.2013

Enders-Game-4, Copyright Constantin Film / Summit Entertainment

Ein Krieg, der alle Kriege beenden soll. Der Film hat sich, nach seiner Vorlage, ein großes Ziel gesetzt. Dieser Krieg wird mit nur einer einzigen Schlacht entschieden. Und heute, wo im Kino dank raffinierter Programmierer alles möglich ist, wird diese Schlacht dem Film und den Erwartungen der Zuschauer auch durchaus gerecht. Nur trägt ENDER’S GAME die Bürde, wie ebenfalls GRAVITY in diesem Jahr, dass er seine visuelle Kunst und Kraft lediglich auf der großen Leinwand ausspielen kann. Aber hinter dem Film steht weit mehr, als nur ein Vehikel für Visuelle Effekte, sondern eine feinfühlig eingewobene Geschichte um Moral, Verantwortung und Vertrauen. Seine bitterste Schlacht hat ENDER’S GAME bereits weitgehend für sich gewonnen, nachdem Buchautor, aber auch Mitproduzent, Orson Scott Card Anfang des Jahres das mediale Interesse an der Verfilmung seines Kultbuches dazu nutzte, seine Einstellung gegenüber gleichgeschlechtlicher Beziehungen kund zu tun. Lediglich die geschlossene Haltung von Regie bis über die Darsteller, gegen die offene Ablehnung des Autors gegenüber Homosexuellen, konnte bis zum Filmstart die gröbsten Wogen glätten. Schwierig wird es in einer Beurteilung der Situation dadurch, dass Orson Scott Card auch mit produziert hat, und somit am Einspielergebnis des Films weiter verdient. Eine prekäre Situation, die jeder Zuschauer für sich selbst einschätzen muss. Denn ENDER’S GAME propagiert letztendlich eine vollkommen konträre Anschauung zu der privaten Gesinnung des umstrittenen Autors.

Fünfzig Jahre ist es her, als die außerirdischen Formics die Erde überfielen, und kurz vor ihrem entscheidenden  Sieg, vom Manöver eines intuitiven Flotten-Kommandanten überrascht und ausgeschaltet wurden. Die Erde rechnet jederzeit mit einer erneuten Invasion der Insekten ähnlichen Spezies. Doch Handeln und Tun der Formics erfordern eine strategische Herangehensweise, die herkömmlich militärische Strategien außer Kraft setzen. Jugendliche sind daher gefragt. Ihre Intuition, ihre Auffassungsgabe, ihr rationales Verständnis sind dem geschulter Militaristen weit überlegen. Unter den rekrutierten Anwärtern, für die Führungspositionen der Truppen gegen eine erneute Invasion der Formics, ist Andrew Ender Wiggin. Ender ist ein schmächtiger, eigentlich blass wirkender Jugendlicher, der mit einem unberechenbaren Temperament und überraschenden Einfühlungsvermögen sein Umfeld erstaunt. Der für die Ausbildung zuständige Colonel Graff erkennt Enders schlummerndes Potential, und sieht mit dem Jungen bereits einen Sieg, für den es noch nicht einmal einen vorhersehbaren Kampf gibt.

Der Film schlingert stets gefährlich nah an der Grenze zum platten Hurra-Patriotismus entlang. Wie sich ganze Familien dem größeren Ganzen der militärischen Struktur unterwerfen, oder wie die Kadetten auf ihre Aufgabe vorbereitet werden. Doch klugerweise wurde Harrison Fords Charakter des ständig polemisierenden Colonel Graff, mit Viola Davies als Major Anderson eine Stimme der Vernunft gegenüber gestellt, die zumindest hinterfragt, ob man Kindern tatsächlich zumuten kann, was Graff von ihnen erwartet. Den beiden Kino-Schwergewichten steht eine exzellente Jungdarsteller-Riege gegenüber, die in Leistung und Präsenz kein bisschen nachsteht. Besonders Asa Butterfield als Andrew Ender Wiggin überrascht mit einer ungewöhnlichen Intensität, die gleichsamt seine innere Zerrissenheit, aber auch seinen Führungsanspruch auf die Leinwand transportiert. Es ist mit der gelungenste Aspekt in der Handlung, wie Graff immer wieder hinter Enders Rücken manipuliert und betrügt, der junge Offiziersanwärter aber von seiner Seite aus Graffs Machenschaften mit eigenen Tricks und Ränkespielen umgeht.

Das Spiel mit den Gewissen von unbedarften aber ehrgeizigen Jugendlichen wird am Ende aufgehen, und der Film bekommt eine nicht überraschende, doch eine Wendung, deren Möglichkeit man eigentlich schon aus den eigenen Gedanken gestrichen hat. Es steckt wirklich mehr in der Geschichte von ENDER’S GAME als nur lohnendes Effekte-Kino. Autor und Regisseur in Personalunion, Gavin Hood, zaubert jetzt nicht das herausragende Gedankenspiel großer Science-Fiction-Vorbilder auf die Leinwand. Aber er zeigt Tiefe und eine ausgewogene Balance zwischen Heldenfilm und Moralstudie. Darüber hinaus ist es ein in allen Bereichen auf dem modernsten Stand der Technik umgesetzter Film, der nahezu perfekt gestaltet wurde. Zugegeben, die Regeln der Trainingseinheiten sind nicht so ganz klar angekommen, doch die Bilder im schwerelosen Raum sind einfach das Highlight. Aus allem tun sich Sean Howards und Ben Procters Produktionsdesign und Christine Biesline Clarks Kostüme besonders hervor, die mit sehr eigenständigen Designs überzeugen, ohne zu dick aufzutragen oder etwas zu vernachlässigen. Die Zweckdienlichkeit von Ausstattung und Kostüm könnte man in dieser Beziehung dann sogar als realistisch bezeichnen.

ENDER’S GAME schlägt seine Schlacht grandios. Er macht Spaß, ist spannend und verdammt gut gespielt. Manchmal lässt er den Zuschauer aufzucken, wenn der unreflektierte Pathos durchbricht, findet am Ende allerdings auch seine Rechtfertigung. Das er nicht die Komplexität und weiterreichenden Strukturen des Romans erreicht, schuldet fast jede Verfilmung seiner Vorlage. In diesem Fall ist es allerdings von Vorteil, weil der Film Spielraum gewinnt, sich wesentlich dichter an seine Figuren heranzutasten. Und das macht dann diese wiederrum komplexer. Großes Kino für große Unterhaltung. Und ein Film der beweist, das 3D nicht notwendig ist, um mit gut inszenierter Optik zu imponieren.

Enders-Game-3, Copyright Constantin Film / Summit Entertainment

Darsteller: Asa Butterfield, Harrison Ford, Ben Kingsley, Abigail Breslin, Hailee Steinfeld, Viola Davies, Moises Arias, Nonso Anozie u.a.
Drehbuch & Regie: Gavin Hood
Kamera: Donald McAlpine
Bildschnitt: Lee Smith, Zach Staenberg
Musik: Steve Jablonsky
Produktionsdesign: Sean Howard, Ben Procter
USA / 2013
zirka 114 Minuten

Bildquelle: Constantin Film / Summit Entertainment
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WOLKIG MIT AUSSICHT AUF FLEISCHBÄLLCHEN 2

CLOUDY WITH A CHANCE OF MEATBALLS 2: REVENGE OF THE LEFTOVERS – Bundesstart 24.10.2013

Cloudy-with-a-chance-2-1, Copyright Columbia Pictures / Sony Pictures InternationalFlint Lockwood hat einmal den Bewohnern seiner Heimatinsel darüber hinweggeholfen, sich nur noch von Sardinen ernähren zu müssen. Als geborener Erfinder, entwickelte er ein Gerät, welches aus Wasser beliebige Nahrungsmittel generieren konnte. Da „Flint Lockwood Diatonic Super Mutating Dynamic Food Replicator“ doch etwas zu sperrig war, nannte Flint das Gerät einfach FLDSMDFR. Am Anfang waren die Bewohner von Swallow Falls begeistert, der FLDSMDFR allerdings geriet außer Kontrolle. Chaos, Panik, aber der Held bekam es hin. Die heile Trickfilmwelt war am Ende doch wieder hergestellt. Dachte man. Fast vier Jahre später haben die erfindungsreichen Köpfe aus der Zeichenabteilung des ersten Teil, Cody Cameron und Kris Pearn, das Ruder übernommen. Und das war nicht die schlechteste Entscheidung. Bei bisher nur zwei Teilen, kann man schlecht schon von frischem Wind reden, aber es tut einer nicht aus dem Gedanken einer Filmreihe heraus konzipierten Fortsetzung grundsätzlich gut, wenn man das Rezept etwas variiert.

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MY MOVIE BUSINESS – Ein Buchvorschlag

Dieser Artikel ist bereits im April 2011 bei Zauberspiegel-Online erschienen.

John-Irving-03, Copyright Diogenes Verlag„Wenn mir danach ist, mich wie ein Regisseur zu fühlen, schreibe ich einen Roman.“

Nach vier Regisseuren und etlichen Drehbuchfassungen kommt GOTTES WERK & TEUFELS BEITRAG im Herbst 1999 endlich in die amerikanischen Kinos. Der Roman von John Irving ist zu diesem Zeitpunkt bereits 14 Jahre alt. Diese Zeitspanne ergibt sich daraus, dass Romanschreiber und Drehbuchautor in ein und derselben Person aufgehen. Es ist John Irvings bisher einziges realisiertes Drehbuch. Und er selbst gibt Einblicke, warum das so ist.

Zum Kinostart von GOTTES WERK & TEUFELS BEITRAG erschien rechtzeitig ein neues Buch von John Irving mit dem verheißungsvollen Titel MY MOVIE BUSINESS. Irving, sonst ein Schreiber, der vor hohen Seitenzahlen nicht zurückschreckt, gibt mit BUSINESS ein relativ bescheidenes Werk ab. Es ist ein Ansatzpunkt, der einige Kritiker auf den Plan ruft, die das Buch als Klingelbeutel abtun, der lediglich wegen des erhofften Erfolgs des Films herumgereicht wird. Dem kann man schlecht widersprechen, weil genau das die Absicht des Verlages war. Ausgerechnet dieselben Kritiker geben zudem an, dass es kein sonderlich gutes Buch sei. Dem kann getrost widersprochen werden.

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INSIDIOUS: CHAPTER 2

INSIDIOUS: CHAPTER 2 – Bundesstart 17.10.2013

Insidious-2-1, Copyright FilmDistrict / Sony Pictures International

Nach einem kurzen Ausflug in das Jahr 1986, setzt die Handlung sofort am Ende von IINSIDIOUS an. Hier wird die Geschichte der Familie Lambert unvermittelt weitergesponnen, die von den Ereignissen in der „Schattenwelt“ nicht loszukommen scheint. INSIDIOUS war ein effektiver, wenngleich dem Genre angepasster Horrorthriller, der geradlinig sein Grusel-Programm absolvierte. Er hatte seine Stärken, zeigte aber durch seine Übermotivation auch inhaltliche Schwächen. Doch Initiator James Wang und sein eingeschworener Kumpan Autor Leigh Whannell haben beim zweiten Aufguss mächtig dazu gelegt. Das ZWEITE KAPITEL ist keine Wiederholung und keine grobschlächtige Fortführung einer erfolgreichen Formel die viel Geld einbrachte. Die Macher haben Gespür für ihr Baby bewiesen und mit INSIDIOUS: CHAPTER 2 tatsächlich nicht einfach nur eine simple Fortführung, sondern eine tiefergehende Weiterentwicklung der gruseligen Sage geschaffen.

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RUSH – ALLES FÜR DEN SIEG

RUSH – Bundesstart 03.10.2013

Rush-1, Copyright Rush-3, Copyright Universal Pictures / Universum FilmPeter Morgan etabliert sich immer mehr zum herausragenden Autor, wenn es um außergewöhnliche Biografien oder zeitgeschichtliche Abhandlungen geht,. LAST KING OF SCOTLAND, THE QUEEN oder FROST / NIXON, um nur die Auffälligsten zu nennen. Mit RUSH war er erneut in den Siebzigern des vergangenen Jahrhunderts, und entwarf einen aberwitzigen Blick auf den Rennzirkus der Formel 1, als James Hunt und Niki Lauda einen jahrlangen, verbissenen Kampf um die Spitze ausfuhren. Beide begegnen sich auf der Piste eines Formel 3 Rennens, wo Hunts rücksichtsloses Fahren und Laudas präzise Analytik das erste Mal kollidieren. Doch für beide ist die Zeit reif, reif für Größeres. Während James Hunt einen großzügigen Sponsor hat, der ihn die Formel 1 ermöglicht, muss sich Lauda mühselig über Umwege bei Ferrari einkaufen. Über sieben Jahre schenken sich die beiden auf der Rennstrecke nichts, und laufen sie sich privat über den Weg, bekunden sie nur allzu gern ihre gegenseitige Abneigung.

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PRISONERS verstören und bewegen

PRISONERS – Bundesstart 10.10.2013

Prisoners-3, Copyright Warner Bros. / Tobis FilmWer ein Faible für exzellente Thriller hat, der wird bei PRISONERS mit dem Besten belohnt, welches das Genre in den vergangenen Jahren auf die Leinwand losließ. Dieser Film wird keinen seiner Zuschauer unberührt lassen, die über wenige Logiklöcher hinwegsehen können. PRISONERS legt dabei eine Spannung vor, welche diese Fehler in der Logik vollkommen überdecken. Es ist kein harten Ritt, sondern ein intensiver Schwebezustand, wie in den Träumen, wo man fliegen kann, obwohl man sich durchaus bewusst ist, gar nicht fliegen zu können. Es darf nicht sein, was nicht sein kann. Die Familien Dover und Birch verfallen in diesen hilflosen Zustand, einem Alptraum, aus dem man sich nicht selbst erwecken kann. Nach einem gemütlichen Thanksgiving-Dinner, sind die jüngsten Töchter beider Familien verschwunden. Wie das Grauen in diese Familien einbricht, das allein ist schon so erschreckend real umgesetzt, und das, obwohl der Zuschauer natürlich längst weiß, was passieren wird. Bis dahin. Denn was folgt, ist eine Handlung mit vielen Verläufen, und allen Möglichkeiten. Doch sein stärkstes Potential spielt PRISONERS mit seinen Charakteren aus, und den Darstellern, die sie verkörpern.

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THE BUTLER – bedient gelassen

Lee Daniels‘ THE BUTLER – Bundesstart 10.10.2013

Butler-01, Copyright Prokino Filmverleih / The Weinstein Company

Die Geschichte von Cecil Gaines, ist die Geschichte einer schweigenden, geduldigen Mehrheit in der afro-amerikanischen Bevölkerung. Nachdem er als kleiner Junge im Jahr 1926 mit ansehen musste, wie sein Vater aus reiner Willkür und ohne Konsequenzen von einem weißen Plantagenbesitzer erschossen wurde, fand Cecil seinen eigenen Weg, in dieser Welt zu überleben. Nach einer Ausbildung zum Butler, dient er einer weißen Gesellschaft, still und erduldend. Cecil ist in seiner Arbeit so gut, dass sogar das Weiße Haus auf ihn aufmerksam wird, und ihn 1957 dort anheuert. Still und erduldend, so vergehen Cecils Jahre von einem Präsidenten zum nächsten. Durch seine hoch geschätzten Dienste, kann Cecils Familie in Wohlstand leben. Doch da ist die Trunksucht seiner Frau, und das rebellische Verhalten seines Sohnes, der für die Gleichberechtigung der Schwarzen kämpfen will. Die Welt ist im Umbruch, aber Cecil will weiter den Prinzipien seines Berufes folgen. Nichts hören und nichts sehen. Und vor allem nichts sagen, selbst wenn ihn diverse Präsidenten immer wieder direkt auf die Situation in der schwarzen Bevölkerung ansprechen. So hat sich Cecil ein gutes Leben aufgebaut, und so soll es auch bleiben.

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EDITORIAL: Die Gravitation von GRAVITY

GRAVITY – Bundesstart 03.10.2013

MainstreamErst kürzlich habe ich mich zum wiederholten Male darüber echauffiert, dass gute Science-Fiction-Filme selten geworden sind. Es war also nur eine Frage der Zeit, das die Kinowelt wieder einmal belohnt werden würde. Mit Regisseur und Drehbuchautor Alfonso Cuarón konnte man bestimmt mit einer Überraschung rechnen, nicht aber mit dem, was GRAVITY letztlich für ein Film geworden ist. Vor kurzem stolperte ich über die Frage zu einem anderen Film, ob er perfekt wäre, oder zu perfekt. Als nach ungewöhnlich kurzen 85 Minuten der Abspann von GRAVITY beginnt, war augenblicklich diese Frage da. War es perfekt, oder zu perfekt? GRAVITY ist kein Film den ich analytisch betrachten möchte, weil er einen zu starken, einen zu überwältigenden Eindruck gemacht hat. Dieser Eindruck kommt nicht mit Gravity-2,Copyright Warner Bros.dem Ganzen, nicht als Summe eines Erlebnisses. Dieser Film nimmt einen von der ersten Einstellung gefangen, und lässt nicht mehr los. Nein, Alfonso Cuarón lässt nicht einfach nicht mehr los, er zieht einen mit unglaublicher Kraft immer stärker in das Geschehen. Und das ist möglich mit einer Geschichte, die kaum eine zu sein scheint. Mit Darstellern, die sonst in vollkommen anderen Genres erfolgreich sind. Und mit einer stilistischen Präzision, die in den vergangenen Jahren nicht einmal ansatzweise im Mainstream-Kino zu finden war. Und gleichzeitig muss ich mir die Frage stellen, ob GRAVITY tatsächlich Mainstream-Kino sein kann, oder doch ein überteuerter Arthouse-Streifen ist. Auf alle Fälle ist es in vielen Punkten ein einmaliges Erlebnis.

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LIBERACE – zuviel von allem ist wundervoll

BEHIND THE CANDELABRA – Bundesstart 03.10.2013

Behind-the-Candelabra-1, Copyright HBO Films / DCM Film DistributionFilme von Steven Soderbergh sind eigentlich kein Kassengift. Sie sind allerdings schwer kalkulierbare Projekte. Da gibt es den sperrigen CHE Zweiteiler, den besten Pandemie-Thriller mit CONTAGION, oder den luftig losgelösten MAGIC MIKE. Filme die nicht im Geringsten zusammen passen, dann aber doch zusammengehören, weil sie alle mit einer stringenten Motivation inszeniert sind. Mit der Liberace-Biografie verhält es sich nicht anders, und wird deswegen von allen großen Studios abgelehnt. Trotz Michael Douglas, trotz Matt Damon, und, man kommt nicht daran vorbei, trotz Steven Soderbergh. Alles viel zu schwul, lautete die offene, aber wenigstens ehrlich Absage. Viel zu schwul, hieß es an allen Türen. Die Bigotterie und der Puritanismus im Gottes eigenem Land wird wieder einmal bestätigt. Ein Umdenken in der Fernsehlandschaft lässt sich in Amerika am leichtesten beobachten. Das Bezahlfernsehen schafft, was Hollywood noch immer nicht begriffen hat. Schon seit Jahren findet ein Wandel statt, der das Kino als Leitmedium in der Unterhaltungsindustrie ablösen kann, weil Fernsehsender ihr Publikum ernst nehmen. Und in diesem Zug hat das Bezahlvorbild HBO, Steven Soderbergh mit offenen Armen, und Sinn fürs Geschäftliche empfangen. BEHIND THE CANDELABRA heißt die teilweise erschreckend offene Biografie, über den Virtuosen am Klavier, aber auch den selbstverliebten Soziopathen hinter den Kulissen.

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PRAKTI.COM

THE INTERNSHIP – Bundesstart 26.09.2013

Internship-1, Copyright Twentieth Century FoxBilly McMahon und Nick Campbell sind Verkäufer mit Leib und Seele. Das ist es, was sie können. Das ist es, was sie tun. Wenngleich mit schwindenden Erfolgen, denn sie verkaufen Armbanduhren. Und wie ihnen ihr Chef taktlos erklärt, seinen sie gefeuert, weil heutzutage niemand mehr Armbanduhren trägt, weil jeder nur auf das Handy schaut. Der Einstieg zu dieser formelhaften Komödie ist durchaus witzig und herrlich gespielt, aber sie trifft tatsächlich auch einen zeitgeistigen Nerv. Denn Billy und Nick sind alt, beide bewegen sich um die Vierzig. PRAKTI.COM kann dieses Phänomen für seine humoristischen Zwecke immer wieder nutzen, verpasst allerdings die gegebene Chance, die eigentliche Tragik dahinter tiefer zu beleuchten. Vince Vaughn und Owen Wilson könnten das, sie haben das Kaliber dazu, ohne das sich die Atmosphäre vom Humor wegbewegen müsste. Aber es ist Vaughns Geschichte, aus der er selbst das Drehbuch mitentwickelt hat, und scheinbar schien ihm die eigentliche Prämisse dann doch nur als Träger für unbeschwerte zwei Stunden.

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ALBERT NOBBS dient dem Zuschauer

ALBERT NOBBS – Bundesstart 26.09.2013

Albert-Nobbs-1, Copyright Roadside Attractions/ LD Entertainment / Pandastorm Pictures

Im ausgehenden 19. Jahrhundert arbeitet Albert Nobbs als Butler in einem Hotel in Dublin, Irland. Albert ist verschlossen, aber tüchtig, tadellos und, zumindest in seiner gesellschaftlichen Stellung, respektiert. Albert spart sich jeden Schilling ab, um sich eines Tages selbstständig zu machen. Ein Tabak- und Süßwarenladen soll es sein. Selbstständigkeit, das ist es, was Albert anstrebt. Für seine Person, ein sehr schwieriges Unterfangen, denn Albert Nobbs hat ein Geheimnis. Für einigermaßen informierte Zuschauer dürfte die Enthüllung des Geheimnis keine Überraschung sein. Im Verlauf der Handlung wird dieses sehr spät gelüftet, als der im Hotel beschäftigte Maler Hubert Page aus Versehen Mister Nobbs im gemeinschaftlichen Zimmer überrascht. Doch dadurch wird Albert Nobbs‘ Traum von Selbstständigkeit und seinem Weg zum Umgehen von gesellschaftlichen Restriktionen erst richtig beflügelt. Gerade als der eigentlich zurückgezogene Albert glaubt, sich mehr seiner im Hotel geschlossenen Welt öffnen zu können, beginnt nicht nur seine Fassade zu bröckeln, sondern erhält sein ihn bis dahin schützendes Umfeld selbstzerstörerische Risse.

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