CLOWN IN A CORNFIELD

Clown Cornfield - © RLJE Films / SHUDDER– Bundesstart 29.05.2025
– Release 02.05.2025 (US)

Die siebzehnjährige Quinn kommt mit ihrem Vater von Philadelphia nach Kettle Springs, Missouri. Ein notwendiger Ortswechsel nach dem Tod der Mutter, sprich Frau. Quinn findet schnell Anschluss bei den ‚Populars‘ in der Schule. Der Vater wird beim Plausch mit dem Sheriff vor den Jugendlichen gewarnt. Alles unerzogene Rabauken. Das etwas in Kettle Springs nicht stimmt wissen wir bereits aus der Vortitel-Sequenz. Aber man kennt das Szenario, „Clown in a Cornfield“ beginnt nicht anders wie alle anderen Teenager Slasher. Regisseur Eli Graig – ja, genau der, der „Tucker & Dale vs Evil“ gemacht hat – hält sich an alle hundertfach abgespulten Details. Und dennoch ist „Clown in a Cornfield“ ein Novum, etwas Überraschendes. Der Film ist nämlich keine – wie üblich – uninspirierte Geldfalle, sondern die Adaption eines Romans für junge Erwachsene. Adam Cesare hat in der Reihe bereits zwei Bücher geschrieben, und das Dritte ist unterwegs.

Der bald vierzigjährige und extrem produktive Cesare weiß wovon er schreibt. Unglaublich geschickt zelebriert er nicht nur den Teenager Slasher selbst, sondern gleichsam seine verschiedenen Ausprägungen. Regisseur Craig hat sich für das Drehbuch noch Carter Blanchard dazu geholt, und in der filmischen Adaption verstehen sie es auf ihrer Seite sehr geschickt mit den Erwartungen des Publikums zu spielen. Alle Verhältnisse werden geklärt, Quinn hat mit ihrem Vater die ersten Streitigkeiten wegen der neuen Clique, die Nebenfiguren sind eingeführt, und der titelgebende Clown hat die ersten Opfer grausam dahin gemetzelt. Erst dann bemerkt man als zugetaner Horror-Freund, dass irgendetwas im Ablauf die üblichen und bewährten Routinen solcher Filme stört.

Im verschlafenen Nest Kettle Springs war einst die Baypen Corn Syrup Factory der vorrangige Arbeitgeber. Bis ein Jugendlicher in den Siebzigern in der Fabrik Feuer legte. Baypen Corn Syrup wurde geschlossen, Kettle Springs wurde zum unbedeutenden Punkt auf der Karte. Und seither ist Frendo der Clown hinter den Jugendlichen von Kettle Springs her, dass lebendig gewordene Maskottchen der Maissirup Fabrik. Und dabei schöpft der Regisseur leider nicht aus den Vollen. „Clown in a Cornfield“ entwickelt sich überraschend zu einem sehr eigenständigen Film seiner Gattung, schlägt hier und da immer wieder unerwartete Haken. Aber sein volles Potenzial nutzt er nicht.

Clown Cornfield a - © RLJE Films / SHUDDER

Eli Craig weiß sehr gut die Spannungsmomente zu intensivieren, und er weiß genauso gut, mit dem Spannungsaufbau zu spielen und uns damit in die Irre zu führen. Nach jedem deftigen Kill bleibt der Eindruck, dass irgendetwas nicht so richtig passt. Und Craig enttäuscht da nicht (auch wenn Adam Cesare die Geschichte geschrieben hat). Immer wieder stellt sich ein überraschender Aha-Effekt ein. Es ist eben keine Erzählung die sich lediglich auf bloße Schocks und Slasher-Effekte verlässt. Obgleich die Morde reichlich und raffiniert ausgetüftelt sind. Blut und Schlachterei werden Genre-Freunde nicht enttäuschen, versuchen aber zum Glück auch nicht neue Standards zu setzen.

Was hingegen frustriert, sind die Kamerabilder des eigentlichen Genre-Spezialisten Brian Pearson. Pearson bedient ein zweckdienliches Niveau, aber mehr Atomsphäre – vor allem in den essenziellen Maisfeldern – hätte dem Film absolut gut getan. In seiner ständig wechselnden Stimmung zwischen Grusel und Rätselspaß, oder übernatürlicher Fantasy und Realität, bleibt die Kamera erstaunlich defensiv, anstatt die Möglichkeit der erweiterten Erzählung zu nutzen. Und auch Eli Craig macht gerade im Zieleinlauf den Fehler, den er bis dahin erfolgreich vermieden hat – er lässt viel zu viel erklären. Auch wenn es vielleicht vom Roman so vorgeben wäre, ist weniger manchmal mehr.

Es sind viele Kleinigkeiten, die sich allerdings nicht zum großen Ganzen aufbauschen, sondern Kleinigkeiten bleiben. „Clown in a Cornfield“ wird somit zu einem exquisiten Vertreter seiner Zunft. Eine geschickte Mischung von „Halloween“, „Scream“, „Thanksgiving“ und einer Brise „It“, die ihre Anleihen aber zu einer sehr eigenständigen Geschichte entwickelt hat. Adam Cesare hat seine Vorbilder perfekt verstanden, und Eli Craig hat daraus – mit Unterstützung von Carter Blanchard – einen überraschend effektvollen Slasher mit originellen und stimmigen Wendungen gemacht.

Clown Cornfield b - © RLJE Films / SHUDDER


Darsteller: Katie Douglas, Aaron Abrams, Carson MacCormac, Vincent Muller, Cassandra Potenza, Verity Marks, Will Sasso u.a.

Regie: Eli Craig
Drehbuch: Eli Craig, Carter Blanchard
Nach der Romanreihe von Adam Cesare
Kamera: Brian Pearson
Bildschnitt: Sabrina Pitre
Musik: Brandon Roberts, Marcus Trumpp
Produktionsdesign: Brian Kane
USA / 2025
96 Minuten

Bildrechte: RLJE Films / SHUDDER
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