CABRINI
– Bundesstart 11.09.2025
– Release 07.03.2024 (AUS)
Dies ist die wahre Geschichte von Mutter Francesca Cabrini, die mit sechs anderen Gläubigen im italienischen Condogno im Jahr 1880 den Orden ‚Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen‘ gründete, um obdachlosen und verwaisten Kindern ein Zuhause zu geben. Aber Mutter Cabrini hat Größeres vor, und möchte Missionen für Kinder überall auf der Welt errichten. Von ihren ständigen Nachfragen gereizt, wird sie letztlich 1889 von Papst Leo XIII. nach New York beordert, um sich dort mit ihren Schwestern um Kinder italienischer Abstammung zu kümmern. Italienische Immigranten haben es zu dieser Zeit besonders schwer in New York, wo die meisten von ihnen in tiefster Armut verkommen, und ihnen nur Verachtung der restlichen Gesellschaft entgegen gebracht wird. Entsprechend steinig wird Mutter Cabrinis Weg mit ihrem jetzt ‚Missionary Sisters of the Sacred Heart of Jesus‘ benannten Orden, in der von irischen Einwanderern dominierten Stadt.
Produziert wurde „Cabrini“ von den Angel Studios, die über das Alleinstellungsmerkmal verfügen, Original Content durch Crowdfunding mit Beteiligung, und ‚Zahl-wie-viel-es-dir-wert-ist‘ finanzieren. Die hauptsächlich auf christliche Inhalte fokussierten Angel Studios sind damit überaus erfolgreich. Der Animationsfilm „King of Kings“ oder die Serie „The Chosen“, zum Beispiel. Nur die QAnon-Schmonzette „Sound of Freedom“ sorgte für Kopfschütteln, von Rod Barr geschrieben und Alejandro Monteverde inszeniert. Und diese beiden haben auch „Cabrini“ gemacht. Aber der ist weit davon entfernt – nicht einmal unbeabsichtigt – zum Propaganda-Spektakel zu werden.
„Cabrini“ ist eine solide, wenngleich sehr klassische Biografie einer besonderen Frau, über die bisher tatsächlich sehr wenig zu hören, lesen oder sehen war. Es gibt keine falschen Absichten, oder unangebrachten Einschübe. Dafür gibt es sehr viel Pathos. Das erste als Kinderheim gedachte Haus ist eine Abrissbude im Armenviertel Five Points. Für finanzielle Unterstützung, legt sich Mutter Cabrini mit Erzbischof Corrigan an – David Morse mit einer undankbar unbeständigen Figur. Cabrini kämpft gegen den xenophoben Bürgermeister für Akzeptanz – John Lithgow in einer undankbar undifferenzierten Rolle. Es geht eindeutig um die Geschichte, nicht um Figuren.
Die Zeit in der Mutter Cabrini ihre Unterfangen einer besseren Welt für Kinder beginnt, ist geprägt von einem Thema, das weitgehend unreflektiert ist. Die Feindseligkeiten und Gewalt gegen die italienischstämmigen Immigranten hätten mit raffinierteren Dialogen und komplexeren Figurenzeichnungen durchaus besser aufgearbeitet werden können. Aber die Macher haben sich für eine Biografie entschieden, die sich geradlinig erzählen lässt, und strikt nach dem Regelwerk von einem Punkt zum nächsten abgearbeitet wird. Probleme werden aufgegriffen und gleich gelöst. Sehr viel Spannung erzeugt Monteverdes Inszenierung nicht. Cabrini setzt sich immer durch.
Es darf nicht behauptet Christiana Dell’Anna wäre als Cabrini in ihrem Talent eingeschränkt. Sie bekommt nur einfach nichts zu tun. Es wird sich einfach auf ihre gestrenge Präsenz verlassen, wozu Dell’Anna aber auch die perfekte Erscheinung hat. Selbst wenn das etwas dürftig im Spiel ist, gewinnt die Figur Cabrini mit dieser Zurückhaltung auch einige ansprechende und bindende Szenen. Dadurch, dass sich der Film aber wegen seiner linearen Struktur leicht vorhersehbar gestaltet, bekommt er auch Längen. Monteverde will Szenen wirken lassen, gibt ihnen Zeit im Aufbau und in der Ausführung. Das ist einzeln betrachtet dramaturgisch sehr gut, im Gesamten allerdings zu lang. Dennoch hat diese Erzählung wahrhaft magische Momente.
Geradezu überwältigend sind Gorka Gómez Andreus ausladende Bilder, in Verbindung mit einem ungewöhnlichen Produktionsaufwand. Ob atemberaubende Prunksäle, der Verfall ganzer Straßen in Five Points, monumentale Kulissenbauten, oder zeitgenössische, makellos durch CGI erweiterte Großstadt, inklusive der unzähligen Statisten. Andreus modelliert für jede Einstellung gewaltige Gemälde. In früheren Zeiten war das ein Privileg bei Lean oder Attenborough. Es sind große, bedeutende Bilder, die nie einfach nur die Geschichte illustrieren, sondern für sich als Kunst stehen.
In keiner Szene entsteht das Gefühl von Kulisse. Enge Einstellungen gibt es lediglich für den Ausdruck intensiverer Emotionalität bei den Figuren, ansonsten füllt die Kamera jedes Bild mit lebendiger, und jene Epoche atmende Atmosphäre. Dann entwickelt sich doch das Gefühl, dieser besonderen Frau sehr nahe zu sein, zumindest in ihrer Zeit, auch wenn zu erahnen ist wie ihre Geschichte verlaufen wird. Der Film endet, wenn Mutter Francesca Cabrini in New York ihr Ziel erreicht hat. Später hat sich ihr Orden in der gesamten Welt verbreitet, und gibt Kindern Bildung und eine Heimat. „Die Welt ist zu klein, für das was ich vorhabe“, sagt Cabrini zu Anfang. Ein erfülltes Lebensziel, wofür sie 1946 als erste Amerikanerin zur Heiligen erkoren wird.
Darsteller: Christiana Dell’Anna, David Morse, Romana Maggiora Vergano, Federico Ielapi, Giancarlo Giannini, Jeremy Bobb, Patch Darragh sowie John Lithgow u.a.
Regie: Alejandro Monteverde
Drehbuch: Rod Barr
Kamera: Gorka Gómez Andreu
Bildschnitt: Brian Scofield
Musik: Gene Back
Produktionsdesign: Carlos Lagunas
USA / 2024
142 Minuten