THE ROSES
– Release 28.08.2025 (world)
Stellen sie sich vor, sie lassen im Vorfeld wieder eine Tirade auf Remakes ab, und werden im Nachhinein auch noch bestätigt. Das ist äußerst selten, weil die meisten Neuverfilmungen ihre ganz eigene Rechtfertigung finden. Das tut Jay Roachs „Rosenschlacht“ auch. Allerdings ist es diesem Fall die unverfrorene Anbiederung an die möglichst umfassendste Publikumsbreite. Von Tony McNamara stammt das Drehbuch, und daran lässt nichts darauf schließen, dass er auch „Poor Things“ oder „The Favourite“ verfasst hat. Argwohn ist durchaus angebracht, wenn zum Einstieg ‚Happy Together‘ erklingt – Original von The Turtles, hier von Susanna Hoffs und Rufus Wainwright. Es ist der am häufigsten verwendete Songs in Film und Fernsehen, um konterkarierend eine dysfunktionale Beziehung zu untermalen. Die instabile Beziehung der Roses ist also im gefälligen Mainstream angekommen. Dabei haben wir anderes erhofft.
Ivy und Theo sind in dieser Fassung Briten, lernen sich in England kennen und lieben, heiraten, und finden sich Jahre später in Amerika wieder. Zwei Kinder mit Hang zu zuckerlastigen Naschereien sind da, und Theo ist gefeierter Star-Architekt. Mehr als Hobby gedacht, darf Ivy ein kleines Restaurant eröffnen, welches die Familie – sprich ihren Lebensstil – retten wird, weil Theo ein Prestigeobjekt falsch bauen lässt, und als Architekt gebrandmarkt wird. Die Neuausrichtung ist einfach: Theo kümmert sich fortan um die Kinder, und Ivy verdient das Geld mit dem Restaurant, welches sich zu einer ganzen Kette entwickelt. Die Roses sind reicher als erhofft, bauen sich ihr Traumhaus, und entdecken eine zunehmende Abneigung gegenüber dem jeweils anderen.
Wie es weitergeht ist sicherlich kein Geheimnis, schließlich ist man genau deswegen gekommen. Aber allein bis hierher gibt es schon eminente Unterschiede zu Danny DeVitos Verfilmung von 1989. Der protestierende Zwischenruf wird zur Kenntnis genommen, aber es wird zwangsläufig, beide Filme zu vergleichen. Danny DeVito hat nach einem Drehbuch von Michael Leeson den bitterbösen Ton der Romanvorlage getroffen. Tony McNamara verweigert sich dieser Ausrichtung, und Jay Roachs Regie setzt alles daran in allen Bereich so gefällig wie möglich zu sein. Die aufkeimende Disharmonie zwischen Theo und Ivy wird immer wieder in heiler Welt erstickt. Es wird eine gefällige Komödie.
Kein Zweifel, Olivia Coleman und Benedict Cumberbatch retten bei diesem Unterfangen mit ihrer Präsenz wenigstens einen gewissen Unterhaltungswert. Auch wenn Cumberbatch ein wenig komödiantisches Timing vermissen lässt, und manchmal überspannt. Eine glaubhafte Chemie zwischen Coleman und Cumberbatch kommt nicht wirklich zustande, weil beide zu Versatzstücken von Standardkomödien gedrängt werden. Ist es dennoch lustig? Warum nicht, der Film hat seine Momente. Die ständig trainierenden Kinder, eine absurde Diskussion zwischen zwei Anwälten, und einige mehr. Die witzigsten Situationen kommen mit dem Running Gag von Ivy und Theos britischer Ausdrucksweise, die bei den Amerikanern oft auf Unverständnis stoßen. Die deutsche Synchronisation macht das Meiste natürlich zunichte. Einiges kann man aber noch erahnen.
Aber für jede gute Pointe hält der Film auch ziemlich platten, manchmal sehr dürftigen Humor bereit. Dazu gehört Kate McKinnons unsäglicher Charakter Amy, Frau von Theos bestem Freund und Anwalt, die von einem rätselhaften Auftritt zum nächsten stolpert, aber lustig sein soll. Erst wenn das Ende naht, wirklich ganz am Schluss, zeigen Roach und McNamara wozu der Film tatsächlich im Stande gewesen wäre. Da wird „Die Rosenschlacht“ so wie sie gedacht war. Aber da ist es reichlich spät.
Mit der Bildgestaltung macht Florian Hoffmeister einen passablen Job, um die Geschichte in ihrer leichten Atmosphäre auch zweckdienlich und strahlend abzulichten. Extrem enttäuschend, sieht man sich dagegen Hoffmeisters phänomenale Arbeit bei „True Detective: Night Country“ an. Ebenso verstören zwei Sequenzen mit unzeitgemäß auffälligen Visuellen Effekten, welche noch dazu essenziell für die Erzählung sind. 1989 hat Danny DeVito seine Roses langsam aber merklich, und mit beißendem Humor an den Abgrund geführt. Mit ätzender Schadenfreude hat er sein Publikum bei diesem Verfall durch stark akzentuierte Bilder und bitterbös subtilen Dialogen mit eingebunden. Für die Roses von damals gab es kein Entkommen. Jay Roach hingegen will seine Zusehenden einfach nur schauen und genießen lassen. Er will uns in seiner geschönten und anbiedernden Gefälligkeit für ein Happy End an die Kraft der Liebe glauben lassen. Das ist okay – wenn man sich nur berieseln lassen möchte.
Darsteller: Olivia Coleman, Benedict Cumberbatch, Andy Samberg, Kate McKinnon, Sunita Mani, Ncuti Gatwa u.a.
Regie: Jay Roach
Drehbuch: Tony McNamara
Nach dem Buch von Warren Adler
Kamera: Florian Hoffmeister
Bildschnitt: Jon Poll
Musik: Theodore Shapiro
Produktionsdesign: Mark Ricker
Australien, Großbritannien, USA / 2025
105 Minuten