FOUR MOTHERS
– Bundesstart 10.07.2025
– Release 04.04.2025 (IRE)
Edward, Mittdreißiger und schwul, hat einen erfolgreichen Roman für Junge Erwachsene geschrieben. Der Verlag möchte ihn auf Promo-Tour durch die Vereinigten Staaten schicken. Edward kann aber Irland nicht verlassen, weil seine Mutter Alma nach einem Schlaganfall auf seine Hilfe angewiesen ist. Sich lautstark äußern kann sich Alma über ihr Tablet mit Sprachfunktion, wobei die Computerstimme Almas ohnehin scharfe und ehrliche Zunge noch um einiges giftiger wirken lässt. Es ist eine vergnügliche, aber auch nachdenklich stimmende Grundlage dieses Films, der sich als Remake der italienischen Komödie „Festmahl im August“ richtig gut emanzipiert hat. In „Festmahl“ war der Aufhänger das Essen, für „Edward“ ist es sein Leben als Homosexueller. Und weil „Vier Mütter für Edward“ in erster Linie eine Komödie ist, wird die LGBTQ-Thematik in Bezug auf Edwards Freunde auch ein klein wenig stereotyp übertrieben. Nur ein klein bisschen.
Edward ist zum einen ein weichgespülter Ja-Sager ist, und zum anderen kann er wegen seiner Mutter nicht auf Tour gehen kann. Deshalb liefern seine drei besten Freunde auch ihre drei Mütter bei ihm ab, um sich bei einem Pride-Festival auf Gran Canaria auszutoben. Bei vier vollkommen unterschiedlichen, sehr gesetzten Damen im Haus, die nichts miteinander anzufangen wissen, kommt Edward ins Straucheln. Unterstützung bekommt er von Altenpfleger Raf, der ist auch noch Edwards Ex. Aber Raf hat sich weiterentwickelt, was Edward noch mehr ins Straucheln bringt. Dennoch versichert er seinem Agenten, dass die Promo-Tour auf alle Fälle stattfinden wird.
Acht Jahre sind seit „A Date For Mad Mary“ vergangen, welchen Regisseur Darran Thornton – ebenso wie diesen Film – zusammen mit seinem Bruder Colin geschrieben hat. Thornton lässt sich Zeit beim Filmemachen, und er sucht dabei die leisen Töne. Und bei „Vier Mütter für Edward“ sind diese Töne manchmal viel zu verhalten. Es ist ein Wohlfühlfilm im besten Sinne. Er nimmt angenehme Fahrt auf, wenn sich die angegrauten Damen nach und nach ihrer Lage bewusst werden, aber auch feststellen, das ein Leben miteinander sogar seine Vorzüge haben kann. Da nimmt man dem Film nichts vorweg, es ist schlichtweg absehbar, aber immer noch erfrischend unterhaltsam.
Und es hat einen gewissen Unterhaltungswert, wenn Edward in jeder von den vielen Interview-Situationen wegen einer oder gleich allen vier Müttern aus der Fassung gebracht wird, oder gleich das Gespräch abbrechen muss. Doch hier wiederholt sich auch immer wieder der Gedanke, den einer der Protagonisten bereits äußert, „du darfst dich nicht immer nur um andere kümmern, sondern auch einmal um dich“. Das möchte man von Publikumsseite ständig und bereits recht früh der Leinwand regelrecht entgegen schreien. Edward wird ganz sensibel und sehr charmant von James McArdle gespielt, der sich hier in seiner ersten Kinohauptrolle behaupten will. Dieses Behaupten gelingt ihm als einfühlsamer Darsteller, dem Charakter gelingt es aber nicht.
Die Thornton-Brüder haben es einfach versäumt, das sich dieser Edward entwickelt, während andere einen herrlich ansehnlichen Reifeprozess durchleben. Grande Dame Fionnula Flanagan ist dabei eine grandiose Alma, an der man sich nicht sattsehen kann – und hören, wenn ihr phänomenaler Tablet-Befehlston zum Tragen kommt. Das Ding mit Edwards angeblich besten Freunden ist dann wieder ein anderes Thema, die so wie sie beschrieben sind, alles andere als beste Freunde sein können. So schwanken die „Vier Mütter“ zwischen guter Unterhaltung, seichter Dramatik, und absurden Ideen.
Und manchmal sind es starke Ideen und seichte Unterhaltung. Es wechselt, aber immer gerade soweit, das man mit einem sehr guten Gefühl aus dem Kino geht. Einer dieser kleinen feinen irischen Komödien, welche immer viel lieber unaufdringlich als überspannt sind. Doch in Zeiten in denen immer mehr Senioren auf sich gestellt bleiben, dafür geht der Film einfach nicht tief genug. So hadert Edward nicht etwa mit seiner Verpflichtung als Sohn, sondern kann einfach nur nicht Nein sagen. Aber ein paar Gedanken nimmt man durchaus mit nach Hause. Darren Thronton hat soweit solide inszeniert, das sich in seinem Film keinerlei Langeweile breit macht. Und sei es nur, das man die Leinwand anschreit.
Darsteller: James McArdle, Fionnula Flanagan, Gaetan Garcia, Niamh Cusack, Dearbhla Molloy, Panti Bliss, Paddy Glynn, Stella McCusker, Gearoid Farrelly u.a.
Regie: Darren Thornton
Drehbuch: Darren Thornton, Colin Thornton
Kamera: Tom Comerford, Burschi Wojnar
Bildschnitt: Gary Dollner, Gretta Ohle
Musik: Hugh Drumm, Stephen Rennicks
Produktionsdesign: Lucy van Lonkhuyzen
Irland / 2024
89 Minuten