– Bundesstart 08.05.2025
– Release 02.04.2025 (US)
Die Kollegen von Jagged Edge Productions haben da wohl etwas geschlafen. Jene Macher des Twisted Childhood Universe, welches mit „Winnie-The-Pooh: Blood and Honey“ seinen Anfang nahm, hätte man sich als durchaus als perfekte Kandidaten für die Neuinterpretation des Mickey Mouse-Erstlings „Steamboat Willie“ vorstellen können. Aber Jagged Edge hat überhaupt keinen Fuß in die Mickey-Tür bekommen. Genau an dem Tag als das Copyright von Walt Disney ablief, ging nämlich Into Frame Productions mit „The Mouse Trap“ in Produktion. Man wollte keine Zeit verlieren. Dicht gefolgt von Steven LaMortes „Screamboat“, der also schon die zweite Horror-Vision des Zeichentrick-Klassikers ist – aber die um Längen wesentlich bessere Abart. Mit den „Terrifier“s hatte das Studio ja reichlich Raum zum üben. Nur das LaMortes Schlachtplatte ein kleines bisschen zurückhaltender ist. Nur ein kleines bisschen. Doch spielt das eine Rolle? Es muss nämlich die Frage gestellt werden, warum so etwas überhaupt sein muss. Und dann auch noch so schlecht.
Ja, „Screamboat“ hat seine Momente, und er ist um einiges besser als „Mouse Trap“, doch das macht noch keinen guten Film. Noch dazu, wenn er eine Film- und Kulturikone vergewaltigt. Es ist die Fähre von Manhattan nach Staten Island, 5 Uhr am Morgen. Entsprechend hat die Fähre nur wenig Gäste, dafür einen Sack voller Exoten, wie eine fünfköpfige Jungesellinnen-Party. Betrunken und allesamt wie Disney-Prinzessinnen aufgehübscht – subtil, aber intelligent. Und deren Schicksal ist absehbar. Dann gibt es noch das Mädchen vom Land, das es in die Großstadt zieht – definitiv unsere Heldin. Die bandelt dann mit dem feschen Matrosen an – definitiv unser Held. Ein Held der im Laufe des Gemetzels vom Matrosen, zum Stewart, zum Captain aufsteigt.
Dazwischen wird erstochen, aufgeschlitzt, amputiert und erschlagen was das Zeug hält. Das Ganze von einer 50 cm großen mutierten Maus – Steamboat Willie. Man muss dem Buch von LaMorte und Matthew Garcia-Dunn zugutehalten, dass die Disney-Anleihen reichlich sind, und sogar – man sagt es ungern – sehr gut gelungen. Die anfangs beschriebenen Prinzessinnen zählen dazu, und viele Dialogeinzeiler nehmen das Maus-Haus aufs Korn. Rückblenden von Willies Schicksal sind sogar in Zeichentrickform dem Original nachempfunden. Alles eine diffizile Gratwanderung, denn nur das Copyright von „Steamboat Willie“ und die einhergehende Darstellung von Mickey ist abgelaufen, alle nachfolgenden Zeichnungen der Maus haben noch immer Bestandsschutz.
Wirkliche Repressalien von Seiten Disneys werden die Macher aber nicht zu erwarten haben. „Steamboat Willie“ ist schlicht und ergreifend zu schlecht und sichtbar zu billig produziert als das er irgendwie in irgendeiner Weise ein Imageproblem verursachen, oder finanzielle Vorteile aus dem großen Namen Disney ziehen könnte. Die Handlung ist vorhersehbar, dass Produktionsdesign uninteressant, und die Splatter-Effekte nur mäßig überzeugend. Bei den Kill-Sequenzen bereitet eher der krankhafte Einfallsreichtum den wirklichen Schock. Willie wird von einem Mann in furchtbar groteskem Plüschkostüm dargestellt, der auf 50 cm verkleinert in die normalen Szenen einfügt ist. Das Superimposing ist bemüht aber nicht glaubwürdig. Nur ganz selten wirkt die verkleinerte Menschenmaus zu ihren Opfern naturalistisch wie im selben Raum.
Gespielt wird Willie von David Howard Thornton, eigentlich weniger gespielt als gehampelt. Thornton ist auch der Darsteller von Art the Clown aus „Terrifier“, der hier versucht mit dem gleichen albernen Gehabe witzig zu sein. Das „Screamboat“ dennoch zu einem gar nicht so üblen Genrevertreter wird, ist seiner Selbsterkenntnis zu verdanken, und das er sich dadurch auch nie ernst nimmt. Regisseur Steven LaMorte kennt die Grenzen ganz genau, die ihm in allen Bereichen gesetzt sind – hinter und vor der Kamera. Das bringt Stimmung in den brutalen Spaß, und einen gewissen Grad an Sympathie. Dennoch bleibt fragwürdig warum Popeye, Winnie-the-Pooh oder Mickey so abartig missbraucht werden müssen. Die Filme würden ohne die unnötige Herabwürdigung der ikonischen Figuren sogar viel besser funktionieren. So ist es inhaltlich wertlos, und objektiv betrachtet eigentlich auch ziemlich geschmacklos.
Darsteller: Allison Pittel, Amy Schumacher, Jesse Posey, Jesse Cove, Kailey Hyman, Jarod Lindsey und David Howard Thornton u.a.
Regie: Steven LaMorte
Drehbuch: Steven LaMorte, Matthew Garcia-Dunn
Kamera: Steven Della Salla
Bildschnitt: Patrick Lawrence
Musik: Charles-Henri Avelange, Yael Benamour
Produktionsdesign: Tony Paulley
USA / 2025
101 Minuten