TOGETHER – UNZERTRENNLICH

Together - (c) LEONINE DISTRIBUTION– Bundesstart 31.07.2025
– Release 30.07.2025 (UK)

In Hollywood nennt man sie ehrfürchtig Power Couple. Im Geschäft erfolgreiche, einflussreiche und auch beliebte Paare, wie Alison Brie und Dave Franco. Vielleicht nicht ganz so erfolgreich, oder nicht ganz so einflussreich, dafür sind Brie und Franco äußerst beliebt, allein wegen ihrer borurteilsfreien Haltung auch riskante Projekte anzunehmen. Bei „Together“ hat man also dieses Power Couple, dass irgendwie wie eine Art von eigenem Überbau funktioniert. In real steht dieses seit sieben Jahren glückliche Paar genau zwischen ihrer fiktiven Rolle. Eine Beziehung, in der keiner wirklich zufrieden scheint und die jederzeit scheitern könnte. Doch am Ende sind sie inniger vereint ist als irgendjemand sonst sein könnte – oder wirklich sein möchte. Das Sub-Genre des Body Horror brachte man das erste Mal mit David Cronenberg in Umlauf. Und David Cronenberg muss bei diesem Film Tränen vor Glück vergossen haben. Es gibt extremere Filme mit radikalen und abstoßenden, körperlichen Metamorphosen. Dafür hat „Together“ aber hat seine ganz eigenen, inhaltlichen und künstlerischen Vorzüge.

Jeder kennt ein Paar wie Millie und Tim, das oberflächlich betrachtet einen fast schon perfekten Eindruck macht. Weil man aber auch nicht tiefer blicken möchte. Als Betrachtende des Films müssen wir bei Millie und Tim näher hinsehen. Und gewöhnlich ist es im Genre so, dass ein überaus glückliches Paar von der Großstadt aufs abgeschiedene Land zieht, um dort vom übernatürlichen Grauen gegeneinander aufgebracht wird. Regisseur und gleichzeitig Spielfilmdebütant Michael Shanks kennt das Genre gut, man merkt und sieht wie eloquent er mit bestimmten Elementen des Genres spielt. Millie und Tim sind nicht glücklich, bevor sie ins besagte Ländliche ziehen. Und dank zweier ganz hervorragender Darsteller, sieht und spürt man auch immer ihr leidenschaftliches Bemühen, aber gleichzeitig auch ihr jeweiliges Scheitern gegenüber dem anderen. Ohne das Brie und Franco groß Worte dazu brauchen.

Und weil man selbst Paare wie Millie und Tim kennt, fragt man sich, warum sie nicht in den entscheidenden Momenten doch miteinander reden. Wenn sie zum Beispiel bei einem Wanderausflug verunglücken, und das Schlamassel mit verklebter Haut, geschluckten Haaren und verwachsenem Fleisch beginnt. Nicht zu vergessen, die verdrehten Knochen. Die Erklärung bekommt man mit einem mysteriöses Erdloch und einem netten Nachbarn. Zusammenwachsen bedeutet hier nicht einfach im mentalen Sinne Eins zu werden. Aber der Kern der Geschichte ist nicht die Ursache und Lösung. Michael Shanks Frage ist nicht das Warum, sie ist – frei nach Brian de Palma – ein warum nicht.

Und das kreative Team – Brie und Franco waren treibende Kraft hinter Shanks Entwurf – scheut nicht vor roher Konsequenz. Die Sequenz auf der Schultoilette ist ein radikales Beispiel. Und diese Sequenz ist umso schmerzhafter und durchaus auch komisch, weil wir als Publikum genau wissen was passieren wird. So wie die elektrische Säge zu Anfang, wenn Tim beim auspacken dazu meint, er wird sie bald gebrauchen können. Dann wissen wir, was für eine Verwendung sie finden wird. Was den Ekelfaktor angeht, gibt es weit exzessivere Filmbeispiele für Body Horror, die sich aber stets in eine aggressiv düstere Atmosphäre flüchten. „Together“ ist gerade in den expliziten Szenen teilweise herrlich komisch, aber ohne konstruierten, erzwungenen Witz. Peinvoll verzerrt sich unser Gesicht vor Empathie und Abscheu, was aber mit einem verstohlenen Lacher einhergeht. Es ist die Absurdität der bizarren Situationen, die es komisch machen.

Düster wird der Film erst in den leidvollen Auseinandersetzung des Paares, wenn es um ihre Beziehung geht. Sie dominant führend, er defensiv und psychisch vorbelastet. Und diese Situation wird nach ihrem unglücklichen Wanderausflug in der Höhle richtig auf die Probe gestellt. Alison Brie und Dave Franco haben bereits in dem klinischen Horrorversuch „The Rental“ zusammen gespielt. Doch „Together“ ist ein anderes Kapitel. Es ist trotz Nebenrollen ein Zwei-Personen-Stück, das die beiden perfekt tragen. Brie und Franco sind Millie und Tim – in guten wie in schlechten Zeiten.

Es gibt Momente, in denen die Frage erlaubt sein muss, ob es bestimmte Story-Elemente wirklich gebraucht hätte. Der aufdringliche Nachbar, oder die Andeutung eines Kults. Doch Michael Shanks beherrscht seine Erzählung so gut, dass eventuelle Schwächen gar nicht ins Gewicht fallen. Und Shanks beherrscht das Genre so exzellent, dass „Together“ über seine extrem kurzweilige Laufzeit selten Raum zum Durchatmen lässt. Wirklich grandios ist eine Parallelmontage die Tim in der Dusche und Millie unterwegs im Auto zeigt. Es ist eine atemberaubende Tour de Force an Bildführung, Schnitt, Darstellung und – nie zu vergessen – Soundeffekten. „True Detective“- Kameramann Germaine McMicking gibt mit seinen grobkörnig anmutenden Bildern dem ganzen Film auch noch eine starke visuelle Atmosphäre des Slasher-Kinos der frühen 1980er. Und das mit einer inspirierten und mutigen Geschichte – und herausfordernden Situationen.

Together b - (c) LEONINE DISTRIBUTION


Darsteller: Alison Brie, Dave Franco, Damon Herriman, Mia Morrissey, Karl Richmond u.a.

Regie & Drehbuch: Michael Shanks
Kamera: Germain McMicking
Bildschnitt: Sean Lahiff
Musik: Cornel Wilczek
Produktionsdesign: Nicholas Dare
Australien, USA / 2025
102 Minuten

Bildrechte: LEONINE DISTRIBUTION
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