KUNG FU IN ROME

Forbidden City - (c) DCMLA CITTÀ PROIBITA
a.k.a. FORBIDDEN CITY
– Bundesstart 11.09.2025
– Release 08.03.2025 (IT)

Digitales-Kino, DCM, 23.07.2025
Yun und Mei sind zwei Kinder aus Liebe. Aber es ist 1996, und in China herrscht noch die strenge Ein-Kind-Politik. Selbst auf dem Land, weswegen hier die zweitgeborene Mei im Geheimen groß gezogen wird – mit Unterricht in Kung Fu. In späteren Jahren geht die ältere Yun von China nach Italien, um Geld zu verdienen, was ihrer Schwester Mei eine legale Identität ermöglichen würde. Und so beginnt eine der ungewöhnlichsten Actionfilme der letzten Jahre. Und auch einer der Besten. Autor und Regisseur Mainetti hat schon mit seinen vorangegangenen, ersten beiden Spielfilmen „Sie nannten ihn Jeeg Robot“ und „Freaks Out“, die Grenzen einiger Genres verschoben. Doch ein klein bisschen verrückter wie gewohnt, treibt es Gabriele Mainetti in dieser weit unterschätzten Martial-Arts-Romanze.

Marcello ist Koch in Rom, im Restaurant seines Vaters, der allerdings verschwunden ist. Vielleicht hat das mit den kriminellen Machenschaften von Vaters Bruder Annibale zu tun, Marcellos Onkel. Denn Annibale liegt mit dem chinesischen Gangsterboss Wang im Argen, der das rivalisierende Restaurant ‚Forbidden City‘ betreibt (daher der internationale Filmtitel). Und dann erscheint Mei abwechselnd in beiden Speisegaststätten, auf der Suche nach der verschwundenen Yun. Mit einem Smartphone als Übersetzer, eines von vielen originellen und lustigen Gimmicks – die von Mainetti richtig gut genutzt werden. „Kung Fu in Rome“ ist eine sprudelnde Quelle von starken Ideen und überraschenden Kontrasten zu den sonst klassischen Erzählformen.

Aber in erster Linie, und ganz vorne dran, ist Gabriele Mainettis „Kung Fu in Rome“ ein erstklassiges Martial-Arts-Drama im Geiste der Shaw Brothers – mit der nicht unerheblichen Zutat von italienischem Lebensgefühl. Der Film verzichtet dabei auf die ausufernden Eskapaden eines Stephen Chow Klamauks, wie „Shaolin Soccer“. Zum Glück, denn mit viel Unsinn würde auch viel von dem verloren gehen, was die atemberaubende Yaxi Liu an Kampfkunst auf die Leinwand zaubert. Und im Fachbereich Humor hat Mainetti ohnehin seinen ganz eigenen, leisen, manchmal auch bittersüßen, und mitunter ironischen Witz gefunden. Durchaus haben auch die Actionszenen den ein oder anderen humorvollen Einschub, aber in erster Linie sind die Kung Fu Kämpfe eine erstklassige Schau an Akrobatik und Ästhetik von Yaxi Lius Künsten.

Forbidden City b - (c) DCM

Hier gibt es aber nicht einfach nur gut choreografierte Kämpfe. Sie werden zu einem besonderen visuellen Erlebnis durch die exzellente Kameraarbeit von Paolo Carnera, und Francesco Di Stefanos wirklich makelloser Montage. Beide finden einen wunderbaren Rhythmus nicht einfach nur die Energie in Martial Arts zu zeigen, sondern vordringlich die Eleganz dabei hervorzuheben. Und Yaxi Liu (Yifei Lius Stunt-Double in „Mulan“) empfiehlt sich in ihrer gesamten Physis als starke Michelle Yeoh Nachkomme – wenn man nicht sogar beide demnächst zusammen in einem Film sehen wird.

Doch vorerst ist es die stimmige Chemie zwischen Yaxi Liu und Enrico Borello, um ebenso stimmig die absurde Romanze mit italienischem Flair zusammenzuhalten. Dazu gehören auch eine spannende Portion von Clan-Dynamik und ein nicht zimperliches Maß an Gewalt. Die unverwüstlichen Klischees des italienischen Gangsterfilms. Gabriele Mainetti ist es erstklassig gelungen gleich drei sehr eigene Genres wunderbar zu mischen, ohne das sich eines mit dem anderen beißt. Was sich wie ein Experiment anhören mag, ist in sich geschlossen und auf seine verrückte Art auch nachvollziehbar. Und ganz nach vorne gestellt: „Kung Fu in Rome“ macht unheimlich viel Spaß.

Forbidden City a - (c) DCM



Darsteller: Yaxi Liu, Enrico Borello, Marco Giallini, Sabrina Ferilli, Chunyu Shansan, Luca Zingaretti, Haijin Ye u.a.

Regie: Gabriele Mainetti
Drehbuch: Gabriele Mainetti, Stefano Bises, Davide Serino
Kamera: Paolo Carnera
Bildschnitt: Francesco Di Stefano
Musik: Fabio Amurri
Produktionsdesign: Andrea Castorina
Italien / 2025
138 Minuten

Bildrechte: DCM
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