Bob Odenkirk – NOBODY 2

Nobody 2 - (c) UNIVERSAL STUDIOS– Bundesstart 21.08.2025
– Release 13.08.2025 (FR)

Als 2021 „Nobody“ in die Kinos kam, wusste niemand wirklich was von diesem Film zu erwarten sei. Wenn jetzt drei Jahre später „Nobody 2“ in die Kinos kommt, ist schon ganz deutlich was man zu erwarten hat. „Nobody“ überraschte mit seinem Hauptdarsteller, er überraschte mit seiner Geschichte, er überraschte mit vielen kleinen und überaus originären Details. „Nobody 2“ überrascht mit so gut wie gar nichts mehr. Der indonesische Filmemacher Timo Tjahjanto hat zum Beispiel den ultra-brutalen „The Night comes for us“ inszeniert. Mit dem Wechsel im Regiestuhl wäre etwas an Neuerungen möglich gewesen, aber auch hier verkneift sich die Produktion Überraschungen jedweder Art. Die Mansells brauchen dringend Urlaub, um als Familie wieder zusammenzufinden. Denn Vater Hutch ist, im wahrsten Sinne der Worte, im mörderischen Stress seine Schulden abzubauen, die er im ersten Teil verursacht hat. Und so beginnt diese Fortsetzung gleich mit dem, woraufhin in jenem ersten Teil lange hingearbeitet wurde.

Der ehemalige Agent Hutch Mansell prügelt, schießt, hakt, schlägt, brennt, und sprengt sich durch wilde Meuten von Feinden der Regierung. Bei anderen Filmen wäre dies der überhöhte Showdown. Und leider muss Regisseur Tjahjanto attestiert werden, dass es ihm im Verlauf nicht gelingt die Oktanzahl der Schauwerte noch einmal zu erhöhen. Wie denn auch, es wird ja bereits an Stunts, Härte, und Effekten alles gegeben. Es wird Zeit wieder ‚gemeinsame Erinnerungen zu schaffen‘ meint Hutch. Es wird das begleitende Credo des Films: Erinnerungen an die gemeinsame Zeit als Familie. Wenig überraschend sind dann die ungewöhnlichen Umstände in Plummerville, ein Ort mit wundervollen Erinnerungen an den ansässigen Vergnügungspark. Wo jetzt ein missmutiger Sheriff umgehend Hutch und seiner Familie Schwierigkeiten bereiten will. Einfach so.

Sheriff Abel ist auch Handlanger von Wyatt Martin, dem Besitzer des Vergnügungsparks, und gleichzeitiger Waffen- und Drogenhändler. Was für ein Zufall. Die schöne Zeit der Mansells beginnt mit einer Auseinandersetzung von Sohn Brady mit dem Sohn des Waffenhändlers. Das die Situation eskaliert liegt aber nicht an Hutch. Das diese Situation eindeutig geklärt wird, liegt aber an Hutch. Zufall über Zufall. Seine Frau Becca – erstklassig subtil und zurückhaltend, Connie Nielsen – ist natürlich sauer. Denn die Ehe von Hutch und Becca steht auf dem Prüfstand, weil sie ihren Mann einfach nicht mehr als Killer sehen will. Aber es sind immer die anderen, die anfangen.

Mit den nachvollziehbaren Eheproblemen hätte der Film tatsächlich punkten können. Ein Element das im ersten Film eine funktionierende, ansprechende Emotionalität erreichte. Diese Chance, auf eine tiefgründige Ebene, wird zugunsten von Ironie und Zynismus in Charakterzeichnung und Actionmomenten aufgegeben. Der Kampf gegen Sheriff Abel und Bösewicht Martin nimmt erwartungsgemäß immer groteskere Züge an. Wie bei einer Fortsetzung zu erwarten, deren Original schon alles gegeben hat, kann der Film hier nicht Halt machen. Letztendlich mischt noch eine übermächtige Organisation mit, deren Anführerin Lendina alles und jeden zum Fürchten bringt. Obwohl „Nobody 2“ weitgehend erfüllt, was der Vorgänger bereits versprochen hat, entpuppen sich die Antagonisten als ein abschreckendes Problem bei Timo Tjahjantos Film.

Nobody 2 b - (c) UNIVERSAL STUDIOS

Sheriff Abel und Gangsterlady Lendina sind aus dem sehr veralteten Buch ziemlich schlecht entworfener Übeltäter entnommen. Bei aller Liebe zu Colin Hanks eigentlichen Fähigkeiten, wirkt er jedoch als bösartiger und gnadenloser Rechtsbrecher absolut fehlbesetzt. Hanks hat weder die Physis, noch die Präsenz für den hier dargestellten Bösewicht, nicht wenn er gegen die verschmitzte Nonchalance von Bob Odenkirk anspielen muss. Aber es ist die vollkommen losgelöste Sharon Stone, die als Karikatur ihrer selbst, gegen den Film anspielt. Stone ist genau diese extrovertierte Egozentrikerin, die bereits in den 80ern den Genuss von B-Filmen vermiesen konnte. Alles an Stones  Lendina ist abschreckend überzogen – ihr affektiertes Spiel, das einfallslose Makeup, welches stylish aussehen soll, und ihre aufgesetzte Brutalität. 

Eine Welt wie die in „Nobody“ muss in sich geschlossen, also auch in diesem Rahmen plausibel sein. „John Wick“-Erfinder Derek Kolstad hat das bei der Ausgestaltung von „Nobody“ sehr raffiniert gemacht, wie man es bis dahin eben auch von dem Keanu Reeves-Vehikel gewohnt war. Und wie bei John Wick, geht Derek Kolstad offensichtlich auch mit Nobody in eine ausufernde Weltenbildung. „Tom Clancy’s Jack Ryan“-Autor Aaron Rabin hat ihn unterstützt. Und die Geschlossenheit innerhalb des eigenen Universums ist merklich am auseinanderfallen. Die Macher wollen einfach zu viel.

Die Action ist nach wie vor fantastisch. Greg Rementer hatte die Übersicht der Stunt-Koordinatoren, und was dabei herausgekommen ist, lässt Genrefreunde vor Glück strahlen. Zumindest in Teilen. Denn das Publikum bekommt, was es bereits kennt, aber nichts Neues und auch nichts Überraschendes. So übertrieben der Endkampf in der Fabrik im ersten Film auch war, darauf wurde wenigstens stimmig hingearbeitet. In „Nobody 2“ ist der Vergnügungspark lediglich eine gequälte Idee, die viel zu offensichtlich für Spektakel und kruden Humor gewählt wurde. Eine kaum überzeugende Überhöhung des Vorgängers, weil hier ausgerechnet das Spektakel und der krude Humor fehlen. Viele Kugeln und jede Menge Explosionen allein sind nicht unbedingt genug. Regisseur Timo Tjahjanto kann dennoch richtig wertvolle Punkte sammeln, allerdings wie vielleicht jeder andere Regisseur/in auch, und das ist mit Bob Odenkirk.

Nobody 2 d - (c) UNIVERSAL STUDIOS

Der Saturday Night Live Absolvent und Stand Up Comedian Odenkirk hat mit seinem Hutch Mansell etwas besonderes geschaffen, weil man seinen spitzbübischen Charme und die überaus gewaltvolle Prämisse von „Nobody“ erst einmal nicht zusammenbrachte. Aber genau dieser Widerspruch machte den Reiz, und macht es erneut. Nur das jetzt bereits klar ist, was kommen wird – und kommen muss. Als eine Art verkehrter Blender, ist der Regierungskiller Hutch Mansell die personifizierte Ambivalenz. Viel von Saul Goodman ist noch mit Odenkirk verbunden, was die Figur Mansell umso ansprechender macht. Gepaart mit Bob Odenkirks beeindruckender Stunt-Arbeit, für die der Regisseur keine Gelegenheit auslässt, diese im Bild gut sichtbar zu machen. 

Es ist also nur noch das halbe Vergnügen. Aber noch immer ausreichend Spaß und Schauwerte. Es ist Bob Odenkirks Film, dem Regisseur Timo Tjahjanto keine eigene, persönliche Note zu geben versteht. Manchmal wirkt „Nobody 2“ richtig banal in seiner schematischen Umsetzung, dass selbst die ‚überraschende‘ Wendung bei einem der Bösen schnell vorhersehbar wird. Die Autoren Kolstad und Rabin haben wenigstens viele selbstreferenzielle Querverweise sehr gut eingeflochten, was der zweiten Auflage eine Atmosphäre des liebgewonnenen Vertrauten gibt. Das entschädigt oftmals für den schlampigen Rest an Handlung, und der uninspirierten Regie. Die Mansells wollten „gute Erinnerungen schaffen“, dem Publikum bleibt das verwehrt.

Nobody 2 a - (c) UNIVERSAL STUDIOS


Darsteller: Bob Odenkirk, Connie Nielsen, John Ortiz, RZA, Christopher Lloyd, Colin Hanks, Sharon Stone, Gage Munroe, Paisley Cadoreth u.a.

Regie: Timo Tjahjanto
Drehbuch: Derek Kolstad, Aaron Rabin
Kamera: Callan Green
Bildschnitt: Elísabet Ronaldsdóttir
Musik: Dominic Lewis
Produktionsdesign: Michael Diner
USA / 2025
89 Minuten

Bildrechte: UNIVERSAL STUDIOS
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