DRACULA: A LOVE TALE
– Bundesstart 30.10.2025
– Release 30.07.2025 (FR)
Es gab im Jahr 2025 einige Filme die mit hohen Erwartungen willkommen geheißen wurden. Einige davon enttäuschten. Dann gab – und gibt es sicherlich noch – jene Filme, die plötzlich einfach erscheinen und absolute Begeisterung auslösen. Und dann gibt es diese eine Kategorie von Filmen, denen von Anfang an Skepsis entgegengebracht wird, weil ein überraschend grandioses Werk erhofft wird, aber diverse Gründe schlichtweg dagegen sprechen. Luc Bessons „Dracula – Die Auferstehung“ – unschwer zu erahnen – gehört zu dieser letzten Kategorie. Ein Film der besser in dem sein will, was er auf unverschämte Weise kopiert, dabei aber ins Lächerliche abrutscht. Und ein Film der dann, wenn er originell und eigenständig sein will, unfreiwillig komisch wird – und gute Absichten zunichtemacht.
Die Geschichte folgt weniger Bram Stokers Romanvorlage, sondern orientiert sich eher an der von Liebe und Sehnsucht getriebenen Handlung von Coppolas Film, was später von Gray Shores „Dracula Untold“ noch einmal aufgenommen wurde. Und der Teil im neunzehnten Jahrhundert wurde nach Paris verlegt. Aber 400 Jahre früher, kämpft Vlad, Prinz der Walachei, erfolgreich gegen die Osmanen. Doch die haben vorher seine geliebte Frau Elisabeta entführt, aber aus Versehen, verliert sie bei dem Befreiungsversuch das Leben, durch Vlads eigenes Schwert. Er entsagt Gott, wird zu einem Untoten, und wandert die Jahrhunderte auf der Suche nach der Inkarnation von Elisabeta.
Die Frage ist nicht, wie viel „Dracula“ die Filmwelt noch vertragen kann. Die Frage ist, was sich Luc Besson bei dieser Produktion gedacht hat. Mastermind hinter der Action-Schmiede EuropaCorp, Visionär von „Das fünfte Element“, Erfinder von „Transporter“ und „Taken – 96 Hours“. Wo war dieser Mann, als diese blutleere Hülle an Film entstand? Ein Sack voller Ideen, die nie zusammenkommen, und ein Produktionsaufwand, der an unbeholfene Studentenfilme erinnert. Wirklich unverständlich werden aber die nicht zu leugnenden Imitationen von Coppolas „Bram Stoker’s Dracula“. Allem voran das Make-up Design und Perückenkonzept. Aber auch musikalische Anleihen an Wojciech Kilars Musik, ausgerechnet von Danny Elfman, der doch mit dem ‚Music Box Thema‘ ein eigenes, wie gewohnt ansprechendes Stück für den Film komponiert hat.
Das Problem ist nicht so sehr, dass Besson mehr oder weniger, oder hier und da, ungeniert oder verhalten kopiert. Es wird einfach nie ersichtlich, ob das Dargebotene ernst gemeint, oder satirisch gedacht ist. Was fast auf alle Szenen zutrifft. Davon abgesehen, dass keine der beiden Richtungen den Film in irgendeiner Weise gut oder interessant macht. Es gibt noch eine ausschweifende Sequenz, in der sich Dracula über die Jahrhunderte diverse Parfums kreieren lässt, womit die Wiedergeburt Elisabetas angelockt werden soll. Und jeder neue Duft betört die feine Gesellschaft der heweiligen Ära, wobei sie in Line-Dance verfallen zu lassen. Abgesehen von der erkennbaren Nähe zu „Das Parfum“, sind die ganzen Tanzeinlagen wegen ihrer Absurdität vollkommen grotesk.
Grotesk ist ebenfalls, wie Christoph Waltz seinen namenlosen Van Helsing-Verschnitt in der gleichen jovialen und facettenlosen Weise spielt, wie alle seine Rollen seit seinem ersten Oscar-Gewinn. Mit Caleb Landry Jones hat Luc Besson zwei Filme vorher „DogMan“ gedreht. Jones wäre ein guter Fürst der Finsternis, hätte sich der Regisseur dazu entschieden, den Darsteller eine klare Linie zu geben, ihn nicht einfach frei laufen zu lassen, und den Charakter auch genregerecht zu interpretieren. Das Dracula wie John Wick kämpfen darf, ist nichts anderes als eine Idee, die sich nicht zu einem geschlossenen Ganzen findet – wie so viele Ideen. Da gehören die wie Ninjas kämpfenden, steinernen Wasserspeier zu den besseren, aber ebenso glücklosen Einfällen.
Das stärkste Bild ist Dracula als Silhouette vor einem durch Flammen erglühenden Nachthimmel, mit einem aufgespießten Schädel eines Gegners. Nach und nach kommen seine Krieger hinzu. Das ist der Luc Besson, der Hoffnung macht. Aber Gegenschuss zu dieser offensichtlichen Nachtstimmung, ist das osmanische Lager bei klarem Tageslicht. Das sind visuelle Killer, die das Dilemma von „Dracula – Die Auferstehung“ ganzheitlich definieren. Alle guten Absichten werden durch sich selbst zunichte gemacht. Und die unfreiwillige Komik lässt nicht Lachen, sondern verzweifeln. Ein Rezensent weiß, dass er in Schwierigkeiten ist, wenn eine Kritik wie reine Polemik klingt. Das sollte so nicht sein. Wie dieser Film – der so nicht sein sollte.
Darsteller: Caleb Landry Jones, Christoph Waltz, Zoë Bleu, Guillaume de Tonquédec, Ewens Abid, Matilda De Angelis u.a.
Regie & Drehbuch: Luc Besson
Kamera: Colin Wandersman
Bildschnitt: Lucas Fabiani
Musik: Danny Elfman
Produktionsdesign: Hugues Tessandier
Frankreich / 2025
129 Minuten

