BONE LAKE

Bone Lake - © Busch Media Group / Bleecker Street / LD Entertainment– Bundesstart 06.11.2025
– Release 03.10.2025 (US)

Es ist kein unbekanntes Konzept, und genau das kann es auch ungemein spannend machen. Ein Paar kommt zu seinem idyllischen Feriendomizil, um festzustellen, dass das Haus oder die Wohnung an ein anderes Paar doppelt vermietet wurde. In jüngster Zeit war da Zach Cregger, noch vor „Weapons“, mit „Barbarian“ äußerst effektiv. Da waren die junge Tess und der ihr unbekannte Keith allerdings Singles, als sie sich unverrichteter Dinge ein Airbnb teilen mussten – mit unschönem Verlauf. Mercedes Bryce Morgan ist eine umtriebige, aber leider wenig beachtete Filmemacherin, die jetzt für ein Wochenende die GenZ-ler Sage und Diego aufs Land, in eine luxuriöse Villa schickt. Ihre Beziehung ist – wie Morgan sehr gut und sensibel zu inszenieren versteht – nicht mehr so wahrlich auf Rosenblättern gebettet. Da passen Cin und Will so gar nicht ins Konzept für ein regenerierendes Wochenende, denen die Villa ebenfalls für diese Tage vermietet wurde. Doch man wird sich einig.

Es wird sich kaum jemand „Bone Lake“ ansehen und an ein romantisches Drama erwarten. Das macht auch ziemlich offensichtlich, welche Richtung die ungleichen Paare einschlagen werden. Zur Beruhigung: Es wird nicht Christian Tafdrups „Speak No Evil“, dennoch allemal deftig. Sage und Diego sind ruhig, und auch ein bisschen auf ihre unausgesprochenen Probleme fixiert. Cin und Will lieben es direkt und auch freizügig. In gewisser Weise fasziniert das natürlich die in ihrer eigenen Beziehung stecken gebliebenen Sage und Diego. Es gibt eine einführende Sequenz zur Geschichte, die drastisch vor Augen führt, wozu Regisseurin Morgan fähig ist. Entsprechend erhöht sich auch die Erwartung in die Wechselwirkung der beiden Paare.

Das es nicht gut ausgehen wird, dürfte allen Zuschauenden klar sein. Sarge und Diegos Unsicherheiten. Cin und Wills aufdringliche Offenheit. Joshua Friedlander hat in seinem Aufbau keine Chance ausgelassen, die Geschichte in hinlänglich bekannte Bahnen zu lenken. Der Verlauf ist derart offensichtlich, dass er schon wieder misstrauisch macht. Mercedes Bryce Morgan schafft es aber auch, über die klare Horrorgeschichte wirklich bemerkenswerte Charaktermomente zu legen. Sind Andra Nechita und Alex Roe in ihrer ästhetischen Physis und ausgereizter Aufdringlichkeit die mutmaßlich perfekten Antagonisten, werden Maddie Hason und Marco Pigossi für das Genre, zu ungewöhnlich zugänglichen Figuren, die über das Thema hinaus ansprechen.

Bone Lake 1 - © Busch Media Group / Bleecker Street / LD Entertainment

Es ist der standardmäßige Midpoint in Drehbuch und Regie, der in eine vollkommen andere Stimmung umschlägt. Bis dahin war alles möglich – das Offensichtliche kann sich durchaus auch als clevere Wendung offenbaren. Und selbst diese Wendung ist in vielen überraschenden Variationen möglich. Das Spiel mit Standards und Versatzstücken funktioniert aber letztendlich auch nur aus einem Grund – es ist der inszenatorische Wechsel in Tempo und Atmosphäre. Und was Morgan dabei dem Genrefreund liefert, erfüllt voll und ganz, was die Einstiegssequenz an schmerzhaften Blutverlust versprochen hat. Allerdings mit viel schwarzem Humor, und noch mehr Bösartigkeit. Der Bone Lake, an dem die prächtige Villa liegt, macht seinem Namen alle Ehre.

Sehr ungewöhnlich ist das Lichtdesign – anzunehmen ein gemeinsames Konzept von Kameramann Nick Matthews und der Regisseurin – bei dem die luxuriösen Innenräume mehrfarbig akzentuiert ausgeleuchtet sind. Kenner werden sich an die italienischen Gallo der 1970er erinnert fühlen. Gerade diese stete Klarheit in den Innen- und auch nächtlichen Außenaufnahmen, wo Horror sonst auf viel unheimlichen Schatten versessen ist. Es schafft eine ganz eigene Stimmung, die aber auch trügerisch ist. Morgan spielt geschickt mit Klischees, und man merkt dem Film auch an, dass sie sich dessen bewusst ist. Weswegen sie auch sehr fokussiert auf die jeweils exakte, individuelle Ausrichtung für jeden der zwei differenzierten Teilen ist. Die Ausrichtung von Schauspiel, Drama, Spannung und bizarr blutigem Vergnügen. Und so sollte „Bone Lake“ auch genossen werden, in einem Auditorium voller begeisterter Genrefreunde.

Bone Lake 2 - © Busch Media Group / Bleecker Street / LD Entertainment


Darsteller: Maddie Hason, Marco Pigossi, Alex Roe, Andra Nechita u.a.

Regie: Mercedes Bryce Morgan
Drehbuch: Joshua Friedlander
Kamera: Nick Matthews
Bildschnitt: Anjoum Agrama
Musik: Roque Banos, Ben Cherney
Produktionsdesign: Kendra Bradanini
USA / 2025
94 Minuten

Bildrechte: Busch Media Group / Bleecker Street / LD Entertainment
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