FFF ’19: SCARY STORIES TO TELL IN THE DARK

Scary Stories a, Copyright ENTERTAINMENT ONEFFF19, Copyright ROSEBUD ENTERTAINMENTSCARY STORIES TO TELL
IN THE DARK
– Bundesstart 31.10.2019

Wer sich einmal etwas näher mit der vorausgehenden Buchreihe beschäftigt, begreift sehr schnell wie Guillermo de Toro ein heißglühender Verehrer der einzelnen Geschichten werden konnte. Der mexikanische Horrorspezialist hegte schon seit langem den Wunsch aus den drei Büchern, die zwischen 1981 und 1991 veröffentlicht wurden, mindestens einen Film zu kreieren. Del Toro ist stets am besten, wenn er eigene Stoffe für die Leinwand umsetzt. PANs LABYRINTH und THE SHAPE OF WATER seien da zum Beispiel genannt, aber ungeschlagen in seinen Ursprüngen mit CRONOS und DEVILS BACKBONE. Jetzt ist SCARY STORIES nicht sein eigenes Material, aber er macht es mit Hilfe von Dan und Kevin Hagman zu seiner eigenen Geschichte.

Stella, Auggie und Chuck durchleben eine chaotische Halloween-Nacht, in deren Verlauf sie auf den Vagabunden Ramon treffen. Für ein wolliges Gruselgefühl erkunden die Vier ein vermeintlich verlassenes Spukhaus, wobei jeder aus Versehen sein persönliches Horror-Szenario freisetzt. Und dabei kann Regisseur André  Øvredal aus dem vollen Programm wundervoller, schauerlicher Grusel-Klischees schöpfen. Mit dem grandiosen TROLLHUNTER hat Øvredal einem begeisterten Publikum gezeigt, dass er Stoffe abseits des bekannten Spektrums hervorragend inszenieren kann. Das ist bei einem Spiel mit althergebrachten Konventionen durchaus hilfreich, wenn man die dramaturgischen Erwartungen erfüllen muss, welche die Buchvorlage auch voraussetzt, aber gleichzeitig die eigene Integrität wahren will.

Den zwei Hagmans und del Toro standen insgesamt 82 Geschichten aus den drei Büchern zur Verfügung. Eine Verfilmung erforderte künstlerisches Geschick. Die von Alvin Schwartz geschriebenen Geschichten bestehen schließlich nur aus im Schnitt viereinhalb Seiten. Inklusive den Illustrationen von Stephen Gammell. Die Drehbuchautoren bewältigten die Herausforderung mit der besten aller Möglichkeiten, um weitgehend so viele obligatorische Nörgler wie möglich still zu halten. Einzelne Teile der Handlung bestehen aus jeweils in sich geschlossenen Geschichten, deren zusammenhaltendes Gerüst aus einer weiteren Story geformt wurde. Füllende Handlungsabläufe sind wiederrum aus diversen Elementen anderer Geschichten zusammengesetzt. Das ergibt einen wunderbaren Querschnitt aus der gesamten Buchreihe.

André  Øvredal hat daraus einen Film gemacht, der vergnüglich die Versatzstücke älterer Gruselfilme zelebriert. Durchweg atmet SCARY STORIES die gelungen nostalgische Atmosphäre von Jugendfilmen früherer Jahre. Und zum Vergnügen für paar Generationen von Zuschauern, funktionieren Spannungsaufbau, Gruselstimmung und Schockmomente genau so, wie sie sein sollten. Dadurch dass der Film ganz bewusst in seiner Stimmung und Umsetzung einige Jahre, sogar Jahrzehnte zurückspringt, gewinnt er schon wieder etwas ganz Eigenes, dass sich dem Genre-Trend der ständigen Wiederholung zufriedenstellend entgegenstemmt. Und dankenswerterweise verzichten Buch und Regie auf selbstreflektierende Ironie, und popkulturellen Humor.

Aber Vorsicht, auch wenn die Bücher für eine Altersgruppe zwischen 8 und 12 vorgeschlagen sind, ist die 16er Altersfreigabe für die Verfilmung in Deutschland durchaus gerechtfertigt. Denn SCARY STORIES hat es mit atmosphärischer Intensität und grafischen Sequenzen absolut in sich. Und sollte sich Guillermo del Toros Herzensprojekt an den Kassen durchsetzen, was leider zu diesem Zeitpunkt noch etwas mager aussieht, kann man guten Gewissens auf eine Fortsetzung hoffen. Der Grundstein dazu ist bereits mit diesem Film gelegt, wenn sie auch nicht zwingend notwendig wäre, weil er schon wunderbar in sich geschlossen ist. Doch zumindest wäre eine Weiterführung nicht unvermittelt, oder erzwungen. Und da sind ja noch so viele gruselige Geschichten die man nach Einbruch der Dunkelheit erzählen kann.

Scary Stories b, Copyright ENTERTAINMENT ONE

Darsteller: Zoe Margaret Colleti, Michael Garza, Dean Norris, Gil Bellows, Lorraine Toussaint, Gabriel Rush u.a.
Regie: André  Øvredal
Drehbuch: Guillermo del Toro, Dan Hagman, Kevin Hagman
Kamera: Roman Osin
Bildschnitt: Patrick Larsgaard
Musik: Marco Beltrami, Anna Drubich
Produktionsdesign: David Brisbin
Kanada – China – USA / 2019
108 Minuten

Bildrechte: ENTERTAINMENT ONE
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Im Kino gesehen abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar