THE D TRAIN

D-Train-1, Copyright Sony Pictures ReleasingTHE D-TRAIN – Bundesstart 17.09.2015

Die Besprechung basiert auf der amerikanischen DVD-Fassung.

Vor acht Jahren haben Jarrad Paul und Andrew Mogel das Buch zu DER JA-SAGER verfasst, woraus eine beschauliche Jim Carrey Komödie wurde. Nicht der große Wurf, aber auch nicht langweilig. Ihre Zusammenarbeit ging für die kurzlebige Zeichentrickserie ALLEN GREGORY weiter. Dann tat sich in ihrer Vita eigentlich nichts mehr. Da muss es sich für beide doch als gute Idee dargestellt haben, nicht einfach nur ein Drehbuch zu verfassen, sondern es auch gleich selbst zu inszenieren. Wer würde einen Stoff besser verstehen, wenn nicht seine Schöpfer. Wenn dann noch ein komödiantisches Urgestein wie Jack Black dabei ist, der allerdings nicht erste Wahl war, kann fast nichts mehr schief gehen. Und James Marsden ist ja in der Komödie auch kein Unbekannter. Dennoch haben sich Jarrad Paul und Andrew Mogel gewaltig vertan.

Dan Landsman ist der typische Vorstadt-Langweiler. Frau, zwei Kinder, Mittelklasse Wagen, und keine Freunde. Vorstand beim Komitee zur Ausrichtung des Klassentreffens zu sein, ist für ihn das Höchste. Nur, wie die anderen Mitglieder immer wieder betonen, gibt es keinen Vorstand. Dan ist der Typ, dem alle auf die Einladung auf einen Drink mit fadenscheinigen Ausreden absagen, um dann am nächsten Tag auf Facebook ein Gruppenfoto zu sehen, wo alle noch zusammen auf einen Drink aus waren. Einmal in seinem Leben will Dan der coole Typ sein, auch mit anderen coolen Typen abhängen. Wenn es ihm gelänge, den Jahrgangskönig Oliver Lawless zum Klassentreffen zu überreden, könnte das auch gelingen. Aber Oliver lebt an der anderen Küste, hat keinerlei Interesse am Klassentreffen, und kann sich an Dan Landsman überhaupt nicht erinnern.

Paul und Mogel haben sich zweifelsfrei einen sehr geschickt konstruierten Handlungsverlauf ausgedacht. Wie sich Landsman ein immer dichter werdendes Geflecht an Lügen ausdenken muss, das hat schon sehr viel Unterhaltungswert. Wenn er seinen Chef belügen muss, um überhaupt nach Los Angeles zu kommen, dann auch noch ein Treffen mit einer spekulativen Firma vorgaukeln muss, da zeigen sich die Schreiber sehr innovativ. Und immer wenn Dan glaubt, eine Hürde überwunden zu haben, tun sich zwei neue Probleme auf, die nur mit immer weiter ausufernden Lügen gelöst werden können. Und Jack Black ist genau der Richtige, um Dan Landsman glaubwürdig darzustellen, weil er im Spiel kaum übertreibt, und immer etwas Bodenhaftung zu vermitteln versteht. Versierte Zuschauer wissen, das Black auch ganz anders kann.

Doch auch wenn THE D TRAIN immer wieder Schmunzler und vereinzelte Lacher auf die Leinwand bringt, der Film ist in seiner Gänze einfach nicht richtig. Immer wieder gibt es witzige Situationen, die nicht witzig inszeniert sind, oder dramatische Einflüsse, denen man unbedingt etwas lustiges ableiern will. Paul und Mogel zeigen kein Gespür für die jeweiligen Stimmungen. Immer wieder wird der Zuschauer mit dem Gefühl konfrontiert, dass etwas mit der Atmosphäre nicht stimmt. So gibt es eine sehr befremdlich wirkende Szene in der zweiten Hälfte, die den Rest des Filmes beherrscht. Wenn sich nämlich Landsman und Lawless wirklich sehr nahe kommen. Aber die Filmemacher behandeln die Situation nicht wirklich tiefergehend, sondern verlieren sich in Nebensächlichkeiten und Andeutungen. Aber genau aus dieser Situation heraus, macht der Film auch einen zweiten Handlungsstrang auf, der dem Ersten immer wieder quer läuft. Es fügt sich nicht zu einem einheitlichen Ganzen. Zudem bedient sich der Film mittendrin immer wieder ausgedienten Klischees, die so absehbar sind, aber vermeidbar wären. Wie Olivers Beziehung zu Dans Sohn. Komödie funktioniert, wenn man sie ernst nehmen kann. An der Abarbeitung von Erzählklischees, funktioniert das nicht.

THE D TRAIN ist an manchen Stellen unterhaltsam, an anderen aber nur seltsam. Das liegt nicht an den hervorragenden Darstellern, auch nicht an den tadellosen technischen Gewerken. Es ist ganz einfach Jarrad Paul und Andrew Mogels Unvermögen, die Struktur des Films stimmig zu machen, und die Gewichtung einzelner Sequenzen richtig zu setzen. Wenn man gemein wäre, würde man laut fragen, warum sie seit  DER JA-SAGER nur an einer Animationsserie arbeiteten, die nach sieben Episoden eingestellt wurde. Die Prämisse von D TRAIN jedenfalls, gibt einiges an Schenkel klopfenden Zündstoff her. Umgesetzt wurde nur wenig davon.

D-Train-2, Copyright Sony Pictures Releasing

Darsteller: Jack Black, James Marsden, Kathryn Hahn, Jeffrey Tambor, Russell Posner, Henry Zebrowski u.a.
Drehbuch & Regie: Jarrad Paul, Andrew Mogel
Kamera: Giles Nuttgens
Bildschnitt: Terel Gibson
Musik: Andrew Dost
Produktionsdesign: Ethan Tobman
USA – Großbritannien / 2015
101 Minuten

Bildrechte: Sony Pictures Releasing
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