Drive-In: KONGA

KONGA – Bundesstart 13. Oktober 1961

Konga 1 - Copyright MGM-UA

Gegründet haben AIP die Produzenten James H. Nicholson und Samuel Z. Arkoff. Das erklärte Ziel von American International Pictures sind billige Filme mit hohem Unterhaltungswert für ein vorwiegend junges Publikum. Nach eindringlichen Studien entwickelte Arkoff für dieses Unternehmen eine eigene Formel (kann in jeder guten Bibliothek nachgelesen werden), daraus resultierend ist das angestrebte Zielpublikum 19 Jahre alt und männlich. Und nicht nur Roger Corman macht sich hier einen Namen, sondern auch Herman Cohen, der sich diesem Publikum mit I WAS A TEENAGE WERWOLF oder I WAS A TEENAGE FRANKENSTEIN und anderen Horror-Absonderlichkeiten bekannt machte.

Cohen ist ein großer Bewunderer von KING KONG. In Drehbuchschreiber Aben Kandel findet Cohen den richtigen Kollaborateur, seiner Bewunderung besonderen Ausdruck zu verleihen, mit einem eigenen Film über einen Riesenaffen. KONGA war geboren, ein junger Schimpanse, der in Afrika dem verunglückten Pflanzenwissenschaftler Dr. Charles Decker das Leben rettet. Aus Dankbarkeit nimmt Decker das Wildtier mit in die Zivilisation nach London.

Es ist ein hochgegriffenes Ziel für Herman Cohen, den ersten Affenmonsterfilm in Farbe zu drehen. Bildgestalter und Kameramann Desmond Dickinson weiß jedenfalls nichts Besonderes damit anzufangen, was KONGA von anderen Farbfilmen abheben würde. Im Gegenteil, wo anderswo mit Farbe Atmosphäre erzeugt und eigene spezielle Akzente gesetzt werden, bleiben Dickinsons Bilder kraftlos und ohne jeden Anspruch. Doch das ist wirklich nicht das Problem mit diesem Film.

Die Geschichte ist schlampig und unausgegoren. Die Motivation von Dr. Decker ist schnell offenbart, nämlich ein Wachstumsserum zu generieren, und der Schimpanse Konga soll Testobjekt sein. Assistentin Margaret ist lediglich Stichwortgeber- und Bedenkenträgerin. Ihre Leidenschaft für den Doktor gipfelt in der Forderung, sie zu ehelichen, wenn sie ihm weiterhin bei seinem fragwürdigen Experiment helfen soll. Nicht einmal vorgeschobene Tiefe oder ethisch moralische Fragen finden in die Handlung.

Konga 5 - Copyright MGM-UA

Der Gipfel sind die für diese Zeit unsäglichen Trickeffekte. Der Schimpanse Konga wächst nach einer Dosis Wachstumsserum vor den Augen der Wissenschaftler immer wieder in nur wenigen Sekunden auf das dreifache seine bisherigen Größe. Gemacht mit filmtechnisch einfachsten Überblendungen und einem pulsierenden Unschärfefilter. Wenn man 22 Jahre zurück auf DAS ZAUBERHAFTE LAND blickt, ist das hier sehr traurig.

Aber genau dafür hat Herman Cohen auch das sensationelle SpectaMation erfunden, mit dem der Film heftig beworben wird. Bei durch Hormonwirren verklärten Jugendlichen kommt sowas an. Das sensationelle SpectaMation-Aufnahmeverfahren besteht darin, dass Produzent Cohen und Regisseur John Lemont die Spezialeffekte ganz gewöhnlich von Ronnie Whitehouse fertigen ließen, und dieser dann namentlich einfach nicht mehr genannt wird.

SpectaMation ist also eine erfundene Luftnummer, die es nur als Schlagzeile gibt. Was aber auch keine Erklärung dafür ist, warum sich bei der dritten Dosis der reale Schimpanse in einen Menschen mit erschreckend schlechtem Gorilla-Kostüm verwandelt. Wird in der ersten Hälfte stets von einem Schimpansen geredet, welcher er auch offensichtlich ist, wird er ohne den Ansatz einer Erklärung einfach zum Gorilla. Was die Macher zumindest unter Gorilla verstehen. Und das mit einer unbeweglichen Gesichtsmaske, die nur die großen Augen des Darstellers zeigt, ansonsten ein stetig unwirkliches Grinsen auf der festmodellierten Mundpartie zur Schau stellt.

Miniaturgebäude gibt es nur eines zu sehen. Ansonsten bewegt sich Konga hinter leider viel zu offensichtlichen Matte-Paintings, oder agiert technisch miserabel eingestanzt hinter den panischen Menschenmassen. Spannung erzeugt das nicht, nur unfreiwillige Lacher, wenn man das Eintrittsgeld verschmerzen kann. Der Höhepunkt vor Londons berühmten Glockenturm ist dann noch einmal eine weitere Stufe nach unten, was Tricktechnik, Inszenierung und Unterhaltungswert angeht.

Andere Filme aus dem Untergenre von Riesentieren geben wenigstens vor, einen gewissen moralischen Anspruch zu stellen, oder werfen plakative Gesellschaftsfragen auf. KONGA kann nicht einmal den Anspruch erfüllen, dass man sich herzhaft über dieses Laientheater amüsiert.

Konga 4 - Copyright MGM-UA

 

Darsteller: Michael Gough, Margo Johns, Jess Conrad, Claire Gordon, Jack Watson Austin Trevor u.a.
Regie: John Lemont
Drehbuch: Aben Kandel, Herman Cohen
Kamera: Desmond Dickinson
Bildschnitt: Jack Slade
Musik: Gerard Schurman
Art Direction: C. Wilfred Arnold
Großbritannien – USA / 1961
90 Minuten

Bildrechte: MGM/UA – KINO LORBEER
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