SAW – SPIRAL

Spiral - Copyright LIONSGATESPIRAL: From the Book of SAW
– Bundesstart 16.09.2021

Diese Besprechung liegt dem amerikanischen Prime Video Stream zugrunde.
Wenn Detective Ezekiel ‚Zeke‘ Banks gegen seinen Willen den Anfänger William Schenk als neuen Partner zugeteilt bekommt, wird er von Schenk gefragt, wie Zeke seinen Kaffee möchte. „Alleine“, ist die mürrische Antwort. Und schon ist man mit der unoriginellsten Standardsituation bei einem Buddy-Movie, mittendrin im Reigen von Hecksel und Gemetzel. John Kramer ist vor 15 Jahren gestorben, sein Vermächtnis hält noch vier Jahre an. Jedes Jahr eine Fortsetzung, dass schafft Zuschauerbindung. Das Versprechen, die Blut- und Gekrösereihe abgeschlossen zu haben, hält nur sieben Jahre. Die Möglichkeit war verführerisch, nur der Zuspruch hält sich in verhältnismäßigen Grenzen. 2017 trägt man mit JIGSAW auch die Erben von John Kramer zu Grabe. Doch sein Geist bleibt ruhelos, und spukt in Chris Rocks Gedanken. Und so sucht dieser Geist nun Detective Zeke Banks heim, der in einer grausamen Mordserie auffallende Verbindungen zu dem sogenannten Jigsaw-Killer findet.

Banks und Detective Williams müssen trotz aller Querverweise feststellen, dass es sich bei den sorgsam orchestrierten Tötungsakten nur um einen Nachahmungstäter handelt. Viel beunruhigender ist, dass alle Opfer aus Detective Banks Abteilung stammen, und er wegen eines zurückliegenden Vorfalles mit jedem im Dezernat Probleme hat. Das Rätselraten um Zekes Vergangenheit ist nun wahrlich kein raffiniertes Geflecht von detektivischem Feinsinn. Aber es hält uns soweit bei Laune, um die Zeit zum nächsten Horrorakt nicht leer laufen zu lassen.

Auch wenn es innerhalb des Verlaufs nicht absehbar ist, werden die Zusammenhänge und Verstrickungen rund um den Killer und die letztendliche Auflösung nicht wirklich überraschen. Es wird selbstverständlich auch zuhauf die neunmalklugen Schlaumeier geben, die sich ungefragt damit brüsten, alles schon vorhergesehen zu haben. Das kann man getrost ignorieren, denn auch wenn SPIRAL nicht der hellste Stern am Krimi-Himmel ist, zeigt er sich doch unterhaltsam ausgearbeitet und überzeugend mit seinen falschen Fährten und dem verschachtelten Aufbau. Wo es aber bestimmt keine enttäuschten Meinungen geben wird, sind die aufs Übelste gesteigerten Gewaltexzessen.

Der Film lässt lange offen, ob die grausame Mordserie mit dem wirklichen Jigsaw in Zusammenhang steht, oder doch nur ein Nachahmer am tüfteln ist. Zumindest muss man anerkennend zugestehen, dass die übertrieben aufwendigen Mordszenarien zur Freude der Fan-Base und ganz im Sinne von John Kramer ihr makaberes Werk tun. In weiten Teilen wünschte man sich, dass sich die Macher ebenso inspiriert um die Handlung gekümmert hätten. Konzeptionell gesehen kann die Geschichte zwar unterhalten, doch die Gewaltspitzen gewinnen und halten dann doch den Führungsanspruch.

Spiral 4 - Copyright LIONSGATE

Zum einen ist da der abgedroschene Standard in der Inszenierung des Buddy-Movies. SPIRAL vermittelt den Eindruck, als wollte man diesem nostalgischen Konzept seine Ehrerbietung erweisen, und wird dabei aber von den originelleren Originalen überrollt. Ein neuer Ansatz wäre nicht nur wünschenswert, sondern sehr einfach möglich gewesen. Zum anderen ist da Chris Rock. Als großer Fan der acht Teile umfassenden Mord-Eskapaden, ist Rock Initiator dieses als Spin-Off deklarierten Films, mit Aussicht auf eine eigenständige Reihe. Und zweifellos hat es eine Zeit gegeben, in der Chris Rock als Stand-Up und Komödien-Darsteller eine feste Größe war.

Chris Rock eine dramatische Charakterrolle anzuvertrauen, mag als wunderbar verspielte Idee funktionieren. In der inszenierten Realität funktioniert das nicht. Eine Figur, die sich gegen das eigentliche Hauptereignis von gequetschten und zerfetzten Gliedmaßen behaupten muss, braucht eine extrem starke Präsenz. Will man nicht in die Kategorie von Torture-Porn verschoben werden, wovon die eigentliche Reihe und dieses Spin-Off gar nicht so weit weg sind, muss man wenigstens mit starken Charakteren und entsprechend dynamischen Darstellern dagegen halten. Chris Rock kann das nicht. Das ist nicht gegen die Persönlichkeit an sich, oder seine bisherige Karriere gerichtet. Aber in SPIRAL hat er als ausführender Produzent sich selbst nicht richtig besetzt.

Dem steht aber Samuel L. Jackson nicht nach. Dessen ununterbrochene ‚Motherfucker‘-Attitüde nervt schon seit langer Zeit, und ist hier noch unangebrachter als in anderen Filmen. Es ist eben kein liebgewonnenes Markenzeichen, in jedem zweiten Satz Motherfucker hören zu müssen. Jackson erweckt den Eindruck, sich nur noch teuer für seinen Namen bezahlen zu lassen, ohne etwas dafür tun zu wollen. Wenigstens erfreut man sich dann umso mehr an den fragwürdig unappetitlichen Dingen, sofern gewillter Zuschauer es verträgt. Noch hängt das Gerücht im Schraubstock des Folterkellers, doch selbst durch die geschlossenen Stahltüren hört man die Schreie eines möglichen neunten Teiles der eigentlichen SAW-Reihe. „Leben oder sterben. Du entscheidest.“

Spiral 2 - Copyright LIONSGATE

 

Darsteller: Chris Rock, Max Minghella, Marisol Nichols, Samuel L. Jackson, Dan Petronijevic, Ali Johnson, Richard Zeppieri u.a.
Regie: Darren Lynn Bousman
Drehbuch: Josh Stolberg & Pete Goldfinger
Kamera: Jordan Oram
Bildschnitt: Dev Singh
Musik: Charlie Clouser
Produktionsdesign: Anthony Cowley
Kanada – USA / 2021
93 Minuten

Bildrechte: LIONSGATE
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