GODZILLA x KONG – The New Empire

Godzilla Kong 2 a - Copyright WARNER BROS– Bundesstart 04.04.2024
– Release 27.03.2024 (DK)

Es raucht, staubt, brüllt, kracht und dröhnt bis Reizüberflutung einsetzt. Besonders in der letzten halben Stunde hätte Adam Wingard durchaus auch einmal etwas Tempo rausnehmen können. Es wäre nicht weniger aufregend und actionreich gewesen. Wer für Monster-Spektakel gekommen ist, bekommt Monster-Spektakel bis zum Abspann. Sogar mit einem für deutsche Kinos ungewohnten Applaus. Es ist Wingards zweiter Monster- und Titanen-Film, mit der von ihm geäußerten Hoffnung auf einen abschließenden Dritten. Finanziell rückt das Startwochenende in Übersee Wingards Hoffnung in den Bereich der Wahrscheinlichkeit. Dabei wäre von anderer Seite die Hoffnung erlaubt, dass sich der Regisseur aber wieder auf die Stärken besinnt, die GODZILLA vs KONG um so viel beeindruckender macht, als die aktuelle Monster-Kollaboration.

Als König von Hohlerde, verbringt Kong seine Tage in dem unterirdischen Reich mit der Suche nach Artverwandten. Godzilla sorgt an der Erdoberfläche für das Gleichgewicht von Menschen und Titanen. Der instabile Frieden wird aber gestört, als ein Außenposten der Titanen-Organisation Monarch sonderbare Signale in der Hohlerde ausmacht. Die leitende Wissenschaftlerin Ilene Andrews aus dem Vorgängerfilm befürchtet, dass Kong an die Oberfläche kommen könnte. Ihre Ziehtochter Jia, letzte Überlebende der Iwi von Skull Island, empfängt dieselben eigenartigen Signale telepathisch. Weil Monarch nicht weiterkommt, bittet Ilene den Verschwörungstheoretiker Bernie um Hilfe.

Wingard hat sich für seinen Film viel vorgenommen, und dies auch konsequent umgesetzt. Ununterbrochen wechselt der Film die Schauplätze, an einer Stelle wird gekämpft, anderorts wissenschaftliche Rätsel gelöst, woanders Beziehungen gesponnen. Und in der zweiten Hälfte vervielfältigt sich noch einmal drastisch die ohnehin komplexe Struktur der verschiedenen Welten. THE NEW EMPIRE ist ein seltenes Beispiel, bei dem man sich eine längere Laufzeit wünscht. Nicht unbedingt weil es soviel Freude bereitet, sondern um Darstellern, Zuschauenden, und zum Wohle der Dramaturgie, Zeit zu gönnen. Zeit, um Handlungspunkte glaubwürdiger und plausibler zu auszugestalten.

Dieser Film hat im Grunde sehr viele Schwächen, die aber im Anbetracht des Spektakels immer wieder in Vergessenheit geraden. Ein nicht weg zu diskutierender Makel ist aber der Übergang in den dritten Akt, in dem die Darsteller Hall, Stevens und Henry nichts anderes tun als tatsächlich nur die Details in den Bildern zu erklären. Dabei ist nichts in clevere Dialoge verpackt, es wird sich auch nicht die Zeit genommen, über das Gesehene zu Rätseln, oder die Geheimnisse zu entschlüsseln. Eine anthropologische Linguistin, ein Tierarzt, und ein Podcaster von der Oberfläche können jeden, ihnen bis dato vollkommen fremden Gegenstand aus dem Stegreif für das Publikum bestimmen.

Godzilla Kong 2 d - Copyright WARNER BROS

Diese stumpfsinnig inszenierten Erklärpassagen zehren dann schon an den Nerven und am Intellekt des Publikums. Adam Wingard fokussiert sich merklich auf die Schauwerte. Seine Leidenschaft für das Thema, die Titanen und dem damit verbundenen Erbe ist immerzu spürbar, was den Film letztendlich auch so kurzweilig werden lässt. Er ist immer auf die Titanen ausgerichtet. Aber im Gegensatz zu seinem selbst inszenierten Vorgänger, verschwindet in vielen Szenen der Eindruck von Masse und Größe. Die Verhältnisse zwischen den Titanen und der Umwelt sind hier wesentlich schlechter herausgearbeitet. In Hohlerde gehen die massive Dimensionen der Kolosse fast ganz verloren.

Wie bei den vorherigen Monsterfilmen, gelang es Wingard auch für GODZILLA vs KONG, mit untersichtigen Einstellungen, Masse bedingten Verzögerungen, und totaleren Bildern, eine überzeugende Illusion der übermächtigen Titanen zu inszenieren. Zwar geht es im aktuellen Giganten-Wahnsinn erneut mit grandiosem Ton und raffinierter Bild-Choreographie in die Zerstörungswut, doch die sonst üblichen, überwältigenden Relationen zwischen Titanen und realer Welt wollen hier durch die meist dichte Bildführung nur selten gelingen. Wie bei den vier Vorgängern, müssten auch hier ein zentraler Fokus auf intensiver ausgearbeitete Größenvergleiche liegen.

Glücklos erscheinen auch einige Details in der Umsetzung von Titanen. Die kryokinetische Titanin Shimo scheint einen leichten Weichzeichners um ihre Figur zu haben, was sich manchmal mit den starken Kontrasten im Rest des Bildes beißt. Godzilla wirkt in einigen Szenen nicht wirklich dreidimensional. Doch wirklich enttäuschend ist die Textur der Affen, und Kong im Besonderen. Das Fell ist sichtlich weniger detailliert, und sieht auch selten organisch aus. Doch es lohnt zu wiederholen, dass durch Adam Wingards rasante Inszenierung, den augenscheinlichen Schwächen zeitlich kaum Bedeutung beigemessen werden kann. Da heben sich dann Negativ und Positiv einfach auf.

Die drei Autoren Terri Rossio, Simon Barrett, und Jeremy Slater haben die Geschichte innerhalb der Titanen-Mythologie noch um einige Fantasy-Komponenten erweitert. Das ist fast schon in der Tradition von Tōhōs Godzilla-Reihe, in der jeder neue Film immer abstraktere Auswüchse von Legenden und Utopien präsentierte. Das funktioniert hier deswegen so gut, weil diese erweiternden Elemente immer gute Sprungbretter für Titanen-Randale bieten. Da ist der Kampf in Schwerelosigkeit so aberwitzig, dass man alleine die Idee schon grandios bezeichnen muss. Dafür verweigern sich die leider nur stereotypen Figurenzeichnungen irgendwelcher bemerkenswerter Momente.

Godzilla Kong 2 b - Copyright WARNER BROS

Rebecca Hall bleibt als federführende Wissenschaftlerin und Hauptrolle ziemlich blass, und weitgehend auf Erklärdialoge beschränkt. Brian Tyree Henry verkörpert fantastisch seinen Podcaster als lustigen Sidekick zwischen Angst, Hysterie und Naivität. Aber dieser Mensch hätte unter den gegebenen Voraussetzungen eigentlich nichts in der Geschichte verloren. Und mit ansteckender Spielfreude tobt sich Dan Stevens als Titanen-Arzt im formelhaften Hawaii-Shirt-Look richtig aus. Aber wenn seine unheimlich lockere Art, mit lustig gemeinten Sprüchen, die Tatsache von gerade getöteten Wissenschaftlern ignoriert, dann wandelt sich der angedachte Spaßfaktor eher in Unbehagen.

Bei bisher allen fünf Filmen gab es immer Wechsel in der Autorenschaft, was zum glücklichen Umstand führte, dass auch jeder Film auch einen eigenen Charakter bekam. Lediglich Max Borenstein war für vier Filme ein konstanter Co-Autor, und im Rückblick könnte er sogar das Rückgrat für die Gestaltung der Figuren sein. Die waren innerhalb dieses Universums bisher stets geerdet und der Geschichte angemessen aufgebaut. THE NEW EMPIRE lässt diese stimmige Einheit vermissen. Was auch auf Kong zutrifft. Der macht wie immer eine fabelhafte Figur, ist aber in Ausdrucksform und Verhalten viel zu vermenschlicht. Es ist Fantasy, aber mehr Affe wäre dennoch angebrachter.

Und während diese Zeilen geschrieben werden, ist GODZILLA x KONG: THE NEW EMPIRE finanziell auf dem Weg, Adam Wingard den Wunsch auf einen dritten Film zu erfüllen. Wechsel niemals das Pferd während des Rennens. Und grundsätzlich ist doch ein Godzilla-Film nie verkehrt. Und der für deutsche Verhältnisse ungewohnte, aber durchaus berechtigte Applaus ist auch ein klares Indiz für den hohen Unterhaltungswert. Diesen kann man den beiden grandiosen Titanen ebenso wenig absprechen, wie dem Film selbst. Dennoch können die Macher vor der nächsten Reise einmal prüfend in sich gehen.

Godzilla Kong 2 c - Copyright WARNER BROS

 

Darsteller: Rebecca Hall, Kaylee Hottle, Godzille Toho, Dan Stevens, King Kong, Brian Tyree Henry, Fala Chen, Alex Ferns, Rachel House u.a.

Regie: Adam Wingard
Drehbuch: Terry Rossio, Simon Barrett, Jeremy Slater
Kamera: Ben Seresin
Bildschnitt: Josh Schaeffer
Musik: Tom Holkenborg (Junkie XL), Antonio Di Iorio
Produktionsdesign: Tom Hammock
USA / 2024
115 Minuten

Bildrechte: WARNER BROS.
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