FREAKIER FRIDAY

Freakier Friday - © 2025 Disney Enterprises– Release 06.08.2025 (world)

27 Jahre nach dem Rollentausch von Jodie Foster und Barbara Harris kam die Neuverfilmung von „Freaky Friday“ in die Kinos. Und ehrlicherweise muss man sagen, die Modernisierung hat dem Stoff richtig gut getan. Wenn jetzt fast auf den Tag 22 Jahre später eine Fortsetzung jenes Remakes ins Kino kommt, muss man ehrlicherweise sagen, dass die Aktualisierung des Stoffes dem Vorgänger nicht im Geringsten gerecht wird. „Freaky Friday“ brachte das Komiktalent von Jamie Lee Curtis endlich richtig zur Geltung, und war der endgültige Anstoß für Lindsay Lohans Qualitäten als Kassengold (was danach mit Lohan geschah entzog sich dem Einfluss des Publikums). „Freaky Friday“ ist ein erstklassiges Schaulaufen an komödiantischer Darstellung und präzisem Timing zweier bemerkenswerter Schauspielerinnen, die eine noch bemerkenswertere Chemie haben. Und 22 Jahre später beweisen sie, dass alles noch da ist.

Nur die Geschichte passt nicht, und die Inszenierung macht auch nicht mit. Nach dem alten Prinzip, mit einer Fortsetzung alles zu überhöhen, gibt es in der neuen Ausgabe gleich viermal Körpertausch. Lindsay Lohans ist wieder Anna Coleman, die mittlerweile selbst Mutter der jungen Harper ist, äußerst sympathisch gespielt von Julia Butters. Jamie Lee Curtis nimmt locker und umwerfend komisch ihre Mutterrolle als Tess Coleman wieder auf. Und dann gibt es noch Lily Reyes, angehende Stiefschwester von Harper, zukünftige Stieftochter von Anna, und baldige Stiefenkelin von Tess. Leider nur sehr verkrampft und zu gewollt verkörpert von Sophia Hammons. Man kann es fast erahnen, es geht erneut um eine Hochzeit, die am Besten verhindert werden soll. Aber das Schicksal, dieses Mal durch eine Wahrsagerin, entscheidet alles anders.

Es wird kompliziert. Anna tauscht ihren Geist mit Tochter Harper, und Großmutter Tess tauscht mit Lily. Was das ganze so kompliziert macht, ist der Überblick, welcher nur schwer zu behalten ist. Die Figuren sind sich viel zu ähnlich, als das sich wirklich klare Besonderheiten hervorheben würden, was die eine tut und die die andere nie tun würde. Zwar können sich die beiden zukünftigen Stiefschwestern Harper und Lily nicht ausstehen, wollen aber beide die Hochzeit verhindern. Nisha Ganatra hat bereits die Möglichkeiten bei ihrem Film „The High Note“ nicht richtig ausgeschöpft. Dieses Schicksal widerfährt jetzt auch diesem Quartett. Diese Komödie ist absolut turbulent inszeniert. Was aber nur davon ablenkt, dass für jeden einzelnen der vier Charaktere nicht genügend Zeit bleibt, sich angemessen zu entwickeln.

Freakier Friday b - © 2025 Disney Enterprises

Ist der Körpertausch vollzogen, muss man sich immer wieder frisch orientieren, welcher Geist aus welchem Körper spricht und agiert. In der Fassung von 2003 war es durch die Eins-zu-Eins-Gegenüberstellung von Lohan und Curtis das einzigartige Vergnügen, dass die Figuren allein durch ihr Spiel und mit ihrem perfekten, komödiantischen Timing brillierten. Da die Regisseurin hier in der Fortsetzung lediglich auf chaotisches Durcheinander setzt, und versucht damit Lacher zu generieren, geht eine markante Einzigartigkeit für die einzelnen Figuren völlig verloren. Ihre Interaktionen werden beliebig, der Spaß reduziert sich auf Momentaufnahmen, ein kohärentes Konzept in der Struktur sucht man vergebens. Das energiegeladene und treffsichere Spiel von Curtis und Lohan führt nur zu der traurigen Erkenntnis, um wie viel besser der Film gewesen wäre, hätte man sich allein wieder auf diese beiden fokussiert.

Von darstellerischen Komödie 2003, zum albernen Slapstick 2025. Ein zusätzliches Problem, dass Jordan Weiss (schon bei „Sweethearts“ unzureichend witzig) nichts wirklich intelligentes eingefallen ist, außer überdrehtes Chaos und Standard-Pointen. Dahingehend wirft besonders eine Essensschlacht im Pausenhof der Schule nur unangenehme Fragen auf. Noch viel unangemessener ist das Finale, in dem sich eine renommierte Sängerin ihr Konzert von Annas Band ‚Pink Slip‘ kapern lässt, was dann noch vom Publikum gefeiert wird. Und die drei Männer im Ensemble dienen auch nur als notwendige Staffage. Einen wirklichen Inhalt vermisst man schmerzlich. Kaum zu glauben, dass Buch und Regie in den heutigen Zeiten so wenig zum Thema Frauen und Elternschaft zu sagen haben. „Freaky Friday“ war seinerzeit ein Überraschungserfolg, der sich trotz ausgelassener Eskapaden, seinen positiven Ruf als anspruchsvolle Unterhaltung redlich verdient hat. Die Damen sind noch immer gut, der Film drumherum ist es nicht.

Freakier Friday a - © 2025 Disney Enterprises


Darsteller: Jamie Lee Curtis, Lindsay Lohan, Julia Butters, Sopha Hammons, Manny Jacinto, Mark Harmon u.a.

Regie: Nisha Ganatra
Drehbuch: Jordan Weiss
Kamera: Matthew Clark
Bildschnitt: Eleanor Infante
Musik: Amie Doherty
Produktionsdesign: Kay Lee
USA / 2025
110 Minuten

Bildrechte: DISNEY ENTERPRISES
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