UNTIL DAWN

Until Dawn - (c) SONY PICTURES RELEASING– Bundesstart 24.04.2025
– Release 23.04.2025 (FR)

Man nehme eine Handvoll durchschnittlich attraktiver und einigermaßen talentierter Frühzwanziger, versetzt sie in eine prekäre weil absurde Situation, und lässt sie der Reihe nach auf bestialische, aber sehr einfallsreiche Weise abschlachten. Es sind ganz unterschiedliche Charaktere, die in Stresssituationen entsprechend widersprüchlich aufeinander reagieren. Und erst wenn sie das dubiose Rätsel für die Gründe um die Grausamkeiten gelöst haben, wird es das Morden beenden. Das ist die stets wiedergekäute Formel für Filme für den banalen Freitagabendspaß oder fürs erste Date, seit Tobe Hooper das erste Mal die Kettensäge anschmiss. Aus diesem Konzept ein Videospiel zu machen, ist eine brillante Idee. Aus diesem Videospiel einen Film zu machen, ist es nicht.

Auf der Suche nach ihrer auf mysteriöse Weise verschwundene Schwester, verschlägt es Clover mit drei Freunden und ihrem Ex in einen abgeschiedenen Landstrich. Natürlich in einen abgeschiedenen Landstrich. Doch ebenso natürlich, gibt es die altbewährte Klischee-Tankstelle, in der ein obskurer Betreiber ominöse Ratschläge erteilt, deren Bedeutungen erst zu spät klar werden. Nichts was sich die Herren Blair Butler und Gary Dauberman in ihrem Drehbuch einfallen ließen ist in irgendeiner Art originell, anders oder interessant. Butler hat schon bei anderen Videospielen mitgeschrieben, und Dauberman hat „IT Part Two“ versaut, dafür eine hervorragende Adaption von „Salem’s Lot“ geschrieben. Aber nichts davon bereitet einen auf die Belanglosigkeit von „Until Dawn“ vor.

Die Suche nach der Schwester bringt Clover und ihre Freunde an ein abgeschiedenes Haus, das wie ein ländliches Heimatmuseum eingerichtet ist. Und als die Nacht anbricht, werden sie allesamt auf bestialische Weise ermordet. Aber – sie erwachen wieder in derselben Ausgangssituation vom Vorabend, nur um erneut abgeschlachtet zu werden. Sie hängen in einer Zeitschleife, mit der Abart, dass die Fünf jede Nacht auf eine andere perverse Art getötet werden, und sie können sich an jede vergangene Nacht erinnern. Es gibt keineswegs Lob dafür, an dieser Stelle zu vermuten, die Dauerschleifeopfer müssten nur das Rätsel um das Mörderhaus lösen, um den Fluch der ewigen Ermordung zu brechen. Denn es liegt ja – bereits hundertfach gesehen – auf der Hand.

Until Dawn b - (c) SCREEN GEMS / TSG ENTERTAINMENT

Das ärgerliche ist nicht die Banalität einer x-fach variierte, längst überholte Formel präsentiert zu bekommen. Das ärgerliche ist David J. Sandbergs selbstbewusste Ignoranz gegenüber einem passionierten Publikum. Sandberg gelang mit „Shazam“ frischen Wind ins Superhelden-Genre zu blasen, das bereits einzustauben drohte. Eine Frische und Originalität, die bei „Until Dawn“ vollkommen unauffindbar ist. Der Regisseur inszeniert sein Schlachtfest, wie man einen Film dieser Gattung in seinen Grundzügen erwartet. Darüber hinaus ist nichts zu finden. Die Kills sind grotesk und blutig, so wie es das abnorme Herz erfreut, und der Film baut eine vertraute Spannungskurve auf.

Die überaus engagierten Jungdarsteller können da einem unendlich leidtun, die sich nicht mehr als zweckdienlich ihren Stereotypen ergeben müssen. Allen voran die präsente Ella Rubin, die ihre Begabung offenbart einen Film tragen zu können, aber nicht über den Standard hinaus gefordert wird. Sandberg fordert niemanden, nicht seine Figuren, nicht die austauschbare Handlung, nicht das Genre. Auch nicht seinen Kameramann Maxime Alexandre, der beim Ein-Raum-Schocker „Oxygen“ wahre Wunder vollbrachte, aber „Until Dawn“ in beliebigen Bildern gestaltet, und die meisten Settings unübersichtlich dunkel ablichtet. So ein filmisches Szenario als Videospiel umzusetzen ist eine brillante Idee. Dieses Videospiel als Film zu adaptieren ist es nicht.

Until Dawn - (c) SCREEN GEMS - TSG ENTERTAINMENT


Darsteller: Ella Rubin, Michael Cimino, Odessa A’zion, Yoo Ji-young, Belmont Cameli und Peter Stormare u.a.

Regie: David J. Sandberg
Drehbuch: Blair Butler, Gary Dauberman
Kamera: Maxime Alexandre
Bildschnitt: Michel Aller
Musik: Benjamin Wallfisch
Produktionsdesign: Jennifer Spence
Ungarn, USA / 2025
103 Minuten

Bildrechte: SONY PICTURES / SCREEN GEMS / TSG ENTERTAINMENT
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