THE BAD GUYS 2
– Bundesstart 28.08.2025
– Release 24.07.2025 (NLD)
Preview, 24.8.25, Cineplex Fürth
Die zweite Kinoauflage der trägt dieselbe Bürde wie der Vorgänger: Was wie ein vielversprechender und starker Film beginnt, nutzt sich spätestens im Mittelteil zur weit schwächeren Routine ab. Schwach ist dabei keineswegs gleichbedeutend mit schlecht. Eine Welt mit anthropomorphen Tieren und Menschen gleichberechtigt nebeneinander, geht immer. Die Bad Guys haben nach wie vor das Potential angenehm zu unterhalten, jedenfalls sein junges Zielpublikum. Hier bildet sich aber auch ein signifikante Diskrepanz im Narrativ, sowie in der Umsetzung. Wie der Vorgänger, ist auch diese Ausgabe ein prallgefüllter Zitatenschatz aus allen gängigen Genrefilmen, und schwingt sich munter und sehr gelungen von einer Anleihe zur nächsten. Was ein erwachsenes Publikum zu erfreuen versteht. Aber „Gangster Gang 2“ ist in der Inszenierung weitgehend auf sehr junge Zusehende ausgelegt, die mit der Fülle an Zitaten überhaupt nichts anzufangen weiß. Dafür wird die chaotisch turbulente Action in ihrer Umsetzung bei Erwachsenen weniger Anklang finden.
Die beste Anleihe ist natürlich die von Mr. Wolf an die Coolness von George Clooneys „Oceans“-Charakter. Die schlechteste hingegen findet sich im Finale, welche die bisher übelste aller „Fast and the Furios“-Sequenzen nachahmt. Dazwischen muss sich die Gang aus Wolf, Snake, Tarantula, Piranha und natürlich Verkleidungskünstler Shark, mit einem neuartigen Metall herumschlagen, welches MacGuffenite genannt wird (ein Querverweis der nur bei Filmnerds zieht). Die Bad Guys haben ihre Strafe aufgrund von Teil Eins abgesessen, und arbeiten am Image von Good Guys. Aber die Gauner kommen nicht zur Ruhe, gerade als sie dachten sie wären draußen… („Pate III“). Die Bande der Phantom Bandits zwingen Wolf, Shark, Snake, Tarantula und Piranha zu jenem legendären allerletzten Coup (DAS Klischee aus fast jedem Gangsterfilm).
Was ungebrochen gut läuft, das sind die exzellent geschriebenen Figuren mit ihren sehr speziellen Wesenszügen. Dennoch wären etwas weniger Furz-Witze mit Piranha wünschenswert gewesen. Die Gruppendynamik funktioniert visuell genauso perfekt, wie die wilden Dialoge. Viele ideal gesetzte Einzeiler halten immerzu die beschwingte Stimmung hoch. Pierre Prifel führt erneut Regie, teilt sich aber den Stuhl mit JP Sans. Man muss ihnen Respekt zollen, wie auch diese Bad Guys die Atmosphäre der besseren und besten Gaunerkomödien trifft. Es ist nicht mehr so frisch, verspielt sich bei einigen Tönen auch einmal. Aber der subversive Geist ist omnipräsent.
Das eigentliche Problem sind die unendlich vielen, und definitiv zu dick aufgetragenen Ideen. „Die Gangster Gang 2“ ist vollgestopft mit verrückten Einfällen und turbulenten Schauwerten. Und anstatt das junge Publikum vielleicht an eine, noch immer dem Alter angemessene, aber realistischere Filmsprache heranzuführen, verfällt man doch in den überholten Stil von chaotischen Cartoons. Ja, es ist ein Film vornehmlich für Kinder, aber können diese nicht auch einmal mit den Regeln der Physik konfrontiert werden? Es würde gerade bei diesem Film den Unterhaltungswert nicht schmälern.
Da fliegen Autos wie Flugzeuge über Hindernisse, kämpft Rotfuchs/Gouverneur Diane als gäbe es keine Schwerkraft, man läuft [sic!] in der Stratosphäre einer Rakete hinterher, und menschliche Figuren sind unförmig gestaltet, wie in handelsüblicher Pixar-Ware. Da johlen vielleicht die Kleinen, ist aber im Allgemeinen von wenig Innovation begleitet. Es gibt sehr viele verpasste Chancen, um sich inszenatorisch vom Einerlei der Familienunterhaltung abzuheben. Wie es es mit dem fabelhaften Animationsdesign gelungen ist, dass auch hier wieder äußerst beeindruckend ist. Die Skizzen-Anmutung bei den Hintergründen bilden einen wunderbar subtilen Kontrast zu bewusst verstärkten 3D-Animationen bei Menschen. Wobei sich die anthropomorphen Hauptfiguren wiederrum einer einfacheren, klassischen Zeichentrick-Textur annähern.
Und dann setzt der Film noch einmal eins drauf, mit fantastischen Bildkompositionen, die dem ehrwürdigen Gangster- und Abenteuerfilm nicht einfach Tribut zollen, sondern perfekt verstehen sich diese zu eigen zu machen. Da spielt die imaginäre Kamera mit gleißenden Gegenlichtaufnahmen, oder es gibt den visuellen Klassiker der schwachen Straßenlaterne, die in der Dunkelheit eine Telefonkabine beleuchtet. Von den Lichtakzenten und Schattenspielen des vergangenen Film-Noir braucht man gar nicht erst anfangen. In weiten Teilen ist „Gangster Gang 2“ ein visueller Augenschmaus, der viel Freude bereitet. Wenn sich die Regisseure bei der Inszenierung nur ähnlich ins Zeug gelegt hätten. Wenigsten erfreut es die Kleinen. Und bei Erwachsenen funktionieren zumindest vermenschlichte Tiere bis zu einem gewissen Grad – besonders wenn sie mit der Lässigkeit eines George Clooney über die Leinwand kokettieren.
Darsteller:
Wolf: Sam Rockwell
Snake: Marc Maron
Shark: Craig Robinson
Piranha: Anthony Ramos
Tarantula: Awkwafina
Doom: Natasha Lyonne
Diane Foxington: Zazie Beetz
Misty Luggins: Alex Borstein
Kitty Kat: Danielle Brooks
u.a.
Regie: Pierre Perifel, JP Sans
Drehbuch: Etan Cohen, Yoni Brenner
nach den Büchern von Aaron Blabey
Bildschnitt: Jesse Averna
Musik: Daniel Pemberton
Charakter Design: Jorge A. Capote
Produktionsdesign: Luc Desmarchelier
Art Direction: Floriane Marchix
USA / 2025
104 Minuten