Nürnberg gruselt auf: FANTASY FILMFEST 2011

Nürnberg ist wieder aufgerüstet. Och, was für ein geschichtlich geschmackloses Wortspiel. Wobei Geschmacklosigkeit auch durchaus zum Thema passen kann. Denn richtig konform in Geschmack und Rücksicht ging das FANTASY FILMFEST noch nie. Zur Freude von Fan-Boys, Cineasten und Suchender der besonderen Filmkunst.

Auf der Seite fantasyfilmfest.com, können sich interessierte Grusel- und Splatter-Liebhaber über die Filme und das Programmschema der jeweiligen Festival-Orte informieren. Und eines sei betont: Die Informationen lohnen sich. Aber zurück nach Nürnberg:

Hier wird das Fest mit dem Horrorthriller „Don’t be afraid of the Dark“ eröffnet. und von diesem 25. August an, geht es bis zum 1. September richtig rund in Deutschlands erfolgreichstem Kinokomplex, dem CINECITTA.  Also bitte, informiert Euch über das Programm, es lohnt sich wirklich.

Und wer Festival unerfahren ist, oder sich grundsätzlich über diese Art von Veranstaltung informieren möchte, und welche Filme ihn erwarten könnten, dem seien nachfolgende Artikel empfohlen.  Zum 23. Fantasy Filmfest entstanden vier Folgeartikel über das Festival und seine einzigartige Atmosphäre, gefolgt von zwei Artikeln zum Fest 2010. Ach ja, und einer der Mitverantwortlichen des Festes, hat sich den neugierigen Fragen des Schreibers ausgesetzt. Nicht nur die Filme im Fest lohnen sich, auch die Artikel dazu. So was muss man einfach gelesen haben.


Fantasy Filmfest 2009
Teil 1:
Kleinod Nürnberg

Der Nürnberger Großraum könnte Filmhauptstadt sein. Von links kommen die Frankfurter, wo die Drehgenehmigungen zu teuer werden. Von oben kommen die Berliner, die keine neuen Locations mehr auftun können. Von unten drängen die Münchner, weil deren Bewohner die Schnauze von Dreharbeiten voll haben. Doch Nürnberg ist nicht bereit.

Nürnberg verödet, weil viele kreative Köpfe arbeiten möchten, aber keinerlei Infrastruktur vorhanden ist. Infrastruktur aufzubauen bedeutet, über finanzielle Mittel zu verfügen. Finanzielle Mittel stecken die Städte der Metropolregion Nürnberg in alles, nur nicht in die Filmkunst.

Nürnberg hat auch interessante Filmfestivals. Da wäre das „Filmfest Türkei / Deutschland“. Viele aufregende Produktionen aus der Türkei, oder  solche, die sich mit der Türkei auseinandersetzen. Ein sehr gut besuchtes Festival, das allerdings nur türkischstämmige Besucher anlockt. Oder auch die „24 Stunden von Nürnberg“. Ein Kurzfilmfestival, das 24 Stunden am Stück Kurzfilme in der Reihenfolge ihrer Einsendung zeigt. Der Nürnberger als solcher hat den Spaß an so einer Veranstaltung noch nicht so richtig verstanden. Über sich hinaus wächst kein Festival, welches sich mit Film beschäftigt. Wenn überhaupt, ist die finanzielle Unterstützung durch die Städte lächerlich. In den Rathäusern heißt es da schon mal, Film gibt’s woanders, wir machen in Kunst. Danke.

Berlin, Hamburg, Köln, Frankfurt, Stuttgart, München. Das riecht fast schon nach faulem Zauber, wenn sich da Nürnberg in die Kette einreiht. Doch das 23. FANTASY FILMFEST macht auch in diesem Jahr wieder Station in Nürnberg. Die Genre-Fans danken es, die Organisatoren freuen sich. Schließlich findet man mit dem CINECITTA in Nürnberg nicht nur das erfolgreichste, sondern auch  das modernste Multiplex Deutschlands. Nein, und für die absonderlichen Filme des Festivals werden nicht etwa die kleinen Spucknäpfe bereitgestellt, sondern mit Kino 2 und 3 eine Platzzahl von fast 800 Sitzen. Digitale Vorführung mit THX-Zertifizierung, und sogar THE FINAL DESTINATION erfährt seine Vorstellung in digitalem 3-D, in Hamburg und Berlin stand er überhaupt nicht auf dem Programm.

Doch, oh weh, was ist nur in Nürnberg los? Die Fans wundern sich über noch viele erhältliche Dauerkarten, mit denen alle 74 Vorstellungen abgedeckt werden dürfen. Da stets zwei Filme gleichzeitig laufen, werden daraus natürlich nur 37 mögliche Vorstellungen, und die Wahl fällt verdammt schwer. In anderen Städten müssen diese Dauerkarten lange vorbestellt werden und sind in kürzester Zeit ausverkauft. In Nürnberg gibt es auch noch drei Tage vor Festivalbeginn ohne Probleme Einzelkarten für den Festivalrenner LARGO WINCH oder den Eröffnungsfilm CARRIERS. Am Abschlusstag gibt es noch eine Sneak-Preview, in den Vorjahren waren das durchaus Filme, deren Titel man nicht nennen durfte, weil die eigentliche Weltpremiere ganz woanders und viel später stattfinden wird. Karten? Kein Problem. Schieben wir es einfach auf die fränkische Gemütlichkeit.

Festivalbegründer und –leiter Rainer Stefan spricht wieder einmal von einem schwerpunktmäßigen Thriller-Festival. Doch das ist auch in Ordnung. Die Abnabelung vom reinen Horrorfest hat schon vor langer Zeit stattgefunden und wird eigentlich nur begrüßt. Eine Annäherung an kommende Blockbuster-Attraktionen soll es auch zukünftig nicht geben. DISTRICT 9 etwa hatte man lange vor den positiven Kassenprognosen ins Programm geholt. Und dabei hat doch alles so gemütlich angefangen. Punkmusik und Horrorfilm, das waren noch ruhige Zeiten in der alten Markthalle in Hamburg. Drei Bands und drei Filme und lediglich 2000 Besucher. Das war eben die gute alte Zeit, vor 23 Jahren.

Die Schwerpunkte wechseln mit den Jahren, manchmal gibt es mehr Filme aus Skandinavien, manchmal sind die Fantasy-Streifen in der Überzahl, dann wieder dominiert der Splatter. Die Gewichtung ist dabei uninteressant, die Macher wollen zeigen, was ihnen in der Flut von Blockbuster-Wahn und Direct-to-Video entgehen könnte oder entgangen ist. Die Action-Fantasy PUSH hat für Deutschland keinen Kinoverleih gefunden. Drei Wochen vor seiner DVD-Veröffentlichung kann er im Rahmen dieses Festivals dort gesehen werden, wofür er eigentlich gemacht wurde: Auf der großen Leinwand. Allein für das Programm 2008 musste die Festivalleitung von 20 Filmen eigene 35-Millimeter-Kopien erstellen lassen. Da bleibt selbst bei stets ausverkauften Häusern nicht mehr viel übrig. Dafür beweist es die Leidenschaft für die Sache.

Der Erfolg gibt Rainer Stefan und seinen Mitstreitern in allen Punkten Recht. Der Fan von Horror und Fantasy ist sowieso einer der besonderen. Kaum ein Publikum ist offener, aber kaum eines ist auch kritischer. Kommentare gibt es nur im Bezug auf das Gezeigte. Unmutsäußerungen werden sofort erledigt. Szenenapplaus ist allgegenwärtig. Die Stimmung wird beherrscht von Ehrlichkeit und von derselben Leidenschaft, wie sie die Festivalmacher einbringen. Das macht dieses, wie überhaupt ein Festival, zu etwas Besonderem. Das Publikum ist informiert und weiß, worauf es sich einlässt. Das ist ein riesiger Unterschied zu einem normalen Kinobesuch, der in der Regel von einer Mentalität der Ignoranz begleitet wird.

Anders als zum Beispiel beim renommierten SUNDANCE FILM FESTIVAL, welches zum Marktplatz umtriebiger Verleiher und Produzenten mutiert ist, ist ein Horror- und Fantasyfilmfest alles andere als ein Indikator für klingelnde Kassen oder einen leeren Saal. Ein Publikum, das wesentlich bewusster Filme aussucht und ansieht, lässt sich als Trend nicht übertragen. Der von den Fans auf dem FFF 2008 frenetisch gefeierte DIARY OF THE DEAD von George Romero fand gar nicht erst ins Kino, ein Vertrieb auf DVD dauerte immens lange. Selbst auf der silbernen Scheibe war der Erfolg bescheiden, scheinbar nur für eine sehr spezielle Schicht von Zuschauern interessant. Ein trauriger Anlass, der die Absichten der Organisatoren des FFF einmal mehr bestätigt. Der Interessierte soll seine Chance erhalten, im Kino mit Gleichgesinnten zu bejubeln, was man sonst nur in der verstunkenen Bude konsumieren könnte.

Das familiäre Gemeinschaftsgefühl kommt nicht von ungefähr. Schließlich teilt man etwas Besonderes, und dass dabei das zu groß anmutende Kino plötzlich zum kuscheligen Wohlfühlplatz schrumpft, ist nicht unbedingt nur ein feingeistiger Satz. Hier schneidet sich kein intellektuelles Kopfkino zwischen die Zuschauer, wie es bei themenbezogenen Festivals eben gerne passiert. Hier eint die Lust am Trivialen, doch mit hohem Niveau. Filme werden grundsätzlich in der originalen Sprachfassung gezeigt und hilfreiche Untertitel gibt es vielleicht bei asiatischen oder französischen Produktionen. Die Leinwand muss groß sein, das Tonsystem auf dem neuesten Stand. Die Lust am Trivialen wird zum Sinnbild des wahren Kinos. So muss Film gesehen, erlebt und verinnerlicht werden. Dafür werden Filme gemacht. Gute Filme.

In alter Tradition wird schon mal ein Film ins Programm geschoben, der alles andere als aktuell ist. Die knallbunte CinemaScope-Produktion DIE 36 KAMMERN DER SHAOLIN präsentiert sich einem Zuschauerkreis, der im Entstehungsjahr des Films snoch nicht geboren war. Alte Tradition eben, gerettet aus dem Grundgedanken des Festivals, Filme zu zeigen, die man sonst nie auf der Leinwand sieht.

So kann das Spektakulum beginnen, selbst in Nürnberg. Wenngleich der Eröffnungsfilm CARRIERS von David und Alex Pastor in den anderen Festivalsorten mit Befremden aufgenommen wurde und weniger gut ankam. Vielleicht ist es in Nürnberg genauso, vielleicht findet man aber hier auch einen anderen Zugang. Alles Spekulation, alles ist möglich. Außer das Vergnügen, das ist garantiert. Da kann man sich gerne auch mal reiben.

Trotz trägem Vorverkauf und freier Dauerkarten beginnt am 27.09. das 23. Fantasy Filmfest im Nürnberger Cinecitta. Wie die Jahre zuvor, ist der Erfolg auch für dieses Jahr so gut wie in der Tasche. Denn trotz der fränkischen Gemütlichkeit ist es bei weitem besser besucht als alle anderen Filmfestivals, die sich in der Region abmühen. Aber das auch zu Recht.


Fantasy Filmfest 2009
Teil 2:
Die Sache mit dem Bier

„Pickel“ geht zum zweiten Mal raus, mit leeren Gläsern. Artig tuschelt er ein Entschuldigung durch die Reihe direkt vor mir. Seine Kumpels rufen, „Pickel, bring mir auch noch eins mit“.

Der Saal ist dunkel, deswegen kann ich Pickels Gesicht kaum erkennen, hoffe aber für ihn, das der Spitzname einen anderen Ursprung hat.

Der Typ schräg vor mir in der Reihe, an dem Pickel sich das zweitemal vorbeidrängt, zieht die Beine hoch und meint lässig, „wenn das so weitergeht, bist Du mir eins schuldig“. Pickel sagt nichts.

Es laufen noch die Trailer der Sponsoren. Die einzige Werbung beim FANTASY FILMFEST, die man allerdings gerne in Kauf nimmt, weil sich dadurch das Festival selbst finanziert. Keine Steuergelder, keine Fördermittel. Ein großer Unterschied zu vielen anderen Festivals. Pickel kommt mit vier vollen Weizenbiergläsern zurück, ein gefährliches Unterfangen. Die Form der Gläser lassen solche Aktionen selten zu. Beim Typ, der was von Schuldigkeit gefaselt hatte, hält Pickel inne und meint, er solle sich ein Glas weg nehmen, es wäre für ihn. So wie der Typ schräg vor mir, der nur einen coolen Spruch machen wollte, bin auch ich verblüfft.

Freitagabend läuft MOON von Duncan Jones. Immer wieder ließt man im Internet oder in der Presse es wäre ein sogenannter Favorit. Es ist 18:30 Uhr und es dauert noch eine halbe Stunde. Gerade mal 20 Leute stehen vor Kino 3 mit seinen über 400 Sitzplätzen und warten auf den Einlass. Ich bin entsetzt. Aber draußen herrscht exzellentes Sommerwetter, ist also kein Wunder, das man da Kino einfach Mal Kino sein lässt.

Eine Viertelstunde später, fünfzehn Minuten vor Filmbeginn, erkenne ich meinen logischen Fehler. Zwei Stockwerke tiefer spuckt das Kino 2 die Festival-Zuschauer von WASTING AWAY aus und innerhalb der noch geschlossenen Türen von Kino 3 geht KILLING ROOM erst zu Ende. So täuscht man sich, wenn man den Verstand ausschaltet.

Irgendwie ist das Publikum gerade beim FANTASY FILMFEST ein ganz besonderes. Man erkennt sie sofort, ohne dass man wirklich erklären könnte woran. Nun ja, bei einigen sind es die Schreibemappen, in denen lose die auf Din-A4 ausgedruckten Eintrittskarten aufbewahrt sind. Der Vorraum ist mittlerweile brechend voll. Die einzige Bedienung vom Getränke- und Süßigkeitenstand hat von zwei Kollegen dringend notwendige Unterstützung erhalten. Die Türen von Kino 3 öffnen sich und das Gewimmel wird zum optischen Chaos. Doch die meisten lächeln zufrieden. Wer nicht lächelt, dessen Gesicht ist mit diesem kaum zu beschreibenden erwartungsvollen Blick verklärt. Bis auf zehn oder zwölf freie Plätze ist das Kino voll.

MOON ist ein Paradebeispiel, wie man mit Erwartungshaltungen spielen kann. Duncan Jones‘ Geschichte, zu der Nathan Parker der Drehbuch verfasste, handelt von Sam Bell, der als einziger Mensch auf einer Mondstation den Abbau von Helium 3 überwacht. Helium 3 ist DIE Energieform der Menschheit geworden und die Gewinnung auf der Mondoberfläche läuft fast automatisch, weswegen sich die Mannschaft auf tatsächlich eine Person beschränkt. Noch zwei Wochen muss Sam Bell seinen frustrierend einsamen Job machen, dann ist sein Dreijahresvertrag ausgelaufen. Doch nach einem schweren Unfall mit einem Range-Rover, ist Sam nicht mehr allein auf der Station.

Natürlich kommt einen zuerst A SPACE ODYSSEE in den Sinn. Die kalte Atmosphäre, die vielen ruhigen Passagen, welche die Einsamkeit der Figur noch verstärken. Schließlich erinnert man sich an SOLARIS. Was ist Wirklichkeit, was ist Halluzination? Eine Prise OUTLAND ist auch dabei, als sich ein Rettungstrupp von der Erde ankündigt, der aber nicht unbedingt Gutes im Schilde führen muss. Nur ganz entfernt glaubt man etwas DARK STAR zu spüren, wenn sich in sehr absurden, aber nachvollziehbaren Situationen die Lage auf der Station immer mehr zum Psychospiel entwickelt.

Doch der Film verweigert jede Aussage, welche zu einem intellektuellen Gedankenspiel führen soll und übergibt diese Verantwortung an den Zuschauer. Sein und Schein, Psychose oder Verschwörung. Der Film fordert heraus, weil er sehr nüchtern gegenüber seiner eigenen Geschichte bleibt. Es gibt keine geistig verwirrenden Erklärungsexzesse, oder Psychoanalysen. Danny Boyle hat das mit SUNSHINE versucht und verlief sich dabei auf dem Weg zur Sonne. Duncan Jones geht seinen Weg nicht durch die Figuren, sondern ganz nah daran vorbei. Was man dabei feststellt und wie man damit umgehen soll, ist Sache des Zuschauers. In dem er sich also Verweigert, wird er gerade deshalb zum großen Kopfkino.

Sam Rockwell und Duncan JOnesDas Publikum reagiert nicht so frenetisch, wie man es von anderen Filmen her kennt. Der Applaus wirkt verhalten. Es ist möglich, das MOON erst verarbeitet werden muss. Ich glaube während der Vorstellung in den ruhigen Sequenzen nicht einmal ein Räuspern vernommen zu haben, und es gibt in MOON sehr viele ruhige Sequenzen. Es ging auch keiner raus um Bier zu holen. Gut nicht unbedingt ein Indiz, weil der alt eingesessene Festivalgänger sich vor dem Film eindeckt und geübt ist, seinen Sessel für die Dauer des Films nicht zu verlassen.

Dennoch habe ich mir die Frage gestellt, was das mit dem Weizenbier auf sich hat. Mir ist das schon in den Jahren zuvor aufgefallen, habe mich aber nie eingehend damit beschäftigt. Warum ist der Konsum von Weizenbier beim Festival anteilsmäßig so unglaublich hoch. Das ist bei anderen Kinovorstellungen nicht zu beobachten. In einem Anfall von Wahnsinn, war ich ein paar Mal kurz davor ein paar Leute zu fragen. Warum kein Lager, oder kein Pils. Vielleicht einmal ein Wasser? Ich war schlau genug es zu lassen.

Ich kann mich mit dem Eindruck auseinandersetzen, den MOON auf mich gemacht hat. Der Rest des Publikums teilt sich währenddessen für die nächsten zwei Festival-Attraktionen auf, die bereits in fünfzehn Minuten beginnen. Bei meinem Weg nach draußen, strömen mir Gäste entgegen, die extra wegen THIRST oder ORPHAN gekommen sind. Und ich schüttele den Kopf ob dieser einfachen Geschichte, die MOON erzählt hat. Wie raffiniert und eindrucksvoll es aber umgesetzt war. Trotzdem habe ich Duncan Jones‘ Film nach der Vorstellung auf der vorher verteilten Schulbewertungskarte nur eine Zwei gegeben. Vielleicht zu voreilig, weil er mich noch immer beschäftigt.

Da fällt mir ein, das Weizenbier viel mehr Nährwert hat, als normale Biere. Bei so einem Film-Marathon-Stress vielleicht eine gute Erklärung.

MOON – Darsteller: Sam Rockwell, Dominique McElligott, Kaya Scodelario und Kevin Spacey als Stimme von Gerty. Regie und Story: Duncan Jones – Drehbuch: Nathan Parker – Kamera: Gary Shaw – Bildschnitt: Nicolas Gastor – Musik: Clint Mansell – Produktionsdesign: Tony Noble, circa 97 Minuten, USA / 2008


Fantasy Filmfest 2009
Teil 3:
Die lange Tupper-Nacht

Wie soll man das nur schaffen? Man grüßt sich mit freundlichen Blicken. Schon das Warten vor dem Einlass schweißt zusammen, was zusammen gehört. Ich höre die Frage ein zweites Mal: Wie soll man das nur schaffen?

Das Festival im dritten Tag. Viele müde Gesichter. Aber es wird keiner schlapp machen, weil DISTRICT 9 in weniger als einer halben Stunde beginnet. Es ist einer dieser Filme, den sich die Festival-Macher geholt haben, bevor der große Hype begann. Lange bevor andere erkannten, dass es sich hier um eine Perle handelt.

Vor mir schlurft ein kleiner dicker Mann vorbei, der seine aus dem Internet ausgedruckten Eintrittskarten sortiert. Es ist so eine Aktenmappe, die mir auf diesem Festival schon oft aufgefallen ist, bei diversen Leuten. Andere sortieren sich selbst. Anscheinende Kumpel haben ebenso anscheinend keine Plätze nebeneinander bekommen. Einer verteilt Karten: „Du gehst rüber auf die andere Seite in die und die Reihe, wir sitzen dann oben bei Platz so und so.“

In der lockeren, großen Wartetraube schaut mich eine vollkommen überforderte Frau an und sagt: „Ich wollte gestern Nacht noch den anderen sehen, aber hab‘ mich dann doch umentschieden.“  Bevor ich fragen kann, welche Filme sie eigentlich meint, bemerke ich, dass sie gar nicht mit mir redet. Sie sieht durch mich hindurch und redet mit ihrer Freundin. Schade, ich hätte mich gerne auf ein Gespräch eingelassen.

Es sind Aussagen und Nöte, mit denen man mit fortschreitendem Festival immer öfter und energischer konfrontiert wird. So sehr die Besucher das Festival mit seinen über siebzig Filmen in nur acht Tagen zu schätzen wissen, ärgern sie sich aber auch über jeden verpassten Film. Außer an Eröffnungs- und Abschlussabenden laufen immer zwei Filme zeitgleich. Da muss man eben durch. Das von der Festivalleitung gestaltete Programmheft preist sowieso jeden Film als sehenswert an, also muss man sich bei der Auswahl auf seinen Instinkt und seine Vorlieben verlassen können.

Ob müde, überfordert oder gestresst, der guten Stimmung scheint es keinen Abbruch zu tun. Ich beneide diese Freaks (liebevoll gemeint). Mehr als zwei Filme am Tag könnte ich nie verarbeiten. Geschweige denn zwei Filme an jedem der acht Tage. Ich nehme mir vor, das im Winter mit DVDs zu trainieren.

Wer sich auf YouTube ALIVE IN JO’BURG von Neill Blomkamp angesehen hat, der weiß nicht nur was ihn erwartet, sondern der will DISTRICT 9 auf keinen Fall verpassen. Aber was den neugierigen Zuschauer tatsächlich erwartet, ist doch um so vieles anders. Rudi Fürstberger bittet in seiner Funktion als Programmdirektor des Festivals bei der Anmoderation das Publikum nur, die Kameras in den Taschen zu behalten. Man wolle es sich nicht mit den Verleihern verscherzen, denn DISTRICT 9 wird zwei Wochen vor den meisten Europastarts gezeigt. Sonst sagt Fürstberger nichts weiter, er weiß, dass dies der geheime Festivalhöhepunkt sein wird, und das bedarf keiner großen Erläuterungen mehr.

Noch bevor es dunkel wird, vernehme ich das Öffnen und Schließen einer Dose. Ich drehe mich um und sehe einen Typen kräftig in eine Karotte beißen. Aha, Selbstversorger.

Neill Blomkamp & Sharlto CopleyNeill Blomkamp hat einen sehr einfachen Film gedreht. Da gibt es in seiner Erzählung keine großen Wendungen, keine wirklichen Überraschungen. Der Film selbst ist eine Überraschung, denn er konzentriert sich so konsequent auf seine eigene Geschichte, dass sich Parallelen zu Südafrikas Apartheidpolitik noch viel stärker herausgearbeiten werden. Doch weder Regie noch Drehbuch heben während des Filmes einen moralischen Zeigefinger, was bei einem US-amerikanischen Film wahrscheinlich zwangsläufig erfolgt wäre.

Die ‚Prawns‘ (Krabben) genannten Außerirdischen sind im Township District 9 abgeschoben worden, als ihr Raumschiff vor einigen Jahren über Johannisburg havarierte. Man will sie nicht, diese stinkenden, ewig sabbernden, nach Katzenfutter geilen Aliens. Das ist nicht Spielbergs E.T., diese hier sehen hässlich aus und benehmen sich auch so. Man will sie nicht, also soll durch die MNU (Multi-National-United) das Lager für die über eineinhalb Millionen Prawns hundert Kilometer außerhalb der Großstadt errichtet werden. Mit der Räumung von DISTRICT 9 wird der linkische Wikus Van De MERWE beauftragt. Wikus-Darsteller Sharlto Copley ist auch kurz in ALIVE IN JO’BURG zu sehen gewesen. So wie Blomkamp überhaupt bei DISTRICT 9 die Mannschaft ins Boot holte, mit der er auch die Vorlage realisierte.

Die ersten fünfzehn Minuten inszeniert Blomkamp als Dokumentation, ganz im Stile des eigenen Kurzfilms. Dann verlässt der Film langsam seinen erklärenden Einstieg. Die dazwischengeschnittenen Interview-Fetzen, die uns auf kommende Ereignisse neugierig machen, werden weniger und weniger. Aus dem schnellen Rhythmus einer Dokumentation schält sich eine ebenso flott vorangetriebene Spielfilm-Struktur, die es schafft, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Der Film hat nur sehr wenig überflüssige Bilder, eigentlich kaum welche, verliert sich auch nie in Zeit schindenden Einstellungen, und er kommt ohne füllende Dialoge aus. Alleim Geschichte steht im Vordergrund, und so wird der Film auch vorangetrieben. Man könnte leicht am Showdown oder an einem sehr plakativen Bösewicht herum mäkeln. Tatsächlich aber hätte man hier mit ganz wenigen Handgriffen einen durchweg perfekten Film machen können.

DISTRICT 9 ist trotz dieser Einwände ein Film mit einer sehr eigenen, ungewohnten Sprache. Er überrascht damit, wie er dieses Thema umsetzt. Er überrascht damit, wie er mit seinem Helden umgeht. Er überrascht durch sein Feingefühl, die Erwartungen des Publikums immer ein klein wenig zu übertrumpfen. Nicht, das Optik, Schnittrate oder Darstellung etwas völlig Neues zeigen würden, aber es ist immer die Mischung, die es ausmacht. Und diese Mischung hat Blomkamp bei seiner Inszenierung perfekt getroffen.

Das Publikum quittiert es mit tosendem Applaus noch während der Abblende zu den Titeln. Und kaum wird das Zusammenschlagen der Hände beendet, öffnet sich wieder eine Dose, diesmal vor mir. Tupper, hab‘ ich es mir also gedacht. Ist mir in den Jahren zuvor so etwas aufgefallen? Könnte ich nicht behaupten. Also zum Weizenbier das mitgebrachte Gemüse, oder das Obst. Während des Abspanns ist der Saal schon hell und ich sehe mich um. Ein paar Reihen weiter hinten kaut jemand auf seiner Butterstulle.

Bei allerhöchstens dreißig Minuten zwischen den einzelnen Vorstellungen muss man gerüstet sein. Ganz vorne sitzt eine etwa Zwanzigjährige, voll gepierct und Tätowierung auf der Schläfe. Ihre zerrissenen Netzstrümpfe zeugen bestimmt nicht von Armut, sondern von ihrem Stil. Ich stelle mir das Mädchen gerade vor, wie sie auf einer Tupperware-Party eine Brotdose für das Fantasy Filmfest 2010 erwirbt.

DISTRICT 9
Darsteller: Sharlto Copley, Jason Cope, David James, Vanessa Haywood, Mandla Gaduka, Kenneth Nkosi, Eugene Khumbayiwa, Louis Minnaar, William AllenYoung u.a.
Regie: Neill Blomkamp – Drehbuch: Neill Blomkamp, Terri Tatchell – Kamera: Trent Opaloch – Bildschnitt: Julian Clarke – Musik: Clinton Shorter – Produktionsdesign: Philip Ivey, Circa 111 Minuten, Neuseeland / 2009


Fantasy Filmfest 2009
Teil 4:
Endstation

Provozierende Fragen nach Sinn und Sinnhaftigkeit von Gewaltdarstellung lässt Rudi Fürstberger gar nicht erst an sich heran. Auf die Frage, ob es nicht bizarr sei, wenn das Publikum vor Begeisterung tobt, weil auf der Leinwand eine Frau von einem Autoreifen in Stücke gerissen wird, antwortet Fürstberger sofort: „Nein, wieso?“ Eine Gegenfrage, mit der der Fragesteller ins Aus geschossen wird. Die Gegenfrage bleibt unbeantwortet.

Seit 2002 ist Rudi Fürstberger in festen Händen des Fantasy Filmfestivals und man bemerkt auch sofort, dass er unüberlegte Fragen oder undifferenzierte Aussagen über Gewalt schon des Öfteren im Keim ersticken musste. Er ist der Mann vor Ort. Der erste Ansprechpartner. The Big Cheese. Und da muss man Fans zufriedenstellen und nicht die herbeigequatschten Probleme anderer lösen.

Schlimmster Moment, schönster Moment. Da gibt es so viele, meint der Programmdirektor Rudi Fürstberger. Schlimme Momente vergisst er sehr schnell, „es kann halt so viel schief gehen. Und wir haben alle gelernt, dass, egal was man macht, irgendwas schiefgehen wird. Man muss einfach damit leben können. Ich bin da inzwischen ganz gelassen. Man kann da nicht mehr rumspringen und ausflippen, das machen dann schon einige Leute im Kino.“ Nach kurzer Überlegung fährt Fürstberger fort, „aber der schönste Moment, glaube ich, ist der erste Tag des Festivals, weil man dann da ist, wo man hingearbeitet hat, und zwar mehrere Monate lang. Der volle Saal mit den Fans, der erste Film, der läuft, das ist wie der Startschuss für diesen täglichen Marathon, den wir da vor uns haben.“

Dieser ersehnte erste Tag liegt in diesem Jahr schon 13 Tage zurück, also bereits 13 harte Tage, an denen alles reibungslos am Laufen gehalten wurde. Festival bedeutet ja nicht, dass es sich um einen einzelnen Austragungsort handelt, sondern es umfasst alle Städte. Die einzelnen Programme greifen so ineinander, dass in drei Städten gleichzeitig Filme präsentiert werden. In Nürnberg ist heute erst einmal pures Hollywood beim Filmfest angesagt. Die Eingangskontrollen für THE FINAL DESTINATION sind extrem. Schick schwarz gewandete Menschen mit Knopf im Ohr und ohne Lächeln sehen in jede Tasche. Erst wer sein Handy ganz ausschaltet, darf mit diesem den Saal betreten. Wer im Kino elektronisches Gerät zeigt oder bedient, wird sofort angesprochen. Auch wenn man die Security nicht sieht, sie sehen einen.

„Es gibt ja einen sehr engen Pool von Filmen, die man will, und den kennen natürlich viele. Aber dennoch haben wir versucht und es immer wieder geschafft, Entdeckungen zu machen.“ Als Programmdirektor des 23 Tage umfassenden Festivals ist Rudi Fürstberger sicher, dass sich in Zukunft daran nichts ändern wird. Mit dem vierten FINAL DESTINATION zeigt das Festival einen Film, der wohl weniger das Prädikat ‚Geheimtipp‘ trägt. Aber ein Leckerbissen ist es allemal, schließlich darf er eine Woche vor den meisten europäischen Starts gezeigt werden. Den guten Ruf des Festivals und die ergebenen Fans als Marketing-Werkzeug zu nutzen, gelingt den Verleihern aber nicht. „Natürlich bekommen wir oft Sachen angeboten, das passiert die ganze Zeit, aber wir können auch Nein sagen. Wir suchen aus. Wir bekommen Sachen angeboten und sagen sehr oft Nein.“

Zu THE FINAL DESTINATION muss man nicht Nein sagen. Selbst als reinstes Produkt der Studio-Industrie hat er dennoch alles, was dem Fantasy Filmfest gut zu Gesicht steht. Sehr makaber, äußerst blutig, und so comicartig inszeniert, dass man sich des Vergnügens an den extrem überdrehten Todesarten nicht zu schämen braucht. Auch wenn es Leute gibt, die das anders sehen. Der abschließende Satz von Rudi Fürstberger zu diesem Thema ist, „man muss das einfach im Kontext sehen.“

Natürlich kann es zu Diskussionen kommen oder zu Auseinandersetzungen über bestimmte Filme und ihre Qualitäten. Das Spektrum der gezeigten Filme ist aber auch enorm, gegenüber der eigentlich eingeschränkten Bandbreite von Genres. So hält man sich nicht nur seine Zuschauer, sondern gewinnt weitere hinzu.

„Dieses Jahr haben wir uns sogar gesteigert“, sagt Fürstberger in Bezug auf die Zuschauerzahlen. Gerechnet über das gesamte Festival und alle Austragungsorte zusammen lag der Durchschnitt in den Vorjahren bei 120.000 Zuschauern. 2008 sollen es sogar 125.000 gewesen sein. Das waren ungefähr 1600 verkaufte Karten pro Film, oder anders ausgedrückt, jede einzelne Vorstellung hatte im Schnitt über 200 belegte Sitzplätze. „Wir haben extrem gesteigert in Berlin und Hamburg, Köln, ganz extrem in München in den Vorverkaufszahlen. Ich glaube Nürnberg und Frankfurt bleiben ähnlich wie letztes Jahr. Aber sonst extrem gesteigert, das liegt aber auch an dem Programm. Ein sehr starkes Programm dieses Jahr, das viele neue Zuschauer angezogen hat.“

Rudi Fürstberger betont auch die angereisten Gäste aus Cleveland und New York, als Beleg für den mittlerweile weltweiten Bekanntheitsgrad des Festivals, für den er in aller Bescheidenheit Festivalleiter Rainer Stefan allein verantwortlich macht. „Es war ein Crunch- und Punkfestival und Rainer hat irgendwelche trashigen Horrorfilme gezeigt. Am Anfang war das Programm ein Flyer mit den Titeln. Das waren ein oder zwei Nächte und daraus ist das hier entstanden.“ Nun berichten Variety und Hollywood Reporter als führende Branchenblätter von diesem Festival, und das beeindruckt Fürstberger. „Rainer hat das alleine aufgezogen, alleine durchgezogen und das Festival zu dem gemacht, was es heute ist.“

MOON und DISTRICT 9, in der eigentlich geheimen Sneak-Preview gibt es DESCENT 2 und dazu eben FINAL DESTINATION. Filme, die vor den offiziellen Starts gezeigt werden. Das reizt extrem. Und als Wiederholung einer schon erwähnten Beobachtung: Man sieht die Filme mit einem Publikum, das diese Filme auch sehen will. Das kommt einfach an. Hingegen hat der Action-Kracher THE TOURNAMENT noch gar keinen Verleih. IN THE ELECTRIC MIST genoss eine einzige Vorstellung auf dem Internationalen Film Festival von Berlin. PUSH wird in Deutschland direkt auf DVD erscheinen. Da gibt das FANTASY FILMFEST wenigstens die Chance, zu sehen, was schnell mal ungesehen im Archiv verschwinden kann.

„Wir lassen jedes Jahr Kopien herstellen und jedes Jahr Filme untertiteln, natürlich in Absprache mit den Verleihern“, erklärt Rudi Fürstberger, hat darüber aber vergessen, ob es dieses Jahr acht oder neun Filme waren, die erstellt werden mussten, um sie auf der großen Leinwand präsentieren zu können. „Keine Ahnung. Das Wichtigste, was ich jetzt im Kopf behalten muss, ist einfach, wohin die Kopien gehen. Diese ganze Logistik-Geschichte, weil wir eben immer in drei Städten gleichzeitig sind. Das ist sehr schwierig und aufwendig, da darf nichts vergessen werden.“ Der Programmdirektor nennt es ein Experiment, das Fest innerhalb von 23 Tagen mit fünf, sechs Mann zu stemmen, „das zehrt einfach an jedem. Und es tut sehr gut, tatsächlich zu wissen, ich bin am neunten September fertig und hab danach meine Ruhe. Das ist schon sehr hart. Also einundzwanzig Tage ist die absolute Grenze, was man so schafft, um jeden Tag zu arbeiten.“

David R. Ellis und sene DarstellerJa, aber bis zu diesem Punkt sind es noch zehn Tage. Es gibt nur sehr selten ein paar Minuten, um sich einmal richtig zu entspannen. Rudi Fürstberger nutzt die Gelegenheit und setzt sich eine 3-D-Brille auf. Da spritzt Gedärm, fliegen massenhaft Autoteile, Feuerwalzen schälen sich aus der Leinwand. Das Publikum ist begeistert. Die mit Nachsichtgeräten ausgestatteten Securities stören eigentlich kaum, wenn sie im Auditorium die Stufen  so langsam und leise wie möglich auf und ab wandern. Nach nur 82 Minuten ist das überdrehte Gemetzel vorbei und mit ihm vielleicht sogar der spaßigste Film des Festivals. Hier und da äugen die Schwarzgekleideten noch mal in die ein oder andere Tasche, aber das ist auch gut so. Niemand nimmt Anstoß daran. Die Reputation des Festivals geht einfach vor.

Dass mit dem Ausklang jedes Festivals bereits das nächste Fest eingeläutet, wird Rudi Fürstberger nach 23 Tagen Dauerstress weniger tragisch sehen. „Das ist wenigstens absehbar“, meint er, „da gibt’s die nächsten großen Geschichten, die laufen. Wir gehen dann auf die speziellen Filmmärkte, die sind im Oktober und November. Damit wird alles absehbar.“

Als nette Überbrückungshilfe kommen seit sieben Jahren im Frühjahr die FFF NIGHTS dazu. Der eingefleischte Fan der besonderen Filmkost wird an zwei Abenden in den bekannten Spielorten mit rund 10 vom Festival abgesetzten Filmen verwöhnt. Ein ebenso durchschlagender Erfolg, der ja förmlich nach Expandierung schreit. „Auf gar keinen Fall“, wehrt Fürstberger sofort ab, der Markt sei abgedeckt. „Wenn wir jetzt anfangen im Herbst, Winter und Frühjahr …nein. Die Leute müssen sich auch auf etwas freuen können. Es gibt ja auch eine Erwartungshaltung ans Festival, und wir schauen eben, dass wir die großen Titel auch für das Festival bekommen. Wenn wir jetzt so anfangen würden, dann wären wir ja nur noch ein Vermarkter von Filmen, und kein Festival mehr.“

„Der Reiz liegt schon auch darin, dass das Festival nur einmal im Jahr ist“, betont Fürstberger. Trotz der ungebrochenen Freude am und auf dem Festival selbst, scheint besagter Dauerkartenfan einfach überfordert zu sein. Lange harte Stunden im Dunkeln, und natürlich die Ungewissheit, den richtigen Film ausgesucht zu haben. Gestresst? Überfordert? „Ja“, stimmt der Programmdirektor ohne Mitleid zu, „das gehört eben dazu. Das sind einfach die wahren Filmfans, die sich auch eine Woche Urlaub dafür nehmen. Das ist ja kein normaler Zuschauer, sondern der absolute Fan.“

THE FINAL DESTINATION
Darsteller: Bobby Cambo, Shantel Van Santen, Nick Zano, Haley Webb, Mykelti Williamson, Krista Allen, Andrew Fiscella, Justin Welborn u.a.
Regie: David R. Ellis – Drehbuch: Eric Bress – Kamera: Glen MacPherson – Bildschnitt: Mark Stevens – Musik: Brian Tyler – Produktionsdesign: Jaymes Hinkle ca. 82 Minuten, USA 2009


Fantasy Filmfest 2010
Frisches Blut und alte Haudegen

Dass der Genrefilm längst keinen Grund mehr hat, sich im Programmkino-Schatten des strahlenden Mainstream-Multiplex zu verstecken, beweist sich Jahr um Jahr am stetig wachsenden Erfolg des Fantasy Filmfests. Für die Macher des Filmfests um Gründer Rainer Stefan bedeutet Genrefilm expliziter Splatter genauso wie Psychoschocker – vom Gangsterfilm bis zur experimentellen Bilderwucht. Das heißt vor allem Thriller, Horror oder Science Fiction aus Norwegen, Schweden, Vietnam, Frankreich, Belgien oder Südkorea. Blut aus Amerika fließt dagegen verhältnismäßig sehr verdünnt durch die Venen des Filmfestes. Was das alljährliche Programm des FFF in reiner, grober, oft sehr derber Form zeigt, hat natürlich längst auch das modrige Fleisch des amerikanischen Mainstream-Kinos aufgefrischt. Aber Bluttransfusionen dieser Art sind nun mal stark verwässert. Wer wissen will, wie es im Kino zur Legimitation eines von PIRANHAS angeknabberten Penis kommen konnte, der sollte Peter Jacksons BRAINDEAD gesehen haben, ebenfalls ein früherer Beitrag des FFF. Nur, dass der eine Film vor blutigem Charme strotzt, der andere hingegen zur fauligen Effekthascherei verkommen ist

Sich acht Tage auf ein Festival dieser Größe und Art einzulassen, bedeutet in erster Linie, die wirkliche Welt für acht Tage zu vergessen. 74 Filme stehen zur Auswahl, jeweils zwei Filme laufen stets parallel, nur 3 oder 4 werden innerhalb des Programms wiederholt. Eine Selektierung fällt dem Fan schwer. Das ewige Hin- und Herblättern und -studieren des Programmheftes macht die Sache eher schwieriger. Eigentlich will jeder Beitrag gesehen werden. Wirkliche Hardcore-FFFler nutzen da durchaus die Möglichkeit der verschiedenen Festival-Orte, die zeitversetzt bespielt werden. Doch wer auf Reisen verzichten will und auch sonst mit weniger Freizeit für die Kinobesuche auskommen muss, der blättert weiter hin und her im Programmheft.

Diverse Kategorien können dabei Entscheidungshilfen bieten, bevor man sich fragend die Kopfhaut vom Schädel kratzt. Directors Spotlight, Centerpiece, Focus Asia, Special Premiere Screening oder Fresh Blood. Die letzten zwei Kategorien vereint dieses Jahr MONSTERS auf sich. Ein mit minimalster Crew im Guerilla-Stil gedrehter Science Fiction Film, in dem halb Mexiko und Amerika von Außerirdischen okkupiert ist. Ein Film, der Erinnerungen an den FFF-Erfolg DISTRICT 9 von 2009 aufkommen lässt, um danach seinen Siegeszug im normalen Kinoprogramm anzutreten. Und ein Film, der den kommenden Blockbuster-Invasions-Filmen SKYLINE und BATTLE: LOS ANGELES das Blut aus dem Körper pressen könnte.

Zur Kategorie Fresh Blood gehört aber auch Daniel Barbers zweite Regiearbeit, mit einem Drehbuch von Gary Young, Autor von erst fünf Filmen. Das Ergebnis heißt HARRY BROWN. Den Einstieg bilden schockierende, mit dem Handy gefilmte Bilder. Und der Film hält, was dieser Anfang verspricht. Es ist ein düsterer Film, brutal und schonungslos, aber nicht grafisch blutig. Michael Caine spielt diesen Harry Brown, der sich in einer Welt wiederfindet, mit der er kaum noch zurechtkommt. Rücksichtslose und gewaltbereite Jugendliche, die aus einem Stadtviertel einen Alptraum werden lassen, gehören nicht zu dem Lebensabend, wie ihn sich Harry Brown vorgestellt hatte. Er meidet die Schnellstraßen-Unterführung, weil er weiß, dass sich dort der betrunkene und kaltblütige Mob aufhält. Es ist diese Unterführung, wegen der Harry wieder einmal einen längeren Umweg macht und deswegen zu spät ans Sterbebett seiner Frau kommt. Bei Harry beginnt eine Veränderung, die erst kaum spürbar ist, dann aber knallhart eintritt.

HARRY BROWN ist in allen technischen Aspekten tadellos umgesetzt. Die Bilder von Kameramann Marin Ruhe sind angemessen kalt und bedrückend. Ein Film, der mit sehr viel Gespür eine subtil bedrohliche Atmosphäre erzeugt. Hilfeschreie zerfallen zwischen den Wohnsilos zu undefinierbaren Tönen. Auf Hilfe darf niemand hoffen. Aber HARRY BROWN ist kein Film der Effekte und technischen Raffinessen, es ist ein Schauspielfilm. Ein Schauspielfilm, bei dem man sich keinen besseren als Michael Caine vorzustellen wagt. Der Altmeister der gehobenen Unterhaltung beherrscht jede seiner Szenen mit greifbarer Präsenz. Schleichend wird aus dem alten, traurigen Charakter, ein stoischer, verbitterter Jäger. Man hat sogar das Gefühl, dass Caine im Fortlauf des Films immer jünger zu wirken scheint. So dominant Caine auch sein mag, ließ es sich das „frische Blut“ der Filmemacher nicht nehmen, ihm eine exquisite Auslese britischer Namen an die Seite zu stellen. Emily Mortimer, Charlie Creed-Miles, David Bradley und auch Liam Cunningham in einer kleinen Rolle stehen ihren Mann bzw. ihre Frau, und Jack O’Connell darf die Bösartigkeit wiederholen, die ihn schon in EDEN LAKE so wunderbar hassenswert machte.

HARRY BROWN könnte die britische Variante von GRAN TORINO sein, allerdings ohne den schmalzigen falschen Pathos. Er hat aber auch viel vom Grundtenor aus NO COUNTRY FOR OLD MEN, mit Menschen; die in einen gesellschaftlichen Wandel hineinleben, der ihre eigenen Wertvorstellungen über den Haufen wirft. Doch in erster Linie ist HARRY BROWN ein sehr eigenständiger Film, der es brillant versteht, den Zuschauer an der Hand zu nehmen und den Griff immer fester zu schließen. Und gerade als man glaubt, den weiteren Verlauf der Geschichte vorausahnen zu können, wird HARRY BROWN plötzlich zu einer soziopolitischen Reflexion, allerdings ohne belehrender Absichten.

Dieser Film ist einer der Gründe, die das FFF zu etwas Besonderem machen. Wo man auf Entdeckungsreise gehen kann, wo man auch alle Stufen von Emotionen durchlaufen darf, wo man unter Gleichgesinnten verweilt. Und es ist bei weitem nicht nur HARRY BROWN, den man dank des FFF auch dort sehen kann, wofür er konzipiert wurde, aber wegen schlampiger Vertriebspolitik kaum gesehen wird: auf der großen Leinwand.

Harry Brown
Darsteller: Michael Caine, Emily Mortimer, Charlie Creed-Miles, David Bradley, Liam Cunningham, Sean Harris, Ben Drew u.a.
Regie: Daniel Barber – Drehbuch: Gary Young – Bildgestaltung: Martin Ruhe – Bildschnitt: Joe Walker – Musik: Ruth Barrett, Martin Phipps
Großbritannien / 2009 – zirka 103 Minuten


Fantasy Filmfest 2010
Zurück in die Vergangenheit

Nahm man bisher auf dem Fantasy Filmfest Geschichtsunterricht, dann kam dieser meist in Form von asiatischen Epen aus Hongkong oder Taiwan. Mit 14 BLADES und LITTLE BIG SOLDIERS leistet China auch dieses Jahr wieder seinen Beitrag, den Schwert-und-Ehre-Freund in eine längst vergangene Zeit zu entführen. Bei LITTLE BIG SOLDIERS sogar mit einem gegen den Strich gebürsteten Jackie Chan. Aus Kanada kommt noch eine besondere Mixtur, wo Live-Rollenspieler mit ihren selbst erschaffenen Charakteren gegen die wirkliche Welt ankommen müssen. Das Ganze nennt sich dann THE WILD HUNT, und verspricht ein turbulenter Spaß mit der Gewalt eines Psychothrillers zu werden. Doch dieses Jahr werden Zeitreisen hauptsächlich von Großbritannien gesponsert und nennen sich CENTURION, SOLOMON KANE und, ganz heiß erwartet, BLACK DEATH.

Neil Marshall hat bisher nicht nur gute Filme gemacht, sondern mit dem letzten FFF-Beitrag DOOMSDAY bewiesen, mit sehr wenig Mitteln mächtig die Erde beben zu lassen. Seine Gedanken kreisten beim Drehbuchschreiben von CENTURION um die Legende der neunten römischen Legion, die angeblich an der äußersten Grenze des Reiches spurlos verschwunden sein soll. Historiker möchten diese Legende längst wiederlegt wissen, doch was interessiert das einen Filmemacher. Wer Geschichte unverfälscht dargestellt sehen will, soll sich den Historie-Channel abonnieren. Gerade was bei anderen Produktionen wünschenswert und angebracht wäre, wollte Neil Marshall überhaupt nicht auf die Leinwand bringen.

Das Römische Reich ist mächtig. Nur an den nördlichen Rändern Britanniens tun sich die Legionäre schwer. Bezeichnend sinniert Zenturio Quintus Dias (Fassbender) dann auch über die Region, „sogar das Land möchte uns töten“. Aber zuerst sind einmal die Picts dran, ein Volksstamm, dem die Okkupation gar nicht behagt und der gleich in den ersten Minuten den Ton für den gesamten Film setzt. Der Guerilla-Überfall auf die Garnison ist blutig und brutal. Und so geht es auch munter weiter. Quintus Dias überlebt mit gerade mal sechs Kameraden. Die Flucht durch das feindliche Land wird zu einem Lehrstück von schottischer Beharrlichkeit, und da nützt auch keine römische Finesse. Egal, wie tapfer sich die Legionäre mühen, kämpfen, schlachten, brüllen oder bluten, die Picts dezimieren mit Hartnäckigkeit.

Marshall, als kreativer Übervater dieses Produktes, hat seine Vorbilder ganz genau studiert. Und in den immer und immer wieder demonstrierten Landschaftsüberflügen spiegelt sich der HERR DER RINGE aber auch sehr gut wieder. Sam McCurdys Cinemascope-Aufnahmen sind brillant und ziehen wirklich in die Leinwand hinein. So was kommt eben dabei heraus, wenn man seine Vorbilder kennt. Doch erfüllen die gut kopierten Kameraspielereien durchaus einen ganz individuellen Zweck in der Dynamik des Filmtempos. Und dass der GLADIATOR hier wieder auflebt, tut auch nicht wirklich weh. Mit Schnitt-Tempo, Shutter-Aufnahmen und Farbstimmungen huldigt Marshall seinem Regiekollegen Ridley Scott auf besondere Weise, allerdings ohne die grimmige Verbissenheit. CENTURION wirkt dabei in keiner Sekunde aufgesetzt oder peinlich, gerade weil Marshall sein Vorbild genau studiert hat.

Die Geschichte, soweit man von einer sprechen kann, ist kaum existent. Doch es geht ja auch nicht um eine Geschichte, erst recht nicht um die historische Geschichte. Als Drehbuchautor hat Neil Marshall einfach seine Phantasie mit der Legende spielen lassen. Als Regisseur hat er sich dann auf die Essenz des Mediums konzentriert. Wie er schon mit DESCENT den Horrorfilm auf das Nötigste heruntergebrochen hat, ist CENTURION reinstes, unverfälschtes und ohne Ballast ausstaffiertes Actionkino. Und wer es gerne rau möchte, wird seine helle Freude daran haben. Jeder Hieb und jeder Schlag ist in den Kampfszenen auch ein Treffer, und jeder Treffer ist sehr blutig. Ganze Sequenzfolgen lang wird dann auch jeder Schnitt im Film ein Schnitt durch Körperteile des Gegners. Oder Schlag. Oder Riss. Was man eben einem Körper alles so antun kann.

Mit Michael Fassbender hat sich ein guter, charismatischer Hauptdarsteller gefunden. Doch so ein kleines bisschen läuft ihm Dominic West als General Flavius Virilus den Rang als geballte Männlichkeit ab. Aber nur ein bisschen. Ansonsten ist CENTURION ein wirklicher Kracher, der zu unterhalten versteht und weiß, worauf es ankommt.

Nur zu dem Ende äußert sich Marshall etwas unzufrieden, weil ihn das Studio zu einem anderen Ende genötigt hatte, als er wollte. CENTURION funktioniert aber auch so zur besten Unterhaltung. Im Nachhinein wären Spekulationen über das Was-wäre-wenn eh nur mühsam und am Ende vergebens. Da hat SOLOMON KANE weniger Schwierigkeiten, weil sein Ende ziemlich festgeschrieben stand, will man doch aus Robert E. Howards Romanvorlage einen Dreiteiler zaubern.

„Ich bin noch nicht bereit für die Hölle“. Mit diesen Worten springt der kaltblütige Söldner Solomon Kane dem Sensenmann sprichwörtlich von der Schippe. Sein bisheriger Lebenswandel hat ihn schon zu einem festen Kandidaten für die Hölle gemacht, und der Teufel wollte diese Seele endlich kochen. Doch der gerade in Nordafrika marodierende Kapitän kann fliehen, wenngleich seine gesamte Besatzung ins Fegefeuer gesetzt wird. Das macht selbst den hartherzigsten Söldner nachdenklich. Solomon Kane zieht sich ins Kloster zurück und gibt sich ganz Gott hin. Doch es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn’s dem Teufel nicht gefällt.

„Es gibt viele Wege zur Erlösung, aber nicht alle sind friedfertig“, bekommt der mit seiner Vergangenheit hadernde Kane mit auf dem Weg, als er sich unvermittelt auf einer Mission befindet, die ihn endgültig mit seinem Schicksal konfrontieren wird. Und dafür hat man mit James Purefoy einen mehr als idealen Darsteller gefunden. Nicht, dass sich Purefoy als einer der begnadetsten Schauspieler entpuppt, wenngleich er seine Rolle tadellos beherrscht. Aber es ist offensichtlich, dass die Produzenten bei der Besetzung die frappierende Ähnlichkeit mit Hugh Jackman im Sinn hatten. Nicht nur Make-up und Frisur, sondern auch Beleuchtung und Kameraführung sind stets darauf ausgelegt, Purefoys  Ähnlichkeit zu Wolverine auszunutzen. Die Beweggründe liegen auf der Hand, tun dem eigentlichen Darsteller aber Unrecht.

Was zuerst auffällt bei diesem sehr straff inszenierten SOLOMON KANE, sind die langen Kameraeinstellungen in der ersten Hälfte, die dem Betrachter wirklich Zeit geben, die Atmosphäre aufzunehmen. Dafür erzählen die Bilder auch sehr viel über die eingerahmten Charaktere. Erst als Kane bei der 45-Minuten-Marke seine Berufung gefunden hat, zieht das Tempo an und der Ton sowie die Gewalt werden härter. Die Kampfszenen sind wohl keine Offenbarung, aber doch spannend und sehenswert. Ein paar Anachronismen tun sich im Film auf, da kann man drüber streiten, muss man aber nicht. Bei der Gestaltung der Bösewichter hätte man weniger auf Klischee setzen müssen. Doch SOLOMON KANE ist ohnehin ganz allein James Purefoys Film, den er ohne weiteres ausfüllen kann. Da ist kein Hugh Jackman von Nöten.

Freunde von Robert E. Howard müssen selbst entscheiden, ob und wie getreu sich die filmische Umsetzung des von Gott und dem Teufel gleichermaßen getriebenen Solomon Kane an die Vorlage hält. Als Film ist er überzeugendes Action-Kino mit angenehm unaufdringlichen Fantasy-Elementen. Vielleicht hätten die Figur und die Ereignisse etwas radikaler sein können. Ein bisschen grafisch brutaler vielleicht. Doch wer will wirklich meckern, wie heißt es so schön: Es kann kein Regisseur in Frieden leben, wenn’s dem Fan nicht gefällt.

Beiden Filmen, SOLOMON KANE und CENTURION, kann man gut und gerne vorwerfen, dass sie nicht viel Neues in die Arena der Fans und Filmjunkies werfen, und eine gewisse Vorhersehbarkeit ist auch nicht von der Hand zu weisen. Aber jeder für sich ist in Umsetzung und Präsentation einfach mitreißend und unterhaltend. Und bei geschätzten 30 Millionen britischer Pfund pro Film ist auf der großen Leinwand bei keinem der beiden ein Unterschied zu fünfmal so teuren Produktionen aus anderen Ländern zu bemängeln. Und das macht richtig Freude. Beide Filme zeigen auch einmal explizit, dass es durchaus mehrere Schläge benötigen kann, bis ein Kopf vom Rumpf getrennt ist. Und das tut selbst dem Betrachter weh.

München, Stuttgart und Nürnberg haben noch eine Chance. Und die sollte wahrgenommen werden. Bevor wieder jemand weint.

CENTURION
Darsteller: Michael Fassbender, Liam Cunningham, David Morrissey, Dominic West, Noel Clarke, Riz Ahmed, Dave Legeno, Olga Kurylenko, Imogen Poots u.v.a.
Regie & Drehbuch: Neil Marshall – Bildgestaltung: Sam McCurdy – Bildschnitt: Chris Gill – Musik: Ilan Eshkeri – Production Design: Simon Bowles
Großbritannien / 2010 – zirka 97 Minuten
SOLOMON KANE
Darsteller: James Purefoy, Rachel Hurd-Wood, Jason Fleming, MacKenzie Crook, Philip Winchester, Patrick Hurd-Wood, Pete Postlethwaite, Alice Krige und Max von Sydow u.a.
Regie & Drehbuch: Michael J. Bassett – nach der Vorlage von Robert E. Howard – Bildgestaltung: Dan Laustsen – Bildschnitt: Andrew MacRitchie – Musik: Klaus Badelt – Produktions Design: Ricky Eyres
Frankreich/Tschechien/ Großbritannien / 2009 – zirka 104 Minuten
Fantasy Filmfest 2009 

Teil 1:
Kleinod Nürnberg

Der Nürnberger Großraum könnte Filmhauptstadt sein. Von links kommen die Frankfurter, wo die Drehgenehmigungen zu teuer werden. Von oben kommen die Berliner, die keine neuen Locations mehr auftun können. Von unten drängen die Münchner, weil deren Bewohner die Schnauze von Dreharbeiten voll haben. Doch Nürnberg ist nicht bereit.

Nürnberg verödet, weil viele kreative Köpfe arbeiten möchten, aber keinerlei Infrastruktur vorhanden ist. Infrastruktur aufzubauen bedeutet, über finanzielle Mittel zu verfügen. Finanzielle Mittel stecken die Städte der Metropolregion Nürnberg in alles, nur nicht in die Filmkunst.

Nürnberg hat auch interessante Filmfestivals. Da wäre das „Filmfest Türkei / Deutschland“. Viele aufregende Produktionen aus der Türkei, oder  solche, die sich mit der Türkei auseinandersetzen. Ein sehr gut besuchtes Festival, das allerdings nur türkischstämmige Besucher anlockt. Oder auch die „24 Stunden von Nürnberg“. Ein Kurzfilmfestival, das 24 Stunden am Stück Kurzfilme in der Reihenfolge ihrer Einsendung zeigt. Der Nürnberger als solcher hat den Spaß an so einer Veranstaltung noch nicht so richtig verstanden. Über sich hinaus wächst kein Festival, welches sich mit Film beschäftigt. Wenn überhaupt, ist die finanzielle Unterstützung durch die Städte lächerlich. In den Rathäusern heißt es da schon mal, Film gibt’s woanders, wir machen in Kunst. Danke.

Berlin, Hamburg, Köln, Frankfurt, Stuttgart, München. Das riecht fast schon nach faulem Zauber, wenn sich da Nürnberg in die Kette einreiht. Doch das 23. FANTASY FILMFEST macht auch in diesem Jahr wieder Station in Nürnberg. Die Genre-Fans danken es, die Organisatoren freuen sich. Schließlich findet man mit dem CINECITTA in Nürnberg nicht nur das erfolgreichste, sondern auch  das modernste Multiplex Deutschlands. Nein, und für die absonderlichen Filme des Festivals werden nicht etwa die kleinen Spucknäpfe bereitgestellt, sondern mit Kino 2 und 3 eine Platzzahl von fast 800 Sitzen. Digitale Vorführung mit THX-Zertifizierung, und sogar THE FINAL DESTINATION erfährt seine Vorstellung in digitalem 3-D, in Hamburg und Berlin stand er überhaupt nicht auf dem Programm.

Doch, oh weh, was ist nur in Nürnberg los? Die Fans wundern sich über noch viele erhältliche Dauerkarten, mit denen alle 74 Vorstellungen abgedeckt werden dürfen. Da stets zwei Filme gleichzeitig laufen, werden daraus natürlich nur 37 mögliche Vorstellungen, und die Wahl fällt verdammt schwer. In anderen Städten müssen diese Dauerkarten lange vorbestellt werden und sind in kürzester Zeit ausverkauft. In Nürnberg gibt es auch noch drei Tage vor Festivalbeginn ohne Probleme Einzelkarten für den Festivalrenner LARGO WINCH oder den Eröffnungsfilm CARRIERS. Am Abschlusstag gibt es noch eine Sneak-Preview, in den Vorjahren waren das durchaus Filme, deren Titel man nicht nennen durfte, weil die eigentliche Weltpremiere ganz woanders und viel später stattfinden wird. Karten? Kein Problem. Schieben wir es einfach auf die fränkische Gemütlichkeit.

Festivalbegründer und –leiter Rainer Stefan spricht wieder einmal von einem schwerpunktmäßigen Thriller-Festival. Doch das ist auch in Ordnung. Die Abnabelung vom reinen Horrorfest hat schon vor langer Zeit stattgefunden und wird eigentlich nur begrüßt. Eine Annäherung an kommende Blockbuster-Attraktionen soll es auch zukünftig nicht geben. DISTRICT 9 etwa hatte man lange vor den positiven Kassenprognosen ins Programm geholt. Und dabei hat doch alles so gemütlich angefangen. Punkmusik und Horrorfilm, das waren noch ruhige Zeiten in der alten Markthalle in Hamburg. Drei Bands und drei Filme und lediglich 2000 Besucher. Das war eben die gute alte Zeit, vor 23 Jahren.

Die Schwerpunkte wechseln mit den Jahren, manchmal gibt es mehr Filme aus Skandinavien, manchmal sind die Fantasy-Streifen in der Überzahl, dann wieder dominiert der Splatter. Die Gewichtung ist dabei uninteressant, die Macher wollen zeigen, was ihnen in der Flut von Blockbuster-Wahn und Direct-to-Video entgehen könnte oder entgangen ist. Die Action-Fantasy PUSH hat für Deutschland keinen Kinoverleih gefunden. Drei Wochen vor seiner DVD-Veröffentlichung kann er im Rahmen dieses Festivals dort gesehen werden, wofür er eigentlich gemacht wurde: Auf der großen Leinwand. Allein für das Programm 2008 musste die Festivalleitung von 20 Filmen eigene 35-Millimeter-Kopien erstellen lassen. Da bleibt selbst bei stets ausverkauften Häusern nicht mehr viel übrig. Dafür beweist es die Leidenschaft für die Sache.

Der Erfolg gibt Rainer Stefan und seinen Mitstreitern in allen Punkten Recht. Der Fan von Horror und Fantasy ist sowieso einer der besonderen. Kaum ein Publikum ist offener, aber kaum eines ist auch kritischer. Kommentare gibt es nur im Bezug auf das Gezeigte. Unmutsäußerungen werden sofort erledigt. Szenenapplaus ist allgegenwärtig. Die Stimmung wird beherrscht von Ehrlichkeit und von derselben Leidenschaft, wie sie die Festivalmacher einbringen. Das macht dieses, wie überhaupt ein Festival, zu etwas Besonderem. Das Publikum ist informiert und weiß, worauf es sich einlässt. Das ist ein riesiger Unterschied zu einem normalen Kinobesuch, der in der Regel von einer Mentalität der Ignoranz begleitet wird.

Anders als zum Beispiel beim renommierten SUNDANCE FILM FESTIVAL, welches zum Marktplatz umtriebiger Verleiher und Produzenten mutiert ist, ist ein Horror- und Fantasyfilmfest alles andere als ein Indikator für klingelnde Kassen oder einen leeren Saal. Ein Publikum, das wesentlich bewusster Filme aussucht und ansieht, lässt sich als Trend nicht übertragen. Der von den Fans auf dem FFF 2008 frenetisch gefeierte DIARY OF THE DEAD von George Romero fand gar nicht erst ins Kino, ein Vertrieb auf DVD dauerte immens lange. Selbst auf der silbernen Scheibe war der Erfolg bescheiden, scheinbar nur für eine sehr spezielle Schicht von Zuschauern interessant. Ein trauriger Anlass, der die Absichten der Organisatoren des FFF einmal mehr bestätigt. Der Interessierte soll seine Chance erhalten, im Kino mit Gleichgesinnten zu bejubeln, was man sonst nur in der verstunkenen Bude konsumieren könnte.

Das familiäre Gemeinschaftsgefühl kommt nicht von ungefähr. Schließlich teilt man etwas Besonderes, und dass dabei das zu groß anmutende Kino plötzlich zum kuscheligen Wohlfühlplatz schrumpft, ist nicht unbedingt nur ein feingeistiger Satz. Hier schneidet sich kein intellektuelles Kopfkino zwischen die Zuschauer, wie es bei themenbezogenen Festivals eben gerne passiert. Hier eint die Lust am Trivialen, doch mit hohem Niveau. Filme werden grundsätzlich in der originalen Sprachfassung gezeigt und hilfreiche Untertitel gibt es vielleicht bei asiatischen oder französischen Produktionen. Die Leinwand muss groß sein, das Tonsystem auf dem neuesten Stand. Die Lust am Trivialen wird zum Sinnbild des wahren Kinos. So muss Film gesehen, erlebt und verinnerlicht werden. Dafür werden Filme gemacht. Gute Filme.

In alter Tradition wird schon mal ein Film ins Programm geschoben, der alles andere als aktuell ist. Die knallbunte CinemaScope-Produktion DIE 36 KAMMERN DER SHAOLIN präsentiert sich einem Zuschauerkreis, der im Entstehungsjahr des Films snoch nicht geboren war. Alte Tradition eben, gerettet aus dem Grundgedanken des Festivals, Filme zu zeigen, die man sonst nie auf der Leinwand sieht.

So kann das Spektakulum beginnen, selbst in Nürnberg. Wenngleich der Eröffnungsfilm CARRIERS von David und Alex Pastor in den anderen Festivalsorten mit Befremden aufgenommen wurde und weniger gut ankam. Vielleicht ist es in Nürnberg genauso, vielleicht findet man aber hier auch einen anderen Zugang. Alles Spekulation, alles ist möglich. Außer das Vergnügen, das ist garantiert. Da kann man sich gerne auch mal reiben.

Trotz trägem Vorverkauf und freier Dauerkarten beginnt am 27.09. das 23. Fantasy Filmfest im Nürnberger Cinecitta. Wie die Jahre zuvor, ist der Erfolg auch für dieses Jahr so gut wie in der Tasche. Denn trotz der fränkischen Gemütlichkeit ist es bei weitem besser besucht als alle anderen Filmfestivals, die sich in der Region abmühen. Aber das auch zu Recht.

Fantasy Filmfest 2009
Teil 2:
Die Sache mit dem Bier

„Pickel“ geht zum zweiten Mal raus, mit leeren Gläsern. Artig tuschelt er ein Entschuldigung durch die Reihe direkt vor mir. Seine Kumpels rufen, „Pickel, bring mir auch noch eins mit“.

Der Saal ist dunkel, deswegen kann ich Pickels Gesicht kaum erkennen, hoffe aber für ihn, das der Spitzname einen anderen Ursprung hat.

Der Typ schräg vor mir in der Reihe, an dem Pickel sich das zweitemal vorbeidrängt, zieht die Beine hoch und meint lässig, „wenn das so weitergeht, bist Du mir eins schuldig“. Pickel sagt nichts.

Es laufen noch die Trailer der Sponsoren. Die einzige Werbung beim FANTASY FILMFEST, die man allerdings gerne in Kauf nimmt, weil sich dadurch das Festival selbst finanziert. Keine Steuergelder, keine Fördermittel. Ein großer Unterschied zu vielen anderen Festivals. Pickel kommt mit vier vollen Weizenbiergläsern zurück, ein gefährliches Unterfangen. Die Form der Gläser lassen solche Aktionen selten zu. Beim Typ, der was von Schuldigkeit gefaselt hatte, hält Pickel inne und meint, er solle sich ein Glas weg nehmen, es wäre für ihn. So wie der Typ schräg vor mir, der nur einen coolen Spruch machen wollte, bin auch ich verblüfft.

Freitagabend läuft MOON von Duncan Jones. Immer wieder ließt man im Internet oder in der Presse es wäre ein sogenannter Favorit. Es ist 18:30 Uhr und es dauert noch eine halbe Stunde. Gerade mal 20 Leute stehen vor Kino 3 mit seinen über 400 Sitzplätzen und warten auf den Einlass. Ich bin entsetzt. Aber draußen herrscht exzellentes Sommerwetter, ist also kein Wunder, das man da Kino einfach Mal Kino sein lässt.

Eine Viertelstunde später, fünfzehn Minuten vor Filmbeginn, erkenne ich meinen logischen Fehler. Zwei Stockwerke tiefer spuckt das Kino 2 die Festival-Zuschauer von WASTING AWAY aus und innerhalb der noch geschlossenen Türen von Kino 3 geht KILLING ROOM erst zu Ende. So täuscht man sich, wenn man den Verstand ausschaltet.

Irgendwie ist das Publikum gerade beim FANTASY FILMFEST ein ganz besonderes. Man erkennt sie sofort, ohne dass man wirklich erklären könnte woran. Nun ja, bei einigen sind es die Schreibemappen, in denen lose die auf Din-A4 ausgedruckten Eintrittskarten aufbewahrt sind. Der Vorraum ist mittlerweile brechend voll. Die einzige Bedienung vom Getränke- und Süßigkeitenstand hat von zwei Kollegen dringend notwendige Unterstützung erhalten. Die Türen von Kino 3 öffnen sich und das Gewimmel wird zum optischen Chaos. Doch die meisten lächeln zufrieden. Wer nicht lächelt, dessen Gesicht ist mit diesem kaum zu beschreibenden erwartungsvollen Blick verklärt. Bis auf zehn oder zwölf freie Plätze ist das Kino voll.

MOON ist ein Paradebeispiel, wie man mit Erwartungshaltungen spielen kann. Duncan Jones‘ Geschichte, zu der Nathan Parker der Drehbuch verfasste, handelt von Sam Bell, der als einziger Mensch auf einer Mondstation den Abbau von Helium 3 überwacht. Helium 3 ist DIE Energieform der Menschheit geworden und die Gewinnung auf der Mondoberfläche läuft fast automatisch, weswegen sich die Mannschaft auf tatsächlich eine Person beschränkt. Noch zwei Wochen muss Sam Bell seinen frustrierend einsamen Job machen, dann ist sein Dreijahresvertrag ausgelaufen. Doch nach einem schweren Unfall mit einem Range-Rover, ist Sam nicht mehr allein auf der Station.

Natürlich kommt einen zuerst A SPACE ODYSSEE in den Sinn. Die kalte Atmosphäre, die vielen ruhigen Passagen, welche die Einsamkeit der Figur noch verstärken. Schließlich erinnert man sich an SOLARIS. Was ist Wirklichkeit, was ist Halluzination? Eine Prise OUTLAND ist auch dabei, als sich ein Rettungstrupp von der Erde ankündigt, der aber nicht unbedingt Gutes im Schilde führen muss. Nur ganz entfernt glaubt man etwas DARK STAR zu spüren, wenn sich in sehr absurden, aber nachvollziehbaren Situationen die Lage auf der Station immer mehr zum Psychospiel entwickelt.

Doch der Film verweigert jede Aussage, welche zu einem intellektuellen Gedankenspiel führen soll und übergibt diese Verantwortung an den Zuschauer. Sein und Schein, Psychose oder Verschwörung. Der Film fordert heraus, weil er sehr nüchtern gegenüber seiner eigenen Geschichte bleibt. Es gibt keine geistig verwirrenden Erklärungsexzesse, oder Psychoanalysen. Danny Boyle hat das mit SUNSHINE versucht und verlief sich dabei auf dem Weg zur Sonne. Duncan Jones geht seinen Weg nicht durch die Figuren, sondern ganz nah daran vorbei. Was man dabei feststellt und wie man damit umgehen soll, ist Sache des Zuschauers. In dem er sich also Verweigert, wird er gerade deshalb zum großen Kopfkino.

Sam Rockwell und Duncan JOnesDas Publikum reagiert nicht so frenetisch, wie man es von anderen Filmen her kennt. Der Applaus wirkt verhalten. Es ist möglich, das MOON erst verarbeitet werden muss. Ich glaube während der Vorstellung in den ruhigen Sequenzen nicht einmal ein Räuspern vernommen zu haben, und es gibt in MOON sehr viele ruhige Sequenzen. Es ging auch keiner raus um Bier zu holen. Gut nicht unbedingt ein Indiz, weil der alt eingesessene Festivalgänger sich vor dem Film eindeckt und geübt ist, seinen Sessel für die Dauer des Films nicht zu verlassen.

Dennoch habe ich mir die Frage gestellt, was das mit dem Weizenbier auf sich hat. Mir ist das schon in den Jahren zuvor aufgefallen, habe mich aber nie eingehend damit beschäftigt. Warum ist der Konsum von Weizenbier beim Festival anteilsmäßig so unglaublich hoch. Das ist bei anderen Kinovorstellungen nicht zu beobachten. In einem Anfall von Wahnsinn, war ich ein paar Mal kurz davor ein paar Leute zu fragen. Warum kein Lager, oder kein Pils. Vielleicht einmal ein Wasser? Ich war schlau genug es zu lassen.

Ich kann mich mit dem Eindruck auseinandersetzen, den MOON auf mich gemacht hat. Der Rest des Publikums teilt sich währenddessen für die nächsten zwei Festival-Attraktionen auf, die bereits in fünfzehn Minuten beginnen. Bei meinem Weg nach draußen, strömen mir Gäste entgegen, die extra wegen THIRST oder ORPHAN gekommen sind. Und ich schüttele den Kopf ob dieser einfachen Geschichte, die MOON erzählt hat. Wie raffiniert und eindrucksvoll es aber umgesetzt war. Trotzdem habe ich Duncan Jones‘ Film nach der Vorstellung auf der vorher verteilten Schulbewertungskarte nur eine Zwei gegeben. Vielleicht zu voreilig, weil er mich noch immer beschäftigt.

Da fällt mir ein, das Weizenbier viel mehr Nährwert hat, als normale Biere. Bei so einem Film-Marathon-Stress vielleicht eine gute Erklärung.

Darsteller: Sam Rockwell, Dominique McElligott, Kaya Scodelario und Kevin Spacey als Stimme von Gerty. Regie und Story: Duncan Jones – Drehbuch: Nathan Parker – Kamera: Gary Shaw – Bildschnitt: Nicolas Gastor – Musik: Clint Mansell – Produktionsdesign: Tony Noble, circa 97 Minuten, USA / 2008

Fantasy Filmfest 2009
Teil 3:
Die lange Tupper-Nacht

Wie soll man das nur schaffen? Man grüßt sich mit freundlichen Blicken. Schon das Warten vor dem Einlass schweißt zusammen, was zusammen gehört. Ich höre die Frage ein zweites Mal: Wie soll man das nur schaffen?

Das Festival im dritten Tag. Viele müde Gesichter. Aber es wird keiner schlapp machen, weil DISTRICT 9 in weniger als einer halben Stunde beginnet. Es ist einer dieser Filme, den sich die Festival-Macher geholt haben, bevor der große Hype begann. Lange bevor andere erkannten, dass es sich hier um eine Perle handelt.

Vor mir schlurft ein kleiner dicker Mann vorbei, der seine aus dem Internet ausgedruckten Eintrittskarten sortiert. Es ist so eine Aktenmappe, die mir auf diesem Festival schon oft aufgefallen ist, bei diversen Leuten. Andere sortieren sich selbst. Anscheinende Kumpel haben ebenso anscheinend keine Plätze nebeneinander bekommen. Einer verteilt Karten: „Du gehst rüber auf die andere Seite in die und die Reihe, wir sitzen dann oben bei Platz so und so.“

In der lockeren, großen Wartetraube schaut mich eine vollkommen überforderte Frau an und sagt: „Ich wollte gestern Nacht noch den anderen sehen, aber hab‘ mich dann doch umentschieden.“  Bevor ich fragen kann, welche Filme sie eigentlich meint, bemerke ich, dass sie gar nicht mit mir redet. Sie sieht durch mich hindurch und redet mit ihrer Freundin. Schade, ich hätte mich gerne auf ein Gespräch eingelassen.

Es sind Aussagen und Nöte, mit denen man mit fortschreitendem Festival immer öfter und energischer konfrontiert wird. So sehr die Besucher das Festival mit seinen über siebzig Filmen in nur acht Tagen zu schätzen wissen, ärgern sie sich aber auch über jeden verpassten Film. Außer an Eröffnungs- und Abschlussabenden laufen immer zwei Filme zeitgleich. Da muss man eben durch. Das von der Festivalleitung gestaltete Programmheft preist sowieso jeden Film als sehenswert an, also muss man sich bei der Auswahl auf seinen Instinkt und seine Vorlieben verlassen können.

Ob müde, überfordert oder gestresst, der guten Stimmung scheint es keinen Abbruch zu tun. Ich beneide diese Freaks (liebevoll gemeint). Mehr als zwei Filme am Tag könnte ich nie verarbeiten. Geschweige denn zwei Filme an jedem der acht Tage. Ich nehme mir vor, das im Winter mit DVDs zu trainieren.

Wer sich auf YouTube ALIVE IN JO’BURG von Neill Blomkamp angesehen hat, der weiß nicht nur was ihn erwartet, sondern der will DISTRICT 9 auf keinen Fall verpassen. Aber was den neugierigen Zuschauer tatsächlich erwartet, ist doch um so vieles anders. Rudi Fürstberger bittet in seiner Funktion als Programmdirektor des Festivals bei der Anmoderation das Publikum nur, die Kameras in den Taschen zu behalten. Man wolle es sich nicht mit den Verleihern verscherzen, denn DISTRICT 9 wird zwei Wochen vor den meisten Europastarts gezeigt. Sonst sagt Fürstberger nichts weiter, er weiß, dass dies der geheime Festivalhöhepunkt sein wird, und das bedarf keiner großen Erläuterungen mehr.

Noch bevor es dunkel wird, vernehme ich das Öffnen und Schließen einer Dose. Ich drehe mich um und sehe einen Typen kräftig in eine Karotte beißen. Aha, Selbstversorger.

Neill Blomkamp & Sharlto CopleyNeill Blomkamp hat einen sehr einfachen Film gedreht. Da gibt es in seiner Erzählung keine großen Wendungen, keine wirklichen Überraschungen. Der Film selbst ist eine Überraschung, denn er konzentriert sich so konsequent auf seine eigene Geschichte, dass sich Parallelen zu Südafrikas Apartheidpolitik noch viel stärker herausgearbeiten werden. Doch weder Regie noch Drehbuch heben während des Filmes einen moralischen Zeigefinger, was bei einem US-amerikanischen Film wahrscheinlich zwangsläufig erfolgt wäre.

Die ‚Prawns‘ (Krabben) genannten Außerirdischen sind im Township District 9 abgeschoben worden, als ihr Raumschiff vor einigen Jahren über Johannisburg havarierte. Man will sie nicht, diese stinkenden, ewig sabbernden, nach Katzenfutter geilen Aliens. Das ist nicht Spielbergs E.T., diese hier sehen hässlich aus und benehmen sich auch so. Man will sie nicht, also soll durch die MNU (Multi-National-United) das Lager für die über eineinhalb Millionen Prawns hundert Kilometer außerhalb der Großstadt errichtet werden. Mit der Räumung von DISTRICT 9 wird der linkische Wikus Van De MERWE beauftragt. Wikus-Darsteller Sharlto Copley ist auch kurz in ALIVE IN JO’BURG zu sehen gewesen. So wie Blomkamp überhaupt bei DISTRICT 9 die Mannschaft ins Boot holte, mit der er auch die Vorlage realisierte.

Die ersten fünfzehn Minuten inszeniert Blomkamp als Dokumentation, ganz im Stile des eigenen Kurzfilms. Dann verlässt der Film langsam seinen erklärenden Einstieg. Die dazwischengeschnittenen Interview-Fetzen, die uns auf kommende Ereignisse neugierig machen, werden weniger und weniger. Aus dem schnellen Rhythmus einer Dokumentation schält sich eine ebenso flott vorangetriebene Spielfilm-Struktur, die es schafft, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Der Film hat nur sehr wenig überflüssige Bilder, eigentlich kaum welche, verliert sich auch nie in Zeit schindenden Einstellungen, und er kommt ohne füllende Dialoge aus. Alleim Geschichte steht im Vordergrund, und so wird der Film auch vorangetrieben. Man könnte leicht am Showdown oder an einem sehr plakativen Bösewicht herum mäkeln. Tatsächlich aber hätte man hier mit ganz wenigen Handgriffen einen durchweg perfekten Film machen können.

DISTRICT 9 ist trotz dieser Einwände ein Film mit einer sehr eigenen, ungewohnten Sprache. Er überrascht damit, wie er dieses Thema umsetzt. Er überrascht damit, wie er mit seinem Helden umgeht. Er überrascht durch sein Feingefühl, die Erwartungen des Publikums immer ein klein wenig zu übertrumpfen. Nicht, das Optik, Schnittrate oder Darstellung etwas völlig Neues zeigen würden, aber es ist immer die Mischung, die es ausmacht. Und diese Mischung hat Blomkamp bei seiner Inszenierung perfekt getroffen.

Das Publikum quittiert es mit tosendem Applaus noch während der Abblende zu den Titeln. Und kaum wird das Zusammenschlagen der Hände beendet, öffnet sich wieder eine Dose, diesmal vor mir. Tupper, hab‘ ich es mir also gedacht. Ist mir in den Jahren zuvor so etwas aufgefallen? Könnte ich nicht behaupten. Also zum Weizenbier das mitgebrachte Gemüse, oder das Obst. Während des Abspanns ist der Saal schon hell und ich sehe mich um. Ein paar Reihen weiter hinten kaut jemand auf seiner Butterstulle.

Bei allerhöchstens dreißig Minuten zwischen den einzelnen Vorstellungen muss man gerüstet sein. Ganz vorne sitzt eine etwa Zwanzigjährige, voll gepierct und Tätowierung auf der Schläfe. Ihre zerrissenen Netzstrümpfe zeugen bestimmt nicht von Armut, sondern von ihrem Stil. Ich stelle mir das Mädchen gerade vor, wie sie auf einer Tupperware-Party eine Brotdose für das Fantasy Filmfest 2010 erwirbt.

DISTRICT 9
Darsteller: Sharlto Copley, Jason Cope, David James, Vanessa Haywood, Mandla Gaduka, Kenneth Nkosi, Eugene Khumbayiwa, Louis Minnaar, William AllenYoung u.a.
Regie: Neill Blomkamp – Drehbuch: Neill Blomkamp, Terri Tatchell – Kamera: Trent Opaloch – Bildschnitt: Julian Clarke – Musik: Clinton Shorter – Produktionsdesign: Philip Ivey, Circa 111 Minuten, Neuseeland / 2009

Fantasy Filmfest 2009
Teil 4:
Endstation

Provozierende Fragen nach Sinn und Sinnhaftigkeit von Gewaltdarstellung lässt Rudi Fürstberger gar nicht erst an sich heran. Auf die Frage, ob es nicht bizarr sei, wenn das Publikum vor Begeisterung tobt, weil auf der Leinwand eine Frau von einem Autoreifen in Stücke gerissen wird, antwortet Fürstberger sofort: „Nein, wieso?“ Eine Gegenfrage, mit der der Fragesteller ins Aus geschossen wird. Die Gegenfrage bleibt unbeantwortet.

Seit 2002 ist Rudi Fürstberger in festen Händen des Fantasy Filmfestivals und man bemerkt auch sofort, dass er unüberlegte Fragen oder undifferenzierte Aussagen über Gewalt schon des Öfteren im Keim ersticken musste. Er ist der Mann vor Ort. Der erste Ansprechpartner. The Big Cheese. Und da muss man Fans zufriedenstellen und nicht die herbeigequatschten Probleme anderer lösen.

Schlimmster Moment, schönster Moment. Da gibt es so viele, meint der Programmdirektor Rudi Fürstberger. Schlimme Momente vergisst er sehr schnell, „es kann halt so viel schief gehen. Und wir haben alle gelernt, dass, egal was man macht, irgendwas schiefgehen wird. Man muss einfach damit leben können. Ich bin da inzwischen ganz gelassen. Man kann da nicht mehr rumspringen und ausflippen, das machen dann schon einige Leute im Kino.“ Nach kurzer Überlegung fährt Fürstberger fort, „aber der schönste Moment, glaube ich, ist der erste Tag des Festivals, weil man dann da ist, wo man hingearbeitet hat, und zwar mehrere Monate lang. Der volle Saal mit den Fans, der erste Film, der läuft, das ist wie der Startschuss für diesen täglichen Marathon, den wir da vor uns haben.“

Dieser ersehnte erste Tag liegt in diesem Jahr schon 13 Tage zurück, also bereits 13 harte Tage, an denen alles reibungslos am Laufen gehalten wurde. Festival bedeutet ja nicht, dass es sich um einen einzelnen Austragungsort handelt, sondern es umfasst alle Städte. Die einzelnen Programme greifen so ineinander, dass in drei Städten gleichzeitig Filme präsentiert werden. In Nürnberg ist heute erst einmal pures Hollywood beim Filmfest angesagt. Die Eingangskontrollen für THE FINAL DESTINATION sind extrem. Schick schwarz gewandete Menschen mit Knopf im Ohr und ohne Lächeln sehen in jede Tasche. Erst wer sein Handy ganz ausschaltet, darf mit diesem den Saal betreten. Wer im Kino elektronisches Gerät zeigt oder bedient, wird sofort angesprochen. Auch wenn man die Security nicht sieht, sie sehen einen.

„Es gibt ja einen sehr engen Pool von Filmen, die man will, und den kennen natürlich viele. Aber dennoch haben wir versucht und es immer wieder geschafft, Entdeckungen zu machen.“ Als Programmdirektor des 23 Tage umfassenden Festivals ist Rudi Fürstberger sicher, dass sich in Zukunft daran nichts ändern wird. Mit dem vierten FINAL DESTINATION zeigt das Festival einen Film, der wohl weniger das Prädikat ‚Geheimtipp‘ trägt. Aber ein Leckerbissen ist es allemal, schließlich darf er eine Woche vor den meisten europäischen Starts gezeigt werden. Den guten Ruf des Festivals und die ergebenen Fans als Marketing-Werkzeug zu nutzen, gelingt den Verleihern aber nicht. „Natürlich bekommen wir oft Sachen angeboten, das passiert die ganze Zeit, aber wir können auch Nein sagen. Wir suchen aus. Wir bekommen Sachen angeboten und sagen sehr oft Nein.“

Zu THE FINAL DESTINATION muss man nicht Nein sagen. Selbst als reinstes Produkt der Studio-Industrie hat er dennoch alles, was dem Fantasy Filmfest gut zu Gesicht steht. Sehr makaber, äußerst blutig, und so comicartig inszeniert, dass man sich des Vergnügens an den extrem überdrehten Todesarten nicht zu schämen braucht. Auch wenn es Leute gibt, die das anders sehen. Der abschließende Satz von Rudi Fürstberger zu diesem Thema ist, „man muss das einfach im Kontext sehen.“

Natürlich kann es zu Diskussionen kommen oder zu Auseinandersetzungen über bestimmte Filme und ihre Qualitäten. Das Spektrum der gezeigten Filme ist aber auch enorm, gegenüber der eigentlich eingeschränkten Bandbreite von Genres. So hält man sich nicht nur seine Zuschauer, sondern gewinnt weitere hinzu.

„Dieses Jahr haben wir uns sogar gesteigert“, sagt Fürstberger in Bezug auf die Zuschauerzahlen. Gerechnet über das gesamte Festival und alle Austragungsorte zusammen lag der Durchschnitt in den Vorjahren bei 120.000 Zuschauern. 2008 sollen es sogar 125.000 gewesen sein. Das waren ungefähr 1600 verkaufte Karten pro Film, oder anders ausgedrückt, jede einzelne Vorstellung hatte im Schnitt über 200 belegte Sitzplätze. „Wir haben extrem gesteigert in Berlin und Hamburg, Köln, ganz extrem in München in den Vorverkaufszahlen. Ich glaube Nürnberg und Frankfurt bleiben ähnlich wie letztes Jahr. Aber sonst extrem gesteigert, das liegt aber auch an dem Programm. Ein sehr starkes Programm dieses Jahr, das viele neue Zuschauer angezogen hat.“

Rudi Fürstberger betont auch die angereisten Gäste aus Cleveland und New York, als Beleg für den mittlerweile weltweiten Bekanntheitsgrad des Festivals, für den er in aller Bescheidenheit Festivalleiter Rainer Stefan allein verantwortlich macht. „Es war ein Crunch- und Punkfestival und Rainer hat irgendwelche trashigen Horrorfilme gezeigt. Am Anfang war das Programm ein Flyer mit den Titeln. Das waren ein oder zwei Nächte und daraus ist das hier entstanden.“ Nun berichten Variety und Hollywood Reporter als führende Branchenblätter von diesem Festival, und das beeindruckt Fürstberger. „Rainer hat das alleine aufgezogen, alleine durchgezogen und das Festival zu dem gemacht, was es heute ist.“

MOON und DISTRICT 9, in der eigentlich geheimen Sneak-Preview gibt es DESCENT 2 und dazu eben FINAL DESTINATION. Filme, die vor den offiziellen Starts gezeigt werden. Das reizt extrem. Und als Wiederholung einer schon erwähnten Beobachtung: Man sieht die Filme mit einem Publikum, das diese Filme auch sehen will. Das kommt einfach an. Hingegen hat der Action-Kracher THE TOURNAMENT noch gar keinen Verleih. IN THE ELECTRIC MIST genoss eine einzige Vorstellung auf dem Internationalen Film Festival von Berlin. PUSH wird in Deutschland direkt auf DVD erscheinen. Da gibt das FANTASY FILMFEST wenigstens die Chance, zu sehen, was schnell mal ungesehen im Archiv verschwinden kann.

„Wir lassen jedes Jahr Kopien herstellen und jedes Jahr Filme untertiteln, natürlich in Absprache mit den Verleihern“, erklärt Rudi Fürstberger, hat darüber aber vergessen, ob es dieses Jahr acht oder neun Filme waren, die erstellt werden mussten, um sie auf der großen Leinwand präsentieren zu können. „Keine Ahnung. Das Wichtigste, was ich jetzt im Kopf behalten muss, ist einfach, wohin die Kopien gehen. Diese ganze Logistik-Geschichte, weil wir eben immer in drei Städten gleichzeitig sind. Das ist sehr schwierig und aufwendig, da darf nichts vergessen werden.“ Der Programmdirektor nennt es ein Experiment, das Fest innerhalb von 23 Tagen mit fünf, sechs Mann zu stemmen, „das zehrt einfach an jedem. Und es tut sehr gut, tatsächlich zu wissen, ich bin am neunten September fertig und hab danach meine Ruhe. Das ist schon sehr hart. Also einundzwanzig Tage ist die absolute Grenze, was man so schafft, um jeden Tag zu arbeiten.“

David R. Ellis und sene DarstellerJa, aber bis zu diesem Punkt sind es noch zehn Tage. Es gibt nur sehr selten ein paar Minuten, um sich einmal richtig zu entspannen. Rudi Fürstberger nutzt die Gelegenheit und setzt sich eine 3-D-Brille auf. Da spritzt Gedärm, fliegen massenhaft Autoteile, Feuerwalzen schälen sich aus der Leinwand. Das Publikum ist begeistert. Die mit Nachsichtgeräten ausgestatteten Securities stören eigentlich kaum, wenn sie im Auditorium die Stufen  so langsam und leise wie möglich auf und ab wandern. Nach nur 82 Minuten ist das überdrehte Gemetzel vorbei und mit ihm vielleicht sogar der spaßigste Film des Festivals. Hier und da äugen die Schwarzgekleideten noch mal in die ein oder andere Tasche, aber das ist auch gut so. Niemand nimmt Anstoß daran. Die Reputation des Festivals geht einfach vor.

Dass mit dem Ausklang jedes Festivals bereits das nächste Fest eingeläutet, wird Rudi Fürstberger nach 23 Tagen Dauerstress weniger tragisch sehen. „Das ist wenigstens absehbar“, meint er, „da gibt’s die nächsten großen Geschichten, die laufen. Wir gehen dann auf die speziellen Filmmärkte, die sind im Oktober und November. Damit wird alles absehbar.“

Als nette Überbrückungshilfe kommen seit sieben Jahren im Frühjahr die FFF NIGHTS dazu. Der eingefleischte Fan der besonderen Filmkost wird an zwei Abenden in den bekannten Spielorten mit rund 10 vom Festival abgesetzten Filmen verwöhnt. Ein ebenso durchschlagender Erfolg, der ja förmlich nach Expandierung schreit. „Auf gar keinen Fall“, wehrt Fürstberger sofort ab, der Markt sei abgedeckt. „Wenn wir jetzt anfangen im Herbst, Winter und Frühjahr …nein. Die Leute müssen sich auch auf etwas freuen können. Es gibt ja auch eine Erwartungshaltung ans Festival, und wir schauen eben, dass wir die großen Titel auch für das Festival bekommen. Wenn wir jetzt so anfangen würden, dann wären wir ja nur noch ein Vermarkter von Filmen, und kein Festival mehr.“

„Der Reiz liegt schon auch darin, dass das Festival nur einmal im Jahr ist“, betont Fürstberger. Trotz der ungebrochenen Freude am und auf dem Festival selbst, scheint besagter Dauerkartenfan einfach überfordert zu sein. Lange harte Stunden im Dunkeln, und natürlich die Ungewissheit, den richtigen Film ausgesucht zu haben. Gestresst? Überfordert? „Ja“, stimmt der Programmdirektor ohne Mitleid zu, „das gehört eben dazu. Das sind einfach die wahren Filmfans, die sich auch eine Woche Urlaub dafür nehmen. Das ist ja kein normaler Zuschauer, sondern der absolute Fan.“

THE FINAL DESTINATION
Darsteller: Bobby Cambo, Shantel Van Santen, Nick Zano, Haley Webb, Mykelti Williamson, Krista Allen, Andrew Fiscella, Justin Welborn u.a.
Regie: David R. Ellis – Drehbuch: Eric Bress – Kamera: Glen MacPherson – Bildschnitt: Mark Stevens – Musik: Brian Tyler – Produktionsdesign: Jaymes Hinkle ca. 82 Minuten, USA 2009

Fantasy Filmfest 2010
Frisches Blut und alte Haudegen

Dass der Genrefilm längst keinen Grund mehr hat, sich im Programmkino-Schatten des strahlenden Mainstream-Multiplex zu verstecken, beweist sich Jahr um Jahr am stetig wachsenden Erfolg des Fantasy Filmfests. Für die Macher des Filmfests um Gründer Rainer Stefan bedeutet Genrefilm expliziter Splatter genauso wie Psychoschocker – vom Gangsterfilm bis zur experimentellen Bilderwucht. Das heißt vor allem Thriller, Horror oder Science Fiction aus Norwegen, Schweden, Vietnam, Frankreich, Belgien oder Südkorea. Blut aus Amerika fließt dagegen verhältnismäßig sehr verdünnt durch die Venen des Filmfestes. Was das alljährliche Programm des FFF in reiner, grober, oft sehr derber Form zeigt, hat natürlich längst auch das modrige Fleisch des amerikanischen Mainstream-Kinos aufgefrischt. Aber Bluttransfusionen dieser Art sind nun mal stark verwässert. Wer wissen will, wie es im Kino zur Legimitation eines von PIRANHAS angeknabberten Penis kommen konnte, der sollte Peter Jacksons BRAINDEAD gesehen haben, ebenfalls ein früherer Beitrag des FFF. Nur, dass der eine Film vor blutigem Charme strotzt, der andere hingegen zur fauligen Effekthascherei verkommen ist

Sich acht Tage auf ein Festival dieser Größe und Art einzulassen, bedeutet in erster Linie, die wirkliche Welt für acht Tage zu vergessen. 74 Filme stehen zur Auswahl, jeweils zwei Filme laufen stets parallel, nur 3 oder 4 werden innerhalb des Programms wiederholt. Eine Selektierung fällt dem Fan schwer. Das ewige Hin- und Herblättern und -studieren des Programmheftes macht die Sache eher schwieriger. Eigentlich will jeder Beitrag gesehen werden. Wirkliche Hardcore-FFFler nutzen da durchaus die Möglichkeit der verschiedenen Festival-Orte, die zeitversetzt bespielt werden. Doch wer auf Reisen verzichten will und auch sonst mit weniger Freizeit für die Kinobesuche auskommen muss, der blättert weiter hin und her im Programmheft.

Diverse Kategorien können dabei Entscheidungshilfen bieten, bevor man sich fragend die Kopfhaut vom Schädel kratzt. Directors Spotlight, Centerpiece, Focus Asia, Special Premiere Screening oder Fresh Blood. Die letzten zwei Kategorien vereint dieses Jahr MONSTERS auf sich. Ein mit minimalster Crew im Guerilla-Stil gedrehter Science Fiction Film, in dem halb Mexiko und Amerika von Außerirdischen okkupiert ist. Ein Film, der Erinnerungen an den FFF-Erfolg DISTRICT 9 von 2009 aufkommen lässt, um danach seinen Siegeszug im normalen Kinoprogramm anzutreten. Und ein Film, der den kommenden Blockbuster-Invasions-Filmen SKYLINE und BATTLE: LOS ANGELES das Blut aus dem Körper pressen könnte.

Zur Kategorie Fresh Blood gehört aber auch Daniel Barbers zweite Regiearbeit, mit einem Drehbuch von Gary Young, Autor von erst fünf Filmen. Das Ergebnis heißt HARRY BROWN. Den Einstieg bilden schockierende, mit dem Handy gefilmte Bilder. Und der Film hält, was dieser Anfang verspricht. Es ist ein düsterer Film, brutal und schonungslos, aber nicht grafisch blutig. Michael Caine spielt diesen Harry Brown, der sich in einer Welt wiederfindet, mit der er kaum noch zurechtkommt. Rücksichtslose und gewaltbereite Jugendliche, die aus einem Stadtviertel einen Alptraum werden lassen, gehören nicht zu dem Lebensabend, wie ihn sich Harry Brown vorgestellt hatte. Er meidet die Schnellstraßen-Unterführung, weil er weiß, dass sich dort der betrunkene und kaltblütige Mob aufhält. Es ist diese Unterführung, wegen der Harry wieder einmal einen längeren Umweg macht und deswegen zu spät ans Sterbebett seiner Frau kommt. Bei Harry beginnt eine Veränderung, die erst kaum spürbar ist, dann aber knallhart eintritt.

HARRY BROWN ist in allen technischen Aspekten tadellos umgesetzt. Die Bilder von Kameramann Marin Ruhe sind angemessen kalt und bedrückend. Ein Film, der mit sehr viel Gespür eine subtil bedrohliche Atmosphäre erzeugt. Hilfeschreie zerfallen zwischen den Wohnsilos zu undefinierbaren Tönen. Auf Hilfe darf niemand hoffen. Aber HARRY BROWN ist kein Film der Effekte und technischen Raffinessen, es ist ein Schauspielfilm. Ein Schauspielfilm, bei dem man sich keinen besseren als Michael Caine vorzustellen wagt. Der Altmeister der gehobenen Unterhaltung beherrscht jede seiner Szenen mit greifbarer Präsenz. Schleichend wird aus dem alten, traurigen Charakter, ein stoischer, verbitterter Jäger. Man hat sogar das Gefühl, dass Caine im Fortlauf des Films immer jünger zu wirken scheint. So dominant Caine auch sein mag, ließ es sich das „frische Blut“ der Filmemacher nicht nehmen, ihm eine exquisite Auslese britischer Namen an die Seite zu stellen. Emily Mortimer, Charlie Creed-Miles, David Bradley und auch Liam Cunningham in einer kleinen Rolle stehen ihren Mann bzw. ihre Frau, und Jack O’Connell darf die Bösartigkeit wiederholen, die ihn schon in EDEN LAKE so wunderbar hassenswert machte.

HARRY BROWN könnte die britische Variante von GRAN TORINO sein, allerdings ohne den schmalzigen falschen Pathos. Er hat aber auch viel vom Grundtenor aus NO COUNTRY FOR OLD MEN, mit Menschen; die in einen gesellschaftlichen Wandel hineinleben, der ihre eigenen Wertvorstellungen über den Haufen wirft. Doch in erster Linie ist HARRY BROWN ein sehr eigenständiger Film, der es brillant versteht, den Zuschauer an der Hand zu nehmen und den Griff immer fester zu schließen. Und gerade als man glaubt, den weiteren Verlauf der Geschichte vorausahnen zu können, wird HARRY BROWN plötzlich zu einer soziopolitischen Reflexion, allerdings ohne belehrender Absichten.

Dieser Film ist einer der Gründe, die das FFF zu etwas Besonderem machen. Wo man auf Entdeckungsreise gehen kann, wo man auch alle Stufen von Emotionen durchlaufen darf, wo man unter Gleichgesinnten verweilt. Und es ist bei weitem nicht nur HARRY BROWN, den man dank des FFF auch dort sehen kann, wofür er konzipiert wurde, aber wegen schlampiger Vertriebspolitik kaum gesehen wird: auf der großen Leinwand.

Harry Brown
Darsteller: Michael Caine, Emily Mortimer, Charlie Creed-Miles, David Bradley, Liam Cunningham, Sean Harris, Ben Drew u.a.
Regie: Daniel Barber – Drehbuch: Gary Young – Bildgestaltung: Martin Ruhe – Bildschnitt: Joe Walker – Musik: Ruth Barrett, Martin Phipps
Großbritannien / 2009 – zirka 103 Minuten

Fantasy Filmfest 2010
Zurück in die Vergangenheit

Nahm man bisher auf dem Fantasy Filmfest Geschichtsunterricht, dann kam dieser meist in Form von asiatischen Epen aus Hongkong oder Taiwan. Mit 14 BLADES und LITTLE BIG SOLDIERS leistet China auch dieses Jahr wieder seinen Beitrag, den Schwert-und-Ehre-Freund in eine längst vergangene Zeit zu entführen. Bei LITTLE BIG SOLDIERS sogar mit einem gegen den Strich gebürsteten Jackie Chan. Aus Kanada kommt noch eine besondere Mixtur, wo Live-Rollenspieler mit ihren selbst erschaffenen Charakteren gegen die wirkliche Welt ankommen müssen. Das Ganze nennt sich dann THE WILD HUNT, und verspricht ein turbulenter Spaß mit der Gewalt eines Psychothrillers zu werden. Doch dieses Jahr werden Zeitreisen hauptsächlich von Großbritannien gesponsert und nennen sich CENTURION, SOLOMON KANE und, ganz heiß erwartet, BLACK DEATH.

Neil Marshall hat bisher nicht nur gute Filme gemacht, sondern mit dem letzten FFF-Beitrag DOOMSDAY bewiesen, mit sehr wenig Mitteln mächtig die Erde beben zu lassen. Seine Gedanken kreisten beim Drehbuchschreiben von CENTURION um die Legende der neunten römischen Legion, die angeblich an der äußersten Grenze des Reiches spurlos verschwunden sein soll. Historiker möchten diese Legende längst wiederlegt wissen, doch was interessiert das einen Filmemacher. Wer Geschichte unverfälscht dargestellt sehen will, soll sich den Historie-Channel abonnieren. Gerade was bei anderen Produktionen wünschenswert und angebracht wäre, wollte Neil Marshall überhaupt nicht auf die Leinwand bringen.

Das Römische Reich ist mächtig. Nur an den nördlichen Rändern Britanniens tun sich die Legionäre schwer. Bezeichnend sinniert Zenturio Quintus Dias (Fassbender) dann auch über die Region, „sogar das Land möchte uns töten“. Aber zuerst sind einmal die Picts dran, ein Volksstamm, dem die Okkupation gar nicht behagt und der gleich in den ersten Minuten den Ton für den gesamten Film setzt. Der Guerilla-Überfall auf die Garnison ist blutig und brutal. Und so geht es auch munter weiter. Quintus Dias überlebt mit gerade mal sechs Kameraden. Die Flucht durch das feindliche Land wird zu einem Lehrstück von schottischer Beharrlichkeit, und da nützt auch keine römische Finesse. Egal, wie tapfer sich die Legionäre mühen, kämpfen, schlachten, brüllen oder bluten, die Picts dezimieren mit Hartnäckigkeit.

Marshall, als kreativer Übervater dieses Produktes, hat seine Vorbilder ganz genau studiert. Und in den immer und immer wieder demonstrierten Landschaftsüberflügen spiegelt sich der HERR DER RINGE aber auch sehr gut wieder. Sam McCurdys Cinemascope-Aufnahmen sind brillant und ziehen wirklich in die Leinwand hinein. So was kommt eben dabei heraus, wenn man seine Vorbilder kennt. Doch erfüllen die gut kopierten Kameraspielereien durchaus einen ganz individuellen Zweck in der Dynamik des Filmtempos. Und dass der GLADIATOR hier wieder auflebt, tut auch nicht wirklich weh. Mit Schnitt-Tempo, Shutter-Aufnahmen und Farbstimmungen huldigt Marshall seinem Regiekollegen Ridley Scott auf besondere Weise, allerdings ohne die grimmige Verbissenheit. CENTURION wirkt dabei in keiner Sekunde aufgesetzt oder peinlich, gerade weil Marshall sein Vorbild genau studiert hat.

Die Geschichte, soweit man von einer sprechen kann, ist kaum existent. Doch es geht ja auch nicht um eine Geschichte, erst recht nicht um die historische Geschichte. Als Drehbuchautor hat Neil Marshall einfach seine Phantasie mit der Legende spielen lassen. Als Regisseur hat er sich dann auf die Essenz des Mediums konzentriert. Wie er schon mit DESCENT den Horrorfilm auf das Nötigste heruntergebrochen hat, ist CENTURION reinstes, unverfälschtes und ohne Ballast ausstaffiertes Actionkino. Und wer es gerne rau möchte, wird seine helle Freude daran haben. Jeder Hieb und jeder Schlag ist in den Kampfszenen auch ein Treffer, und jeder Treffer ist sehr blutig. Ganze Sequenzfolgen lang wird dann auch jeder Schnitt im Film ein Schnitt durch Körperteile des Gegners. Oder Schlag. Oder Riss. Was man eben einem Körper alles so antun kann.

Mit Michael Fassbender hat sich ein guter, charismatischer Hauptdarsteller gefunden. Doch so ein kleines bisschen läuft ihm Dominic West als General Flavius Virilus den Rang als geballte Männlichkeit ab. Aber nur ein bisschen. Ansonsten ist CENTURION ein wirklicher Kracher, der zu unterhalten versteht und weiß, worauf es ankommt.

Nur zu dem Ende äußert sich Marshall etwas unzufrieden, weil ihn das Studio zu einem anderen Ende genötigt hatte, als er wollte. CENTURION funktioniert aber auch so zur besten Unterhaltung. Im Nachhinein wären Spekulationen über das Was-wäre-wenn eh nur mühsam und am Ende vergebens. Da hat SOLOMON KANE weniger Schwierigkeiten, weil sein Ende ziemlich festgeschrieben stand, will man doch aus Robert E. Howards Romanvorlage einen Dreiteiler zaubern.

„Ich bin noch nicht bereit für die Hölle“. Mit diesen Worten springt der kaltblütige Söldner Solomon Kane dem Sensenmann sprichwörtlich von der Schippe. Sein bisheriger Lebenswandel hat ihn schon zu einem festen Kandidaten für die Hölle gemacht, und der Teufel wollte diese Seele endlich kochen. Doch der gerade in Nordafrika marodierende Kapitän kann fliehen, wenngleich seine gesamte Besatzung ins Fegefeuer gesetzt wird. Das macht selbst den hartherzigsten Söldner nachdenklich. Solomon Kane zieht sich ins Kloster zurück und gibt sich ganz Gott hin. Doch es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn’s dem Teufel nicht gefällt.

„Es gibt viele Wege zur Erlösung, aber nicht alle sind friedfertig“, bekommt der mit seiner Vergangenheit hadernde Kane mit auf dem Weg, als er sich unvermittelt auf einer Mission befindet, die ihn endgültig mit seinem Schicksal konfrontieren wird. Und dafür hat man mit James Purefoy einen mehr als idealen Darsteller gefunden. Nicht, dass sich Purefoy als einer der begnadetsten Schauspieler entpuppt, wenngleich er seine Rolle tadellos beherrscht. Aber es ist offensichtlich, dass die Produzenten bei der Besetzung die frappierende Ähnlichkeit mit Hugh Jackman im Sinn hatten. Nicht nur Make-up und Frisur, sondern auch Beleuchtung und Kameraführung sind stets darauf ausgelegt, Purefoys  Ähnlichkeit zu Wolverine auszunutzen. Die Beweggründe liegen auf der Hand, tun dem eigentlichen Darsteller aber Unrecht.

Was zuerst auffällt bei diesem sehr straff inszenierten SOLOMON KANE, sind die langen Kameraeinstellungen in der ersten Hälfte, die dem Betrachter wirklich Zeit geben, die Atmosphäre aufzunehmen. Dafür erzählen die Bilder auch sehr viel über die eingerahmten Charaktere. Erst als Kane bei der 45-Minuten-Marke seine Berufung gefunden hat, zieht das Tempo an und der Ton sowie die Gewalt werden härter. Die Kampfszenen sind wohl keine Offenbarung, aber doch spannend und sehenswert. Ein paar Anachronismen tun sich im Film auf, da kann man drüber streiten, muss man aber nicht. Bei der Gestaltung der Bösewichter hätte man weniger auf Klischee setzen müssen. Doch SOLOMON KANE ist ohnehin ganz allein James Purefoys Film, den er ohne weiteres ausfüllen kann. Da ist kein Hugh Jackman von Nöten.

Freunde von Robert E. Howard müssen selbst entscheiden, ob und wie getreu sich die filmische Umsetzung des von Gott und dem Teufel gleichermaßen getriebenen Solomon Kane an die Vorlage hält. Als Film ist er überzeugendes Action-Kino mit angenehm unaufdringlichen Fantasy-Elementen. Vielleicht hätten die Figur und die Ereignisse etwas radikaler sein können. Ein bisschen grafisch brutaler vielleicht. Doch wer will wirklich meckern, wie heißt es so schön: Es kann kein Regisseur in Frieden leben, wenn’s dem Fan nicht gefällt.

Beiden Filmen, SOLOMON KANE und CENTURION, kann man gut und gerne vorwerfen, dass sie nicht viel Neues in die Arena der Fans und Filmjunkies werfen, und eine gewisse Vorhersehbarkeit ist auch nicht von der Hand zu weisen. Aber jeder für sich ist in Umsetzung und Präsentation einfach mitreißend und unterhaltend. Und bei geschätzten 30 Millionen britischer Pfund pro Film ist auf der großen Leinwand bei keinem der beiden ein Unterschied zu fünfmal so teuren Produktionen aus anderen Ländern zu bemängeln. Und das macht richtig Freude. Beide Filme zeigen auch einmal explizit, dass es durchaus mehrere Schläge benötigen kann, bis ein Kopf vom Rumpf getrennt ist. Und das tut selbst dem Betrachter weh.

München, Stuttgart und Nürnberg haben noch eine Chance. Und die sollte wahrgenommen werden. Bevor wieder jemand weint.

CENTURION
Darsteller: Michael Fassbender, Liam Cunningham, David Morrissey, Dominic West, Noel Clarke, Riz Ahmed, Dave Legeno, Olga Kurylenko, Imogen Poots u.v.a.
Regie & Drehbuch: Neil Marshall – Bildgestaltung: Sam McCurdy – Bildschnitt: Chris Gill – Musik: Ilan Eshkeri – Production Design: Simon Bowles
Großbritannien / 2010 – zirka 97 Minuten

SOLOMON KANE
Darsteller: James Purefoy, Rachel Hurd-Wood, Jason Fleming, MacKenzie Crook, Philip Winchester, Patrick Hurd-Wood, Pete Postlethwaite, Alice Krige und Max von Sydow u.a.
Regie & Drehbuch: Michael J. Bassett – nach der Vorlage von Robert E. Howard – Bildgestaltung: Dan Laustsen – Bildschnitt: Andrew MacRitchie – Musik: Klaus Badelt – Produktions Design: Ricky Eyres
Frankreich/Tschechien/ Großbritannien / 2009 – zirka 104 Minuten

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