BATTLE OF THE YEAR in 3D

BATTLE OF THE YEAR – Bundesstart 28.11.2013

Battle-of-the-year-1, Copyright Sony Pictures ReleasingDer momentane Trend von Tanzfilmen ist ein Phänomen. Breakdance mischt sich da mit Ballett, und südamerikanisches mit klassischem. Ein originelle Geschichte gibt es allerdings selten, die Schrittfolge bleibt verhältnismäßig gleich. Was man braucht, sind engagierte Tänzer und einfallsreiche Choreografien. Dies alles macht noch keinen guten Film. Weil die Macher dieser Filme aber annehmen, es würde ausreichen, hat sich in den letzten Jahren nicht sehr viel an der Formel getan. Das BATTLE OF THE YEAR keine Ausnahme bildet, macht alles nur trauriger. Mit Josh Holloway und Josh Peck hat man zwei sehr sympathische Hauptdarsteller gefunden, die allerdings in der Eindimensionalität ihrer Charakterzeichnung kaum etwas ausrichten. Zur Sicherheit hat man noch Hip-Hopper Chris Brown gecastet, der ebenso erfolglos gegen sein Stereotyp anspielt.

Das Magazin B-Boy, B für Breakdance, ist Sponsor der amerikanischen Gruppe, die alljährlich bei weltweiten Battle of the year ihr Land vertreten. Aber Amerika hat den ersten Platz seit fünfzehn Jahren nicht mehr erreicht. Sponsor Dante Graham, früher selbst Breakdancer, will seinen alten Kumpel Jason Blake als Trainer, doch der trauert um seine Frau und ist dem Suff verfallen. Viel muss nicht auf den ehemaligen Breakdance-Gewinner nicht eingeredet werden, bis er sich entscheidet, die Herausforderung anzunehmen. Doch aus 30 Kandidaten die 12 richtigen Tänzer herauszufiltern und diese zu einem eingeschworenen Team zu formen, wen überrascht es, ist eine schwere Aufgabe. Damit BATTLE OF THE YEAR auch sein entsprechendes Publikum finden kann, wurde sorgsam darauf geachtet, einen Film ohne Altersbeschränkung zu produzieren. Was sich auf Dialoge und Verhaltensmuster auswirkt, die man als nicht wirklich realistisch bezeichnen muss. Was die Tänzer schließlich an Können demonstrieren, das hat schon viel Schönes. Allerdings zerschießt ein auf modern ausgerichteter Bildschnitt die Akrobatik und die sehenswürdigen Choreografien, wo wesentlich längere Einstellungen die Kunst im Breakdance besser demonstriert hätte. Doch das ist bei Weitem BATTLE OF THE YEARs geringstes Problem.

Mit welchen Klischees dieser Film arbeitet, ist unglaublich. Der aus der Spur geworfene Witwer, wird mit einer, auch nicht überraschend, gut aussehenden Choreografin konfrontiert, und es ist den Autoren nicht zu peinlich, die Beiden auch erwartungsgemäß zusammenzubringen. Aber der Film greift immer tiefer und tiefer in die Kiste von Versatzstücken. Zuerst bringt der Coach seine Schützlinge auf Linie, formt sie zu einem Team und verschworenen Kämpfern. Wie es die Erwartungshaltung fordert, bringt das mühsam geformte Team dann letztendlich auch den Coach zurück ins wahre Leben. Über so viel Naivität im Geschichtenerzählen kann man nur staunen. Aber hier ist noch lange nicht Schluss. Denn in einem Hip-Hop-Wettbewerb, der seinen Ursprung in einer amerikanischen Subkultur fand, wird ausgerechnet das Dream-Team-USA vom internationalen Publikum ausgebuht. Nicht etwa weil sie schlimme Dinge getan haben oder unsympathisch wären, sondern lediglich aus dramaturgischen Gründen, um ihren Außenseiterstatus zu unterstreichen. Dass das Ganze in Frankreich stattfindet, unterstreicht für den amerikanischen Zuschauer nur die Notwendigkeit, dem Rest der Welt zu zeigen wo der Hammer hängt.

Wenigstens entschädigen die 3D-Aufnahmen ein klein wenig, und selbst das längst aus der Mode gekommene teilen der Leinwand, in der drei Ebenen parallel erzählt werden, gibt den Übungsmontagen einen stimmigen Rhythmus. Doch ein Film kann nur Eindruck machen, wenn die Filmemacher wissen was sie tun und ihr Zielpublikum ernst nehmen. Korea gegen Amerika, dieser Showdown ist dann selbst für die härtesten Mainstream-Zuschauer ein zu extrem aufgetragenes Stereotyp, als dass man dies ernsthaft akzeptieren könnte. Es ist einfach erschreckend, wie unbedarft und uninspiriert die Macher von BATTLE OF THE YEAR ihre eigene Geschichte der Lächerlichkeit preisgeben. Die Erzählung folgt einem Weg, der schon so unzählige Male gegangen wurde, dass die Dramaturgie den Zuschauer überhaupt nicht erfasst. Doch das Schlimme an der Geschichte ist ihr realer Hintergrund. Tatsächlich fanden die letzten drei Battle of the Year in Frankreich statt, die Amerikaner haben auch die letzten fünfzehn Jahre nicht gewonnen, und Korea ist wirklich immer vorne dabei. Aber dies ist ein Spielfilm, ein Unterhaltungsfilm, bei dem das Publikum ganz andere Maßstäbe an die Erzählung setzt. Ein Film folgt schlichtweg ganz anderen Regeln. Wer eine Dokumentation über den wirklichen Battle of the year sehen will, sollte Benson Lees preisgekrönten PLANET B-BOY sehen. Das Benson Lee nun selbst einen Spielfilm daraus gemacht hat, war wirklich keine kluge Entscheidung. Herausgekommen ist ein Film, der eindeutig demonstriert, warum in einer Adaption nach wahren Begebenheiten, dramaturgische Änderungen vorgenommen werden müssen.

Battle-of-the-year-2, Copyright Sony Pictures Releasing

Darsteller: Josh Holloway, Laz Alonso, Josh Peck, Caity Lotz, Chris Brown, Flipz, Jon Cruz, Anis Cheurfa, Jesse Casper Brown, Kid David u.v.a.
Regie: Benson Lee
Drehbuch: Brin Hill, Chris Parker
Kamera: Michael Barrett
Bildschnitt: Peter S. Elliot
Musik: Chistopher Lennertz
Choreographie: Dave Scott, Rich Talauega, Tone Talauega
Produktionsdesign: Chris Cornwell
USA / 2013
zirka 109 Minuten

Bildrechte: Sony Pictures Releasing
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Im Kino gesehen abgelegt und mit , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar