SMASHED wirkt zerschlagen

SMASHED – Bundesstart 09.05.2013

Kate und Charlie sind ein glückliches Paar, jung verheiratet, mit guten Jobs, und dem ersten Bier während der morgendlichen Dusche. Kate und Charlie haben kein Problem, denn sie haben sich und teilen sich das Alkoholproblem. Es ist sehr schwierig, sich einer allgemein todgeschwiegenen Krankheit angemessen anzunähern. James Ponsoldt versucht es mit seiner Inszenierung, und zusammen mit Susan Burke am Drehbuch, mit einem leichteren, weniger pessimistischen Ton. Fabelhafte Darsteller wie Aaron Paul und Nick Offerman, aber vor allem Mary Elizabeth Winstead, geben dann dem Ganzen noch dieses den Zuschauer bindenden Charme. So wird aus SMASHED ein Film der bitteres Independence-Drama sein möchte, genauso wie ein alle umarmender Hollywood-Wohlfühler. Als sich die aufgekratzte und manisch anmutende Kate in ihrem Überschwang vor ihrer Grundschulklasse übergeben muss, sieht die junge Frau das als klares Zeichen. Unerwartete Hilfe bekommt sie dabei von einem Lehrer-Kollegen, dem sie alles zugetraut hätte, aber keine Vergangenheit mit Drogen.

SMASHED ist ein ganz klar gegliederter Film, der schnörkellos seine Geschichte erzählt. Sein ganz starkes Plus, und der ehrlichste Ansatz, ist der vollkommene Verzicht von irgendwelchen Erklärungen, wie die Ehepartner gemeinsam in diese Lage gekommen sind. Vielmehr offenbaren die ersten Szenen, dass sich beide sehr wohl in ihrer Situation fühlen. Sie lachen gemeinsam, albern herum, und sparen nicht an Zärtlichkeiten. Eine fast schon absurde Variante von Lebensglück. Doch mit dem Entschluss aufzuhören, wird es für Kate schwieriger und schwieriger. Charlie liebt sie ungebrochen, findet ihre Entscheidung fantastisch, und hofft mit ihr, dass sie es schaffen möge. Für eine Änderung in seinem eigenen Lebenswandel sieht Charlie allerdings keine Notwendigkeit. Keine gute Voraussetzung, für den Bestand einer Beziehung. Mit Kates Sinneswandel, gerät SMASHED auch in ein Fahrwasser, das man einfach herkömmlich bezeichnen könnte.

Der Zuschauer nimmt an Kates AA-Treffen teil, er erfährt ihr unweigerliches Missbehagen gegenüber Charlie, er beobachtet sie bei ihrer Aufarbeitung. Und so geht es weiter, wie man es von Hollywood üblichen Drogen-Dramen kennt, aber bestimmt nicht vom Independent-Kino erwartet. Erste Erfolge, der übliche herbe Rückschlag, der Wandel aller sozialen Bindungen, und aus allem geht die Heldin gestärkt hervor. Meg Ryan hat das schon durchgemacht, und Sandra Bullock betritt diesen Weg. Mary Elizabeth Winstead hat als All-American-Girl noch nicht den Filmstatus ihrer Vorgängerinnen erreicht, aber die filmischen Parallelen sind verblüffend, leider auch genauso einfallslos. Nur die herausragenden Darsteller machen wett, was die allzu seicht gestrickte Handlung nicht liefern möchte. Manchmal blitzt so etwas wie ein humorvoller Umgang mit der Krankheit Alkohol durch. Allerdings scheitert der Film auch in diesem Ansatz.

SMASHED ist ein Film über die Personen mit einem Suchtproblem, aber er ist kein Film über das Suchtproblem selbst. Das macht ihn in vielen Szenen willkürlich, und bleibt entsprechend oberflächlich. Es bleibt ein gut anzusehender Film, weil die gut aufgelegten, auch populären, aber vor allem attraktiven Darsteller den Zuschauer bei Laune halten. Aber intensive Dramen sehen anders aus. Und diese Thematik, wenn sie dem Zuschauer neue Aspekte vermitteln soll, bedarf eines bitteren, schmerzhaften Dramas. Und von diesem Ansatz ist bei SMASHED überhaupt nichts zu spüren.

Darsteller: Mary Elizabeth Winstead, Aaron Paul, Nick Offerman, Megan Mullaly, Kyle Gallner, Mackenzie Davies, Bree Turner u.a.
Regie: James Ponsoldt
Drehbuch: James Ponsoldt, Susan Burke
Kamera: Tobias Datum
Bildschnitt: Suzanne Spangler
Musik: Eric D. Johnson
Produktionsdesign: Linda Sena
USA / 2012
zirka 81 Minuten

Bildquelle: Sony Pictures Releasing / Sony Pictures Home Entertainment
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Im Kino gesehen abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar