THE PLACE BEYOND THE PINES

THE PLACE BEYOND THE PINES – Bundesstart 13.05.2012

Nach dem Ausnahmeerfolg mit DRIVE, wurde es richtig spannend, mit was für einer Überraschung Ryan Gosling als nächstes aufwarten würde. Mit Derek Cianfrance hatte Gosling bereits das überragende Beziehungsdrama BLUE VALENTINE gemacht, eine weitere Überraschung erwarten zu dürfen, war also mehr als gerechtfertigt. Und eine Überraschung ist PLACE BEYOND THE PINES allemal, allerdings in einer ganz andere Richtung, wie man vermuten würde. Luke ist der Star des Rummelplatzes, wenn er mit seinem Motorrad in der ‚Kugel des Todes‘ sein Leben riskiert. Er ist ein Außenseiter, ein Getriebener, einer ohne Perspektive. Bis er durch Zufall von der Existenz eines leiblichen Sohnes erfährt. Mit einem mal sieht Luke eine wirkliche Verantwortung in seinem Leben, wenngleich sein Job auf dem Rummel kaum genug fürs eigene Leben abwirft. So lässt sich Luke auf Geschäfte ein, die nicht nur sein Leben verändern, sondern noch viele andere Schicksale beeinflussen werden.

PLACE BEYOND THE PINES ist eine verschachtelte Geschichte unterschiedlicher Charakteren. Man verrät schon zu viel, wenn man auch nur ein bisschen näher auf die Handlung eingeht. Es ist eine klassische Geschichte von Ursache und Wirkung, allerdings anders erzählt, als gewohnt. Was macht man aus seinem Leben? Und wie kann man dies erreichen? Sind unsere Wege tatsächlich vorbestimmt? Oder bestimmen wir unser Schicksal doch selbst? Ob der Motorrad-Künstler Luke, oder der traumatisierte Polizist Avery, oder auch die Highschool-Kids AJ und Jason. Ihre scheinbar vorgegebenen Wege erfahren jeweils einen dramatischen Wendepunkt, und diese zu meistern, bedeutet das eigentliche Leben. Aber nicht alle sind in der Lage, diesen Herausforderungen gerecht zu werden. Und manchmal, da muss es nicht das eigene Unvermögen sein, was einen am eigenen Leben scheitern lässt. Ihr jeweiliges Tun, beeinflusst den Werdegang eines anderen.

Das Außergewöhnliche an Derek Cianfrance‘ Drama ist seine Erzählstruktur. Doch vorangestellt sind die eindringlichen Leistungen seiner Hauptdarsteller. Ob Gosling, Cooper, oder die unbekannten Gesichter von Dane DeHann und Emory Cohen, ihre Glaubwürdigkeit nimmt den Zuschauer an die Hand, ohne ihn auf dem Weg durch die Geschichte loszulassen. Ein Weg, der sich sehr viel Zeit lässt, aber dennoch fasziniert. Aber zweifellos ist es doch etwas zu viel Zeit. Cianfrance möchte seine Figuren eindringlicher gestalten, ihnen näher kommen, wenn er Szenen mit psychologischer Tiefe exzessiver inszeniert, dabei aber nur breit tritt. Denn hier läuft die Ausgestaltung und Häufigkeit von Charakter-Exposition gegen die Qualität der Schauspieler. Ihr Spiel vermag sehr schnell die Tiefen und Beweggründe der Figuren zu ergründen, und zu transportieren. Das nimmt dem Film leider sehr viel von einem einnehmenderen Tempo.

Aber der Film überrascht vor allem durch seinen Aufbau, der vielen nicht gefallen dürfte. Andere könnten darin eine gewisse Genialität entdecken, die PLACE BEYOND PINES weit hinter die übliche Erzählstruktur von Hollywood-Dramen führt. So oder so ist es ein ungewöhnlicher, faszinierender Film. Sean Bobbit hat sich dazu wunderbare Aufnahmen einfallen lassen, mit faszinierenden Kamerafahrten, und einfallsreichen Bildkompositionen. Viel eindringlicher ist allerdings Mike Pattons minimalistische Tonuntermalung, die kaum noch an Musik erinnert, aber die Stimmung fabelhaft begleitet. Trotz all seiner positiven Faktoren, von den Darstellern, über die Bildgestaltung, bis hin zu seiner einnehmenden Thematik, ist THE PLACE BEYOND THE PINES nicht das überraschend, überragende Arthouse-Meisterwerk, welches man hoffte, erwarten zu können. Aber es bleibt ein spannendes, lebensnahes Drama, welches die Mysterien und Unvermögen von der Selbstbestimmung über das Schicksal beleuchtet.

Darsteller: Bradley Cooper, Ryan Gosling, Eva Mendes, Rose Byrne, Ray Liotta, Mahershala Ali, Dane DeHann, Emory Cohen, Ben Mendelsohn u.a.
Regie: Derek Cianfrance
Drehbuch: Derek Cianfrance, Ben Coccio, Darius Marder
Kamera: Sean Bobbit
Bildschnitt: Jim Helton, Ron Patane
Musik: Mike Patton
Produktionsdesign: Inbal Weinberg
USA / 2013
zirka 140 Minuten

Bildquelle: Focus Features / StudioCanal
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