THE KINGS OF SUMMER

THE KINGS OF SUMMER – Bundesstart 12.06.2014

Kings-of-Summer-3, Copyright StudioCanalJoe und Patrick sind beste Freunde, kurz davor die Mädchenwelt zu erobern, und beide fühlen sich von ihren Eltern genervt. Sie tun das, wovon viele pubertierende Kinder träumen. Sie hauen ab. Doch ihr Weg führt sie nicht irgendwo hin, sondern an eine malerische Lichtung im Wald. Und dort bauen sie sich aus Müll und Wegwerfmaterialien ein Haus. An ihrer Seite ist der seltsame Biaggio, denn Joe und Patrick eigentlich gar nicht kennen, der aber aus unerfindlichen Gründen seit einer Party nicht mehr von ihrer Seite weicht. Jordan Vogt-Roberts hat mit seinem Kino-Debüt einen sehr einnehmenden, weil durchweg glaubwürdigen Film über das Erwachsenwerden gemacht, den manche schon als STAND BY ME einer neuen Generation bejubelten. Aber warum versuchen einen Klassiker zu ersetzen? STAND BY ME ist und bleibt ein Klassiker, und ein Zeitloser dazu. KINGS OF SUMMER könnte nebenher einen ähnlichen Status erlangen. Er hat diese unschuldige Leichtigkeit, verlässt sich dennoch immer auf seine realistische Erzählung, ist aber stets mit diesen magischen Momente durchzogen, welche die Atmosphäre des Films bestimmen.

In der fünfundsiebzigsten Minute verliert die losgelöste Atmosphäre des Films ihre Unschuld, wenn Joe tatsächlich die letzten Barrieren fallen lässt, um dem Leben gerecht zu werden, dem er sich glaubt ergeben zu müssen. An dieser Stelle überholt die Wirklichkeit die bisher gegebene Natur des Films. Es ist nicht wirklich ein Bruch in der Inszenierung, vielmehr wird der Zuschauer gleich den Protagonisten zu einer anderen Ebene geführt. Mit seinen Charakteren, wird auch der Zuschauer erwachsen. Plötzlich ist das Leben nicht mehr so leicht, nicht mehr voll mit allen Möglichkeiten, nicht mehr so magisch. Aber die Geschichte ergibt sich nicht dem Drama, sondern nähert beide Welten an, welche sich durch Kindheitsfantasien und rationalem Erwachsensein unterscheiden. Aus den verständnislosen Kindern werden ungezwungene Teenager. Die nervenden Eltern, sind mit einem Mal alles andere als willkürlich, sondern fürsorglich. Das waren sie eigentlich die ganze Zeit, und man stellt fest, dass die Jungs für ihre angeblichen Probleme selbst verantwortlich waren. Hier ist Regisseur Vogt-Roberts ein kleiner Coup gelungen, in dem er die Erwachsenen anfänglich aus der Sicht ihrer Kinder inszenierte, und sie dabei nur oberflächlich unsympathisch wirkten.

Sehr viel Magie kann die Kamera von Ross Riege nicht vermitteln. Für einen Independent-Film dieser Güte, sind die Bilder sogar erstaunlich einfallslos. Terel Gibson konnte da im Schnitt einiges mit unbeschwerten  Momenten ausgleichen. Und wie realistisch das schließlich entstandene Haus der drei Freunde wirklich ist, sollte außen vor gelassen bleiben. Wichtig sind in erster Linie die Darsteller, die stringente Erzählung, und die meist auf den Punkt gebrachten Dialoge. Sind Nick Robinson und Gabriel Basso wirklich sehr gut besetzt, und können überzeugen, sind es vor allem die Nebendarsteller, mit denen KINGS OF SUMMER sein größtes Potential ausspielt. Sei es Nick Offerman als Joes alleinerziehender Vater, oder Megan Mullally und Marc Evan Jackson, die herrlich schräge Eltern von Patrick abgeben. Deren Spiel und oftmals spitzen Einzeiler machen den Film letztendlich zu dem Vergnügen, wie er sich dann auch seinem Publikum präsentiert. Und so steht er über jeden noch so gewollten Vergleich. Ein sehr losgelöster Film, nicht nur was eine Annäherung an ähnlich orientierte Streifen angeht, sondern was vor allem seine stimmige Atmosphäre angeht.

Kings-of-Summer-2, Copyright StudioCanal

Darsteller: Nick Robinson, Gabriel Basso, Moises Arias, Nick Offerman, Erin Moriarty, Megan Mullally, Marc Evan Jackson, Alison Brie u.a.
Regie: Jordan Vogt-Roberts
Drehbuch: Chris Galletta
Kamera: Ross Riege
Bildschnitt: Terel Gibson
Musik: Ryan Miller
Produktionsdesign: Tyler B. Robinson
USA / 2013
95 Minuten

Bildrechte: StudioCanal
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