FFF20: BREAKING SURFACE

FFF20-kleinSTUTTGART/ Metropol 23. – 27.09.20
KÖLN / Residenz-Astor 23. – 27.09.20

 

Breaking Surface 1 - Copyright KOCH MEDIABREAKING SURFACE
– DVD / Blu-ray 22.10.2020

Immer wieder gibt es beim Fantasy Filmfest diesen einen Film. Der Film der heraus sticht, vielleicht weil man von diesem einen Film am wenigsten erwartet hat. Es gibt sehr viele Filme die man anführen könnte, um BREAKING SURFACE vergleichen zu können. Obwohl viele zutreffen würden, wäre kein Vergleich wirklich gerecht. Filmemacher Joachim Hedén, der seltsamerweise bisher kaum im Geschäft aufgefallen ist, hat einen Thriller gemacht, der nur eine Frage offen lässt – warum ist BREAKING SURFACE nicht auf der großen Leinwand zu sehen. Für einige Wenige ist er zu sehen, oder zu sehen gewesen, einem breiteren Publikum bleibt er aber leider verwehrt. Und viele Kunden die wahrscheinlich nur durch Zufall auf die DVD oder Blu-ray stoßen, werden einen verpassten Kinobesuch wirklich bereuen. Insofern der deutsche Vertrieb auch ausreichend aggressive Werbung dafür machen wird.


Die Schwester Ida und Tuva sind von klein auf begeisterte Taucher. Idas Ehe scheint in die Brüche zu gehen, und Tuva war schon immer bei der alleinerziehenden Mutter das Lieblingskind. Alles was die beiden verbindet ist das Tauchen. So finden sich die schwedischen Schwestern in einem norwegischen Gewässer wieder. Die geografische Unterscheidung ist insofern von Bedeutung da die Schweden scheinbar immer irgendwie Probleme mit den Norwegern haben, und das auch hier einmal wenngleich ganz kurz durch klingt. Es kommt, wie man es als Thriller-Freund erhofft, kaum im Wasser passiert ein kleines Malheur. Und dieses kleine Malheur führt zu einem größeren Missgeschick. Und es dauert nicht lange, dann ist das eiskalte Wasser richtig am brodeln.

Gerade einmal 10 Minuten braucht Autor und Regisseur Joachim Hedén, um einen unglaublich packenden Vorgeschmack auf das zu geben, was noch kommen mag. Schon dieser Einstieg ist so intensiv, dass einer hoffen könnte, dass es nicht noch eindringlicher wird. Aber das wird es. Und Dank Eric Börjesons phänomenaler Unterwasserkamera, wird BREAKING SURFACE obendrein zu einem optischen Erlebnis. Seit Al Giddings beeindruckenden Aufnahmen für Camerons THE ABYSS hat man nicht mehr so überwältigende, aber auch natürliche Unterwasserbilder für einen Spielfilm gesehen. BREAKING SURFACE hat es dabei nicht einmal nötig, die Kulisse besonders spektakulär zu gestalten. So wie die handelnden Charaktere in Bedrängnis, gestalten sich die grandiosen Bilder sehr glaubwürdig und realistisch, sofern man als Nicht-Taucher dies überhaupt einschätzen kann. Sicher ist, dass die diversen Szenarien unter Wasser diesen Eindruck machen, was der stetig ansteigenden Spannung auch entgegen kommt.

Joachim Hedén hat keinen überzogenen Thriller gestaltet, der mit falschen Gimmicks und unrealistischer Übersteigerung Spannung erzeugen möchte. Seine erstklassigen Darstellerinnen Moa Gammel und Madeleine Martin, zeigen sich als erfahrene und besonnene Taucher. Und jeder Anstieg der Spannungskurve für den nervlich gebeutelten Zuschauer, ist für die Charaktere ein sich verdichtendes Problem, das durchaus gelöst werden kann. Hier greift der Film sein Publikum, weil die unerfahrene Landratte diese Ruhe und vernünftige Art der Protagonisten einfach nicht nachvollziehen kann. Ein sehr trickreiches und fabelhaft gelungenes Spiel mit Nerven und Sinnen. Keine Frage das bei diesem Exkurs wesentlich mehr schief geht, als vielleicht wirklich schief laufen könnte, aber das sorgsam ausgearbeitete Buch hat stets alles sehr gut vorbereitet. Die Inszenierung lässt gar nicht das Gefühl entstehen, die Ereignisse würden nur des Effektes wegen so dramatisch ausfallen. Das tut es natürlich, aber dies mit überzeugenden Darstellern und einem rund herum realistischen und glaubhaften Stil zu kaschieren ist wirklich nicht jedermann gegeben, und hier hervorragend gelungen.

Atemlose Stille im Auditorium, oder kollektives Jammern. Das ist Atmosphäre und erzeugt Stimmung. Da kann man froh sein über diese Möglichkeit, gerade bei einem Film der grundsätzlich sträflich vernachlässigt wurde. BREAKING SURFACE hätte die große Leinwand verdient, und die Genrefreunde BREAKING SURFACE. Schade nur, dass Knut der treue Hund keine Leinwanderwähnung gefunden hat.

Breaking Surface 2 - Copyright KOCH MEDIA

 

Darsteller: Moa Gammel, Madeleine Martin, Trine Wiggin, Irma Jenny Hallberg, Maja Söderström u.a.
Regie & Drehbuch: Joachim Hedén
Kamera: Eric Börjeson, Anna Patarakina
Bildschnitt: Fredrik Morheden
Musik: Patrick Kirst
Produktionsdesign: Gilles Balabaud
Schweden – Norwegen – Belgien / 2020
80 Minuten

Bildrechte: KOCH MEDIA
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