FEAR STREET Trilogie

Fear Street Trio - Copyright NETFLIX


Fear Street 66 - Copyright NETFLIXFEAR STREET PART 3: 1666
– Bundesstart 16.07.20201

In Teil 1 haben Deena und Josh herausgefunden, dass es mit Cindy Berman alias Ziggy nur eine einzige Person gibt, welche die Attacken der Hexe Sarah Fier bisher überlebte. Nachdem Ziggy die Ereignisse aus dem Jahr 1978 erzählt hat, steht endlich fest, wo die Hexe tatsächlich begraben liegt. Um den Fluch endgültig zu brechen, müssen die sterblichen Überreste dem Ort der uralten Prophezeiung zusammengeführt werden. Dabei fährt der Geist von Sarah Fier in Deena, …harter Schnitt, es beginnt Teil 3 im Jahre 1666.
Union ist eine Siedlung von Kolonisten, die dabei sind, in der neuen Welt eine Heimat zu finden. Es sind gottesfürchtige Menschen, und somit auch noch Glauben und Aberglauben untrennbar miteinander verbunden. Im Körper von Sarah erlebt Deena die schicksalshaften Tage, welche zu einer gnadenlosen Hexenjagd führen, die schließlich mit dem Jahrhunderte überdauernden Fluch endet, der Union in zwei Lager spaltet.

Narrativ und atmosphärisch trennt sich FEAR STREET PART 3: 1666 von seinen zwei vorangegangenen Teilen. Zudem richtet er seinen zitierenden Fokus nicht auf einen einzelnen, ikonischen Stellvertreter, auch wenn THE WITCH als stärkstes Beispiel zuerst in den Gedanken kommt. PART 3 ist vielmehr ein grandioser Querschnitt von APOSTLE hin zu THE OTHER LAMP, mit Anflügen von WICKER MAN und sogar etwas von Ari Asters MIDSOMMAR. Doch die stilistischen Assoziationen sind, wie bei Camp Nightwing in PART 2: 1978, nur eine einführende Referenz. Regisseurin Leigh Janiak versteht es auch hier mit ihren Co-Autoren, aus den Vorbilder sehr geschickt ein eigenständiges Szenario zu inszenieren.

Allerdings muss man in aller Euphorie auch anführen, dass PART 3 ganz deutliche Schwächen mit seinem Setting des siebzehnten Jahrhunderts hat. Zumindest für einen Nicht-Historiker wirkt die Ausstattung sehr ausladend und verhältnismäßig luxuriös. Die Häuser scheinen viel zu exakt und mit allem Komfort gebaut. Die Innenausstattung lässt wirklich kaum etwas zu wünschen übrig, zudem wirkt befremdlich, dass die Kinder eigene Schlafräume haben. Und alles macht einen ungewöhnlich reinlichen Eindruck. Aber auch die Sprache hört sich etwas aus der Zeit geraden an, verstärkt durch den Umgang zwischen Erwachsenen und Jugendlichen, wo Hörigkeit und Strenge eigentlich viel intensiver sein sollten.

Trotzdem bleibt auch dieser Teil bei seinem Kernthema, und das funktioniert. Kameramann Caleb Heymann setzt hier auf sehr viel Schulterkamera, was eine permanent beunruhigende Stimmung hält. In den aufkeimenden Ereignissen offenbaren sich einige Überraschungen, die allerdings nicht aus dem Hut gezaubert werden, sondern sich schon in 1994 und 1978 unterschwellig angekündigt haben. An dieser Stelle auf die Handlung einzugehen, ist ein überflüssiges Unterfangen, will man kein ‚Spielverderber‘ sein.

Der genialste Unterhaltungsfaktor bleibt aber immer noch die Besetzung. Die Macher heben PART: 3 auf eine Art Metaebene, wenn sie die tragenden Charaktere aus 1666 von Darstellern der Figuren von 1978 und 1994 verkörpert werden. Damit unterfüttert man aber auch die Querverweise, welche den Fluch von Sarah Fier bis ins Jahr 1994 tragen. Seinen endgültigen formvollendeten Zirkelschluss erreicht man dann in der zweiten Hälfte dieses abschließenden Teiles.

Man darf die FEAR STREET Trilogie durchaus als das Rundumwohlfühlpaket für Horror-Enthusiasten sehen. Sie ist durchweg spannend, hat ausgezeichnet gewählte Darsteller, spart nicht an blutigen Zugeständnissen, und überzeugt mit einer für des Genre mittlerweile ungewöhnlich stringent durchdachten Handlung, die in ihrer Komplexität überzeugt. Dadurch gerät PART 3: 1666 aber auch etwas aus der Reihe, weil er nicht losgelöst aus der Trilogie gesehen werden kann. Doch das kann einfach nicht als negative Kritik zählen, weil es vollkommen absurd wäre, 1994 und 1978 außen vor zu lassen. Ob dieses Experiment auch bei einer Kinoauswertung geglückt wäre, ist fraglich. Aber in dieser Form dargebracht, hat man dem Horror begeisterten Filmfreak eine ganz besondere Freude bereitet.

Fear Street 66 a - Copyright NETFLIX

 


Fear Street 2 78 - Copyright NETFLIXFEAR STREET PART 2: 1978
– Bundesstart 09.07.20201

Das Kunststück ist gelungen. Der zweite Teil in der FEAR STREET-Trilogie kann als alleinstehender Film bestehen, was bei den meisten schon vorab als Mehrteiler produzierten Reihen nicht sagen kann. Für sich gesehen vermisst man im gruselig blutigen Filmvergnügen nichts. Aber 1978 weckt natürlich starke Begehrlichkeiten auf 1994. Und im bisherigen Ganzen, fließt alles harmonisch ineinander. Die Macher haben also sehr wenig falsch gemacht. Dies kann aber gleichzeitig in Frage gebracht werden, ob es von Relevanz ist, oder bleibt. Bei einer Kinoauswertung wären das ideale Voraussetzungen, bei einer Streaming-Plattform mit monatlicher Grundgebühr zum größten Teil hinfällig

Um den Fluch der Hexe Sara Fier zu brechen, deren Geist die Stadt Shadyside seit 1666 heimsucht, brauchen die Überlebenden aus Teil eins die Hilfe von Cindy Berman. Sie ist die einzige, die bisher den Attacken einer der Killer-Inkarnationen von Sarah Fier entkam. Nach 16 Jahren Isolation in einem Panic-Room artigen Haus, erzählt Cindy die Geschichte jenes Sommers 1978 in Camp Nightwing. Auch hier teilt sich das Camp in zwei Gruppen von Kindern, wieder sind es die verzogenen Bälger aus Sunnyvale und die vom Glück vernachlässigten Shadyside Kids. Ein Story-Element, welches offensichtlich in einem folgenden Teil tiefere Bedeutung bekommen wird.

Aber 1978 konzentriert sich allein auf die eine Woche, als der Terror in Camp Nightwing beginnt. Und in der Cindys aufsässige Schwester ‚Ziggy‘ wieder einmal in Schwierigkeiten gerät. Als Zuschauer erfahren wir gleich zu Anfang das Schicksal von Ziggy, aber auf den Weg dorthin haben sich die Autoren Janiak und Olkewicz einige sehr nette Standards ausgedacht, um uns eine Liste von Kandidaten zu offerieren, deren Ableben man auch mit gewisser Freude beiwohnen darf.

Rar geworden sind in diesem Genre Charaktere, zu denen der Zuschauer eine Bindung aufbaut, und die man letztendlich eben nicht einfach nur als Opfer annimmt. Das bringt die Spannungskurve ein gutes Stück nach oben. Denn hat die Hexe Sarah Fier erst einmal ihre mordende Personifizierung gefunden, geht es wirklich ordentlich zur Sache, und zwar in Tempo und in der Schlagzahl von Axthieben. Besonders gelungen ist dabei das Einbinden einer der so gefragten, und oft missratenen Origin-Storys anderer Filmreihen. Als Handlungselement passt es in PART 2: 1978 hervorragend zu den endlosen, aber sehr überzeugenden Genre-Zitaten und Querverweisen.

Fear Street 2 78 a - Copyright NETFLIX

Stephen King wird diesmal noch stärker beansprucht als im ersten Teil, wo der Bestand einer gesamten Buchhandlung nur aus Romanen des Autors zu bestehen schien. Selbstverständlich weckt die erste Einstellung von Camp Nightwing und die gesamte optische Umsetzung Erinnerungen an das Original von FREITAG, DER DREIZEHNTE. Aber wir haben bereits in Teil Eins erfahren können, dass sich die Filme nicht auf eine Kopie von Versatzstücken anderer Quellen ausruht. Vielmehr, und in 1978 sogar noch verstärkt, wird erst einmal angetäuscht, um dann in eine eigene, atmosphärische Richtung zu gehen.

Ganz nach den altenbekannten Regeln gilt: Von allem etwas mehr. Das kann man hier unterstreichen, und nimmt es löblich auf, weil die Macher dabei nicht übertreiben. Der Blutgehalt ist höher, und nach wie vor nicht für empfindsame Gemüter. Aber im Rahmen dessen was heute im Kino gängig ist, werden die expliziten Szenen viel effektiver eingesetzt. Sie unterliegen tatsächlich einer gewissen Logik und auch Rechtfertigung, wie es eben innerhalb dieses Genres logisch und gerechtfertigt sein kann. Dem Handlungsverlauf und dem Spannungsbogen ist es absolut zuträglich.

Es ist ein energetischer Ritt mit extrem viel Spannung, sehr guten Darstellern und ihren perfekt abgestimmten Figuren, und einem durchaus gehobenen Handlungsrahmen. Aber leider lässt sich Regisseurin Leigh Janiak erneut hinreißen, die emotionalen Charakter-Szenen stark abgesetzt vom Handlungsfluss zu inszenieren. Die ganzheitliche Dramaturgie gerät deswegen an einigen Stellen ins Stocken. Dafür gibt es eine von langer Hand vorbereitete überraschende Wendung. Die ist aber im Sinne der Ereignisse und Entwicklung absolut logisch. Und mit Blick auf die Vorschau, auch sehr wohl durchdacht.

Heute schließen die meisten auf Massentauglichkeit produzierten Horrorfilme mit einer Sequenz, die ein offenes Ende suggerieren, und versuchen eine Fortsetzung zu provozieren. Auf diese Art enden auch PART 1: 1994 und PART 2: 1978, allerdings mit der Gewissheit, dass die komplette Reihe schon in der Entstehung als komplexe Geschichte entwickelt wurde. Und das macht sich auch im höheren Anspruch der ersten beiden Filme bemerkbar. Ein Anspruch, der erfüllt wird. Somit wird es eine sehr lange Woche bis FEAR STREET PART 3: 1666.

Fear Street 2 78 b - Copyright NETFLIX

 


Fear Street 94 - Copyright NETFLIXFEAR STREET PART 1: 1994
– Bundesstart 02.07.2021

Vergleiche heran zu ziehen, ist meist unfair und oftmals ein wenig herablassend, doch der versierte Filmgenießer kann es an dieser Stelle beruhigt tun. Die von SCREAM entliehenen Elemente sind nicht einfach nur erkennbar, sondern bewusst offen dargestellte Zitate. Man nehme ein bekanntes Gesicht, von dem unbedarfte Zuschauer davon ausgehen, sie würden den Film überleben, und tötet es in den ersten Filmminuten. Jawohl, das ist ein Spoiler, aber ohne diese wäre eine vernünftige Auseinandersetzung mit FEAR STREET kaum möglich. Zumindest was PART 1: 1994 angeht. Denn diese Reihe, das verheißt dieser Teil, scheint als zentrale Thematik einen ungebändigten Zitatenstrom zu haben.

Mit poppiger Neon-Beleuchtung und Maya Hawke vor der Kamera, zollt man in der Einstiegssequenz ganz klar STRANGER THINGS Tribut. Gleichzeitig ist es eine Würdigung von SCREAM. Man darf unumwunden zugeben, dass dies gefällt, weil Regisseurin Leigh Janiak trotz allem etwas Eigenes daraus macht. Und später werden diese ursprünglichen Elemente sogar noch weiter entwickelt. FEAR STREET ist, wenigstens soweit, keine Parodie der Wayans-Brüder, sondern bedient sich gewissenhaft und mit sehr viel Respekt bei den Meistern.

Ein Schreckgespenst mit Totenkopfmaske, ein maskierter Axtmörder, und eine Rasierklingen schwingende Femme Fatale aus den Fünfzigern. Und dabei glaubten die High School Kids aus Shadyside, dass ihr größtes Problem die arroganten Schnösel aus dem Nachbarkaff Sunnyvale wären. Es ist, wie es auch sein muss, um die Konventionen zu erfüllen. Eine Gruppe bunt zusammengewürfelter Jugendlicher ohne Gemeinsamkeiten müssen den blutigen Kampf aufnehmen. Und die auf sich gestellte Gruppe erkennt bald, dass hinter dem plumpen Mordgesindel eine höhere Macht steht, die in Zusammenhang mit einem uralten Fluch steht.

High School Jugendliche, wilde Hormonstürme, perfide Bluträusche, überhebliche Erwachsenenwelt, unkaputtbares Mordgesindel, wilde Hetzjagden, und jede Menge spannungstreibender Fehlentscheidungen. Es ist alles da, was das Slasher-Herz begehrt. In wieweit alles mit R.L. Stines Buchreihen konform geht, sei dahin gestellt, und ist auch unwichtig. Von Jugendbüchern ist PART 1: 1994 durch Intensität, bitterer Ironie und expliziter Darstellung jedenfalls sehr weit entfernt.

Fear Street 1994 a - Copyright NETFLIX

Durch den Handlungszeitraum wird die Geschichte zu einer wunderbaren Zeitreise, die alles in allem einen stimmig nostalgischen Eindruck macht. Das geht mit einigen sehr witzigen Einfällen einher, und offerieren auch zeitgemäße Spannungsmomente, die im Heute schwer umzusetzen wären. Man bedenke alleine Smartphones. Die Älteren unter den Zuschauern werden aber zugeben müssen, immer wieder in Versuchung zu kommen, diverse Elemente als Anachronismus entlarven zu wollen. Das ist aber nicht hinderlich, sondern erhöht sogar den Unterhaltungsfaktor auf einer zusätzlichen Ebene.

Der Film ist nicht nur eine Zeitreise in Ausstattung und Dialogen, sondern auch eine sehr gelungene Erinnerung und fesselnde Hommage an prägende Perlen wie ICH WEISS WAS DU LETZTEN SOMMER GETAN HAST oder NIGHTMARE ON ELM STREET. Eine exzellente Kameraführung und die treffende Tonebene lassen eigentlich wenig Wünsche offen. Nur wirkt Leigh Janiaks Inszenierung an vielen Stellen etwas holprig, und nicht ausgeglichen. Sie unterbricht den Spannungsfluss oft mit unverhältnismäßig abrupten Charakterszenen. Da beißt sich immer wieder der ironische Unterton der Horrorelemente mit der Ernsthaftigkeit von zwischenmenschlichen Beziehungen.

Sicher ist, dass der erste Teil von FEAR STREET eine sehr eigene Dynamik inne hat, die man bei vielen anderen Epigonen von Michael Myers und Jason Vorhees Zeit schwerlich vermisste. Ein zusätzliches Alleinstellungsmerkmal ist das wunderbare Ensemble, dass mit Figuren gesegnet ist, die entgegen der herkömmlichen Formel tatsächlich Tiefe und einen einnehmenden Hintergrund haben. Das ist sicherlich auch Motivation für den immer wieder abrupten atmosphärischen Wechsel gewesen, aber Leigh Janiak hätte dies ohne weiteres auch stimmiger im Fluss halten können. Es nutzt trotz allem kein Jammern und Wehklagen, denn der Termin für FEAR STREET PART 2: 1978 ist gesetzt, und wirklich dick im Kalender unterstrichen.

Fear Street 1994 b - Copyright NETFLIX

Fear Street Part 1: 1994
– Bundesstart 01.07.2021

Darsteller: Maya Hawke, Charlene Amoia, David W. Thompson, Kiana Madeira, Benjamin Flores Jr., Julia Rehwald, Fred Hechinger, Matthew Zuk, Olivia Scott Welch u.a.
Regie: Leigh Janiak
Drehbuch: Leigh Janiak, Phil Graziadei
Nach der Buchreihe von R.L. Stine
Kamera: Caleb Heymann
Bildschnitt: Rachel Goodlett Katz
Musik: Marco Beltrami, Brandon Roberts
Produktionsdesign: Scott Kuzio
USA / 2021
107 Minuten

Fear Street Part 2: 1978
– Bundesstart 09.07.2021

Darsteller: Sadie Sink, Emily Rudd, Ryan Simpkins, Ted Sutherland, McCabe Slye, Gillian Jacobs, Kiana Madeira, Benjamin Flores Jr., Olivia Scott Welch, Ashley Zukerman u.a.
Regie: Leigh Janiak
Drehbuch: Leigh Janiak, Zak Olkewicz
Nach der Buchreihe von R.L. Stine
Kamera: Caleb Heymann
Bildschnitt: Rachel Goodlett Katz
Musik: Marco Beltrami, Brandon Roberts
Produktionsdesign: Scott Kuzio
USA / 2021
108 Minuten

Fear Street Part 3: 1666
– Bundesstart 16.07.2021

Darsteller: Kiana Madeira, Elizabeth Scopel, Benjamin Flores Jr., Randy Havens, Julia Rehwald, Matthew Zuk, Fred Hechinger, Michael Chandler u.a.
Regie: Leigh Janiak
Drehbuch: Leigh Janiak, Kate Trefry, Phil Graziadei
Nach der Buchreihe von R.L. Stine
Kamera: Caleb Heymann
Bildschnitt: Rachel Goodlett Katz
Musik: Marco Beltrami, Anna Drubich, Marcus Trumpp
Produktionsdesign: Scott Kuzio
USA / 2021
112 Minuten

Bildrechte: NETFLIX
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Im Fernsehen gesehen abgelegt und mit , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar