„…spiel‘ einfach die Szene.“

Bekanntlich ist Dustin Hoffman ein Vertreter des Method Acting nach Lee Strasberg. Ohne näher auf die Lehre an sich einzugehen, bedeutet das in erster Linie, dass Hoffman einer jener Darsteller ist, der während des Drehs weitgehend in der Rolle seines Filmcharakters bleibt. Wenn man wohlwollend wäre, könnte man die Ereignisse mit Meryl Streep darauf hin zurück führen.

Die beiden waren sich schon einmal Jahre vor Meryls erster Hauptrolle begegnet, als sie bei Hoffman für eine Rolle vorsprach. Der LITTLE BIG MAN-Darsteller wollte ein selbstgeschriebenes Stück auf die Bühne bringen. Die Begrüßung lief ungefähr so ab, dass der Method Actor eine Hand auf ihren Busen legte und der jungen Dame bei der Nennung seines Namen ins Gesicht rülpste. ‚Mrs. Robinson, you’re trying to seduce me. Arn’t you?‘

Einige Zeit später treffen sie beim Dreh für KRAMER GEGEN KRAMER erneut aufeinander. Das kontroverse Scheidungsdrama ist Meryls fünfter Kinofilm, aber erste Hauptrolle. Und wenn es ihr einer nicht leicht machte, dann Dustin. Man will es selbstredend auf seine konzentrierte Art zu arbeiten zurück führen. Unbedingt. Auch wenn ihm gerne etwas anderes nachgesagt wird, und ein dominanter Typ ist er unverhohlen.

Beide haben unterschiedliche Wege zu arbeiten. So wandte sich Meryl zum Beispiel wegen Verbesserungsvorschlägen direkt an Regisseur Robert Benton, der auch selbst das Drehbuch zu KRAMER GEGEN KRAMER verfasst hatte. So etwas wiederrum erwischte den stets gut vorbereiteten Dustin auf kalten Fuß, wenn er von Änderungen erst direkt am Set erfuhr.

Mit der Vorstellung, dass die weibliche Rolle zu unglaubwürdig schlecht dargestellt sei, hatte es Meryl bereits erreicht, dass zwei entscheidende Szenen umgeschrieben worden waren. Dies führte zu dem allgemein als unprofessionell geltenden Ausbruch, dass Dustin seinen weiblichen Co-Star vor dem gesamten Team anbrüllte: „Meryl, warum hörst Du nicht auf die Flagge des Feminismus vor dir herzutragen und spielst einfach die Szene.“

Man kann ohne Übertreibung sagen, dass das Verhältnis der beiden Stars seither etwas zerfahren ist. Noch heute. Und Meryl hält damit nicht zurück. Dustin hingegen sehr. Trotz allem hat die mittlerweile Auszeichnungskönigin mit der Geschichte von der Hand auf der Brust aufgeräumt. Mehr oder weniger. Zumindest hat sie ‚die Vorstellung davon wäre ziemlich absurd‘ abgetan.

Allerdings ging diesem Brüller vor dem Team eine weit kompliziertere Szene voraus. In dem Glauben, so die habherzige Erklärung, die unerfahrene Meryl bei ihrer ersten Szene für den Film richtig emotional einzustimmen, schlug er ihr während des Wortgefechts ins Gesicht. Angeblich, aber das beruht auf Hörensagen, soll man die Fingerabdrücke am nächsten Tag noch auf Meryls Wange gesehen haben.

Für die aufstrebende Schauspielerin hatte Dustin damit klar die Grenzen überschritten. Der Schlag ins Gesicht ist im Film nicht zu sehen. Letzten Endes versuchte sich Dustin gegenüber der ‚Huffington Post‘ zu erklären: „Ich glaube ich habe mich den ganzen Film über an ihr abreagiert. Sachen, die ich meiner Frau gegenüber fühlte, von der ich mich gerade im wirklichen Leben scheiden ließ.“

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