FIRESTARTER

Firestarter - Copyright UNIVERSAL STUDIOS– Bundesstart 12.05.2022

Es war der achte Roman des Autors Stephen King, und die siebte Kinoverfilmung eines seiner Bücher. Es war 1984 ein noch ein sehr junger Trend, Bücher des Schriftstellers schnellstmöglich für die Leinwand zu adaptieren. Man achtete dabei auf die Originalität der Story, weniger auf die inhaltliche Tiefe. Diese war bei ‚Feuerkind‘ ohnehin weniger ausgeprägt als zum Beispiel bei CARRIE, CUJO, DEAD ZONE oder CHRISTINE. Grundsätzlich war auch Exploitation-Regisseur Mark L. Lester nicht die beste von bestehenden Möglichkeiten. Aber FIRESTARTER ist noch heute eine solide Verfilmung, die der Vorlage im Wesentlichen gerecht wurde, Und von King nicht gehasst wird, wie der Volksmund meint gerne verkünden zu müssen. Mit den seinerzeit angesagten, aber auch ungeheuer talentierten Darstellern Drew Barrymore und David Keith, und einem herausragenden George C. Scott, gehört FIRESTARTER auch heute noch zu den besseren Filmen nach einem Roman von Stephen King. Und jetzt kommt Blumhouse, die schon DER UNSICHTBARE so kongenial neu verfilmt haben, und machen auch mit FIRESTARTER alles nochmal, und besser.

Wer die Produktionen von Blumhouse Productions verfolgt, weiß das Gründer und Produzent Jason Blum die Hand eisern auf allen Projekten hat und hält. Blum ist ein Mann, der nach dem alten Studio-Prinzip verfährt und unerfahrene, deswegen leicht kontrollierbare Kreative in die erste Reihe stellt, die eventuelle Widrigkeiten schadlos abfedern. Keith Thomas im Regiestuhl und Scott Teems Drehbuchadaption für die Neuverfilmung von FIRESTARTER sind klassische Beispiele dieses Prinzips.

Andy und Vicky haben als Studenten an einem medizinisches Experiment teilgenommen. Daraus resultierend erlangten sie telekinetische und telepathische Fähigkeiten. Sie leben inkognito, werden aber von der geheimen Regierungsorganisation The Shop gesucht. Hauptsächliches Ziel vom Shop ist eigentlich die elfjährige Tochter Charlie, die nicht nur telekinetisch begabt ist, sondern über ein unbegrenztes Potential von Pyrokinese verfügt. Um das heikle Ziel in die Hände zu bekommen, wird der Cherokee Rainbird auf die Familie angesetzt.

In den wirklichen guten Horrorfilmen, liegt unter dem vordergründigen Spektakel meist die psychologische Ebene der getriebenen Seelen. Charlie McGee ist im Grunde ein ganz normales Kind, zumindest nach ihren Gedanken und dem Verständnis von der Welt. Ein ganz gewöhnlicher Anfall von Zorn kann aber auch unvermittelt eine flammende Katastrophe anrichten. Aber auch Andy ist nur ein ganz gewöhnlicher Vater, der das Beste für seine Tochter erreichen will, allerdings anders als andere Väter.

Eine Neuverfilmung verlangt, was sie erst rechtfertigt, nämlich eine aktualisierte Anpassung von der zeitlichen Einordnung der Geschichte und eine Angleichung an die zeitgemäßen Sehgewohnheiten. Zwischen beiden FIRESTARTER-Filmen liegen vierzig Jahre, das ist eine erschreckende Zeitspanne für die Art des Filmemachens. Und da können die selbstgerechten Weltverbesserer drei Kreuze im Buch der Gerechtigkeit machen, der Charakter des Rainbird wird mit Michael Greyeyes von einem echten Indigenen gespielt.

Firestarter 2 - Copyright UNIVERSAL STUDIOS

 

Die Welt wird also besser. Hätte nur Autor Scott Teems dies ebenfalls berücksichtig, der mit der Zeichnung des Rainbird einen gewaltigen Schritt zurück zu den B-Filmen der Achtziger macht. Es ist das allumfassende Dilemma von Keith Thomas‘ FIRESTARTER. Jeder Punkt bei dem die Macher von Lesters ’84er Version abweichen, gereicht diesem Film zum Nachteil. Das beginnt schon beim verzerrt schrägen Titelvorspann, der 1994 Finchers SEVEN noch wirklich gruselig machte, und bei Blumhouse mittlerweile ein unoriginelles Markenzeichen geworden ist.

Kameramann Karim Hussain macht nur Bilder, die einen sehr uninspirierten Eindruck machen. Er setzt keine Akzente, stellt optische keine Szenen gegenüber, jedes Setting ist einfach düster und freudlos. Da macht Hussain keinen Unterschied zwischen Außen- oder Innenaufnahmen. Aber selbst die Feuerszenen als Kernelement des Films sind nicht sonderlich spektakulär. Nicht einmal eine für das Thriller-Kino übliche Steigerung in den Effektszenen ist auszumachen.

Neutralgehaltene Dialoge gibt es keine, es geht ausschließlich um die Gefahren als solche. Charlie wird nie eine Zeit zugesprochen, wo sie sich auch einmal als normales Kind zeigen darf (auch die Katzensequenz gehört definitiv nicht dazu). Es fehlen die besinnlichen Momente, welche die Beziehung zwischen Tochter und Vater vertiefen. Die Atmosphäre wird durchweg nur düster und bedrohlich gehalten, um atemlos auf einen feuriges Spektakel hin zu steuern, welches sich dann ziemlich spärlich ausnimmt.

Im Grunde verliert die Neuausrichtung bei der Fähigkeit, aus den absehbaren Strukturen auszubrechen, und Überraschungen zuzulassen. Blumhouse protzt werbetechnisch bei jeder Gelegenheit mit dem zu recht erworbenen Erfolg von DER UNSICHTBARE, nimmt dies aber nicht zum Anlass zur Selbstreflektion. FIRESTARTER reduziert sich auf das Notwendigste, verliert dabei aber einen notwendigen Spannungsbogen.

Könnte jemand diesen Film unvoreingenommen betrachten, würde er einen leidlich spannenden Thriller mit Action-Einlagen sehen, den man als netten Zeitvertreib beschreiben könnte. Betrachtet man ihn aber im zwangsläufig gegebenen, größeren Ganzen, ist Keith Thomas‘ FIRESTARTER belanglos. Selbst der Trend das Ende umzugestalten, wie bei THE STAND oder PET SEMETARY, macht diesen Film nur anders, aber keineswegs besser.

Firestarter 1 - Copyright UNIVERSAL STUDIOS

 

Darsteller: Zac Efron, Ryan Kiera Armstrong, Sidney Lemmon, Michael Greyeyes, Gloria Reuben, Kurtwood Smith, John Beasley u.a.
Regie: Keith Thomas
Drehbuch: Scott Teems
basierend auf Stephen Kings Roman
Kamera: Karim Hussain
Bildschnitt: Timothy Alverson
Musik: Cody Carpenter, John Carpenter, Daniel A. Davies
Produktionsdesign: Zosia Mackenzie
USA / 2022
94 Minuten

Bildrechte: UNIVERSAL STUDIOS
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