OPERATION FORTUNE

Operation Fortune 2 - Copyright LEONINEOPERATION FORTUNE:
RUSE DE GUERRE
– Bundesstart 05.01.2023

Das OPERATION FORTUNE nicht ernst genommen werden will, erkennt man schon am Titelzusatz im Original. Oder daran, dass der Held wie zufällig den Namen Fortune für Glück trägt. Aber auch daran, dass es ein Film von Guy Ritchie ist. Zuletzt ungewöhnlich ernst in WRATH OF MAN – CASH TRUCK, und wieder in überdrehter Form bei THE GENTLEMAN, hat Ritchie nach weniger geglückten Arbeiten mit ALADDIN, KING ARTHUR und CODENAME U.N.C.L.E. wieder den Stil und in den Rhythmus von SNATCH bis SHERLOCK HOLMES gefunden. Der Regisseur und Drehbuchautor hat seit Beginn seine eigenen Versatzstücke gefunden und gepflegt, und die darf man nun bei OPERATION FORTUNE in vollen Zügen genießen. Vorausgesetzt, Zuschauerin und Zuschauer möchten sich einfach mal für zwei Stunden fallen lassen. Aber von Ritchies Versatzstücken fehlt ein entscheidendes, und das ist der Biss.

Was das Objekt der Begierde in dieser aufgeblasenen Agentengeschichte ist, erfährt man erst ziemlich zum Schluss. Zuerst wandelt der mit viel Energie geladene Film mit diesem MacGuffin auf Hitchcocks Spuren, bis er sich bei MISSION IMPOSSIBLE bedient, dass im Stil von James Bond inszeniert ist. Der überhebliche Superagent Orson Fortune soll mit der Super-Computerspezialistin Sarah und dem Super-Scharfschützen JJ Davies einen Waffendeal verhindern, wobei das MI6 noch gar nicht genau weiß, um welche Waffe es sich dabei handeln soll.

Das ist ziemlich geradlinig aufgebaut, wirkliche Wendungen oder Überraschungen gibt es kaum. Es ist eine Hetzjagd von A nach B, die allerdings viel aufregender inszeniert ist, als man zuerst glauben möchte. Denn Ritchie hat sich mit Zeitsprüngen ein sehr verspieltes, aber auch sehr effektives Erzählmittel einfallen lassen. Da brechen Szenen unvermittelt ab, wo eigentlich eine Action-Sequenz folgen müsste. Erst später bei einer Lagebesprechung, bekommt man diese Szene dann als Rückblende zu sehen. Das sorgt für ordentlich Dynamik im Handlungsverlauf.

Manchmal montiert James Herbert im Schnitt auch zwei Szenen ineinander, wo sich Auslöser und Auflösung in einer Sequenz zusammenfassen. Keine Parallelmontage im herkömmlichen Sinne, aber doch in der Wirkung spannend. Um Drahtzieher und vermeintliche Waffe ausfindig zu machen braucht das Team der Super-Agenten Hilfe. Der Filmstar Danny Francesco soll als Lockvogel dienen, denn der Super-Bösewicht und Waffenhändler Greg Simmonds ist großer Fan des Super-Stars. Und wie es sich für einen Agentenfilm der gehobenen Klasse gehört, führt das Spektakel an exotische Plätze rund um die Welt.

Operation Fortune 1 - Copyright LEONINE

 

Jason Statham bleibt weiterhin in seiner bekannt stoischen Art einzementiert. Und Hugh Grant scheint sich in der Wiederholung einer Rolle wie in THE GENTLEMAN sehr wohl zu fühlen, wo er sich nicht im Geringsten ernst nehmen muss. Am einprägsamsten ist Aubrey Plaza, die spielerisch die witzigste Figur sein darf, und der zweifelsfrei die originellsten Einzeiler zugestanden werden. Plaza ist die Szenen-Diebin schlechthin, aber in einem Film dessen restliche Charaktere weit bekannten Schablonen nachempfunden sind, ohne sonderlicher Inspiration.

Was OPERATION FORTUNE durchweg fehlt, ist ist dieses ‚Etwas‘ als Alleinstellungsmerkmal. Vielleicht hatte Ritchie mit seinen beiden Co-Autoren Marn Davies und Ivan Atkinson die Zusammenfassung diverser struktureller Elemente von Genre-Vorbildern im Sinn, was OPERATION FORTUNE besonders machen sollte. Allerdings kann man dies kaum als geglückt bezeichnen, denn in diesem Fall geht der wohlgemeinten Zusammenfassung an Hommagen eine notwendige Individualität verloren. Allerdings kann der Regisseur mit seinen inszenatorischen Merkmalen den Film über dem Niveau von konventionellen Action- oder Agentenfilmen halten.

Launige Dialoge, die im Stakkato zu überlappen scheinen, machen selbst aus Erklärszenen ein temporeiches Vergnügen. Der schräge Humor ist nicht in gewohnter Fülle, aber dennoch erhalten. Und Ritchie Langzeit-Kollaborateur Alan Stewart hält die Kamera immer in Bewegung, schnelle Zufahrten und getriebene Tracking Shots wechseln mit temperamentvollen Überflügen. Aber die unablässige Dynamik wird hauptsächlich durch James Herberts Schnitt gehalten. Und auch wenn inhaltlicher Stillstand herrscht, behält der Film ein vibrierendes Gefühl von Tempo, angeführt von einem stets präsenten, schlagenden Soundtrack.

Kaum eine Zuschauerin oder ein Zuschauer wird sich in diesen temporeichen zwei Stunden langweilen. Dafür ist er optisch und akustisch zu aufgeladen. Aber für einen Film von Guy Ritchie ist er enttäuschend. All diese, für seine Filme typischen und aufregenden Spielereien sind regelrecht zu spüren. Aber inhaltlich fehlen OPERATION FORTUNE einfach die Überraschungsmomente und die absonderlichen Ideen. Gute Unterhaltung ist garantiert, aber auf einem falschen Level.

Operation Fortune - Copyright LEONINE

 

Darsteller: Jason Statham, Aubrey Plaza, Gary Elwes, Hugh Grant, Josh Hartnett, Bugzy Malone, Eddie Marsan, Lourdes Faberes u.a.
Regie: Guy Ritchie
Drehbuch: Guy Ritchie, Marn Davies, Ivan Atkinson
Kamera: Alan Stewart
Bildschnitt: James Herbert
Musik: Christopher Benstead
Produktionsdesign: Martyn John
USA, China / 2022
114 Minuten

Bildrechte: LEONINE Distribution
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