WARM BODIES eher lauwarm

WARM BODIES – Bundesstart 21.02.2013

Auch wenn nur zwei der elf Produzenten tatsächlich mit der TWILIGHT-SAGA zu tun hatten, hält die Werbung mit „von den Machern von …“ was sie verspricht. Kameramann Javier Aguirresarobe und Cutterin Nancy Richardson waren auch noch bei TWILIGHT beschäftigt, das verspricht dann auch erhofften Ton und Tempo einer erprobten fünfteiligen Vampirgeschichte mit Herz. Jetzt sind es Zombies, und die Idee dahinter scheint gar nicht so verkehrt. Denn was könnte man anstellen mit einer Geschichte, in der sich ein Untoter und eine Lebende ineinander vergucken? Aber was hat Jonathan Levine daraus gemacht? Selbst die Hauptdarsteller Palmer und Hoult sind erwünschte Duplikate der Twilight-Protagonisten. In vielen Einstellungen von Teresa Palmer kann man glauben Kristen Stewart zu erkennen, und mit den hohen Wangenknochen und tiefliegenden Augen ist Nicholas Hoult ganz der Robert-Pattison-Typ. Isaac Marion hat eine Geschichte geschrieben die sehr lose an Romeo und Julia angelehnt ist, dementsprechend hat Regisseur und Drehbuchautor in Personalunion Jonathan Levine WARM BODIES auch gemacht. So ist dieser Film für Splatter-Freaks genauso interessant geraden, wie TWILIGHT für Liebhaber des Horrorfilms.

Dabei ist WARM BODIES an sich kein schlechter Film. Er ist witzig, und seine Darsteller sind ansprechend. Wenngleich er dazu neigt etwas vorhersehbar zu sein und sich in einigen Szenen unoriginell zeigt. Die überlebenden Menschen sind in einer fest ummauerten Stadt verbarrikadiert. Draußen schlurfen die Zombies durch die verlassenen Straßen und Gebäude. R ist einer von ihnen und tummelt sich am Flughafen herum, er weiß nicht warum. Er kann sich auch nicht wirklich an seinen Namen erinnern, teilt er uns dank seiner Gedanken mit, aber er schlurft eben einfach so umher. Am Schicksalstag entsendet die Stadt eine Gruppe harter Jugendlicher, um medizinischen Nachschub zu besorgen, unter ihnen die wunderbare Julie mit ihrem etwas einfältig wirkenden Freund Perry. R und sein Freund M, mit dem er sich mit Grunzlauten unterhält, beschließen, etwas essen zu gehen und stoßen so auf den Trupp des harten Außenteams, das bei diesem Dinner gewaltig dezimiert wird. Nur Julie überlebt, weil sie aus unerfindlichen Gründen R nicht den Schädel wegschießen kann, und R unerklärlicherweise Julie vor den anderen Zombies rettet. Zu ihrem eigenen Schutz muss Julie einige Tage in Rs Versteck verbringen, und ihm Verlauf dieser Zeit passiert etwas vollkommen Unerwartetes, Rs Herz meldet sich mit einem Schlag zurück.

Was will man erwarten von einem Film mit einer Freigabe ab 12? Genau hier beißt sich die Schlange in den Schwanz. Denn BODIES muss sich sehr brav geben um diese Freigabe zu bekommen, die wiederrum notwendig ist, um überhaupt ein Publikum zu erreichen, das mit dieser Geschichte und wie sie umgesetzt ist, warm werden kann (Musste jetzt sein). Aber das geht vollkommen an den Genrefreunden vorbei, die sich wahrscheinlich anfangs noch täuschen lassen, um letztlich enttäuscht zu werden. Noch ein Kalauer muss jetzt sein, weil er angebracht ist, dieser Film hat das Herz am rechten Fleck. Die Darsteller sind einfach sympathisch, der Humor wenngleich mild doch ansprechend, und technisch mangelt es dem Film an Nichts. Obwohl manche Special-Effects nicht dem aktuelle Standard entsprechen. Die Atmosphäre der Bilder richtet sich nach den Ereignissen, so erhält WARM BODIES eine optische Unterstützung in seiner Erzählstruktur. Produktionsdesigner Martin Whist hat zuletzt CABIN IN THE WOODS und SUPER 8 gemacht, daher wirken die Sets und Bauten bei BODIES eher hinter seinem kreativen Vermögen. Beachtlich allerdings, das er die Welt nach der Apokalypse außerhalb der Stadt interessanter und weniger bedrohlich wirken lässt, als die schmutzige, ungemütliche Stadt, in welche sich die Überlebenden zurückziehen mussten.

Man müsste Isaac Marions Geschichte gelesen haben, um zu sehen, inwieweit sich die Adaption künstlerische Freiheiten erlaubte. Denn einige Szenen werfen doch Fragen der Logik auf, die ohne große Mühe vermeidbar gewesen wären. Das fängt mit der Gruppe Jugendlicher an, die den Nachschub holen muss, während hinter ihnen 150-Kilog-Elitesoldaten in der Stadt zurückbleiben. Und dann finden Zombies ihre Stimme wieder? Warum? Weil es vielleicht im Buch so steht, aber um wie viel komischer wäre es gewesen, hätte sich R nur mit Grunzen und Gesten verständigen müssen. Ein bisschen mit dem Genre und seinen Klischees spielen, das kann schon einiges aufwerten. FIDO von 2006 und natürlich der Klassiker SHAUN OF THE DEAD haben doch vorgemacht, das man bei lustigen Zombies nicht auf Nervenkitzel und Logik verzichten muss. Die Sache mit Blut und Innereien steht dabei nicht einmal im Vordergrund, man weiß wie das Herz des Zombies schlägt, geht es um eine leckere Mahlzeit, es ist also nicht zwingend erforderlich ins Detail zu gehen. Aber einen Film für ein rein jugendliches Publikum zu konzipieren, der in seiner Idee so viel mehr Potential und Unterhaltungswert führt, ist einfach zu kurz gedacht. Nichts gegen Schmuse-Zombies, schließlich hat jeder den Film verdient, den er auch gerne sehen möchte, aber mehr wäre möglich gewesen. Dann vielleicht doch wieder einmal ZOMBIELAND, einer, der mit seinem Genre sehr verspielt umzugehen verstand, und dabei alles richtig gemacht hat.

Darsteller: Nicholas Hoult, Teresa Palmer, Analeigh Tipton, Rob Cordry, Dave Franco, John Malkovich u.v.a.
Regie: Jonathan Levine
Drehbuch: Jonathan Levine, nach der Geschichte von Isaac Marion
Kamera: Javier Aguirresarobe
Bildschnitt: Nancy Richardson
Musik: Marco Beltrami, Buck Sanders
Produktionsdesign: Martin Whist
USA / 2012
zirka 98 Minuten

Bildquelle: Concorde Filmverleih / Summit Entertainment
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