WILLKOMMEN IM WUNDER PARK

Wonder Park 1, Copyright PARAMOUNT PICTURESWONDER PARK – Bundesstart 11.04.2019

Fünf Jahre hat es gedauert, um WUNDER PARK zu realisieren. Gelinde gesagt, hat sich die Mühe kaum gelohnt. Appelbaums und Nemecs Drehbuch ist selbst für seine mittlerweile ungewöhnlich kurzen 85 Minuten sehr dünn. Dem Film fehlt die Substanz für etwas tiefgründigeres, selbst für ein Publikum, welches noch bereit sein dürfte, sich mit blankem Spektakel zufrieden zu geben. Die Regie legt die Geschichte an die kurze Leine, und treibt das Geschehen schnell voran. Gerade so, als ob man sich der Dürftigkeit des Inhaltes durchaus bewusst gewesen wäre.


June ist ein aufgewecktes Kind. Wissbegierig, talentiert und voller Ideen. June ist das Paradebeispiel für ein Kind, welches andere Kinder inspirieren soll. Dabei wirkt sie oftmals neunmalklug und ihrem Alter gar nicht entsprechend. Das kann natürlich einem sehr jungen Publikum gefallen, darauf konzentriert sich schließlich auch der gesamte Film. Für begleitende Erwachsene hingegen, spricht die kurze Laufzeit. June hat den Traum von einem ihrer Phantasie entsprungenen Vergnügungsparks, bunt, laut, überspitzt und jeder Physik widersprechend. So wie die Inszenierung. Diese setzt auf viel Farbe, optische Überreizung mit entsprechender Tonspur, und einem Produktionsdesign, welches sich weit von jedweder Realität bewegt. Natürlich ist die Phantasie der eigentlich Grundstein von Geschichte und ihren tugendhaften Auswüchsen. Was vieles erklärt und vielleicht sogar entschuldigt, aber man sollte nicht von Anfang an darauf gestoßen werden.

Der Film, sprich seine Hauptdarstellerin, dreht zu Beginn sofort auf, verliert sich dann nur kurz in Sentimentalitäten, und mündet in einen scheinbar kaum enden wollenden Showdown von wilden, nicht überschaubaren Fahrten mit diversen und stets überzogenen Attraktionen des imaginären Vergnügungsparks. Dazu gesellen sich selbstredend lustige Kampfgefährten, um sich dem großen ‚Nichts‘, das jede Art von Phantasie und kindlicher Vorstellungskraft verschlingen will, entgegen zu stellen. Diese Gefährten sind natürlich jeder für sich eine Inkarnation verschiedener Charakterzüge, die auf June zutreffen. So hält sie auch die Figuren zusammen, und findet dadurch zu sich selbst zurück. Leider sind die Tier-Charaktere, bis auf Boomer, der Bär, eher konventionell, und absehbar geschrieben.

Im Grunde kann ja nichts daran verwerflich sein, wenn einem sehr jungen Publikum etwas eigenes zugestanden wird. Aber WUNDER PARK hätte das Potential gehabt, wesentlich komplexer und herausfordernder zu sein, allerdings ohne die Kleinen zu verlieren. Das hätte aber auch bedeutet, dass schwierig zu beantwortende Fragen aufgeworfen worden wären. Fragen, die zum Beispiel Pixars OPEN nicht umgehen wollte, sogar herausforderte. Auch wenn bei WUNDER PARK das zentrale Thema der Verlust eines Menschen ist, der letztendlich auch den Auslöser für die letzten 40 Minuten bildet, verkneifen sich die Macher die letzte Konsequenz. Früher hätte man gesagt, dass der Film am Ende in den absoluten Disney-Modus schaltet. Der anfängliche Schrecken, löst sich in Wohlgefallen auf. Das bringen Kinderfilme immer wieder mit sich, doch bei WILLKOMMEN IM WUNDER PARK wirkt es für den Erwachsenen dann doch deplatziert und abgedroschen. Aber es ist eben auch nichts verwerflich daran, einmal nur an die Kleinen zu denken.

Wonder Park 2, Copyright PARAMOUNT PICTURES

Originalstimmen:
JUNE: Brianna Denski
BOOMER: Ken Hudson Campbell – in UK: Tom Baker
PEANUT: Norbert Leo Butz
MUTTER: Jennifer Garner
VATER: Matthew Broderick
GRETA: Mila Kunis
GUS: Kenan Thompson – in UK: Joe Sugg – in OZ: Ryan Fitzgerald
COOPER: Ken Jeong – in UK: Caspar Lee – in OZ: Wippa
u.v.a.

Regie: Dylan Brown
Drehbuch: Josh Appelbaum, AndréNemec
Kamera: Juan Garcia Gonzalez
Bildschnitt: Edie Ichioka
Musik: Steven Price
Produktionsdesign: Fred Warter
Spanien – USA / 2019
85 Minuten

Bildrechte: PARAMOUNT PICTURES
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