GANGSTER SQUAD räumt auf

GANGSTER SQUAD – Bundesstart 24.01.13

Mickey Cohen ist in der Stadt, und er hat beschlossen, dass die Stadt ihm gehören wird. Der ehemalige Boxer lässt auf eindrucksvolle Weise den Spitzen anderer Syndikate in anderen Städten wissen, dass in Los Angeles seine Alleinherrschaft begonnen hat. Genauso eindrucksvoll zeigt sich Sergeant John O’Mara total unbeeindruckt von Mickey Cohens Einfluss auf die Politik und seinen Verbindungen zu den obersten Richtern. John O’Mara ist ein wütender Mensch. Es ist 1949, und vier Jahre nach einem Krieg in welchem er gedient hat, ist der Krieg für den jetzigen Polizisten noch nicht beendet. Doch Cohen einfach nur auszuschalten würde noch lange nicht die Strukturen seiner illegalen Aktivitäten zerstören. Cohen soll nicht getötet werden, sondern sollte im Zusammenbruch seines Syndikates aus der Stadt getrieben werden. Dazu benötigt es Männer, die im Sinne der Gerechtigkeit das Gesetz nicht allzu ernst nehmen. Und mit John O’Mara an der Spitze, macht sich die GANGSTER SQUAD an ihre blutige Arbeit.

Regisseur Ruben Fleischer ist eher bekannt für Genre übergreifende Komödien. Sein Autor Will Beal hatte zwar eine Buchvorlage, ansonsten allerdings erst ein paar TV-Episoden für CASTLE verfasst. Zusammen gibt das keine sehr gesunde Mixtur. GANGSTER SQUAD pendelt ständig zwischen gekonnter Mischung von Film-Noir und modernem Kino, und einem gewissen Unvermögen bei Stil und Inszenierung. So sieht der Film den vergangenen Krieg allzu strapaziert als zentralen Kern für die Motivation seiner Figuren, in Betracht eines aktuellen Bezuges wirkt es umso erzwungener. Hingegen sind die Settings und Aufnahmen des Los Angeles der Fünfzigerjahre grandios. Dion Beebe hat es geschafft die Ausstrahlung der ‚Stadt der Engel‘ als eigenständigen Charakter erscheinen zu lassen. Dem entgegen inszeniert Fleischer mit Zeitlupen und Bombast die Action-Sequenzen durchaus als packende Augenweite, nur dass sie weder einem Film-Noir gerecht werden, noch zu der Optik des Filmes passen. Eine Verfolgungsjagd quer durch die Wüste ist da wohlwollende Ausnahme, wobei sich selbst hier die Katze wieder selbst in den Schwanz zu beißen scheint, obwohl nervenzerreißend spannend, scheint hier sehr viel der Computer nachgeholfen zu haben.

Es ist ein beständiges hin und her bei GANGSTER SQUAD, das bei seinen Figuren nicht halt macht. Zweifellos sind die Darsteller allesamt überzeugt und sehenswert, allen voran Josh Brolin, der an Intensität und Präsens Sean Penn ebenbürtig gegenübersteht. Ihre Charaktere sind so stark, das der Showdown zwischen Mickey und Johns nicht zu einem lächerlichen Klischee verkommt, sondern eine logische Schlussfolgerung ihrer zuvor ausgetragenen Rivalität ist. Dem gegenüber stehen die Officers Coleman Harris und Navidad Ramirez als Alibi-Schwarzer und Comic-Relief-Mexikaner. Es ist 1949, und Mexikaner wie Afro-Amerikaner waren im Polizeidienst des richtigen Lebens wenn nicht erwünscht, somit doch in einzelnen Bezirken garantiert von Nöten. So gut beide spielen, bei einem Film wie GANGSTER SQUAD schreit hier die Inszenierung aufdringlich nach der Quote. Aber weil der Film ja von einem ständigen hin und her bestimmt wird, gibt es die ausgezeichneten Ryan Gosling und Giovanni Ribisi, die nur mit Blicken die jeweiligen moralischen Einstellungen und sozialen Ansprüchen des anderen verachten.

GANGSTER SQUAD unterzog sich nach dem Amoklauf in einem Kino in Aurora signifikanter Nachdrehs und Überarbeitung. Dem Film im Ganzen scheint es allerdings nicht geschadet zu haben. Es ist ein fantastisch gespielter Thriller mit exzellenten Actionszenen, der allerdings an seinen für sich viel zu hoch gesteckten Ambitionen scheitert. Er will einfach zu viel auf einmal sein, was misslingt. Doch bleibt ein spannender Film der zu unterhalten versteht und niemanden langeweilen wird. Oder wie sagt eine Figur metaphorisch auf den Punkt gebracht: Es ist nicht das Paradies, aber es ist die Stadt der Engel.

Darsteller: Josh Brolin, Ryan Gosling, Nick Nolte, Emma Stone, Anthony Mackie, Michael Pena, Giovanni Ribisi, Robert Patrick, Sean Penn u.a.
Regie: Ruben Fleischer
Drehbuch: Will  Beall, nach dem Buch von Paul Lieberman
Kamera: Dion Beebe
Bildschnitt: Alan Baumgarten, James Herbert
Musik: Steve Jablonsky
Produktionsdesign: Maher Ahmad
USA / 2013
zirka 110 Minuten

 Bildquelle: Warner Bors. / Village Roadshow
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