SNITCH – EIN RISKANTER DEAL geht auf

SNITCH – Bundesstart 06.06.2013

Eigentlich ist Ric Roman Waugh Stuntman, der zwar in über 50 Filmen seine Knochen riskierte, aber in nur 4 Produktionen die leitende Stellung inne hatte. Hal Needham war auch Stuntman, der dann bei Filmen Regie führte wie DAS AUSGEKOCHTE SCHLITZOHR, AUF DEM HIGHWAY IST DIE HÖLLE LOS, oder dem legendär schlechten MEGAFORCE. Zu den auffallenderen Filmen, bei denen Ric Roman Waugh den Kopf hinhielt gehören THE CROW, DER LETZTE MOHIKANER, oder GONE IN SIXTY SECONDS. Auch keine schlechten Reverenzen. Wenn man dann noch Dwayne ‚The Rock‘ Johnson für die Hauptrolle besetzt, dann kann es aber richtig losgehen. Denkt man. Doch spätestens wenn geneigter Zuschauer bemerkt, dass der noch aktive Wrestler in diesem Film gar nicht sein in den letzten, geschätzten zwanzig Filmen getragenes schwarzes, viel zu enges T-Shirt anhat, sollte man Bescheid wissen.

 

Tatsächlich dürfte SNITCH die Freunde der groben Action überraschen, denn SNITCH schlägt etwas leisere Töne an, und stellt den eigentlichen Action-Darsteller neben Charakter-Köpfe wie Barry Pepper und vor allem Susan Sarandon. John Matthews hat sich vom Bauarbeiter zum Chef seiner eigenen Baufirma hochgearbeitet. Die Geschäfte laufen prächtig, allerdings leitet die Familie etwas unter diesem Erfolg. Doch dann wird sein Sohn Jason wegen Drogenhandels verhaftet, und soll zu einer unverhältnismäßigen Gefängnisstrafe verurteilt werden. Im amerikanischen Rechtssystem scheint es aber diese ominöse Klausel des titelgebenden Snitch geben, dass wenn man der Staatsanwaltschaft einen größeren Fisch an die Angel hängt, als sie zum Beispiel mit Jason Matthews haben würden, könnte dieser Fall extrem strafmildernd behandelt werden. Durch dumme Zufälle und unglückliche Verkettungen, gerät John Matthews ausgerechnet an den Kopf eines Drogenkartells, den er der Staatsanwaltschaft liefern muss, um seinen Sohn vor einer drakonischen Strafe zu retten.

Dies ist keine Action-Film. Höchstens ein Drama, das mit Action angereichert wurde. Und so darf man Dwayne Johnson einmal in einer etwas ungewohnten Rolle erleben. Seinen Sohn aus den Mühlen der Justiz zu befreien, ist keine Sache der blanken Aktion, sondern ein feinsinniger Appell an die Emotionen. Ja, auch Dwayne Johnson kann mit Emotionen. Gegenüber Barry Pepper, aber vor allem in den Szenen mit Susan Sarandon, werden die leichten darstellerischen Schwächen von Johnson offenbar. Aber er ist kein schlechter Dramaturg, er braucht tatsächlich nur noch etwas Zeit, oder einen Regisseur, der sich dieses Dilemmas richtig annimmt. Man wird sehen, dass Dwayne Johnson wirklich zu einem Charakter-Darsteller heranreifen könnte, wenn man SNITCH unvoreingenommen betrachtet.

Technisch gesehen, ist der Film einfach tadellos. Dana Gonzales baut an der Kamera keine Faxen, Jonathan Chibnail hat den richtigen Rhythmus für den Schnitt. Dies ist auch kein sich selbst vorwärts peitschendes Drama, sondern gönnt dem Zuschauer durchaus etwas Ruhe. Was wiederrum ungewöhnlich ist in dem Genre, mit ausgerechnet diesem Schauspieler. Und dann ist da noch Sarandon, die leider dennoch etwas zu kurz kommt, und ein undurchsichtiger, aber integerer Barry Pepper als Undercover-Polizist. Aber es gibt auch noch Gene Hartline, Tim Trella und Larnell Stova aus der Stunt-Abteilung. Die haben weniger zu tun, als in ähnlich gelagerten Filmen, machen ihrer Profession aber alle Ehre. Denn ein Action-Film, der kein solcher sein will, von einem Stuntman inszeniert, muss zumindest optisch überzeugen. Ric Roman Waugh hat sein Team in dieser Beziehung perfekt im Griff. Er weiß, was er vermitteln wollte, und das tut er auch ohne Makel. Hal Needham hat damals diesen unsäglichen MEGAFORCE inszeniert. Davon ist Waugh weit entfernt. Und Hand aufs Herz, Dwayne Johnson ist so unsympathisch nicht, dass er unbedingt auf ein perfektes Drehbuch, oder eine tadellose Regie angewiesen ist. Umso überraschender ist SNITCH, denn da greift alles ganz sauber ineinander, wie ein sauberes Uhrwerk. So sieht solide Kinounterhaltung aus.

Darsteller: Dwayne Johnson, Jon Bernthal, Barry Pepper, Susan Sarandon, Michael Kenneth Williams u.a.
Regie: Ric Roman Waugh
Drehbuch: Ric Roman Waugh, Justin  Haythe
Kamera: Dana Gonzales
Bildschnitt: Jonathan Chibnail
Musik: Antonio Pinto
Produktionsdesign: Vincent Reynaud
USA / 2013
zirka 112 Minuten

Bildquelle: Essential Entertainment / Summit Entertainment
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Im Kino gesehen abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar