TRIPLE FRONTIER

Triple-Frontier-1, Copyright NETFLIX via IMDbTRIPLE FRONTIER
Internet 13.03.2019

Spricht man von der Entwicklungshölle, neudeutsch Development-Hell, betrifft das in der Filmwelt Projekte, deren Umsetzung aus vielerlei Gründen nicht zustande kommt. TRIPLE FRONTIER war so ein geplagtes Kind. Bereits 2010 hatte Mark Boal ein fertiges Drehbuch, Kathryn Bigelow wollte die Regie übernehmen. TÖDLICHES KOMMANDO, ZERO DARK THIRTY und DETROIT belegen eine fantastische Kooperation zwischen der Regisseurin und dem Drehbuchautor. Doch zuerst stieg Bigelow aufgrund der ausbleibenden Produktion aus, dann gab es ständig Änderungen in der Besetzung. 2015 übernahm J.C. Candor schließlich die Regie und Paramount sicherte sich die Rechte.


Das Besetzungs-Karussell drehte sich weiter, worauf hin Paramount das Projekt fallen ließ. Mit Atlas Entertainment war eine andere Produktionsfirma schnell gefunden. Doch weil J.C. Candor das Drehbuch umschrieb, sagte die nun endlich feststehende Besetzung wieder ab. Letztendlich übernahm Netflix die Rechte und die Dreharbeiten zu TRIPLE FRONTIER begannen 2018, acht Jahre nach Mark Boals Vorlage eines Drehbuches. Und ohne Namen wie Tom Hanks, Johnny Depp, Channing Tatum, Will Smith, Mark Wahlberg, Mahershala Ali, oder Tom Hardy. Doch das darf nicht darüber hinweg täuschen, dass Hunnam, Affleck, Pascal, Hedlund, und allen voran Oscar Isaac der passende Typus an Männern ist, welche ehemalige Mitglieder einer militärischen Spezialeinheit perfekt verkörpern.

Die physische Präsenz der Darsteller verleiht dem Film eine tragende Glaubwürdigkeit. Aber in erster Linie ist es die Chemie zwischen den Darstellern, die ihre Freundschaft und das sich gegenseitig gebende Vertrauen einfach real wirken lassen. Ungewöhnlich für einen Action-Film, dass die persönlichen Szenen zwischen den Figuren mehr Interesse wecken, als die eigentlich im Vordergrund stehenden Kampf-Einlagen. Wobei die Action kaum etwas zu wünschen übrig lässt. Ron Patane schneidet schnell, aber nicht überhastet. Die Choreographie tut ein weiteres, dass der Zuschauer im Kugelhagel nicht den Überblick verliert. Ohne dabei Tempo zu verlieren, verdeutlichen diese Szenen, wie eingespielt die Kameraden und Freunde sind. In einzelnen Einstellungen erkennt man immer wieder die taktische Präzision, welche eine Spezialeinheit ausmacht. Keine „Hau drauf“ Helden, sondern routinierte Profis, stets fokussiert und ohne überhebliches Gebaren.

Wenn die Fünf ihren Feldzug in Südamerika gegen einen Drogenbaron beginnen, um diesen um ein paar Millionen Dollar zu erleichtern, legt TRIPLE FRONTIER ein gutes Tempo vor. Was in Candors Inszenierung allerdings fehlt, ist eine von diesem Zeitpunkt an notwendige Steigerung. Der Film pegelt sich auf ein Level ein, welches er nicht mehr verlässt. Das Verlangen nach einem kommenden Höhepunkt wird verstärkt, aber nicht erfüllt. Candor konzentriert sich zunehmend auf die emotionale Entwicklung der Geschichte. Grundsätzlich ist das begrüßenswert, aber bei einem Action-Film muss man die Realität dennoch angemessen beugen können.

Man darf gespannt sein, welche Resonanz TRIPLE FRONTIER in Abrufzahlen und Zuschauer-Akzeptanz generieren konnte. Wenn Netflix überhaupt solche Zahlen vorlegen kann und will. Für einen Streaming-Dienst ist dies eine überaus aufwendige Produktion, was allerdings auch wieder belegt, dass die dort verantwortlichen Köpfe immer wieder ein echtes Gespür für Talent und Geschichte beweisen. Auch wenn speziell TRIPLE FRONTIER etwas mehr von konventioneller Steigerung vertragen hätte.

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Darsteller: Oscar Isaac, Ben Affleck, Charlie Hunnam, Pedro Pascal, Garrett Hedlund, Adria Arjona u.a.
Regie: J.C. Candor
Drehbuch: Mark Boal, J.C. Candor
Kamera: Roman Vasyanov
Bildschnitt: Ron Patane
Musik: Disasterpeace
Produktionsdesign: Greg Berry
USA / 2019
182 Minuten

Bildrechte: NETFLIX via IMDb
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