NOW YOU SEE ME:
NOW YOU DON’T
– Release 13.11.2025 (world)
Nach einer – milde gesprochen – enttäuschenden Fortsetzung, war ein dritter Teil eigentlich in sehr weite Ferne gerückt. Und scheinbar sind neun Jahre noch immer nicht fern genug. Daniel Atlas, der arrogante Illusionist, Merrit McKinney, der überdrehte Hypnotiseur, Henley Reeves, die selbstbewusste Entfesselungskünstlerin, und der unbeherrschte Jack Wilder mit seinen Kartentricks und Safeknacker-Künsten. Sie sind also wie das Kaninchen aus dem Zylinder wieder aufgetaucht. Warum auch nicht – könnte man sagen. Warum – sollte man eher fragen. Die Binsenweisheit, dass zu viele Autoren das Buch verderben, hat sich in den letzten Jahren erstaunlicherweise etwas relativiert. Bei „Die Unfassbaren 3“ hat sie noch Bestand. Der Film glänzt mit filmtechnischen Taschenspielertricks, mit einem merklich gut aufgelegtem Ensemble, und der Agenda sein Portfolio an Zauberern zu erweitern. Was aber fehlt, ist eine klare Linie in der Inszenierung, und eine angemessen durchdachte Handlung.
Die Four Horsemen sind also zurück. Bei einer Untergrund-Aufführung mit begeisterten Fans, glänzen sie mit ihrer Spezialität: Sie stellen betrügerische Multimillionäre bloß, nehmen ihnen alles vom Konto, und verteilen dies unter dem Volk. Nur, dass es sich bei den Four Horsemen, Alex, Merritt, Henley und Jack um Hologramme handelt, welche drei junge Illusionisten verwenden, um unerkannt zu bleiben. Es gesellen sich also Justice Smith, Ariana Greenblatt und Dominic Sessa zu der Darstellerriege, um die eventuell wieder aufflammende Reihe deutlich zu verjüngen.
Natürlich hat Morgan Freeman auch wieder einen Auftritt, und sogar Mark Ruffalo erscheint kurz. Dazu gibt es einen Überraschungsgast, den man verzweifelt versucht geheim zu halten (er wird aus gutem Anstand auch in diesem Text nicht genannt). Die Überraschung ist eigentlich keine, denn es wäre eine Unverschämtheit gewesen den Überraschungsgast nicht auftreten zu lassen. Ansonsten gibt es wie gewohnt Jesse Eisenberg, Woody Harrelson, Dave Franco und Isla Fisher, die wegen Babypause den zweiten Teil ausfallen ließ. Die enorme Zahl von Darstellern erinnert zu Recht an „Ocean’s Eleven“. Allerdings lässt bei den „Unfassbaren“ deren gleichwertige Leinwandzeit keinerlei Raum für persönliche Momente oder charakterliche Einblicke zu. Leider werden die Figuren zu bloßen Werkzeugen eines uninspirierten Plots.
Die Alten treffen auf die Jungen, weil die ominöse Magiergesellschaft ‚Das Auge‘ eine neue delikate Aufgabe hat. Die vereinte Zauberkraft mit ihren diversen Fähigkeiten – Superhelden lassen grüßen – sollen die südafrikanische Diamantenhändlerin Veronika Vanderberg bloßstellen und ihres Vermögens entledigen. Ihr Nazi-Vater hatte seinerzeit die Geschäfte aufgebaut, und seitdem wird damit Geldwäsche für illegale Waffengeschäfte betrieben. Die Horsemen (mit Women) tun sich etwas schwer, weil es scheint, als wäre Veronika immer einen Schritt voraus – Scheint! Zuerst gibt es die üblichen Eitelkeiten gegenüber den jeweils anderen auszuspielen, bevor die magische Sippe ihre – dem Zuschauenden natürlich geheimen – Vorstellungen beginnen.
Niemand in der künstlerischen Führungsspitze von Regie und Drehbuch hatte mit den ersten beiden Teilen zu tun, und es beschleicht einen das starke Gefühl, dass dies auch das große Manko dieser Produktion ist. In technischer Hinsicht ist „Die Unfassbaren 3“ eigentlich überdurchschnittlich. George Richmonds Kameraarbeit ist äußerst dynamisch, immer in Bewegung, immer mit raffinierten Einstellungen, und dem Illusionisten-Hintergrund gerecht werdenden Einfällen an optischen Tricksereien. Stacey Schroeder zaubert daraus mit ihrer Montage einen pausenlos mitreißenden Fluss an Action. Und genau da fängt der Film auch an sich selbst zu entzaubern. Regisseur Ruben Fleischer gönnt seinem Publikum keinen ruhigen Moment. Dazu blasen unablässig Brian Tylers Musik und eine wummernde Song-Auswahl die Atmosphäre auf.
Es gibt eine Sequenz in der sich das Siebenergespann an Magiern als Art Kräftemessen ein improvisiertes Zauberduell liefern. Das ist fantastisch inszeniert, gefilmt und geschnitten – aber es ergibt keinen Sinn. Und das ist exemplarisch für diese Fortsetzung. Wie sich die Handlung von Szene zu Szene arbeitet, erscheint jedes Setting und jeder einhergehendes Gimmick willkürlich. Es wird zwar in Rückblenden immer wieder der Aufbau und die Umsetzung der Tricks und Illusionen erklärt, wie Veronika Vanderberg und ihre Häscher auseinander genommen werden, es ist aber genauso schnell und einfach festzustellen, dass jede Phase von jeder Illusion der Horsemen nur durch Zufälle funktioniert. Jeder Abschnitt ist abhängig davon, dass unglaublich viele unberechenbare Faktoren tatsächlich so ineinandergreifen wie gedacht. Hunderte von unbedarften Zuschauern, dutzende nichtsahnender Polizisten, unbestimmte Straßen- und Wetterverhältnisse. Das habem die Horsemen nur im Griff, weil es so im Drehbuch steht.
Wer sich davon täuschen lässt, dass die Macher auch für die „Zombieland“s und „Deadpool“s verantwortlich sind, die werden noch viel weniger Freude an diesem wilden Spektakel haben, welches sich als fauler Zauber herausstellt. Oh, die Darsteller haben wirklich viel Spaß in ihren Rollen, und das ist sehr oft ansteckend. Besonders Woody Harrelson bringt mit seinem ungezwungen spöttischen Humor wieder viel Spaß auf die Leinwand. Dazu gesellen sich vier phänomenal entworfene Sets, die tatsächlich Staunen lassen. Es liegt also sicher nicht an den mitreißenden Darstellern, oder den Kulissen, und auch nicht an der bemerkenswerten technischen Umsetzung.
Es liegt an der unausgereiften Idee von einer Handlung, die selbst nach den erklärenden Rückblenden nicht beeindruckt, oftmals keinen Sinn ergibt, und die Wiederholung des Attributs „willkürlich“ herausfordert. Ein Zauberstück besteht aus drei Akten: Das Versprechen – das war bei dieser Fortsetzung groß. Die Wendung – die ging hier irgendwie verloren. Das Prestige – dem fehlt schlichtweg die Magie.
Darsteller: Jesse Eisenberg, Woody Harrelson, Isla Fisher, Dave Franco, Dominic Sessa, Ariana Greenblatt, Justice Smith, Rosamund Pike, Morgan Freeman u.a.
Regie: Ruben Fleischer
Drehbuch: Seth Grahame-Smith, Michael Lesslie, Rhett Reese, Paul Wernick
Kamera: George Richmond
Bildschnitt: Stacey Schroeder
Musik: Brian Tyler
Produktionsdesign: David Scheunemann
USA / 2025
112 Minuten

