Fantasy Filmfest 2010 – Teil 1

Frisches Blut und alte Haudegen – Harry Brown

Dass der Genrefilm längst keinen Grund mehr hat, sich im Programmkino-Schatten des strahlenden Mainstream-Multiplex zu verstecken, beweist sich Jahr um Jahr am stetig wachsenden Erfolg des Fantasy Filmfests. Für die Macher des Filmfests um Gründer Rainer Stefan bedeutet Genrefilm expliziter Splatter genauso wie Psychoschocker – vom Gangsterfilm bis zur experimentellen Bilderwucht. Das heißt vor allem Thriller, Horror oder Science Fiction aus Norwegen, Schweden, Vietnam, Frankreich, Belgien oder Südkorea. Blut aus Amerika fließt dagegen verhältnismäßig sehr verdünnt durch die Venen des Filmfestes. Was das alljährliche Programm des FFF in reiner, grober, oft sehr derber Form zeigt, hat natürlich längst auch das modrige Fleisch des amerikanischen Mainstream-Kinos aufgefrischt. Aber Bluttransfusionen dieser Art sind nun mal stark verwässert. Wer wissen will, wie es im Kino zur Legimitation eines von PIRANHAS angeknabberten Penis kommen konnte, der sollte Peter Jacksons BRAINDEAD gesehen haben, ebenfalls ein früherer Beitrag des FFF. Nur, dass der eine Film vor blutigem Charme strotzt, der andere hingegen zur fauligen Effekthascherei verkommen ist

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Fantasy Filmfest 2010 -Teil 2

Zurück in die Vergangenheit – Solomon Kane & Centurion

Nahm man bisher auf dem Fantasy Filmfest Geschichtsunterricht, dann kam dieser meist in Form von asiatischen Epen aus Hongkong oder Taiwan. Mit 14 BLADES und LITTLE BIG SOLDIERS leistet China auch dieses Jahr wieder seinen Beitrag, den Schwert-und-Ehre-Freund in eine längst vergangene Zeit zu entführen. Bei LITTLE BIG SOLDIERS sogar mit einem gegen den Strich gebürsteten Jackie Chan. Aus Kanada kommt noch eine besondere Mixtur, wo Live-Rollenspieler mit ihren selbst erschaffenen Charakteren gegen die wirkliche Welt ankommen müssen. Das Ganze nennt sich dann THE WILD HUNT, und verspricht ein turbulenter Spaß mit der Gewalt eines Psychothrillers zu werden. Doch dieses Jahr werden Zeitreisen hauptsächlich von Großbritannien gesponsert und nennen sich CENTURION, SOLOMON KANE und, ganz heiß erwartet, BLACK DEATH.

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Christopher Nolans Inception

Ist es wirklich genug, dass man einen Film einfach nicht mehr aus dem Kopf bekommt? Sollte das nicht das Anliegen eines jeden ambitionierten Filmautors sein? Mit immenser Beharrlichkeit lässt sich Nolan einfach nicht in die Schublade des Regisseurs stecken. Er kommt eigentlich der Antwort auf die Hollywood-Standard-Frage am nähesten: wer in die Schuhe von Steven Spielberg wachsen könnte. Doch auf der anderen Seite ist Nolan den europäischen Meistern wesentlich näher. Nicht der stoischen Kälte von Bergman, aber der unkonventionellen Frische von Truffaut bestimmt. Für sieben seiner bisher acht Regiearbeiten hat er selbst die Bücher verfasst. Das funktionierte bei Woody Allen immer gut. In der sehr hochpreisigen Sparte des Hollywood-Blockbusters hingegen ist es eigentlich kaum vorstellbar.

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Toy Story 3

„Wir wussten, dass dieser Tag kommen würde. Jedes Spielzeug weiß, dass sein Besitzer einmal erwachsen wird.“

„Ja, aber dieser Tag ist jetzt.“

Es ist nicht mehr sehr eng in Andys Spielkiste. Wie die Zeit vergeht, geht der Junge doch in wenigen Tagen aufs College. Seine Spielsachen sind merklich ausgedünnt, in der Kiste wartet nur noch der restliche harte Kern darauf, ein letztes Mal bespielt zu werden. Oder in einem Plastikbeutel auf dem Dachboden darauf zu warten, wieder einmal ausgepackt zu werden. Schließlich ist man Andys Spielzeug, war es schon immer, und möchte es auch immer sein. Es ist eine eigenartig wehmütige Stimmung, die sich der Film schon in den ersten Minuten selbst auferlegt. Ob Buzz Lightyear oder Cowgirl Jessie, Mr Potato Head oder Dinosaurier Rex, das Spielzeug hat ausgedient. Lediglich Cowboy-Held Woody würde, als liebevolle Erinnerung, einen Regalplatz im Collegezimmer von Andy bekommen.

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KICK ASS kicks ass

Es ist die einfache Geschichte von Junge trifft Mädchen, Junge verliert Mädchen, Junge und Mädchen finden sich wieder. Alles schon mal dagewesen, und das nicht zu knapp. Der Verlierertyp, der die High-School-Queen nicht mit Heldentaten überzeugen muss. Doch da ist immer dieser unheilvolle Schatten des Unausgesprochenen. Es ist wie in jeder Romanze, die ein Reibungspotenzial benötigt, um die Liebe auf den Prüfstand zu stellen. Und nach altem Dramaturgie-Rezept verpasst es auch Dave Lizewski immer wieder, seiner scheinbar unerreichbaren Liebe Katie die Wahrheit zu gestehen. Denn je länger ein Geständnis auf sich warten lässt, desto größer wird schließlich der Vertrauensbruch bewertet. In jeder anständigen Romanze geschieht dieses Zerwürfnis in den letzten zwanzig Minuten, um dann zum tränenreichen Finale zu blasen. Bei KICK-ASS geschieht es in der Mitte des Films, dauert 30 Sekunden und danach möchte Katie, mit ihren eigenen Worten gesprochen, dem Helden nur noch das Hirn aus dem Schädel vögeln.

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Guy Ritchie & SHERLOCK HOLMES

Sherlock Holmes im Zeichen der Zeit

Andrew und Uwe sind wieder im Kino gewesen und haben einen Ausflug in alte Zeiten gemacht:

SHERLOCK HOLMES schleicht sich im Schatten von AVATAR leise an und schlägt umso mächtiger zu. Ein Film ganz auf der Welle des neu erfundenen Helden vergangener Tage. Ein Abebben ist nicht in Sicht, das Konzept geht immer wieder auf. Stellt sich die Frage:

Sind die klassischen Charaktere wirklich so stark, dass sie bei Neuverfilmungen stets aktuell bleiben, oder gar immer besser zu werden scheinen?

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Brittany Murphy – Drew Barrymore

Brittany, Drew und der Rest

Der Vorteil des Bezahl-Fernsehens ist das Stolpern über Filmperlen wie ER STEHT EINFACH NICHT AUF DICH. Das Auffallendste an dieser Beziehungskomödie war, dass drei der vier durchaus attraktiven Darstellerinnen die gleiche Frisur trugen. Fettig wirkende Spaghetti, die ungeliebt bis über die Schulter hingen.

Jemand, der selber gegen nicht aufzuhaltenden Haarausfall kämpft, sollte so etwas nicht sagen, aber sie hätten besser aussehen können. Die Darstellerinnen waren Jennifer Aniston, Jennifer Connelly und Drew Barrymore. Letzterer ist es zu verdanken, dass meine Gedanken während des Films von den unsäglichen Frisuren auf etwas anderes gelenkt wurden.

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FlashFoward – zu den ersten 10 Folgen

Diese Besprechung wurde nach der zehnten Episode, der 22 Teile umfassenden Serie geschrieben und nach Ablauf von FlashForward nicht aktualisiert:

ON OCTOBER 6, THE PLANET BLACKED OUT FOR TWO MINUTES SEVENTEEN SECONDS. THE WHOLE WORLD SAW THE FUTURE.

Anfangs hat sich LOST wirklich schwer getan. Während der zweiten Staffel wurde der Vorwurf laut, die Macher hätten keinen Schimmer, wohin die Geschichte laufen sollte. Die Produzenten gaben vor, sehr wohl zu wissen, was mit den auf der Insel Gestrandeten passieren würde, baten die Zuschauer um erhöhte Aufmerksamkeit und schürten den Kult. Damit besiegelte man recht früh das Ende der Serie, um Lost vernünftig zu Ende zu erzählen. Das brachte der Serie phantastische Quoten und eine ungeheure Fan-Gemeinde aus allen Schichten. Und nun? Das Ende ist nah.

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Roland Emmerichs 2012

Roland Emmerich dafür zu ohrfeigen, dass 2012 so geworden ist, wie wir ihn jetzt erleben dürfen, kommt dem Vorwurf an einen Priester gleich, dass dieser gläubig ist. Natürlich fordert es der Schwabe für jeden seiner Filme heraus, dass dieser als banal, inhaltlos und reißerisch kritisiert wird. Aber von einem muss man den Filmautor freisprechen, und das ist der vielfach erhobene Vorwurf der Naivität. Weiterlesen

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Ein Quantum Trost – Quantum of Solace

Andreas: Als begnadeter und fast schon allwissender Cineast kann ich aus dem Stegreif sagen, was ein Bond-Film ist. Wir reden hier von Bond, James Bond. Und die alte Schindmähre unter den Kinoreihen besticht durch eine einzigartige Formel, die man ohne nachzudenken herunterbeten kann: Der Teaser, mit einer flotten Action-Sequenz, die nichts oder nur selten etwas mit der eigentlichen Handlung des Films zu tun hat. Der animierte Titelvorspann, mit cooler Musik meist aktueller Interpreten. Ein charmanter Bösewicht, mit einem extrem fiesen Helfershelfer. Der Plan, sehr viel Schaden in der Welt anzurichten. Eine extrem schöne Frau, meist Gespielin des Bösewichts, die Bond irgendwann gegen Ende zu Hilfe kommt. Weiterlesen

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District 9

Wikus Van De Merwe ist genau der Typ, der gerne Ziel des Spotts wird. Und genau so inszeniert ihn Neill Blomkamp auch. Mit Pullunder über dem weißen Hemd und dem Tick, seine Nervosität hinter Zwischenfragen zu verbergen. Wikus hat allen Grund, nervös zu sein, denn ein Kamerateam wird ihn begleiten, wenn er im Dienste der MNU mit einem Trupp Soldaten ein Ghetto verlegt. Wikus ist alles andere als eine Führungspersönlichkeit, und dennoch liegt es in seinen Händen, für einen ordnungsgemäßen und reibungslosen Ablauf der Verlegung zu sorgen. Erschwerend kommt hinzu, dass Wikus diese ehrenvolle Aufgabe nur erhalten hat, weil sein Schwiegervater der Vorsitzende der MNU ist, dem Amt für Außerirdischenfragen.

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Coraline in 3D

Die Augen sind die Spiegel der Seele. Was für ein Tausch, auf den sich Coraline Jones da einlassen müsste, um ihren Eltern endlich zeigen zu können, das man immer bekommt was man will.

Zusammengeglaubt aus verschiedenen Abenden in welchen Autor Neil Gaiman seinen eigenen Kindern Gute-Nacht-Geschichten zum Besten gab, kam 2002 das Buch CORALINE auf den Markt. Und wer Gaimans Gespür für außergewöhnliche Geschichten kennt, weiß dass er sich auch bei CORALINE auf einiges gefasst machen sollte. Und die Verfilmung setzt dem Ganzen noch eines drauf. Da ist vom Familienspaß die Rede, oder dem Märchen für Erwachsene, oder auch der kindlichen Gruselmär. Der Film möchte von allem ein bisschen sein und ist letztendlich ein Horrorfilm, der so manchem aus der Zielgruppe lange Nächte bereiten wird. Weiterlesen

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The Dark Knight

Natürlich kann ein Film mit derart grandiosen Vorschusslorbeeren seinen Erwartungen nicht gerecht werden. Aber die Zweifler können sich entspannen und zurück lehnen. Christopher Nolans ‚Dark Knight‘ kann zweifellos für sich in Anspruch nehmen, das Genre des Superhelden-Filmes auf ein ganz neues Level gehoben zu haben.

In Bezug auf Batman, behält Tim Burtons filmische Version durchaus seine Gültigkeit. Keiner hat bisher die Seele des Comics, die Welt gezeichneter Bilder und übersetzter Sprechblasen so genau getroffen, wie Burton. Und er hat trotz des mitunter zirkusreifen Spektakels, die düsteren Phantasien und gequälten Charaktere bewahrt. Burton ist Bob Kanes Zeichnung von Gotham City gerecht geworden und Christopher Nolan baut meisterlich darauf auf. Weiterlesen

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