James Bond 007: KEINE ZEIT ZU STERBEN

No Time To Die - Copyright MGMNO TIME TO DIE
– Bundesstart 30.09.2021

Vielleicht hat es so sein müssen. Weil es nicht einfach nur ein Film ist, sondern Kinogeschichte. Wo man anderen Filmen unnötige Längen unterstellt, nimmt man sie an dieser Stelle wohlwollend hin. Wo man sich bei anderen Filmen über abgedroschene Klischees erregt, umarmt man sie hier, und heißt sie willkommen. Willkommen zurück. Vor exakt einem Jahr wurde TENET zu Recht als Götterbote des Pandemie geschüttelten Kinos gefeiert. Eine ganz andere Güteklasse setzt nun NO TIME TO DIE. Nicht höher, nicht besser, einfach anders. Vielleicht lässt es sich darauf herunter brechen, dass Christopher Nolan erst seit 20 Jahren als der junge Heißsporn des Kinos klassifiziert wird. Relativ wenig Zeit gegenüber 60 Jahren James Bond in der Albert R. Broccoli-Ära. Da bekommt diese Marke in den weltweit veränderten Zeiten, bei Zuschauern und Kritikern cineastisch gesehen einen ganz andere Stellenwert. Aber…, ebenso jung, und noch immer ebenso ein Heißsporn.

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THE GUILTY

Copyright NETFLIX– Netflix seit 01.10.2021

Menschen die eine pathologische Abneigung gegen Neuverfilmungen haben, deswegen sofort in Tränen ausbrechen, gerne auch mit den Füßen aufstampfen, können sofort hier aufhören zu lesen, und zurück nach Mussschlechtsein gehen.
Mit ihrem dänischen Hochleistungsthriller haben Gustav Möller und Emil Nygaard Albertsen ein außergewöhnliches Werk geschaffen, welches der breiten Öffentlichkeit trotz allem verborgen blieb. Dafür begeisterte THE GUILTY Jake Gyllenhaal so sehr, dass er sich umgehend die Rechte an einem Remake sicherte. Der Schauspieler war 2007 mit BROTHERS schon einmal in einem Remake eines dänischen Dramas zu sehen, was ihm allerdings weniger Aufmerksamkeit einbrachte, als seinen Mitspielern. Bei THE GUILTY nimmt das mit der Aufmerksamkeit ganz andere Ausmaße an.

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Drive-In: OPA KANN’S NICHT LASSEN

KotchDriveIn

KOTCH – Start 17. September 1971

Kotch - Copyright ABC PICTURES

Der Roman ‚Kotch‘ von Katharine Topkins erscheint 1965. Die Geschichte eines Mannes, der wegen seines Alters nur noch als kauzig bezeichnet wird, und als Belastung für die Familie gilt. Doch Joseph Kotcher ist kein vertrottelter alter Mann der Hilfe braucht. Mit seiner Lebenserfahrung und inne wohnenden Weisheit, kann er ignorieren, was ihm an Ignoranz entgegen gebracht wird. Dieser Roman weckt sofort die Aufmerksamkeit des Schauspielers Jack Lemmon, der mit Regisseur Billy Wilder schon sehr erfolgreich komisch tragische Figuren auf der Leinwand lebendig werden ließ. Sechs Jahre dauert es, bis Lemmons Herzensprojekt endlich für die Leinwand adaptiert werden kann.

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BIS AN DIE GRENZE

Police - Copyright F comme Film - Cin@ - Thibault GrabherrPOLICE (a.k.a NIGHT SHIFT)
– Bundesstart 30.09.2021

Mit BIS AN DIE GRENZE hat Filmemacherin Anne Fontaine ein ärgerliches Stück Kunstkino geschaffen, das innerhalb seiner eigenen Geschichte nirgendwo Halt findet. Drei französische Cops sollen den Tadschiken Asomidin Tohirov für dessen Abschiebung zum Flughafen bringen. Virginie, Aristide und Erik übernehmen diese Aufgabe als Freiwilligendienst, weil alle Drei ihre Gründe haben, nicht nachhause zu gehen. Anhand von Rückblenden wird erzählt, wie der Tag bis zu dem Auftrag für jeden von ihnen verlaufen ist. Ihre Probleme scheinen alltäglicher Natur. Die Versagensängste als junge Mutter. Die Fürsorge einer Gattin, die noch mehr nervt als der Kampf mit der Abstinenz. Die sozialen und professionellen Unsicherheiten, die mit losem Mundwerk und zynischen Sprüchen kaschiert werden. Virginie, Erik und Aristide verkörpern unterschiedliche Formen menschlicher Vernunft. Es wäre spannend gewesen, hätte Anne Fontaine diese differenzierten Charaktereigenschaften zu einem komplexen Ganzen zusammenführen können.

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TED BUNDY: NO MAN OF GOD

No Man Of God - Copyright CENTRAL FILM VERLEIHNO MAN OF GOD
– Bundesstart 23.09.2021

Die Faszination des Unbeschreiblichen, des Unerklärlichen, des Widernatürlichen. Selten befassen sich Presse, oder fiktive Adaptionen mit den Opfern dessen, was man im allgemeinen als das Böse beschreibt. Der 1946 geborene Jura- und Psychologiestudent Theodore Bundy ist im Wesen von Serienkillern, das bisher am intensivsten untersuchte und häufigsten beschriebene Individuum. Das lag zum einen an seinem relativ guten Bildungsgrad, und in den, seinen perversen Leidenschaft widersprüchlich scheinenden akademischen Interessen. Und zum anderen lag es an seiner einnehmenden, charismatischen Art. Doch ausschlaggebend waren zweifellos seine drei nachgewiesenen und dreißig gestandenen Ermordungen von vornehmlich jungen Frauen. Hier, wie eigentlich bei den meisten Serienkillern, bleiben die Opfer anonym im Hintergrund. Romanautor Thomas Harris brachte diesen Zustand etwas ins Wanken, als er seinerzeit den FBI-Profiler Will Graham auf die Jagd nach dem roten Drachen schickte, und damit in den Vordergrund stellte.

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HELDEN DER WAHRSCHEINLICHKEIT

Riders oJ - Copyright SPLENDID FILMRIDERS OF JUSTICE
RETFÆRDIGHEDENS RYTTERE
– Bundesstart 23.09.2021

Die Besprechung basiert auf der Prime Video Fassung in Originalsprache mit englischen Untertiteln.

Es ist nicht unbedingt ein langer, dafür sehr fruchtbarer Weg, den Regisseur Anders Thomas Jensen mit Mads Mikkelsen bisher gegangen ist. In seinen nur fünf Spielfilmen seit 2000, besetzte Jensen stets Mikkelsen in der Hauptrolle. Skift aldrig et vinderhold, denkt sich der schlaue Däne. So gehört auch Nicolas Bro zu Jensens Stammmannschaft. Oder Nikolaj Lie Kaas, der Freunden von skandinavischen Krimis in vier Jussi Adler-Olsen Verfilmungen die Stimmung verdüstern durfte. Und auch Komponist Jeppe Kaas ist Teil der Familie. Und um die Kausalitätskette zu erweitern, hat Jensen obendrein das Drehbuch zu Kristian Levrings SALVATION geschrieben, wo Mads Mikkelsen in einem der besten Western der Neuzeit brillierte. Skift aldrig et vinderhold, never change a winning team. Und das ist die absolute Stärke bei HELDEN DER WAHRSCHEINLICHKEIT.

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Editorial: DUNE

Uwe KrausDune - Copyright WARNER BROS– Bundesstart 15.09.2021

Es dauert zirka drei Minuten. Nach einer kurzen Einführung über die Historie des Wüstenplaneten Arrakis, erscheint der Schriftzug DUNE. Mit dem Zusatz ‚Part One‘. Denis Villeneuves schon im Vorfeld als Meisterwerk gepriesene Adaption entpuppt sich als zweieinhalbstündige Mogelpackung. Hätte man es wissen können? Selbstverständlich. Hätte man es wissen müssen? Auf keinen Fall. Dem durchschnittlichen Ticket-Preis nach gerechnet, haben an den zwei Starttagen weltweit ungefähr 840.000 Zuschauer DUNE gesehen. Die Frage sei gestattet, wie viele dieser Menschen Nachrichten aus dem Filmgeschäft verfolgen, regelmäßig das Feuilleton lesen, oder sich intensiv mit einem zum Besuch anstehenden Film auseinandersetzen. Es geht hier nicht darum, mit welchen Empfindungen das Kino am Ende verlassen wird, sondern das Gefühl, welches einen beschleicht, wenn der Film beginnt.

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SCENES FROM A MARRIAGE

Episode 1 – Innocence & Panic

Scenes FAM - Copyright HBO– ab 12.09.2021 auf SKY / HBOmax
– deutsche Synch-Fassung 19.11.2021

Ganze 20 Minuten in die erste Episode ‚Innocence & Panic‘ hinein, stellt Peter ehrlich verwirrt eine Frage. „Warum“, will Peter wissen, „warum ist sie an monogamen Langzeitbeziehungen interessiert?“ Die besten Freunde Mira und Jonathan haben an einer Studie über partnerschaftliche Rollenverteilungen teilgenommen. „Es gibt doch so viele andere Beziehungsmodelle. Es ist eine neue Zeit.“
Sich an einem Klassiker zu versuchen, der noch heute Bestand hat, und damals wie heute unangenehm unter die Haut geht, ist ein ambitioniertes Unterfangen. Und gleich in der ersten Folge, stellt sich diese Neuverfilmung mit Peters Frage selbst zur Diskussion. Als Zuschauer könnte man über die Sinnhaftigkeit verkürzt fragen, „warum?“.

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SAW – SPIRAL

Spiral - Copyright LIONSGATESPIRAL: From the Book of SAW
– Bundesstart 16.09.2021

Diese Besprechung liegt dem amerikanischen Prime Video Stream zugrunde.
Wenn Detective Ezekiel ‚Zeke‘ Banks gegen seinen Willen den Anfänger William Schenk als neuen Partner zugeteilt bekommt, wird er von Schenk gefragt, wie Zeke seinen Kaffee möchte. „Alleine“, ist die mürrische Antwort. Und schon ist man mit der unoriginellsten Standardsituation bei einem Buddy-Movie, mittendrin im Reigen von Hecksel und Gemetzel. John Kramer ist vor 15 Jahren gestorben, sein Vermächtnis hält noch vier Jahre an. Jedes Jahr eine Fortsetzung, dass schafft Zuschauerbindung. Das Versprechen, die Blut- und Gekrösereihe abgeschlossen zu haben, hält nur sieben Jahre. Die Möglichkeit war verführerisch, nur der Zuspruch hält sich in verhältnismäßigen Grenzen. 2017 trägt man mit JIGSAW auch die Erben von John Kramer zu Grabe. Doch sein Geist bleibt ruhelos, und spukt in Chris Rocks Gedanken. Und so sucht dieser Geist nun Detective Zeke Banks heim, der in einer grausamen Mordserie auffallende Verbindungen zu dem sogenannten Jigsaw-Killer findet.

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MALIGNANT

Malignant - Copyright WARNER BROS– Bundesstart 02.09.2021

Es fällt immer wieder positiv auf, dass man auch James Wan bekommt, wenn James Wan drauf steht. Ein Mann der mit innovativen Variationen im modernen Horrorfilm eine Lücke für sich fand. Sieht man sich das gesamte sogenannte CONJURING-Universe und die SAW-Reihe an, eröffnen sich kaum noch originelle Ideen. Es sind eher ständige Wiederholungen von absehbaren Jump-Scars, effektiven Spannungsstandards und bemerkenswerter Zusammenarbeit der Design-, Kamera- und Schnittabteilungen. Der einheitliche Guss aller Werke kommt beim geneigten Publikum sehr gut an, der Ticketverkauf spricht eindeutige Zahlen. Wo James Wan drauf steht, ist auch James Wan drin. Nicht umsonst orientieren sich Newcomer verstärkt an seinen Werken, die er als Ausführender Produzent fast im Alleingang prägt.

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DON’T BREATHE 2

Dont Breathe 2 - Copyright SONY PICTURES– Bundesstart 09.09.2021

Es ist erstaunlich, dass Fede Alvaraez und Rodo Sayagues‘ Überraschungs-Thriller DON’T BREATHE ganze fünf Jahre brauchte, um endlich fortgesetzt zu werden. Der ‚blinde Man‘ hat mittlerweile einen Namen, was aber weder handlungsrelevant ist, noch den geneigten Zuschauer interessieren dürfte. Es kommt darauf an, dass der blinde Mann wieder den bösen Jungs das Fürchten lehrt. Wobei es zum Konzept von Teil Eins gehörte, die Charakterisierung von Gut und Böse auf den Kopf zu stellen. Dieses Konzept wird auch fünf Jahre später ein elementarer Teil der Handlung. Darüber hinaus wollen aber die Filmemacher nur das Beste für ihr erfolgreiches geistiges Kind, und überhäufen es mit allerlei Einfällen, um aus der Kinderstube ein ordentliches Eigenheim zu gestalten. Denn wie mittlerweile üblich, wird auch DON’T BREATHE als Filmerfolg nicht einfach fortgesetzt. Teil Zwei wird mit Elementen aufgeblasen, die eine weit komplexere Geschichte für die Zukunft ermöglichen.

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STILLWATER – Gegen jeden Verdacht

Stillwater - Copyright FOCUS FEATURESSTILLWATER
– Bundesstart 09.09.2021

Dies ist die Geschichte von Bill, der in Oklahoma auf Ölplattformen oder bei Abbruch von Häusern arbeitet. Seit fünf Jahren reist er in regelmäßigen Abständen nach Marseille, Frankreich, um seine wegen Mordes inhaftierte Tochter Allison zu besuchen. Dies ist die Geschichte von Allison und Bill, die als Vater und Tochter erst eine intensive Beziehung aufbauten, als sie verurteilt wurde, ihre Kommilitonin und Freundin ermordet zu haben. Es ist aber auch die Geschichte von Virginie, eine alleinerziehende Mutter, die einem Arbeiter aus der unteren Mittelschicht hilft, sich in einer ihm fremden Welt orientieren zu können. Aber STILLWATER ist noch soviel mehr, aber vor allem ganz anders, als reißerische Trailer und Plakate glauben machen wollen.

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CANDYMAN

Candyman - Copyright UNIVERSAL STUDIO– Bundesstart 26.08.2021

Es gibt immer wieder diese Art von Film, die zuerst wenig Eindruck machen, eher gewöhnlich wirken. Erst später verändert sich dann die Wahrnehmung. Sei es wegen seiner künstlerischen Umsetzung, mit einer genialen thematischen Auflösung, oder bei einer nachfolgenden Reflexion, beginnt sich dieser Film richtig zu entfalten und zu erschließen. So ein Film ist Nia DaCostas CANDYMAN. Seine offenkundige Metaphorik und gesellschaftskulturellen Anspielungen stellt er tatsächlich so raffiniert neben die eigentliche Handlung, dass sie kaum als Kritik, sondern eher als notwendige Basis wahrgenommen werden. 1992 war Cabrini-Green im Norden Chicagos bereits eines der ärmsten und gewalttätigsten Stadtviertel. Es war ein Novum, dass sich seinerzeit ein massentauglicher Horrorfilm trotz seines Genres ernsthaft mit der sozialen Problematik seines Handlungsortes auseinandersetzt. 29 Jahre später kann Jordan Peele, dessen eindeutige Handschrift als Produzent erkennbar ist, dem Schreckgespenst von damals, einige Facetten hinzufügen.

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FRENCH EXIT

French Exit 3 - Copyright SONY PICTURES

– Bundesstart 02.09.2021

Die ist ein Film, den man einfach lieben möchte. Genau dieses Gefühl will man. Man will eine Bindung zu FRENCH EXIT aufbauen, so sehr wie Francis Price einen unverrückbaren Bezug zur Geldverschwendung hat. Es geht in FRENCH EXIT um das tiefere Verständnis zwischen Menschen, wie unbekannte Leute untereinander eine unbeabsichtigte Beziehung eingehen. Das Schicksal hat immer einen anderen Plan. In einer Szene sagt Francis Price in ihrer kalten und direkten Art zu ihrer freundlichen Nachbarin, dass sie nicht das geringste Interesse an ihrer Freundschaft hätte. Aus Gründen die der Film nicht erklärt, verbringen sie dann doch die meiste Zeit ihrer Einsamkeit zusammen. Genauso wie man Anfangs einfach nicht verstehen will, was ihren erwachsenen Sohn Malcolm antreibt. Mit stoischer Gleichgültigkeit folgt er seiner schrecklich egomanischen Mutter von New York nach Paris, wo sie ihrer privaten Insolvenz zu entkommen versucht.

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KILLERs BODYGUARD 2

Hitmans 2 - Copyright PARAMOUNT PICTURESHITMAN’S WIFE BODYGUARD
– Bundesstart 26.08.2021

Zwischen zwei DEADPOOL Filmen gab es sehr viele Kurzfilme mit und um Wade Wilson und seinem Alter Ego Deadpool. Ryan Reynolds war heiß, das Publikum war heißer, Deadpool brannte. Nicht nur im Film. Und zwischen sehr vielen Kurzfilmen mit und um Wade Wilson und seinem Alter Ego Deadpool, gab es KILLERS BODYGUARD. Eine überdrehte Action-Extravaganz die sich genau auf dem Niveau bewegen wollte, wie Tim Miller das abgefahrene Drehbuch von DEADPOOL inszeniert hatte. Und David Leitch stand dem mit DEADPOOL 2 in nichts nach. Spätestens da hätte Regisseur Patrick Hughes bemerken müssen, dass ihm noch einige Stunden in Film- und Theaterwissenschaft abhanden gekommen sind. Denn was ihm gefehlt hat, war das Gespür sein Publikum liebevoll zu umarmen, um mit unverfrorener Kaltschnäuzigkeit mit seinem Anti-Helden die Pforten des Schweinestalls zu öffnen. Aber Patrick Hughes hat geschwänzt, aber seine Hausaufgaben diesmal nicht von Tom O’Connor schreiben lassen, sondern von den Brüdern Brandon und Philip Murphy.

 

Seit seinen erschütternden Erlebnissen mit dem weltbesten Auftragskiller Darius Kincaid, ist der ehemals weltbeste Personenschützer Michael Bryce in Therapie. Nach Monaten vergeblicher Couchbesuche, kommt Michael die Idee vom Personenschützen ein Sabbatjahr nehmen. Alles was ihm seine Psychotherapeutin zugesteht ist ein Schweizer Taschenmesser, sonst nichts was als Waffe benutzt werden könnte. Für die wenigsten wird es eine Überraschung sein, das genau dieses Plot-Element… Wer an dieser Stelle Spoiler schreit, der sei gewarnt. Dies ist genau dieser Film, der solche Handlungsteile benutzt und ausspielt. Später im Film wird ein neuer Charakter eingeführt, der mysteriös im Dunkeln gehalten wird, bis die Spannung die Adern platzen lässt. Wenn man nicht schon längst aus allen möglichen Quellen ungewollt erfahren hätte, wer dieser Überraschungsgast sein soll.

Sam Jacksons Kincaid und Reynolds Bryce haben also ihren Spaß am Prügeln, Schießen, und Sprengen abgearbeitet. Ganz im Sinne des Irrglaubens, alles müsste in einer Fortsetzung erhöht werden, trifft KILLERs BODYGUARD 2 genau ins Herz. ‚Höher, schneller, stärker‘ ist das Motto von olympischen Spielen, bei Filmen ist es mittlerweile überholt und ermüdend. In den wenigstens Beispielen fordert es die Filmemacher und Autoren, sondern sie hangeln sich an Versatzstücken entlang, für die man den Erfolg des Vorgängers verantwortlich macht. Eine gute Idee schien an dieser Stelle die an Flüchen und Schimpfwörtern nicht zu überbietende Salma Hayek als Sonia Kincaid. Mit kurzen Intermezzos aufgefallen, übernimmt sie im zweiten Teil die Hauptrolle, und zwingt den abstinenten Bryce, mit ihr zusammen den abgöttisch geliebten Ehemann Darius aus einer misslichen Lage zu befreien.

Hitmans 2 c - Copyright PARAMOUNT PICTURES

In der Regel sind Action-Filme, die über die Stränge schlagen und mörderischen Spaß daran haben die Gesetze der Physik außer Kraft zu setzen, eine wohltuende Abwechslung zwischen Psychothrillern und High Concept Science Fiction. Ryan Reynolds ist ein Typ, der dies herrlich schräg verkörpern kann. Mit jugendlichem Charme und ungehemmter Geradlinigkeit hat er grafische Brutalität zu einer merkwürdig faszinierenden Kunstform erhoben. Man denke nicht nur an Wade Wilson, sondern auch an Marjane Satrapis THE VOICES. Konnte man beim erste KILLERs BODYGUARD noch ein Auge zudrücken, obwohl der schon gewaltige Probleme mit Humor und handlungsinterner Logik hatte, wird es nun um einiges schwieriger. Hey, höher, schneller, stärker.

Nicht nur das der dürftige Handlungsverlauf überhaupt keinen Sinn macht, außer um von einem Set piece zum anderen zu kommen. Und das besteht hauptsächlich darin, dass Hayek ununterbrochen flucht und nicht oft genug Motherf***er sagen kann, Jackson seinen vermeintliche Kumpel Bryce ununterbrochen nieder macht, und Bryce immer wieder betont, dass sie alle beste Freunde wären. Die Actionsequenzen sind wirklich gut orchestriert und choreografiert, mit diesen allein hätte es ein unterhaltsamer Film werden können. Aber ein durch geknallter Grieche der Rache an der EU wegen Sanktionen gegen Griechenland nehmen will, und auch noch von einem Spanier gespielt wird, ist selbst für James Bond mäßige Allmachtsfantasien zu pubertär und unoriginell ausgefallen. Nicht einmal als Persiflage funktioniert das, was man anderorts eigentlich Plot nennt.

Was aber KILLERs BODYGUARD 2 wirklich zum No-Go macht, ist seine menschenverachtende Ignoranz gegenüber Menschenleben. Nicht der fragwürdige Umgang mit Michael Bryce, der von Kincaid und seiner Frau ständig auf das Schlimmste gedemütigt wird, und er beide trotzdem als seine Freunde bezeichnet. Auch nicht, dass dieses obszöne, abstoßend ordinäre Paar ihren absurden Kinderwunsch erfüllt bekommt. Es ist hier, wie bereits beim Vorgänger, dass unschuldige Menschen ohne Rücksicht, ohne Scheu, und ohne weitere Beachtung ihr Leben lassen müssen.

In anderen Action-Filmen wird so etwas als dramatischer Effekt genutzt, mit Empathie und emotionaler Bestürzung, und um eine psychologische Rechtfertigung zu finden. Regisseur Patrick Hughes lässt unbeteiligte Passanten oder Strandurlauber im Kugelhagel, oder bei Explosionen sterben, einfach weil sie da sind, und es hat keine handlungsspezifischen oder dramaturgischen Konsequenzen. Vielleicht will sich Hughes mit Begrifflichkeiten wie Satire, Farce oder politischer Kommentar rechtfertigen. Dann hätte er sowas in dieser Art inszenieren müssen, in diesem Film ist davon nichts zu finden.

Hitmans 2 a - Copyright PARAMOUNT PICTURES

 

Darsteller: Ryan Reynolds, Salma Hayek, Samuel L. Jackson, Antonio Banderas, Gary Oldman, Frank Grillo, Morgan Freeman  u.a.
Regie: Patrick Hughes
Drehbuch: Tom O’Connor, Philip Murphy, Brandon Murphy
Kamera: Terry Stacey
Bildschnitt: Michael J. Duthie, Hack Hutchings
Musik: Atli Örvarsson
Produktionsdesign: Russell De Rozario
Großbritannien – USA / 2021
100 Minuten

Bildrechte: PARAMOUNT PICTURES
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